Augsburger Allgemeine Zeitung .
Mit allerhöchsten Privilegien .
Freitag
Nr. 136.
15 Mai 1840 .
Portugal .
Lissabon , 27 April . Die Nachrichten aus Loanda in Angola , welche mit der Brigg Boaventura ankamen , gehen bis zum 30 Jan. , und geben nicht die erfreulichsten Ansichten über den dortigen Zustand der Dinge . Der Hafen und die ganze Küste wird von englischen Kriegsschiffen blokirt . Ein Bericht sagt : Die Engländer lassen nicht ein einziges Schiff in den Hafen ohne die strengste Visitation . Schiffe , die von Brasilien kommen , halten sie durchaus für des Sklavenhandels verdächtig , sobald sie Gegenstände an Bord haben , die an verschiedene Personen consignirt sind ; sie werden daher auch ohne weiteres als gute Prise erklärt und nach Sierra Leone gebracht , die Schiffsmannschaft aber an der ersten besten Stelle der Küste ans Land gesetzt , wobei man sie noch ihrer wenigen Habseligkeiten beraubt , so daß diese Blokade in eine wahre priviligirte Piraterie übergegangen ist . Vor einigen Wochen ging ihre Grausamkeit sogar so weit , daß sie die Mannschaft eines Schiffs ohne Lebensmittel am Cap Negro an das Land setzen wollten , wo dieselbe dem Appetit eines wilden Anthropophagen-Stammes ausgesetzt gewesen seyn würde ; zu ihrem Glücke erschien gerade ein Küstenfahrzeug , welches die Mannschaft an Bord nahm . Selbst Gouvernements-Fahrzeuge , die von Loanda nach Dande schiffen , werden von ihnen untersucht , man verlangt von ihnen , daß sie mit Pässen versehen seyn sollen . Alle frischen Lebensmittel , Hühner und dergleichen , werden noch von diesen englischen Piraten requirirt ; beklagt man sich über ein solches Betragen , so erfolgt die Antwort , daß man noch froh seyn solle , so gelinde davon zu kommen und nicht in den Grund geschossen zu werden . Auf diese Art ( sagt der – wohl nicht sehr unparteiische – Correspondent ) ist hier aller Handel vernichtet ; unter dem Vorwande die Afrikaner von der Sklaverei zu befreien , gehen wir zu Grunde , und um so schneller , da wir der brittischen Insolenz eine völlige Apathie entgegensetzen . Die Staatseinkünfte sind durch die allgemeine Stockung des Handels ganz und gar vernichtet , der Ueberschuß , der in den Cassen existirte , ist bereits verschwunden , das Elend ist vor der Thüre , und was wird die Folge davon seyn ? Der jährliche Ueberschuß , der aus den Staatscassen nach Portugal ging , ist wie gesagt vernichtet , und ohne daß neue Fonds von Portugal geschickt werden , kann kein Staatsdiener , kein Militär hier mehr bezahlt werden . Der Gouverneur Noronha , der durch die strenge Befolgung der Befehle aus Portugal das Unglück Angola's bereitete ( was ihm wohl nicht zum Verbrechen angerechnet werden kann , indem er nur seine Schuldigkeit that ) , hat das dadurch entstehende Unglück nicht abwarten wollen und schiffte sich alsbald wieder ein , um in einem kleinen Schiffe nach Portugal zurückzukehren ; allein viele Monate sind nun schon seit jener Abreise verflossen , ohne daß man von diesem Schiffe etwas erfahren hätte , wahrscheinlich ist es verloren gegangen . “ – Der deutsche Naturforscher Lang , der mit jenem Gouverneur nach Angola ging , wurde schon einigemal todt gesagt , was sich indessen nicht bestätigt . Nur so viel weiß man nun , daß er gefährlich krank gewesen , sich aber wieder erholt und seine Reise in das Innere des Landes angetreten hat . Die 300 portugiesischen Colonisten , die man unter dem Versprechen goldener Berge nach Angola zog , und die man bei dem dort herrschenden absoluten Mangel an Mitteln der Staatscasse nicht mehr unterstützen konnte , sollen größtentheils im Elende umgekommen seyn . – Eine andere Nachricht , die mit demselben Schiffe aus Angola gekommen , besagt , daß das Decret vom 10 Dec. 1836 wegen Verbot des Sklavenhandels mit der größten Strenge von Seite der Behörden gehandhabt werde , daß die portugiesische Kriegscorvette Urania am 20 Jan. abermals ein Sklavenschiff , den portugiesischen Schooner Nympha , nach Rio de Janeiro bestimmt , aufgebracht mit 268 Sklaven , die man einstweilen in dem Fort S. Miguel einlogirt . Die ganze Zahl der aufgebrachten Sklaven beläuft sich schon auf 932 . Was wird man mit diesen Leuten beginnen ? Die Processe gegen die Sklavenhändler werden nun erst eingeleitet , manche Monate möchten darüber vergehen , bevor die Sentenz erfolgt , und bevor diese nicht erfolgt , kann auch das Schicksal der armen Neger nicht entschieden werden ( ? ) ; diese wollen aber ernährt seyn auf Staatskosten , und wovon soll man sie ernähren , da man selbst nichts mehr hat ? Sie werden verhungern .
Spanien .
Madrid , 3 Mai . Am 27 v. M. nahm der General Ayerve mit der 3ten Division das auf einem fast unzugänglichen Felsen gelegene Fort Ares ein , welches den Schlüssel der Verbindungen der Carlisten zwischen Morella und der Ebene von Castellon de la Plana bildet . Seine Truppen , von Artillerie unterstützt , drangen mit gefälltem Bajonnett in das Fort ein , und machten die Besatzung zu Gefangenen . Der Herzog de la Victoria hatte noch am 29 sein Hauptquartier in Monroyo , während der Graf von Belascoain und Zurbano bereits Gandesa besetzt hatten , und sich zwei Meilen von Mora
de Ebro befanden . Der General Vanhalen hat nach Erreichung seines Zweckes , Solsona zu verproviantiren , diesen Platz am 28 wieder verlassen , und mit den Carlisten , die sich ihm auf Anhöhen und Engpässen abermals entgegenstellten , ein hitziges Gefecht bestanden , in welchem er selbst an der Hand verwundet wurde . Während der Nacht lagerte er sich mit seinen Truppen in und bei Biosca . Demnach scheint es , daß er die Carlisten nicht verhindern konnte , Solsona aufs neue einzuschließen . Der Chef derselben , Segarra , soll in dem Treffen vom 24 verwundet worden seyn . – Gestern wurden mit großen Feierlichkeiten die Gebeine der beiden Artellerieofficiere Daviz und Velarde , die am 2 Mai 1808 als die ersten Schlachtopfer für die Unabhängigkeit Spaniens fielen , so wie auch die Ueberreste anderer an jenem Tage gefallener Schlachtopfer , aus der Kirche S. Isidro , wo sie bisher aufbewahrt wurden , nach dem Campo de la Lealtad an der Ecke , welche der Prado mit der nach dem Buen Retiro hinaufführenden Allee bildet , versetzt , und an dem Piedestal des dort aufgerichteten Obelisten aufgestellt . – Die von Saragossa kommende Diligence wurde vorgestern bei Guadalarara von 10 berittenen Factiosen aufgefangen und verbrannt . Sämmtliche in ihr befindliche Reisende wurden fortgeschleppt . Bekanntlich hat Balmaseda alle mit der Dilligence reisenden Personen mit dem Tode bedroht .
( Moniteur . ) Telegraphische Depesche . Bayonne , 8 Mai . In den Provinzen ist Alles vollkommen ruhig . Die Truppen kehren in ihre Garnisonen zurück . Täglich suchen Officiere , die an der letzten Auflehnung Theil genommen , eine Zuflucht auf unserm Gebiete .
Großbritannien .
London , 8 Mai .
Schon am frühen Morgen waren heute die Gangwege an beiden Seiten der Norfolkstraße , wo Lord William Russells Haus steht , gedrängt voll von Leuten , die theils um die Oertlichkeit des Hauses zu besichtigen , theils um etwas von den weitern Ergebnissen der eingeleiteten polizeilichen Untersuchung zu erfahren , von allen Theilen des Stadtviertels herbeiströmten ; bald erschienen in derselben Absicht auch viele Personen der höhern Classen zu Pferd und Wagen , so wie mehrere Verwandte und Bekannte des Ermordeten , welche die Leiche selbst besuchten ; und dieser Zudrang der Neugierigen hat den ganzen Tag hindurch fortgedauert . Norfolkstraße , zwischen Park-lane , Parkstraße und Grosvenor-Square gelegen , ist eine kleine Straße von 31 Häusern , die alle von Seitenverwandtschaften aristokratischer Geschlechter bewohnt werden ; Lord Williams Haus ( Nr. 14 ) , übrigens klein und etwas verfallen , stößt mit seinem Hinterhofe an einen großen Marstallhof ( Ham-Yard ) , der es von Park-Street trennt , ohne daß jedoch die Marställe mit dem Hinterhofe des Hauses selbst eine Verbindung hätten . Dieser Hof ist rings mit Mauern umschlossen , von denen die gegen den Marstallplatz 30 Fuß Höhe hat ; die andern aber , weniger hoch , an die Höfe der benachbarten Häuser stoßen ; alle sind mit Schiefer gedeckt , der , wenn Jemand hier hinübergestiegen wäre – sey es zum Sicheinschleichen oder zum Entfliehen – nothwendig Spuren davon zeigen müßte . Aber nirgends auch nur der leiseste Bruch oder Anstreif . Wenn also der Thäter in der That noch nicht entkommen ist , wo kann er sich versteckt finden ? In den Essen und Schornsteinen , so wie Rinnen und Abzügen , die man hat durchsuchen lassen , hat sich nichts gefunden ; doch ist ein Abzug , nach dem sich Courvoisier ängstlich erkundigt haben soll , Schwierigkeits halber noch nicht untersucht worden . Eingeschlichen haben könnte sich der Verbrecher durch das Hinterthor in der Zeit , daß Courvoisier ausging , Bier zu holen ( gegen 10 Uhr ) ; indessen hat man bei der ersten Aussagenaufnahme versäumt , Courvoisier zu fragen , ob er nicht schon , als er ging , jenes Thor zuschloß . Alle übrigen Nachsuchungen sind bis jetzt fruchtlos gewesen . Auch den Heinrich Carr , jenen bei Courvoisier zum Besuch gewesenen Kutscher , hat man , nachdem er sein alibi für jenen Abend hinlänglich nachgewiesen hat , wieder in Freiheit gesetzt . Doch fand sich in seinem Bericht eine falsche , später von ihm zurückgenommene Angabe . Eine vollkommen beschreibende Liste der gestohlnen Dinge ist an alle Pfandleiher , Goldschmiede und Uhrmacher verschickt worden , eben so insbesondere eine genaue Beschreibung der gestohlnen Uhr , nach Angabe des Uhrmachers , der sie erst vor kurzem gereinigt hatte . Auffallend ist es , daß sich in allen Zimmern nur eine einzige Blutspur – in der Schlafkammer selbst nicht weit vom Bette – nirgends ein Abdruck blutiger Finger gefunden hat . Die Zeit des Mords muß nach zwei zusammenstimmenden Zeugnissen ungefähr um 2 Uhr nach Mitternacht gewesen seyn ; anderthalb bis zwei Stunden nämlich , sieht man , brannte das Nachtlicht , und gegen 2 Uhr hörte die im benachbarten Hause wohnende Frau Anstruther ein lautes Aechzen , offenbar den , wahrscheinlich durch ein aufgedrücktes Kissen verdumpften , Todesschrei des Getroffenen . Der Leichnam ist jetzt in reinlichem Anzug und mit verdeckter Wunde ausgestellt , und zeigt in seinen ruhigen , schlummernden Gesichtszügen keine Nachwirkung des gewaltsamen Endes . Am nächsten Dienstag ( 12 Mai ) soll das Begräbniß stattfinden .
Wir haben nachträglich über die Sitzung des Unterhauses am 5 Mai zu berichten , in welcher bei Gelegenheit einer von Sir William Molesworth eingereichten Bittschrift lehrreiche Unterhandlungen gepflogen wurden über Vor- und Nachtheile der Deportationsstrafe . Jene Bittschrift nämlich , unterzeichnet von vielen Einwohnern Londons , verlangt vollkommene Abschaffung dieser Strafe , als einer Maaßregel , die nicht nur den Bestraften selbst physisch und moralisch zu Grunde richte , sondern auch für einen großen Theil der übrigen Colonisten von den verderblichsten Folgen sey ; und Sir William , als Vorsitzer der Gesellschaft , welche die Bittschrift übersandt , unterstützt letztere durch eine besondere Motion , in welcher er „ 1 ) die schädliche Wirkung der Deportation auf den Bestraften selbst 2 ) ihre nicht minder schädliche Wirkung auf die mit dem Bestraften zusammenlebende Gesellschaft , und 3 ) die Möglichkeit , sie durch eine andere Strafe zu ersetzen , “ umständlich zu entwickeln sucht . Hinsichtlich des dritten Punktes schlägt er vor , die Verbrecher , anstatt der Deportation , vielmehr einem verbesserten Pönitentiarsystem in Besserungshäusern und Gefangenschiffen mit abgesonderten Zellen zu übergeben , und ihnen dann , nach Ablauf der Straffrist , und wenn sie sich einer solchen Gunst würdig gezeigt , die Auswanderung auf öffentliche Kosten , die mit dem Verkauf unbebauter Ländereien in Neu-Süd-Wales und Vandiemensland gedeckt werden müßten , zu gestatten . Lord J. Russell antwortet , daß von den beiden sich entgegenstehenden Straftheorien , der des Abschreckungssystems einerseits und der des Besserungssystems andrerseits , der sehr ehrenwerthe Baronet , nach dem Beispiele seines Freundes , des Erzbischofs von Dublin , dem Extrem der zweiten Theorie etwas zu geneigt scheine , und deshalb die Unmöglichkeit eines augenblicklichen vollkommenen Aufhebens der Deportation für die Regierung nicht gehörig berücksichtige . Indessen habe die Regierung selbst , der die vielen mit der Deportation verbundenen Mißbräuche und Nachtheile nicht entgangen , schon seit längerer Zeit daran gedacht , vor Allem den Gebrauch des Zuschreibens der Deportirten an je einen bestimmten Herrn ( the assignment system ) aufzuheben ; sie habe ferner auch eine
Verordnung vorbereitet , nach der vom 1 August an die Deportationen sowohl nach Neu-Süd-Wales als auch nach den schon bebauten und bewohnten Gegenden von Vandiemensland völlig aufhören solle ; zugleich sey die Regierung entschieden der Absicht , das Pönitentiarsystem nach Kräften zu verbessern , und es , für eine gewisse Zeit , auf alle Verbrecher auszudehnen . Bei alle dem jedoch könne er ( Lord J. Russell ) die Motion Sir Williams in ihrem ganzen Umfange nicht gutheißen und müsse vorschlagen , darüber zur Tagesordnung zu schreiten . Gegen diese Bemerkungen sowohl Sir William's als Lord John's spricht Lord Mahon , indem er die Deportation von allen Strafarten für die beste und dem Vaterland , der Strafcolonie wie auch dem Verbrecher selbst für gleich vortheilhaft erklärt . Besonders wundert er sich , daß der sehr ehrenwerthe Baronet , dessen preiswürdige Beweggründe er übrigens anerkennt – das System gerade zu einer Zeit angreife , wo man es namentlich in Frankreich , von den gräulichen Wirkungen jener Verbrechen brütenden Bagnos erschreckt , allgemein bewundere und nachzuahmen suche . Möge das Deportationssystem jetzt mit vielen Mißbräuchen behaftet seyn , gewiß stehe es der Regierung eher zu , es davon zu reinigen , als es ganz und gar aufzugeben . Hr. Ward spricht wieder in Sir Williams Sinne , indem er die Herren-Zuschreibung ( assignment system ) von der Deportation für unzertrennlich hält , und überdieß besonders der Regierung die Ungesetzlichkeit vorwirft , mit der sie die für Beförderung der Auswanderer verwilligten Gelder auf den Bau von Kerkern u. dgl. verwandt habe . – Nachdem sodann noch mehrere andere Redner in verschiedenem Sinne gesprochen haben , wird zur Tagesordnung geschritten .
Der Globe stellt sich zur Wehr gegen mehrere Beschuldigungen , die der brittische Charakter kürzlich von der französischen Presse besonders hinsichtlich seiner uneigennützigen Menschenliebe erfahren hat . „ Dem ehrlichen John Bull bei seinen guten Handlungen andere Beweggründe als er selbst angibt , unterzuschieben , ist um so ungerechter , als John gewiß nicht zu den Leuten gehört , die sich , wenn sie eine Tugend nicht haben , viel Mühe geben , dieselbe zu heucheln . Er ist viel zu sehr gewohnt seine Fehler für eben so gut zu halten , als ein anderer seine Tugenden , und denkt nie daran seinem Stolz oder seiner Gewaltsamkeit ein freundliches Ansehen zu geben . Wir behaupten frei , daß , nach unserer Ueberzeugung , die lange Gewohnheit freier Verhandlung und freien Handelns , verbunden mit mehreren andern hier nicht zu erwähnenden Eigenheiten und Umständen , dem englischen Volkscharakter eine höhere Spannung ( a higher tone ) oder wenigstens einen größern Grad von Offenheit ertheilt haben , als man anderswo so leicht finden könnte , und unsere Nachbarn können überzeugt seyn , daß jede Meinung , die in diesem Lande einen umfassenden Ausdruck findet , eine wirkliche Meinung ist und nicht eine Maske , von bloßem Egoismus vorgenommen . “
Frankreich .
Paris , 10 Mai .
( Moniteur . ) Das Journal la Presse sprach gestern von einem von dem Ministerium eingegangenen Kauf , wodurch drei Journale in ein einziges vereinigt worden seyen , das die Bestimmung hätte , dem Cabinet als offenkundiges Morgenorgan zu dienen . Wir sind ermächtigt , dieser Angabe den förmlichsten Widerspruch entgegenzusetzen . Die Regierung hätte viel zu thun , wenn sie sich die Mühe geben wollte , täglich die jeden Morgen von gewissen Journalen verbreiteten verleumderischen Gerüchte zu widerlegen . Man hat das Ministerium beschuldigt , den Tagblättern Unterstützungen zu reichen ; diese Angabe ward widerlegt . Jetzt will man dieselbe Auflage gegen die periodischen Revuen aufstellen , wir widersprechen auch dieser neuen Form einer und derselben Verleumdung . Diese Erläuterung wird aber die letzte seyn .
Wir kommen noch einmal auf die Rede des Conseilpräsidenten Hrn. Thiers in der Sitzung der Deputirtenkammer vom 8 Mai zurück . Folgende Bemerkungen finden sich darin über Frankreichs überseeische Besitzungen : „ Die französischen Colonien sind Bourbon , Guadeloupe , Martinique ; überdieß haben wir einige unbedeutende Comptoirs in Ostindien , am Senegal und in Cayenne . Bourbon hat , seitdem wir Islede-France verloren , keinen Kriegshafen mehr . Doch könnten wir Einiges thun , die Lage dieser Colonie zu verbessern . Bourbon ist unser letzter Ankerplatz in den indischen Meeren ; übrigens kein Punkt von Wichtigkeit . Dagegen sind Martinique und Guadeloupe in den Antillen Punkte , die viele Berücksichtigung verdienen . Ich höre viel vom Handel des Orients sprechen , zweifle aber daran sehr und fürchte , daß ehrgeizige Mächte den Orient noch viel mit Blut bespritzen , bevor er der Schauplatz eines großen Handels werden kann . Sicher bin ich dagegen , daß Amerika unserm Handel eine unermeßliche Zukunft darbietet . Derselbe ist bereits blühend in Nordamerika . In den Republiken des Südens , die eine regelmäßige Organisation annehmen , ist unser Handel im Aufschwung begriffen . Zwar gibt es einige Staaten , welche , wie Sie in Buenos-Ayres und in Mexico gesehen , noch nicht alle Regeln des Völkerrechts anerkennen ; doch auch sie können sich organisiren , und ich bin überzeugt , daß Frankreichs Producte im Süden Amerika's eben so große Absatzwege finden werden , wie im Norden . Zwei Besitzungen wie Martinique und Guadeloupe sind von großer Wichtigkeit , und es wäre unbillig , sie vernachlässigen oder sich selbst überlassen zu wollen , was so viel hieße , als sie ganz aufgeben . “ Hr . Thiers ging mit vielen Details in den gegenwärtigen Stand der französischen Kriegsmarine ein . Die Zahl der inscribirten Seeleute beträgt 110,000 Mann . Unter diesen 110,000 Inscribirten befinden sich aber 14,000 Schiffsjungen von 10 bis 15 Jahren , 17,000 Novizen von 15 bis 18 Jahren , 10 bis 11,000 Hafenarbeiter und 9 bis 10,000 Küstenfahrer und Kauffahrteischiffscapitäne ; die Zahl der eigentlichen activen Seeleute von 18 bis 50 Jahren , welche verpflichtet sind , dem Staate beim ersten Aufruf Folge zu leisten , beläuft sich auf 55 bis 56,000 Mann mit Inbegriff der Officiere und Unterofficiere . „ Dieß ist fuhr Hr . Thiers fort – noch nicht Alles . Ich will nicht von Rußland sprechen , wo man Soldaten aus Individuen macht , die dem Boden entrissen werden ; ich spreche nicht , wie Napoleon einst im Staatsrath zum Admiral Truguet gesagt : „ Gebt mir Menschen und Geld , ich werde euch Matrosen daraus machen . “ Es war eines jener außerordentlichen Worte , wie sie zuweilen von dem Munde des Mannes kamen , dessen Geist so mächtig war . Dagegen gibt es andere Fragen , die öfters in der Marine zur Sprache kamen , und die Anlaß zu einem Gesetzesentwurf geben könnten , den ich sobald als möglich der Kammer vorlegen werde . Es gibt in unsern Seehäfen viele Ausländer , welche vom Fischfang leben , und alle Vortheile französischer Matrosen genießen , ohne deren Bedingungen zu erfüllen , ohne Militärdienste zu thun . In unsern mittelmeerischen Häfen sind es Neapolitaner , Catalonier , Sarden , nämlich Genueser ; im Ocean Spanier , im Golfe der Gascogne Basken , an unsern Nordküsten Belgier . Sie bilden zusammen eine Masse von 10,000 Menschen . Ueberdieß gibt es noch Arsenalarbeiter , die vom Militärdienst frei sind , aus denen sich auch 5 bis 6000 Männer nehmen ließen . Unterwirft man nun alle diese Individuen der Marineinscription , so vermehrt man die 65 bis
66,000 Inscribirte gewiß mit 10,000 diensttauglichen Männern , und erhält sonach einen Effectivstand von 75 bis 76,000 Mann . Seit 1836 hat sich die Marineinscription um 8 bis 10,000 Mann vermehrt . Sie beträgt gegenwärtig 110,000 Menschen ; im Jahre 1776 betrug sie nur 67,000 Menschen . Seit fünfzig Jahren hat unsre Marinebevölkerung zugenommen , und dieß war namentlich seit einigen Jahren der Fall . Zwar war die Zunahme nicht so groß , als ich wünschte , aber gewiß ist , daß unsre Marinebevölkerung im Fortschreiten ist . Unsre verfügbaren Seeleute belaufen sich wie gesagt auf 55,000 Mann , durch einen Gesetzartikel können Sie dieselben auf 65,000 bringen ; mit Einschluß der ausgehobenen Linienmannschaften betragen sie 85,000 . Von obigen 55,000 Mann kommen 19,000 auf die k. Marine , 17,000 sind bei der Schifffahrt im Nordmeere , in Ostindien , an der Küste von Afrika und im mittelländischen Meere beschäftigt , 10,000 absorbiren die Colonien , die übrigen der Meerfischfang . Nimmt man nun einen Effectivstand unsrer Marine von 55,000 Seeleuten an , so kommt davon ein Fünftel auf die Colonien , nimmt man 85,000 an , so ist das Verhältniß ein Achtel . Sonach ist es unwahr , daß die Marine kein Interesse an der Erhaltung der Colonien hätte , aber unwahr ist es auch , daß die Colonien die ganze Größe der französischen Seemacht enthalten . Die Vortheile unsrer Colonien sind also mit Einem Worte folgende : sie repräsentiren den dreizehnten Theil unsers allgemeinen Handels und den fünften oder achten Theil der Größe unsrer Marine . Würde man heute zu den Colonisten sagen : unser System ist geändert ; vor zwei Jahrhunderten setzten wir Hoffnungen in die Colonien , jetzt haben wir keine mehr ; handelt wohin ihr wollt – überdieß habt ihr Neger , die man früher oder später emancipiren muß ; diese Emancipation kommt theuer zu stehen , wir wollen uns nicht mehr mit euch beschäftigen – wenn man so zu den Colonien sprechen würde , hieße dieß nicht ein großes moralisches Interesse verkennen ? Die Colonisten sind Franzosen , die ihr vor zwei Jahrhunderten ermuntert , nach den Colonien gelockt habt ; sie müssen als Franzosen behandelt werden . “
In der Sitzung der Deputirtenkammer am 9 Mai nahm am Schlusse der Discussion über das Amendement des Hrn. Lavace Laplagne der eifrigste Verfechter des Rübenzuckers , General Bugeaud , als Berichterstatter das Wort : „ Es ist unmöglich , die Sache der Erhaltung der einheimischen Zuckerindustrie besser zu vertheidigen , als der Präsident des Conseils in der gestrigen Sitzung gethan hat , und wenn ich nicht dieselben ökonomischen Ideen bereits besessen , wenn ich nicht , wie er , eine große Liebe für die Cultur der Runkelrübe schon früher gehabt , so hätte er mich , ich erkläre es , für seine Fahne gewonnen . Wenn es nun aber in diesem Falle überflüssig war , mich zu erobern , so gestehe ich wenigstens , daß die Rede des Conseilpräsidenten mein Herz mit Hoffnungen erfüllt hat . Was darf man aus der glänzenden Schilderung , die er Ihnen von den Vortheilen dieser großen industriellen Cultur gemacht , anders schließen , als daß er der einheimischen Industrie eine Lage bereiten will , die ihr gestattet zu existiren , nicht als eine Merkwürdigkeit , sondern als eine wahre Industrie des Landes . Jedoch ließ sich der Präsident des Conseils bei Beginn seiner schönen Rede eine Bemerkung entwischen , die meine Hoffnungen etwas herabstimmte . Er sagte , daß er dem gegenwärtigen Amendement das Amendement des Hrn. Lanyer ( der eine Steuer von 25 Fr. auf den Rübenzucker vorschlägt ) vorziehen würde . Freilich , einen Vorzug geben heißt noch keineswegs eine Wahl treffen . Man zieht ein kleineres Uebel einem größern vor ; ich habe also Ursache zu hoffen und zu glauben , daß dieß noch nicht das letzte Wort des Cabinets ist . ( Gelächter ) . Bei der Abstimmung ergab sich , wie gestern bereits erwähnt worden , eine entschiedene Majorität gegen das Amendement des Hrn. Lacave-Laplagne . Die drei ersten Artikel des Gesetzesentwurfs hinsichtlich der Zölle des Colonialzuckers wurden angenommen . Ein Amendement des Hrn. Monier de la Sizeranne , die Abgaben auf beide Industrien binnen fünfzehn Jahren allmählich gleich zu stellen , wurde mit großer Majorität verworfen . Ueber das Amendement des Hrn. Dumon , welcher eine Abgabe von 27 Fr. auf den Rübenzucker vorschlägt , war es am Schlusse der Sitzung noch zu keiner Abstimmung gekommen .
Die Pairskammer fuhr in ihrer Sitzung vom 9 Mai mit der Berathung des Expropriationsgesetzes fort , ohne damit zu Ende zu kommen . Diese Discussion zieht sich bereits durch mehrere Sitzungen . Der Finanzminister legte drei bereits von der Deputirtenkammer angenommene Gesetzesentwürfe vor , hinsichtlich der Rentenumwandlung , der Abschaffung des Salzmonopols und der definitiven Regulirung der Rechnungen von 1837 .
Die Akademie der schönen Künste hat im ersten Scrutin den Grafen Montalivet mit 36 Stimmen zum Mitglied ernannt . Hr. Bragniart und Hr. Onslow hatten jeder 2 Stimmen erhalten .
Das in Havre erscheinende Journal d' Outre-Mer gibt nähere Details über die Wegnahme eines französischen Schiffs an der Mündung des Gambia . Die HH . Pellen und Marbeau , Kaufleute von Saint-Louis am Senegal , hatten mit der französischen Colonialverwaltung einen Contract abgeschlossen , dem zufolge sie sich anheischig machten , hundert Negersklaven nach Cayenne abzuschicken , woselbst sie ihre Freiheit erhalten und gegen Verpflichtung einer vierzehnjährigen Dienstzeit eine Compagnie von Pionniers bilden sollten . Ein Officier der k. Marine sollte mit nach Cayenne reisen , um die pünktliche Vollziehung des Contracts zu überwachen . Die für diesen Transport bestimmte Goelette wurde im Hafen von St. Marie von der englischen Krigsbrigg Sarazin , dessen Commandant , Capitän Hill , die Bestimmung des Fahrzeugs bereits kannte , angehalten . Die Schwarzen waren noch nicht am Bord , wohl aber der zu ihrem Verbrauch nöthige Wasservorrath . Capitän Hill , der hier eine Uebertretung des Sklavenhandelverbots erblicken zu müssen glaubte , nahm das Fahrzeug in Beschlag und führte es sammt Mannschaft und Passagieren nach Sierra-Leone . Der französische Gouverneur des Senegal schickte ein Fahrzeug dorthin ab , um das weggenommene Schiff zu reclamiren . Das Journal d' Outre-Mer beklagt , daß Frankreich den Engländern das Recht die Schiffe zu durchsuchen gestatten habe , während von der Regierung der Vereinigten Staaten dieß nie geduldet worden sey .
Paris , 9 Mai . Die Begebenheiten bestätigen unser Urtheil über die in den Departementen ausgebrochenen Unruhen , die eine Carlistische Correspondenz in der Allgem. Ztg. als die drohenden Vorläufer eines nahen Untergangs von Frankreich deuten wollte . Gott sey Dank , Frankreich steht nicht auf so schwachen Füßen , daß der augenblickliche Unverstand einer aufgebrachten oder hungrigen Gemeinde seinem Daseyn , seiner Fortdauer Gefahr drohte , oder daß es die Widerlegung so liebevoller Prophezeiungen nicht mit aller Zuversicht der Zeit allein überlassen könnte . Wir hören noch immer von vereinzelten meuterischen Auftritten gegen die Fruchtpreise in den Provinzstädten , aber überall beschränkt sich die That auf unzusammenhängende Versuche , denen das bloße Erscheinen der Behörde alsbald ein Ende macht . Wir haben in dieser Beziehung ein
schönes Beispiel von Mäßigung zu nennen . Im Departement du Cher war es der Gendarmerie nicht gelungen , die Ordnung herzustellen , die Menge stürzte sich wüthend auf die Linientruppe , die mit geladenem Gewehr da stund , und nach geschehener dreifacher Aufforderung jeden Augenblick Befehl zum Feuern erhalten konnte , als der Maire , um das Blutvergießen zu vermeiden , die Truppen vielmehr alle in ihre Caserne zurückschickte und allein unter dem Volke zurückblieb , das er auch nach und nach insoweit zur Ordnung zurückführte , daß die Verkäufer nicht gezwungen wurden , zu geringern als den von ihnen angesetzten Preisen zu verkaufen . Am Abend darauf war Alles in die Schranken der gewöhnlichen Friedlichkeit wieder eingelenkt . – Was in diesem Augenblick in einem Theil der Pariser Presse vorgeht , ist ein ergötzliches Schauspiel für die , welche an Widerspruch , Inconsequenz und der durch Egoismus erzeugten Ungeschicktheit ihre Luft haben . Die conservativen Journale sind nachgerade zu einem Maaße von Leidenschaftlichkeit gelangt , daß man sie gleich einer gewissen Partei in der ersten Revolution die furieux de moderation nennen kann . Nichts geht nach ihrem Wunsch , keine ihrer trüben Vorhersagungen will sich verwirklichen , und in ihrer Wuth wissen sie selbst nicht mehr ihre Angriffe zu berechnen , unterscheiden ihre eigenen Genossen nicht mehr vom Feinde . Man hatte den dem Hrn. Dupont de l' Eure gemachten Vorschlag , ihm die erledigte Rathsstelle am Cassationshofe zu geben , für abgeschmackt erklärt , und die linke Seite auf jede Weise herausgefordert , ihre tugendhafte Selbstverläugnung auf diesem praktischen Boden zur Probe zu tragen ; und als Dupont de l' Eure , aus wirklichem , wiewohl vielleicht übertriebenem Scrupel , den Antrag ablehnte , erklärte man seine Weigerung für absurd ! Journale , von denen es notorisch ist , daß sie seit ihrem Entstehen von Subventionen der Regierung gelebt haben , und die dermalen dieses günstigen Monopols beraubt sind , bemühen sich jeden Tag , die grundlosesten Mährchen zu erzählen , und aus der Casse des Ministerpräsidenten die geheimen Gelder auf geheimem Wege in die Casse dieses oder jenes liberalen und darum jetzt ministeriellen Journals zu leiten , ohne daß die frechste Behauptung von heute dem kräftigsten Lügestrafen von morgen etwas anders als ein unmächtiges Schweigen entgegenhalten kann – ein Schweigen , das in solchem Falle nicht bloß die logique des bêtes ist . Daß in diesem löblichen Turniere die Girardin'sche Presse den Reihen führt , mit keckem Finger an jeden Unrath rührt , der sonst ein ehrliches Gemüth zurückschrecken und empören würde , brauche ich wohl nicht erst anzuführen ; von ihr kommt das erste Gerücht , Hr. Thiers habe das cabinet noir wieder hergestellt ; von ihr die neueste Behauptung , der Temps mit mehreren andern Journalen seyen dem Ministerium verkauft , und der Director des Temps habe nur darum das Blatt an sich gebracht , um Thiers zu dienen , und für diesen Dienst dereinst reichlich belohnt zu werden . Wo der moralische Schmutz am dichtesten gehäuft ist , fühlt sich die „ Presse “ mit heimathlicher Allgewalt angezogen – kein Wunder daß sie ihn überall erblickt , oder unterstellt , wo immer sie sich hinwendet ; man kann als ausgemachte Wahrheit annehmen , daß jeder unsaubere Handel , den sie verläumderisch ihren Gegnern zur Last legt , entweder eine Erinnerung ihrer eigenen Vergangenheit oder ein geheimer Wunsch für eine günstigere Zukunft ist ; ihre Beredsamkeit ist nicht die der gewissenhaften Entrüstung , es ist der mißtönende Schrei des Neides und der Schelsucht ; dieß mag zum Maßstab ihrer Moral dienen . Es hinge nur vom Ministerium ab , von der nämlichen Presse morgen mit dem nämlichen Eifer gelobt zu werden , mit welchem diese ihn heute angreift . Daß es zu diesem einfachen Mittel nicht greift , das gerade scheint dem Hrn. Girardin so unerklärlich , gereicht aber dem Ministerium in den Augen der Nation zu desto größerer Ehre . Es ist in gewissen Zuständen des politischen wie Privatlebens nicht genug , achtungswerthe und allgemein geachtete Freunde zu haben , man muß auch , zu größerer Gewähr , gewisse Leute von nicht minder zweifelhaftem entgegengesetztem Charakter zu Feinden haben , das mehrt , stärkt und befestigt das allgemeine Vertrauen . In dieser Beziehung kann das Ministerium vom 1 März sich rühmen , alle günstigen Schicksalszeichen über seinem Haupte vereint zu sehen ; der beste Dienst , den ihm die Presse erzeigen , das beste Mittel , wodurch sie den öffentlichen Glauben an seinen Bestand herbeiführen konnte , war , dasselbe von seinem unreinen Hauche unberührt zu lassen , es aller Gemeinschaft mit ihr enthoben zu erklären .
Deutschland .
Karlsruhe , 6 Mai . ( Berathung der zweiten Kammer über das Strafgesetz . ) Der Abg. v. Rotteck wollte auf die §§ . 536 und 537 über den mittelst Aufruhrs unternommenen Hochverrath zurückkommen , indem diese Artikel gestern erst am Schlusse der Sitzung noch zur Discussion ausgesetzt wurden , und keiner reifen Berathung unterlagen . Er führte zugleich aus , daß und warum zu strenge Strafen bei politischen Verbrechen , als unnöthig und Furcht verrathend , zu vermeiden seyen . Nach einer kurzen Erörterung entschied aber die Kammer , daß die Discussion über die gestern erledigten §§ . 536 und 537 nicht wieder aufgenommen werden dürfe . Die §§ . 539 und 540 geben besondere Bestimmungen über die hochverrätherischen Verschwörungen , wenn der Aufruhr nicht wirklich zum Ausbruch gekommen ist . Die Strafandrohungen sind größer oder geringer , je nachdem die Verschwornen die Mittel zur Erregung des Aufruhrs und die Art und Weise der Durchführung und Benützung desselben für den hochverrätherischen Zweck schon verabredet haben oder nicht . Da für diejenigen , welche da , wo der Aufruhr zum Ausbruch kam , bei diesem nicht mitwirken , wohl aber an der Verschwörung ( ohne Anstifter zu seyn ) Theil nahmen , keine besondere Strafandrohung vorhanden ist , so beantragte Sander für sie die nämliche Strafe , wie sie im §. 537 a. für diejenigen bestimmt ist , welche umgekehrt an der Verschwörung keinen Theil genommen haben , aber beim Aufruhr selbst mitwirkten . Vicekanzler Bekk : die gemeinen Theilnehmer an einer verbrecherischen Verbindung werden , wenn sie bei der Ausführung des Verbrechens nicht mitwirken , nach §. 114 allgemein von der Strafe des Versuchs oder der beendigten Unternehmung getroffen . Es bedürfe für sie also hier keiner besondern Bestimmung . Sander hielt die Strafe der beendigten Unternehmung für zu hoch . Mördes sieht den Verschwornen , der am Aufruhr selbst keinen Theil nimmt , für strafbarer an , als denjenigen , der , ohne an der Verschwörung Theil genommen zu haben , bei dem ausgebrochenen Aufruhr selbst mitwirkt . Staatsrath Jolly bestätigt dieß mit dem Bemerken , daß der letztere , da er doch noch sein Leben einsetze , und oft durch den Augenblick hingerissen werde , weniger schändlich sey , als derjenige , welcher durch Theilnahme an der Verschwörung für den hochverrätherischen Aufruhr wirksam sey , alsdann aber , wenn es zur That komme , sich hinter die Coulissen zurückziehe , um , wenn der Aufruhr unterdrückt werde , den Unschuldigen zu spielen , oder im andern Fall am Triumphe Theil zu nehmen . Rindeschwender : einverstanden . Sanders Antrag wurde abgelehnt . Nach §. 541 wird derjenige , welcher durch öffentliche Reden oder durch öffentlich verbreitete Schriften zu hochverrätherischen Unternehmungen bestimmt aufforderte , ohne
daß dieß ein solches Unternehmen oder eine dießfallsige Verschwörung zur Folge hatte , von Kreisgefängniß nicht unter 3 Monat bis zu 3 Jahr Arbeitshaus bestraft . Staatsrath Jolly trug darauf an , daß das von der Commission eingeschaltete Wort „ bestimmt “ gestrichen werde . Welcker fürchtet , es könnte , wenn dieses Wort weggelassen werde , der Begriff der Aufforderung zu weit ausgedehnt werden , und zumal bei politischen Verbrechen sey eine vor Mißgriffen möglichst sichernde Fassung nöthig . Vicekanzler Bekk : eben so könnte auch durch den Ausdruck „ bestimmt “ die Mißdeutung entstehen , daß es an einer einfachen Aufforderung , die indirect oder z. B. durch eine Menge Fragen ausgedrückt sey , nicht genüge . Man dürfe den Begriff von Aufforderung weder erweitern , noch beschränken , es müsse eben eine Aufforderung seyn . In gleichem Sinne sprachen Christ und Trefurt , wogegen Rotteck , Sander und Aschbach den Commissionsantrag , der auch mit den in andern Gesetzgebungen aufgenommenen gleichen Bestimmungen übereinstimme , vertheidigten . Der Commissionsantrag wurde angenommen . Baumgärtner fragt : wie die Schmähungen gegen die Regierung , die keine Aufforderung zum Hochverrath enthalten , aber Haß und Verachtung gegen dieselben erregen , gestraft werden ? Geh. Rath Duttlinger : wenn darin Beschimpfungen oder falsche Beschuldigungen liegen , die sich auf Mitglieder des Ministeriums oder überhaupt der Regierung beziehen lassen , so finde die Strafe der Ehrenkränkung oder Verleumdung Anwendung , und sie werde auf Antrag des Staatsanwalts ausgesprochen . – Nach §. 541 werden diejenigen , die durch eines der oben erwähnten gewaltsamen Mittel die Auflösung des deutschen Bundes , oder die Losreißung eines Theils desselben vom Bunde , oder eine Abänderung der Bundesverfassung zu bewirken unternehmen , von den nämlichen Strafen getroffen , wie wenn sie dasselbe Verbrechen gegen das Großherzogthum verübt hätten . Welcker bekämpfte diese Bestimmung , weil der deutsche Bund nur ein völkerrechtlicher Verein sey , an ihm also kein Hochverrath begangen werden könne . Staatsrath Jolly : das Großherzogthum bilde nach §. 1 der Verfassungsurkunde einen Bestandtheil des deutschen Bundes , ein gewaltsames Unternehmen gegen den Bund sey also auch ein solches gegen das Großherzogthum . Ueberdieß sey der Artikel dem Bundesbeschluß von 1836 gemäß , also nothwendig . Rotteck , Sander und Aschbach unterstützten Welckers Antrag auf Verwerfung des Artikels , es möge der Bundesbeschluß von 1836 , so lange er bestehe , vollzogen , aber als der völkerrechtlichen Eigenschaft des Bundes widersprechend durch unser Gesetz nicht sanctionirt werden . Nach einer längeren Discussion , woran noch Vicekanzler Bekk , Schaaff , Gerbel , Zentner , Mohr und Rindeschwender Antheil nahmen , wurde der Artikel nach dem Regierungsentwurf angenommen .
Dresden , 7 Mai . Bei der gestrigen Verhandlung der zweiten Kammer wurde auch der unglücklichen Presse wieder gedacht , und , wie man fast voraussetzen darf , gerade auf keine sehr freundliche Weise . Es hatte nämlich vor einiger Zeit das hiesige Wochenblatt zwei Aufsätze gegeben , in welchen sich über das Verfahren der zweiten Kammer bei Ablehnung der Todtenschau mißbilligend ausgesprochen wurde . Der eine dieser Aufsätze führte die Ueberschrift : „ Die sächsischen Kammern von 1840 vor dem Richterstuhle der Menschheit . “ Gegen diese Aufsätze wurden nun bei der gestrigen Berathung verschiedene Streiche geführt . Secretär Dr. Schröder eröffnete den Reihen , und citirte eine Aeußerung der Presse , die ihm als für die Kammer beleidigend vorkam , obwohl sie mit königl. sächsischer Censur gedruckt worden sey . Er sey zwar im Allgemeinen nicht gegen die Presse , aber hier sey sie doch zu weit gegangen ; es heiße das einen moralischen Zwang auf die Kammer ausüben wollen . Löhnig sprach in Bezug auf diesen Ausfall gegen die Presse sein Bedauern aus , daß dergleichen zwei Tage hinter einander in der Kammer vorgekommen , da dieß am Vorabend der Berathung über das Preßgesetz kein guter Vorbote , und um so betrübender sey , als dieß am Ende eine Verschärfung der Censur nach sich ziehen könnte , „ wodurch sich die sächsische Kammer vor ganz Deutschland brandmarken würde . “ Schmidt meinte , auf die Presse sey in dem vorliegenden Fall schon etwas zu geben , da sie hier nicht von Parteien benutzt werde . Er werde sich durch die Presse nicht eine Ueberzeugung aufdringen lassen , die er für richtig nicht halten könne , aber das schließe nicht aus , das in öffentlichen Blättern Geschriebene zu prüfen , und selbst aus Schmähungen Gutes zu entnehmen . Todt erklärte , daß es unrecht und anmaßend sey , zu verlangen , außerhalb der Kammer solle Niemand seine Stimme erheben und über das öffentliche Leben ein Wort mitsprechen , da ja die Weisheit nicht in der Kammer allein ihren Sitz habe , sondern außerhalb derselben auch noch Leute wären . v. Watzdorf nahm Bezug auf Löhnigs Aeußerung , und sprach dabei den Wunsch aus , die Regierung möge sich nicht etwa veranlaßt finden , auf den Grund der gestrigen Verhandlung die Censur zu verschärfen . Oeffentliche Urtheile über Regierung und Kammern , Gesetze und Verwaltung müßten der Presse zustehen . Tadelten die öffentlichen Blätter , so sey der Tadel entweder begründet oder nicht . Erstern Falls müsse man ihn beachten , letztern Falls ihn auf sich beruhen lassen , sich nicht um ihn kümmern . ( Leipz . A. Z. )
Preußen .
Berlin , 7 Mai . Gestern hat Schönlein seine klinischen Vorträge in dem Charité-Krankenhaus eröffnet . Die Spannung , die seit fast zwei Jahren geherrscht , ob der berühmte Mann wirklich für unsere Universität gewonnen würde , die Freude , in welche sich diese Spannung löste , als Schönlein's Ernennung zur Gewißheit geworden und seine Vorlesungen für das verflossene Wintersemester bereits amtlich angezeigt waren , ließen es erwarten , daß ein zahlreiches lernbegieriges Auditorium die Ankunft des längst Herbeigewünschten freudig begrüßen würde . Schönlein hatte jedoch seine Hierherkunft bis zum Sommer ausgesetzt , und war durch sein Zögern , man möchte sagen , um so interessanter geworden ; denn bereits eine Stunde vor dem auf 11 Uhr festgesetzten Anfange hatte sich in dem zur Versammlung bestimmten , schon ziemlich geräumigen klinischen Saal eine solche Masse von Zuhörern , auch nicht der Medicin Beflissenen , eingefunden , daß zuletzt eine Secession nicht nur wünschenswerth , sondern sogar unumgänglich nothwendig wurde . Alle drängten sich deßhalb in den größten , amphitheatralich gebauten klinischen Saal der Charité , der sich denn auch sofort bis zur Decke gefüllt hatte . Bald nachdem die Ruhe eingetreten , erschien der lang Ersehnte , von Dieffenbach und noch einigen andern Aerzten begleitet . Ein lautes Hoch und anhaltendes Beifallklatschen , in welches letztere auch Dieffenbach einstimmte , begrüßten ihn . Endlich nahm er das Wort , und für die ihm gewordene Theilnahme dankend , sagte er , daß er es für Pflicht halte , seine Zuhörer auf das aufmerksam zu machen , was sie von ihm zu erwarten hätten , damit er nicht den Schmerz erführe , sie getäuscht zu sehen . Es seyen von seinen Vorlesungen Erwartungen ausgesprochen und exorbitante Hoffnungen gemacht , die zu erfüllen schwierig , zu übertreffen unmöglich wäre . Die Naturwissenschaften , sagte er dann im Verlaufe der klaren und überall verständlichen Rede ,
seyen „ wie mit Eisenbahnen , wie mit Dampfkraft “ vorgeschritten , während die Medicin , seit Galen wesentlich stationär geblieben sey . Dieß beruhe eben auf dem Verlassen der Naturwissenschaften und der Philosophie und der Trennung der Theorie und Praxis , auf dem Irrwahne vieler Aerzte von ihrer Unfehlbarkeit , wobei er auf eine zerstörte Unfehlbarkeit „ jenseits der Alpen “ anspielte ; sein eifriges Streben sey es daher , die Theorie mit der Praxis zu versöhnen , was eben durch eine Rückkehr zu den Naturwissenschaften und zu der Philosophie , ohne sich jedoch deßhalb an die verschiedenen philosophischen Schulen zu halten , möglich wäre . Nach Beendigung dieser Rede führte Schönlein seine Zuhörer an das Krankenbett . Möge der ersehnte Arzt und Lehrer seine zahlreichen Schüler auch hier bald zur Verwirklichung der oben ausgesprochenen Hoffnungen geschickt machen , um in der Zukunft auch mittelbar über das Vaterland , dem er jetzt angehört , eine fruchtbringende Wirksamkeit zu verbreiten ! ( Leipz . A. Z. )
Oesterreich .
Wien , 9 Mai . Der abberufene neapolitanische Gesandte , Marquis Gagliati , wird noch heute oder morgen Wien verlassen ; vorläufig ist der Legationssecretär mit Leitung der Gesandtschaft beauftragt . – Einige deutsche Zeitungen , namentlich die Leipziger Allg . Zeit . , haben in letzter Zeit gemeldet , daß in unsern Censurbestimmungen gegen die in den deutschen Bundesstaaten gedruckten litterarischen Werke große Milderung eintreten werde , wozu ich nur zu bemerken habe , daß allerdings ein ähnlicher , vorzugsweise die Erleichterung der Manipulation bei der Bücher-Revision erzweckender Antrag im Werk ist , eine entsprechende Resolution hierauf auch erwartet wird , jedoch bis heute noch nicht erfolgt ist . – Der ungarische Landtag ist den letzten Berichten aus Preßburg zufolge noch in größter Thätigkeit , um seine Arbeiten zu vollenden . In der Ständetafel ist vorgestern mit 30 gegen 20 Stimmen der merkwürdige Beschluß gefaßt worden : daß sämmtliche Gesetzesentwürfe der Regierung wieder in zwei Sprachen , nämlich lateinisch und ungarisch , vorgelegt werden sollen . Ferner sind die Stände nunmehr auch dem Antrage beigetreten , daß die Ernennung der mit Einführung des Wechselrechts benöthigten Richter der Regierung überlassen werden solle , womit nun hinsichtlich des ersten Theils des Wechselrechts das allgemeine Einverständniß erzielt , und dieser somit gänzlich erledigt ist . – Von den für das Indigenat des Königreichs beantragten Personen erhalten auf den Wunsch der Magnaten bloß der commandirende General Baron Lederer und der Hofkammerpräsident Baron Eichhof Votum und Sessionen . Die übrigen mit dieser Auszeichnung bedachten Personen erhalten damit bloß den einfachen ungarischen Adel . Von Seite des Thrones erfolgte die Publication einer höchst erwünschten Resolution , die Feldpolizei und einer zweiten , die plana successio betreffend . Ein Comité des Landtags concertirt mit den hiezu designirten Regierungs-Beamten über die Redaction der verschiedenen Gesetze . – In der Magnatentafel legten am 7 d. der Primas und sämmtlicher Clerus , dem sich noch fünf Magnaten anschlossen , wie dieß schon seit 1791 auf fast jedem Lagtag geschah , gegen die neuausgearbeiten Gesetzesentwürfe hinsichtlich der Religionsbeschwerden Protest ein , der natürlich durchaus von keiner bindenden Kraft ist ; in der Ständetafel wurde dießfalls beschlossen , diesen Protest so lange nicht zu Protokoll zu nehmen , bis die königl. Resolution auf jene Entwürfe erfolgt sey . Heute soll am Landtag die Wahl eines Kronhüters vorgenommen werden , welche Würde erledigt ist . – Die Amnestie macht in allen Theilen Ungarns den freudigsten Eindruck . Im Bacser Comitat , eben nicht als das ruhigste bekannt , fand in den letzten Tagen eine Congregation statt , wobei es neben den lauten Ergießungen der Freude ganz ruhig zuging , und auf den Antrag des bekannten Ballogh eine Dankadresse an den König wegen dieses neuen Beweises seines milden Sinnes einstimmig votirt wurde .
Türkei .
Konstantinopel , 27 April . Ich benütze eine sich darbietende Gelegenheit , um Ihnen Gegenwärtiges zukommen zu lassen . Sie werden daraus ersehen , daß die Folgen unberechenbar sind , die langes Zögern bei großen politischen Fragen nach sich zieht . Die mehr und mehr sich verschlimmernde Lage der hiesigen Verhältnisse beweist dieß auf das bündigste . Man glaubte , daß durch Zeitgewinn Alles erzweckt und der Pforte geholfen würde ; man hat falsch gesehen . Die Zeit hat mehr als eine Gelegenheit verdorben , und möchte noch mehr verderben , wenn nicht bald in dem unablässigen Hin- und Herziehen ein Abschnitt eintritt . Mehemed Ali Schranken zu setzen , war die Zielscheibe aller Anstrengungen , die hier aufgeboten worden sind . Es war eine Sache , die man packen und vernichten mußte , oder die man , bei der Unmöglichkeit dieß zu thun , mittelst Verständigung unschädlicher machen konnte . Eins oder das andere mußte geschehen ; an wem die Schuld , wird schwer nachzuweisen seyn ; daß aber eine kostbare Zeit unbenützt verstrichen , die Mehemed Ali allein zu benützen verstand , das kann nicht bestritten werden . Mehemed Ali ward inzwischen stärker , stärker militärisch , politisch und in der öffentlichen Meinung . Das wäre noch nicht das Aergste ; darin könnte gemildert , vielleicht auch Abhülfe geschafft werden , wenn man es recht anzugreifen versteht . Aber eins ist unmöglich zu redressiren , und dieß hat die Zeit geschaffen , die der Pforte als Gewinn angerechnet worden , die sie aber in der Bilanz als Verlust und zwar als empfindlichen Verlust aufnehmen muß , wenn sie überhaupt eine Bilanz zu halten sich noch fähig fühlt . Ihr ganzes Regierungsgebäude ist untergraben . Ob die Intriguen Mehemed Ali 's und seiner Anhänger dieß bewirkt haben , kommt gar nicht mehr in Betracht , da das Factum besteht , und zwar so bestimmt daliegt , daß eigentlich nur noch in der Hauptstadt ein Schein von Autorität der Regierung zugeschrieben werden darf , außerhalb derselben aber alle Bande aufgelöst sind , die selbst bei Abgang der Gesetze oder bei der laxesten Vollziehung von Rechtsformen doch häufig noch durch Gewohnheiten , Redlichkeits- und religiöses Gefühl zusammengehalten werden . Dergleichen hat aber fast durchgehends aufgehört und wird sobald nicht wieder zurückkehren , mag die Regierung es sich noch so angelegen seyn lassen , es zu bewerkstelligen . Die Macht der Verhältnisse war zu stark , als daß es ihr je gelingen könnte , wieder zu gewinnen , was sie durch die Zeit verloren hat . Von allen Seiten gehen die traurigsten Berichte ein ; in Adrianopel unter andern hat sich der Bevölkerung ein Geist bemächtigt , der das Aergste fürchten läßt . Man spricht von Versammlungen , die daselbst abgehalten werden , und die sich mit nichts Geringerem beschäftigen , als die Absetzung des Sultans zu verlangen und allenfalls zu erzwingen . Mehrere tausend Individuen sollen , bewaffnet sogar , ausgeschickt worden seyn , um das Land zu durchstreifen und zum Aufruhr aufzureizen . Die Versammlungen zu Adrianopel sollen von Leuten geführt werden , die nur in Umwälzung und Zerstörung ihre Rechnung zu finden hoffen . Man hatte es nicht gewagt , sie in ihren Umtrieben , die öffentlich und ohne Scheu geschehen , zu hindern . In Philippopel finden die Aufregungen von Adrianopel Nachahmung , und von Smyrna an bis in das Innere des Landes haben Versuche
von förmlichen Aufständen stattgefunden , die noch nicht aufs Aeußerste getrieben worden sind , weil sie nur als Versuche dienen sollen , um den Geist zu prüfen , der daselbst herrscht , und der sich auch ganz dazu geeignet gefunden haben soll , um bei einem , wie es scheint , noch entgegengesehenen Vorkommniß für die Absichten der Feinde der Pforte benützt werden zu können . Diese mehr denn ängstliche Gestaltung der hiesigen Zustände hat die Bevollmächtigten der fremden Mächte vermocht , Eilboten ihren Regierungen zu schicken , um darauf zu dringen , daß schnell etwas geschehen möchte , damit die Pforte den Gefahren entrissen werde , in denen sie schwebt . Was kann aber und soll geschehen , um solchen Uebeln abzuhelfen , und nicht andere zu erzeugen , wenn die Pforte selbst zu unmächtig sich dazu fühlt ?
Persien und Ostindien .
Ein im M. Chronicle mitgetheilter Brief aus Bamian ( an der Nordostgränze von Afghanistan , wo der zurückgebliebene Theil des brittischen Heeres jetzt steht ) vom 8 Febr. , berichtet , daß Dost Mohammed sich am Hofe von Bochara sehr übel aufgenommen und tyrannisch behandelt findet ; und da der Chan von Bochara sich nun auch der übrigen Familie Dost Mohammeds habe bemächtigen wollen , so habe Dschubbar Chan , Dost Mohammeds Bruder , seinen eigenen Sohn zusammen mit den beiden des Walli von Khullum und des Baba Beg von Heibuk ( beides Städte in Khunduz ) zu vorläufigen Unterhandlungen an die Britten geschickt , um sich doch lieber ihnen als dem Chan von Bochara in die Arme zu werfen . Uebrigens sey der Winter in jenen Nordgegenden Afghanistans unerwartet streng und für die brittischen Truppen , namentlich die Hindus , äußerst beschwerlich ; den Gedanken eines Feldzugs gegen Turkistan und Bochara habe man deßhalb bis aufs Frühjahr verschieben müssen . Ein großer Transport Lebensmittel u. dgl. war von Agra aus nach Kabul unterwegs . Nach Briefen aus Bombay bis zum 10 März soll Schah Schudscha gegen seinen noch widerspänstigen Neffen Kamram in Herat einen Feldzug beabsichtigen ; nach andern Briefen bis zum 31 März soll er nach Ispahan zurückgekehrt seyn . Aus Arracan hört man , nach jenen ältern Briefen , daß 15,000 Birmanen bei dem Sung-juh-Passe eine drohende Stellung eingenommen haben ; nach den neuern ( bis 31 März ) soll König Tharawaddi von Birma , von der Ausrüstung der Schiffe gegen China erschreckt , auf einmal sehr friedliche Gesinnungen zeigen . Die Flotte gegen China soll sich am 7 Mai im Hafen von Singapur versammeln . Hinsichtlich der gegen Capitän Elliot jetzt gerichtlich anhängig gemachten Opiumfrage hat der oberste Gerichtshof von Calcutta am 17 März entschieden , daß die von Elliot während seiner Haft in Canton gegebene Erklärung , in der er sich für die Ersetzung des ihm anvertrauten Opiums verbürgte , nicht als der freie Act eines Vertreters der brittischen Regierung , sondern vielmehr als ein ihm aufgedrungene folgelose Erklärung der feindlichen chinesischen Regierung angesehen werden müsse . In Bombay ist die Cholera wieder zum Ausbruch gekommen . – Im Ostindienhaus zu London wurde am 7 Mai eine Versammlung der Eigenthümer gehalten , um den von Sir C. Forbes und mehreren andern Eigenthümern gemachten Antrag auf Mißbilligung der Directoren und des board of control hinsichtlich ihres Betragens gegen den abgesetzten Radschah von Sattarah in Betracht zu ziehen . Die Fehler , die Sir C. den Directoren und dem board of control vorwarf , und gegen die er auf einen mißbilligenden und genauere Untersuchung verlangenden Beschluß der Gesellschaft antrug , waren ihre unnöthige Hast im Erkennen der Absetzung und Verbannung Sr. Hoheit des Radschah und ihr Versäumthaben die Eigenthümer selbst über eine so harte Maaßregel urtheilen zu lassen . Doch wurde , nach mehreren Reden für und wider , der Antrag nicht angenommen .
A. Fr . J. Thibaut und sein Verhältniß zur Rechtswissenschaft .
Was Thibaut den ihm näher gelegenen besonderen Kreisen , was er Heidelberg und Baden gewesen – darüber hat die tiefe Trauer bei seinem Tode ( 28 März d. J. ) und Leichenbegängnisse , darüber der ehrenvolle Nachruf in der baden'schen Abgeordnetenkammer Kunde gegeben . Die folgenden Zeilen sind dem Versuche bestimmt , von der allgemeineren Wirksamkeit Thibauts und zunächst von seinem Verhältniß zur Rechtswissenschaft einen Abriß zu liefern .
Um diese Aufgabe zu lösen , kann ein Rückblick auf die vor ihm bestandenen Rechtsschulen nicht umgangen werden , wobei die Bestimmung des gegenwärtigen Blattes von selbst auf einen allgemeineren , auch dem Laien zugänglichen Standpunkt verweist . Vgl. die Charakteristik in Puchta 's Encyklopädie , Leipzig und Berlin bei G. Reimer , 1825 .
Als im eilften Jahrhundert nach langem , trägem Schlummer in Italien wieder ein wissenschaftliches Streben begann' und die neue Zeit ihre Kindheit an dem angestaunten Riesen alter vergangener Zeit heranzubilden suchte , bestrebte sich Irnerius in Bologna auch das in Oberitalien noch geltende römische Recht wissenschaftlich zu behandeln , und es gelang ihm , Gründer der rechtswissenschaftlichen Schule der Glossatoren zu werden . Der eigentliche wissenschaftliche Charakter dieser Schule lag in einer philosophischen und historischen Nüchternheit , wie sie nur noch bei den Chronikenschreibern des Mittelalters vorkommt , mit der dieselbe die Justinianeischen Gesetzbücher nur aus sich selbst heraus , ohne Berücksichtigung anderer Hülfsmittel , und schlechthin als etwas für diese Zeit Gegebenes erklärte . Dabei zeigten die Glossatoren eine Frischheit und eine Kraft , wie sie einem erst werdenden Volke , wie sie nur Italien , das damals der politischen Lebendigkeit voll war , eigen ist .
Auf die Schule der Glossatoren folgte die der Bartolisten ; nicht mehr das Einzelne des römischen Rechts als solches zu bearbeiten , war ihr Bestreben , vielmehr ging ihr Ziel auf weitläufige und selbstständigere Ausführungen , wobei es ihnen mit Hülfe der Logik , wie sie damals gangbar war , gelang , zu einer Menge juristischer Sätze zu kommen , von denen nirgends weniger zu finden war , als in dem römischen Rechtskörper .
Ihr folgte die französische Schule , oder , wie sie auch nach ihrem größten Meister genannt wird , die Schule des Eujacius , im sechzehnten Jahrhundert . Deren Grundcharakter war ein Zurückgehen auf die Quellen der Justinianeischen Legislation , und das Bestreben , die richtige Kenntniß des römischen Rechts , wie es unter Justinian galt , durch das Studium des römischen Alterthums überhaupt und der Geschichte des römischen Rechts insbesondere sich anzueignen .
Von dem in dieser Schule erwachten Forschergeist transpirirte auch Einiges nach Holland . Ohne dem Verdienste mancher Holländer um Philologie und Jurisprudenz zu nahe treten zu wollen , kann man nicht umhin zu bemerken , daß in Holland sich Alles gern ins Kleinliche zog , daß es daselbst sehr viele Männer gab , welche als Urtypus für den Famulus Wagner gelten können , und auf welche die Worte des Dichters ihre volle Anwendung finden :
„ Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet ,
Der immerfort an schalem Zeuge klebt ,
Mit gier'ger Hand nach Schätzen gräbt ,
Und froh ist , wenn er Regenwürmer findet . “
So bestand der Geist der holländischen Schule , wenn das Wort Geist für ein solches Streben erlaubt ist , darin , das Recht nicht als Recht , sondern als Antiquität zu behandeln .
Wenden wir nun den Blick nach unserm deutschen Vaterlande . Die gewöhnliche Ansicht über die Aufnahme des römischen Rechts in Deutschland ist eine mehr äußerliche . Es soll eingeführt worden seyn durch die Vorliebe deutscher Gelehrten für alles Ausländische und Fremde , gepflegt und begünstigt von einer Geistlichkeit , die durch die Verordnungen der christlichen Kaiser , deren viele etwas an obscurer Bigotterie kränkelten , usurpirte Rechte habe begründen und neue Anmaßungen unterstützen können , in seiner Ausbreitung unterstützt durch Fürsten , die sich aller ihrer Herrschaft angelegten lästigen Fesseln zu entledigen getrachtet hätten ; dabei wird noch anerkannt , daß es durch seine täuschende Vollständigkeit und durch seinen Reichthum an Entscheidungen einem Zustande angemessen habe erscheinen müssen , der durch die Entdeckung einer neuen Welt , durch das immer höhere Aufblühen des Handels und der Gewerbe , durch die steigende Herrschaft des Geldes , durch die Hinfälligkeit des alten Feudal-Regierungssystems so gewaltsam verändert und in Vergleichung gegen die frühere Zeit so unendlich mehr verwickelt und verschlungen gewesen sey . Henke : Ueber das Wesen der Rechtswissenschaft und das Studium derselben in Deutschland . Regensburg , 1814. S. 571 .
Die Aufnahme des römischen Rechts in Deutschland ist ein welthistorisches Factum ; das Recht selbst ist ein nothwendiges Moment in der Entwicklung der Menschheit . Dergleichen hat immer tiefere Gründe als die , welche auf der Oberfläche der Erscheinungen zu Tage liegen . Auf einen solchen weist uns im vorliegenden Fall besonders die Bedeutung des Staates selbst , in dem das römische Recht entstand . Der Unterschied zwischen den Staaten und Völkern des Alterthums und jenen der neuern Zeit besteht im Wesentlichen darin , daß bei den ersteren streng-nationelle Abgeschlossenheit stattfand , bei den letzteren dagegen ein Band der Gemeinsamkeit vorherrscht , vermittelt durch das Eine Ziel , dem Alle zustreben . Die welthistorische Aufgabe des römischen Weltreichs war , die Unterschiede zwischen den Völkern der alten Welt äußerlich aufzuheben , wozu denn auch die Annahme des römischen Rechts beitrug . v. Savigny System des heut. röm. Rechts. I. Bd. S. 80 .
Die Fesseln des Völkerthums ( gentilismus ) innerlich zu lösen , war die Aufgabe des Christenthums . Wie dieses erst bei den germanischen Völkern und durch dieselben das geworden ist und noch werden wird , was es werden konnte und was es werden soll , so wurde auch das römische Recht erst unter den germanischen Völkern , nach Abstreifung der Formular- und National-Eigenthümlichkeiten Roms , wovon es sich schon in den spätern Zeiten des römischen Reichs selbst immer freier zu machen strebte , das , was es seyn sollte , das gemeine Recht der neuern Nationen , vielmehr der abendländischen Christenheit . Durch diese Idee des römischen Rechts ist die Erkenntniß von dem Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung wesentlich bedingt , wovon unten das Weitere anzuführen seyn wird .
Wir kehren nun zu der Darstellung der Rechtsschulen zurück .
Deutschland hatte im 17ten Jahrhundert Antheil genommen an der französischen Schule und einige treffliche Juristen geliefert , die in ihrem Geiste thätig waren . In diesem Jahrhundert war zugleich gerade der Gebrauch der Actenversendung an die Juristenfacultäten am häufigsten , und dadurch wurde eine Annäherung der Theorie und Praxis begründet , von der mit Recht von jeher die gründliche Verbesserung der Rechtspflege erwartet worden ist . Auf diese Weise war für die Zukunft Erfreuliches zu hoffen . Allein die Hoffnung ward wenigstens für die nächste Zukunft bitter getäuscht . Es drang der Geist der holländischen Schule nach Deutschland mit ihren mikrologischen Bestrebungen , und es thaten sich die sogenannten eleganten Juristen auf , von denen manche ihr Leben an die Entdeckung einer neuen Leseart setzen konnten . Dabei hatten sie in ihrer eleganten Rumpelkammer den gräßlichsten Hochmuth und die tiefste Verachtung gegen die nicht eleganten Juristen . Diese , durch die Verachtung erbittert , stellten sich nun in zwei Reihen ihnen gegenüber . Ein Theil , den Eleganten zum Trotz , warf sich , der grauen Theorie abhold , der zur Routine herabgesunkenen Praxis in die Arme , legte das etwas nach Antiquitäten riechende römische Gesetzbuch beiseite und verehrte den usus modernus , die promtuaria juris und einige Camerales als seine Orakel . Ein anderer Theil , bei weitem der bessere , mit einzelnen Männern voll Feuer und Kraft , wie z. B. dem ehrwürdigen Thomasius , mißvergnügt und verzweifelnd über den gegebenen Rechtszustand , steuerte hinaus in die hohe See , und hoffte dort eine neue bessere Welt zu entdecken . Schon im Corpus juris hatten diese Männer gelesen von einem jus , quod natura omnia animalia docuit . Dieses Recht der Menschen in einem willkürlich erdichteten Naturstande gefiel ihnen ausnehmend wohl , und statt durch eine gründliche Forschung und gesunde Exegese das römische Recht dem Rechtszustande der Gegenwart anzueignen , versuchten sie letztern nach ihrem Naturstande , so weit es gehen wollte , umzumodeln , und legten die im römischen Recht vorkommenden Streitfragen nach den Principien ihres Naturrechts aus .
Die Vorsehung wollte nun , daß gegen das Ende des 18ten und am Anfange des 19ten Jahrhunderts an die Spitze einer jeden der drei , inzwischen nach den Fortschritten der Wissenschaft mehr ausgebildeten und modificirten Schulen ein hochgeachteter Mann treten sollte , aber nur um die Schule selbst in ihrer Einseitigkeit zu vernichten . Hugo , jetzt der ehrwürdige Veteran , der auch in den Angelegenheiten der Gegenwart seinen hohen , unerschütterlichen Rechtssinn auf eine glänzende Weise bethätigt hat , trat zuerst auf , und ihm , den die Eleganten so gern den Ihrigen nennen möchten , gebührt das Verdienst , daß er der antiquarischen Schule ein Ende machte , indem seine Rechtsgeschichte die Eleganten recht eindringlich an das Wort : „ der Buchstabe tödtet , der Geist aber macht lebendig “ erinnerte , und ihnen zeigte , wie wenig sie selbst im eigentlichen Historischen geleistet hatten .
Den Naturrechtsjuristen entgegen trat Feuerbach auf ; der Kritik der Philosophie gesellte er den Reichthum der ihm durch das eifrige Studium des positiven Rechts gewordenen Erfahrung bei , und wies in Schriften und mündlicher Lehre nach , daß das Naturrecht doch etwas Anderes sey , als Heineccii institutiones nach Wolfs beliebter methodus mathematica verarbeitet .
Den Praktikern gegenüber erhob sich Anton Friedrich Justus Thibaut , geboren den 4 Januar 1774 zu Hameln im Hannöver'schen , seit 1798 Adjunct der Juristenfacultät , und seit 1799 Professor Ordinarius zu Kiel , im Jahr 1802 nach Jena und von da im Jahr 1805 nach Heidelberg berufen . Er that ihnen dar , daß zwar allerdings der nächste Zweck der Rechtswissenschaft sey , praktische Rechtssätze zu geben , daß diese aber nicht aus einem usus modernus , sondern aus den Gesetzbüchern selbst zu schöpfen seyen , welche ohne Wissenschaft der Geschichte und der Ausbildung des römischen Rechts und ohne gründliche Kenntniß der Philologie nicht verstanden werden könnten . Er wies nicht immer , wie die Eleganten , auf die Fleischtöpfe Aegyptens hin ; er ließ aber auch den Juristen nicht , wie die sogenannten Praktiker , in der Wüste der Gegenwart sterben , sondern er führte ihn auf den heiligen Berg , von wo er in das gelobte Land der Zukunft ahnend blicken konnte , der Zukunft , wo eine neue , bessere Gesetzgebung für sein geliebtes Deutschland kommen würde . Damit dieselbe keine Fremdlinge träfe , bestrebte er sich bei seiner Bearbeitung des römischen Rechts , auf die feineren rationes civiles aufmerksam zu machen , und so zum Auffassen des Geistes jedes Gesetzbuchs vorzubereiten . In diesem Sinne schrieb er sein System des Pandektenrechts , welches zuerst im Jahr 1803 erschienen ist und für eine wissenschaftlichere Bearbeitung des römischen Rechts Bahn gebrochen hat ; dieser Sinn leitete ihn bei der Erörterung einzelner Materien des römischen Rechts ; in diesem Sinne war er thätig als akademischer Lehrer , als welcher er sich durch die Genialität des Dargestellten eben so sehr , als durch die Lebendigkeit , Gewandtheit und Anschaulichkeit der Darstellung in einem so seltenen Grade auszeichnete .
Als der Druck Napoleonischer Herrschaft schwer auf Deutschlands Gauen lastete , als ihnen das fremde Gesetzbuch aufgedrungen werden sollte , hatte Thibaut zu einer Zeit , wo sich in Deutschland es die Meisten zur Aufgabe machten , sich in Schmeicheleien gegen den fremden Herrscher und seine Schöpfungen zu überbieten , den Muth , sich frei und offen aus wissenschaftlichen Gründen gegen die Annahme des französischen Gesetzbuchs , dessen verschiedene Mängel er in mehrfachen Recensionen in den Heidelberger Jahrbüchern nachwies , zu erklären . Dieser in einer gefahrvollen Zeit bewiesene männliche Muth gab ihm die Zuversicht , als nach Zertrümmerung des fremden Joches die deutschen Völker , welche so viel gelitten und so viel zu heilen hatten , für die großen Opfer gerechte Vergeltung hofften , und da nun die Stürme eines langen , verheerenden Krieges vorüber , erwarteten und wünschten , daß sie , durch eine bessere Gesetzgebung als die bisherige in ihren Privatrechtsverhältnissen geschützt , die Ruhe des lang ersehnten Friedens genießen könnten , im Jahr 1814 mit seiner Schrift über die Nothwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland aufzutreten . Die Schrift fand vielen Anklang , aber auch vielen Widerspruch ; sie war es , welche die Eintheilung der Rechtsschulen in die historische und nicht historische hauptsächlich veranlaßte .
Wie es zu geschehen pflegt , wenn Schulen mit Parteinamen sich bilden , haben die Schüler , um ihre Anhänglichkeit an die Meister zu bewähren , deren Ansichten in ihrer schroffsten Einseitigkeit dargestellt , und dadurch die Meister selbst einander mehr entfremdet . So viel dem Verfasser gegenwärtiger Zeilen bekannt ist , war es Thibaut nicht vergönnt , vor seinem Tode noch die Worte
Savigny's * ) System des heutigen römischen Rechts . Vorrede S. XIV u. XV .
zu lesen : „ Die geschichtliche Ansicht der Rechtswissenschaft wird völlig verkannt und entstellt , wenn sie häufig so aufgefaßt wird , als werde in ihr die aus der Vergangenheit hervorgegangene Rechtsbildung als ein Höchstes aufgestellt , welchem die unveränderte Herrschaft erhalten werden müsse . Vielmehr besteht das Wesen derselben in der gleichmäßigen Anerkennung des Werths und der Selbstständigkeit
jedes Zeitalters , und sie legt nur darauf das höchste Gewicht , daß der lebendige Zusammenhang erkannt werde , welcher die Gegenwart an die Vergangenheit knüpft , und ohne dessen Kenntniß wir von dem Rechtszustand der Gegenwart nur die äußere Erscheinung wahrnehmen , nicht das innere Wesen begreifen . In besonderer Anwendung auf das römische Recht geht die geschichtliche Ansicht nicht , wie von Vielen behauptet wird , darauf aus , demselben eine ungebührliche Herrschaft über uns zuzuwenden ; vielmehr will sie zunächst in der ganzen Masse unseres Rechtszustandes dasjenige auffinden und feststellen , was in der That römischen Ursprungs ist , damit wir nicht bewußtlos davon beherrscht werden : dann aber strebt sie , in dem Umkreis dieser römischen Elemente unseres Rechtsbewußtseyns dasjenige auszuscheiden , was davon in der That abgestorben ist , und nur durch unser Mißverständniß ein störendes Scheinleben fortführt , damit für die Entwicklung und heilsame Einwirkung der noch lebendigen Theile jener römischen Elemente um so freierer Raum gewonnen werde . “
Hätte Thibaut noch diese Worte seines Gegners vernommen , er hätte gewiß in seinen Wunsch eingestimmt , daß der ganze Parteistreit und die darauf bezüglichen Parteinamen beseitigt werden , und die Träger der verschiedenen Kräfte fortan nie aufhören möchten , sich als Arbeiter an demselben großen Bau anzusehen . Ebend. S. XVI. XVII .
Auch Thibaut verkannte nie , daß der Vergangenheit ihre Wirkung auf die Gegenwart nicht entzogen werden kann ; aber er nahm auch für die Gegenwart ihr Recht , für die Zukunft ihre Entwicklung in Anspruch – auch Thibaut verkannte nie , daß von der Geschichte und dem durch sie gewonnenen Boden ungestraft sich Niemand lossagt ; aber er hegte auch in sich die Ueberzeugung , daß die Geschichte sich eben sowohl auf die Gegenwart und Zukunft , als auf die Vergangenheit bezieht – auch Thibaut hat in dem römischen Recht einen welthistorischen Moment anerkannt , aber er hat dabei nie vergessen , daß jeder solche Moment eine Wahrheit in sich und für seine Zeit hat , die er verliert , wenn er ausschließlich und für alle Zeiten seyn will – auch Thibaut hat Roms und seines Rechtes Herrlichkeit seine Würdigung nicht versagt ; aber er war weit entfernt , sich elegischen Betrachtungen über die in Staub gesunkenen Größen hinzugeben , vielmehr forderte er zu einer klaren Erkenntniß der Gegenwart und ihrer Bedürfnisse auf – auch Thibaut hat nicht verkannt und konnte nicht verkennen , daß in jeder neueren Gesetzgebung das römische Recht , als das gemeine Recht der abendländischen Christenheit , die materielle Grundlage bilden werde und müsse ; aber er wollte das dem germanischen Charakter Fremdartige , particular Romanische ausgeschieden und eine der Bestimmung eines Gesetzbuchs entsprechende Form der Redaction gewählt wissen . Das von ihm zuerst ausgesprochene Verlangen nach einem allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch für Deutschland hat Thibaut bei der Ungunst der Umstände aufgeben müssen ; nie aber hat er den , von den Bewohnern den eine solche Wohlthat noch entbehrenden Länder getheilten Wunsch aufgegeben , daß sich die Regierungen der deutschen Staaten von dem Schaffen neuer Particulargesetzbücher nicht möchten abschrecken lassen , daß sie solche Bücher als das wichtigste Nationalwerk behandeln , es nicht bloß durch kümmerliche Mittel unterstützen , und sich nicht durch ungeduldige Stürmer zur Uebereilung verleiten lassen möchten . ** ) Dessen Abhandlung über die sogenannte historische und nicht historische Rechtsschule im Arch. für die civil. Praxis. Bd. 21 , S. 400 ( auch besonders abgedruckt ) .
Wie sich Thibaut in der Ansicht über das Bedürfniß einer neuen Gesetzgebung gleichgeblieben ist , so hat er auch in sonstigen Beziehungen den Ruhm eines homo sibi constans bewahrt . So wie Niebuhr den Jüngling auf der Universität Kiel schildert , Lebensnachrichten über Barthold Niebuhr . Bd. I. S 51 : „ An Thibaut wüßte ich nichts zu tadeln als einigen Eigensinn und einen Demokratismus , der mich doch nicht hindert , ihn zu lieben , weil ich ihn um so verzeihlicher finde , da er von den Refugiés des vorigen Jahrhunderts abstammt : eine anscheinende Kälte löst sich bei näherem Umgang in lautere Freundschaft auf ; mehr Fleiß , mehr Denkkraft , mehr unbescholtene Tugend und Rechtschaffenheit darf man von keinem Menschen fordern , als man bei ihm findet . “
eben so in den Grundzügen hat er fast 30 Jahre später den bejahrten Mann in Heidelberg wiedergetroffen . ** ) Ebend. Bd. III. S 53 : „ Thibaut habe ich sehr klar und über alle allgemeinen Dinge richtig sehend gefunden , freundschaftlich und offen . “
An dem politischen Leben hat Thibaut nie einen activen Antheil genommen , aber auch in der Hinsicht ist er den Ueberzeugungen seiner Jugend bis zum Grabe insofern treu geblieben , als er stets ein Freund der Freiheit , ein Feind der Willkür war , mochte diese geübt oder versucht werden von welcher Seite sie wollte .
Die Kunde von Thibauts Tod hat in ganz Deutschland Trauer erregt . Wenn manche seiner zahlreichen Schüler aus allen deutschen Gauen geraume Zeit nach ihren akademischen Jahren Heidelberg wieder besuchen , um die Erinnerung an die daselbst verbrachten frohen Tage lebendiger zurückzurufen , so wird unter andern wehmüthigen Empfindungen eine der schmerzlichsten seyn , daß ihnen nicht vergönnt ist , die Stimme des geliebten Lehrers wieder zu hören , und daß sie ihm nur durch einen Besuch auf St. Anna's stillem Friedhof ihre Verehrung bezeigen können .
βχ
Wiener Briefe .
Das sociale Leben bietet in diesem Augenblick nichts , das aus dem Kreise des Alltäglichen träte , und ich habe in dieser Beziehung eben nichts zu berichten . Selbst die gewöhnliche Praterfahrt am Ostermontag und am ersten Mai , ein eigenthümliches Fest der Wiener , an dem mehrere Tausend elegante Equipagen gewöhnlich Theil nehmen , und wo , was Geschmack und Aufwand in dieser Beziehung vermögen und Neues brachten , zur Schau gestellt wird , wurde dieses Jahr einigermaßen durch das rauhe Wetter beeinträchtigt . Blumenausstellungen in der Art der früher erwähnten des Freiherrn v. Hügel , hatten seither in mehreren andern Gärten , in dem des Fürsten Lichtenstein , des Fürsten Metternich , des Hrn. Arthabers zu Döblingen ( dem kunstverständigen Besitzer einer sehr interessanten Sammlung von Bildern moderner Meister ) Statt , und jene der Gartengesellschaft ist eben jetzt zu sehen . Auch die Gemälde-Ausstellung hat seit mehreren Wochen begonnen . Sie hat dieses Jahr ein geeignetes Local im polytechnischen Institut , und enthält , außer einigen Meisterbildern , manches Vorzügliche , dagegen auch viel Schlechtes , und Manchem hätte billig der Platz verweigert werden sollen , wenn solche Ausnahmen nicht oft zu großer Parteilichkeit Anlaß gäben . Ich behalte mir eine ausführlichere Anzeige dieser Ausstellung vor .
In der Litteratur sind die von A. Frankel herausgegebenen Gedichte des verstorbenen Hilscher , von denen schon in diesen Blättern Erwähnung geschah , eine interessante Erscheinung . Die der Sammlung vom Herausgeber beigegebene , etwas pretentiöse und schwülstige Biographie , sucht , nicht glücklich , den
verstorbenen jungen Dichter zu einer Art von Romanhelden herauszuputzen , dessen Geist rücksichtsloser Behandlung und unwürdigen Lebensverhältnissen im österreichischen Soldatenrocke erlegen sey . Die Sache ist einfach die : Hilscher , Soldatenkind , im Militärerziehungshause erzogen , wurde später als Feldwebel selbst so lange Lehrer darin , bis man ihn zum Regimente nach Italien berief . Er war ein junger Mensch von gutem Charakter und vorzüglichen Geistesgaben , aber von schwacher Gesundheit und wenig militärischen Eigenschaften . Dennoch hatte man ihn zum Cadet ernannt , und wollte ihn auch , wie er selbst sagt , eben zum Officier befördern , als er starb . Dieß ist die ganze Lebensgeschichte des jungen Mannes , wenn sie vom romantischen Beiwerk entkleidet wird . Man sieht daraus , daß schon das Streben Hilschers von seinen Vorgesetzten im Militär erkannt ward , und daß man aus freiem Antrieb alle möglichen Rücksichten für ihn eintreten ließ . Er ward der niedrigen Dienstsphäre entzogen und befand sich in keiner unvortheilhafteren Stellung als die unzähligen Jünglinge , auch aus den besten Familien , die auf das Officierspatent warten . Hilschers Lebensansichten waren noch im höchsten Grade unklar , und sein Charakter scheint wenig Schwungkraft und Energie gehabt zu haben . Sein poetisches Talent aber zeigt sich , selbst in den Proben , die wir hier erhalten , eminent . Besser als in den beigegebenen Nachbildungen ist Byron nicht übersetzt worden . Hilscher ist in den Geist des Dichters vollkommen eingedrungen , und sein Ausdruck ist höchst glücklich und gewandt . Aber die Schwierigkeiten einer Uebersetzung aller andern Dichtungen , zum Childe Harold , sind wie Eins zu Zehn , und diese Lösung ist uns Hilscher leider schuldig geblieben . Der junge Dichter sagt , er traue sich die Kraft zu dieser Arbeit zu . Vielleicht hatte er sie . Wenn Einer , dann er gewiß , indeß können wir eine solche Versicherung nicht auf bloßen Glauben hinnehmen ; nur zu oft versagt der Ikarus-Flügel seinen Dienst ! Das soll indeß dem trefflichen jungen Mann , an dem der deutsche Dichterkreis um eine herrliche Blüthe ärmer geworden ist , nicht zur Schmähung gereichen . In der That , Oesterreich hat sich seiner Dichter nicht zu schämen , und Hilscher war begabt genug , um sich einst an seine besten anzureihen .
Unsere Bemerkungen in den Wiener Briefen über das Burgtheater wurden mit einer zweiten Reclamation bedroht , die , wie man verbreitete , vernichtend seyn sollte . Nun hat der Berg geboren und die Maus läuft in Nr. 97 der Allgem. Zeitung vor dem Publicum herum . Natürlich lassen wir sie laufen ! Wir werden deßhalb vor wie nach unsere Bemerkungen fortsetzen , und keine andere Rücksicht eintreten lassen , als die der Kunst , die wir eben so gut , und vielleicht noch etwas besser als unsere Reclamanten , zu verstehen glauben . Wir gehen nun zur Tagesordnung über . Seit unserm letzten Berichte brachte das Repertoire eine Kleinigkeit von Mad. Weißenthurn : „ Der Bevollmächtigte . “ Das Publicum , das keine Gelegenheit vorübergehen läßt , der Verfasserin zu beweisen , wie dankbar eingedenk es ihrer verdienstlichen Leistungen als Schriftstellerin sey , nahm auch diese kleine Gabe mit größter Erkenntlichkeit auf . Eine zweite Kleinigkeit : „ Nach Mitternacht “ , aus dem Französischen , hat sehr lachen gemacht . Wir haben hier , wie oft zuvor , Gelegenheit gehabt zu bemerken , daß , jemehr die Versammlung sich bei solchen gründlich lustigen Stücken unterhielt , und je herzlicher sie lachte , zartsinnige Rigoristen immer die Bemerkung machten , solche Stücke schickten sich nicht für das Hoftheater . Warum denn nicht ? Wir versichern ihnen , daß zu einer guten Posse gerade so viel tüchtiges Talent , darstellende Kunst und feiner Tact gehört , als zu jeder andern dramatischen Gattung ; daß oft eben solche wahrhafte Possen einen guten Theil höher an Kunstwerth stehen , als die meisten saftlosen Präparate , die uns unter dem Titel seiner Lustspiele geboten werden , und daß es viel mehr guten Geschmack verräth , einen kräftigen Spaß zu beklatschen , als den Schneider einer gut angezogenen Schauspielerin , was wir hier auch schon erlebt haben .
Die italienische Oper hat ihre Vorstellungen begonnen , und man muß den Unternehmern Morelli und Balocchino zugestehen , daß es nicht möglich ist , besseren Willen , größere Thätigkeit und Uneigennützigkeit zu zeigen , um ihren Verbindlichkeiten auf das ehrenvollste nachzukommen . Eine billige , unparteiische , umsichtige Ueberwachung sichert überdieß die Ansprüche des Publicums . Die Sänger : Moriani , Ronconi , Badiali , Frezzolini , Ropa , Lonati , die Sängerinnen : Ungher , Gabassi , Brambilla , Frezzolini bilden einen Verein , wie ich ihn in Italien in letzter Zeit nirgends angetroffen . Stimmen , wie die Moriani's , Badiali's , gehören zu den seltensten , eben so Sänger von Ronconi's Trefflichkeit . Man kann hundert schönere Stimmen als die der Mlle . Ungher finden , schwerlich aber in Italien oder Deutschland eine vollendetere dramatische Sängerin . – Im Ballette tanzt Mad. Taglioni mit derselben unübertrefflichen Grazie , die wir früher an ihr kannten .
Ein Werk von größerer Bedeutung ist Halms neuestes Trauerspiel : „ Ein mildes Urtheil . “ Die Kunst dramatischen Baues , die der Verfasser in hohem Grade besitzt , tritt auch hier vortheilhaft hervor , dabei sind manche Scenen , z. B. die der beiden Gatten bei dem Könige , von großer Vortrefflichkeit . Das Ganze macht indeß einen mehr peinlichen , als tragischen Eindruck . Die Aufnahme war die günstigste , und Anschütz spielte mit seiner alten Meisterschaft .
Nächstens etwas über Neubauten , Industrie und Gewerbthätigkeit , in denen wir ein rasches , bewegtes Leben wahrnehmen .
Spanien .
Madrid , 1 Mai . Ein Naturerzeugniß , welches giftige und heilende Kräfte in sich vereinigt , das Opium , führt Feindseligkeiten herbei zwischen den Beherrschern der Meere und dem himmlischen Mittelreiche ; Schwefel bedroht die uns östlich liegende Halbinsel mit Erschütterungen ; ein anderes Mineral hat hier in Madrid eine höchst unerwartete Krisis veranlaßt – das Quecksilber . Man wird sich erinnern , daß der Graf Toreno den Antrag gestellt hatte , der Congreß möchte untersuchen , ob die Klage , welche der General Sevane gegen ihn wegen des mit dem Hause Rothschild abgeschlossenen Quecksilbercontracts erhoben , rechtlich begründet sey . Die deßhalb niedergesetzte Commission zeigte in ihrem ausführlichen Berichte , daß alle gegen die Gültigkeit dieses Contracts aufgestellten Gründe nicht nur vollkommen nichtig seyen , sondern daß auch aus jenem Contract für den Staat selbst der größte Vortheil erwachsen wäre . Die Commission trug demnach darauf an , der Congreß möge erklären , daß der von dem General Seoane am 1 Februar 1838 gegen den im Jahr 1835 Finanzminister gewesenen Grafen Toreno aufgestellten Anklage nicht Statt gegeben werden könne . In der That bewiesen die Feinde Toreno's eine große Ungeschicklichkeit , indem sie gerade das Quecksilbergeschäft zum Vorwande nahmen , um den öffentlichen Ruf jenes Mannes anzugreifen . Andere Seiten seiner Verwaltung bieten offenbar größere Blößen dar , wenn man nicht den Grundsatz gelten lassen will , den auf sehr naive Weise ein hiesiges ministerielles Blatt ( der Correo Nacional von vorgestern ) aufstellt , es sey eine so allgemeine Sache , daß Minister ihre Lage benutzten , um Geld zu machen , daß
es Einfalt seyn würde , daran zu zweifeln , oder Anstoß daran zu nehmen . Da man nun voraussehen konnte , daß Toreno zwar siegreich aus diesem Angriffe hervorgehen , es bei den Debatten aber zu ärgerlichen Persönlichkeiten kommen würde , so war es der Wunsch aller Freunde des Anstandes , daß mit der Annahme des Commissionsberichts alle weitern Verhandlungen unterbleiben möchten . Der Graf Toreno aber , sein Uebergewicht in dieser Angelegenheit fühlend , und von verschiedenen Personen , die eine Art von Camarilla um ihn bilden , angespornt , wußte es vorgestern durchzusetzen , daß der parlamentarische Kampf eröffnet werde . Schon zu früher Stunde drängte sich das niedre Volk , so wie die Auswahl der Madrider Gesellschaft , angelockt von der Aussicht auf den bevorstehenden Skandal , in die öffentliche Schaubühne , welche man hier den Palast des Congresses nennt . Die Sitzung lief indessen ruhig ab , da die Erwartungen , welche sich das Publicum gemacht hatte , durch die Verhandlungen über einen so trocknen Gegenstand , wie das Quecksilbergeschäft an sich ist , nicht befriedigt werden konnten . Toreno selbst rechtfertigte sich in einem langen , gelehrten , und nicht ganz anspruchslosen Vortrag , wobei er die Uebereilung beging , seinen abwesenden Ankläger , den General Seoane , als den Urheber der Niederlage anzuklagen , welche die Truppen der Königin im Frühjahr 1835 in den Amezcuas erlitten . Gestern aber theilte sich die bewegliche Eigenschaft des Quecksilbers im höchsten Grade den in der Sitzung des Congresses anwesenden Personen mit . Der interimistische Kriegsminister ( denn der wirkliche ist schwer erkrankt ) glaubte im Namen der Armee die von Toreno aufgestellte Behauptung , als ob die Truppen der Königin in den Amezcuas eine „ Niederlage “ erlitten hätten , mit einigen wohlgesetzten Worten widerlegen zu müssen . Hierüber gerieth Toreno in Zorn , der auf den höchsten Grad gesteigert wurde , als der Justizminister ihn beschwichtigen wollte , und sich darauf berief , daß sich die Minister stets gegen den Grafen sehr gefällig gezeigt hätten . Dieser ward plötzlich wie verwandelt : seine untersetzte ignoble Gestalt versuchte es , in die Höhe zu fahren ; sein bleiches Antlitz wurde mit Purpur überzogen , die kleinen tiefliegenden Augen drohten aus ihren Winkeln zu treten , und die sonst so beredten Lippen wurden von einer Fluth unerhörter Erbärmlichkeiten überströmt . Vernehmen Sie , was den Grafen Toreno unglücklich macht ! „ Seit ich zurückgekommen bin , “ rief er aus , „ haben mich die Minister nur beleidigt . Ich stattete dem Ministerpräsidenten in Person einen Besuch ab ; er hat diesen nur durch das Zuschicken einer Karte erwiedert . Mit den übrigen Ministern hatte ich nichts zu schaffen , und ich unterstütze sie nur so lange , als ihre Grundsätze mit der Freiheit vereinbar sind . Welche Gefälligkeiten habe ich von ihnen verlangt ? Wenn mir Auszeichnungen geworden sind , so erhielt ich sie durch I. Maj . Mich allein haben die Minister verschmäht um Rath zu fragen , und höchstens zweimal haben sie mich in Verbindung mit Andern angehört . “ Sobald die Opposition gewahr ward , daß der Zorn des Grafen gegen die Minister gerichtet war , erhob sie lautes schadenfrohes Beifallgeschrei , in welches der Pöbel auf der öffentlichen Galerie sogleich einstimmte , während die Mitglieder der Majorität , die sich durch das unerklärbare Benehmen Toreno's bloßgestellt sahen , die augenscheinlichste Bestürzung verriethen . Der Graf , durch jenen schnöden Beifall noch mehr erhitzt , fuhr fort : „ Ich bin unschuldig an diesem Ministerium ; es selbst hat sich gestaltet , umgestaltet und neugestaltet ; es selbst hat sich zusammengesetzt , und nach eigenem Gutdünken neu zusammengesetzt . “ ... Hier erreichte der Jubel des Volkes den höchsten Grad ; ein donnerndes Beifallklatschen und Pochen , der Ausruf bien ! bien ! erscholl von der Galerie wie von den Bänken der Opposition , und es entstand im Innern des Congresses selbst ein solcher Tumult , daß der Präsident endlich wüthend seine Klingel zertrümmerte und die Sitzung aufhob . Ueber diesen Vorfall herrscht unter allen Personen , welche einigermaßen die Folgen zu berechnen verstehen , und denen der Ruf des Grafen Toreno am Herzen lag , die größte Mißbilligung . Die Majorität des Congresses sollte , ihrer eigenen Erklärung zufolge , dem Ministerium zur Stütze dienen , und plötzlich gibt derjenige Deputirte , der für den Hauptvertreter der Majorität gehalten wird , das Ministerium dem Hohngelächter der Nation preis . Er läßt die Maske fallen , und gewährt der ihm so feindlich gesinnten Opposition einen freien Blick auf das geheime Triebwerk , von dem er und viele der Seinigen geleitet werden . Der letzte Gedanke an die Möglichkeit , durch parlamentarische Disputationen , durch Aufstellung von Programmen , durch das System von Majoritäten und Minoritäten , die Lage des Landes auch nur um eine Linie verbessern zu können , ist nun dahin geschwunden ; zugleich aber auch der Glaube an die Fähigkeiten und die Charakterfestigkeit des Grafen Toreno . Er , der ein Staatsmann seyn will , versteht nicht , das ihm zunächst Liegende ins Auge zu fassen . Er hält sich für unentbehrlich , für die Hauptstütze eines Ministeriums , während dieses ihn nur als ein Hinderniß betrachtet ; für den bevollmächtigten Vertreter einer mächtigen Partei , während diese ihn nur tolerirt , und sich fast seiner Cameradschaft schämt . Er entsagt der ersten Eigenschaft eines Staatsmannes , der Besonnenheit , indem er sich , hingerissen von den unwürdigsten Gefühlen , in seiner ganzen Blöße darstellt , und diese unter der entstellenden Maske des Revolutionärs zu verbergen sucht , um das Beifallgeschrei eben des Pöbels zu erringen , der ihn zu ermorden drohte , als seine Stimme für Recht , Sitte und Ordnung erscholl . Nichts kann entehrender seyn für den Grafen , nichts bezeichnender für die Stimmfähigkeit des Pöbels , als eben jenes Beifallgeschrei . Nicht einmal auf den Ruf eines geschickten Intriganten kann der Graf länger Anspruch machen . Alles dieß berechtigt mich auf meiner Behauptung zu beharren , daß man hier von allen Seiten um die Wette daran arbeitet , die so laut gepriesenen kaum aufgestellten Institutionen lächerlich zu machen , und als ein Hinderniß bei Seite zu schieben . Der Congreß selbst stellt sich als eine Schauspielerbande dar , welche Stücke aus dem Stegreif aufführt . Ein General ( Linage ) verbreitet in ganz Spanien ein gedrucktes Manifest , in welchem er die Truppen für die eigentlichen Vertreter der Nation ausgibt , und erregt dadurch bei den exaltirten Patrioten von Saragossa ein solches Entzücken , daß sie ihm zu Ehren einen feierlichen Aufzug halten ( am 26 v. ) , und Lebehochs in folgender Ordnung ausbringen : „ Der Königin Isabelle II , ihrer erlauchten Mutter , dem Herzog de la Victoria , Hrn. Linage , der Constitution , der Freiheit , dem Heere ! “ Die Verfassung , die Freiheit und das Heer stehen also dem Hrn. Linage nach . Um aber auch einen Beweis von der Achtung abzulegen , welche sie vor dem Artikel der Constitution , der die Preßfreiheit aufstellt , hegen , verbrannten dieselben Patrioten von Saragossa auf öffentlichem Markte mehrere Nummern des „ Correo Nacional , “ in welchen einige bescheidene Einwendungen gegen das Manifest Linage's erhoben wurden . – N. S. Man ist übereingekommen , die Discussion über die Anklage Toreno's in der heutigen Sitzung des Congresses nicht wieder aufzunehmen .
[ 1836 ]
Achtzehnte Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher
und Aerzte .
Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs von Bayern wird die achtzehnte Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte im Jahre 1840 zu Erlangen stattfinden , und am 18 September mit der ersten allgemeinen Sitzung , so wie mit Constituirung der verschiedenen Sectionen eröffnet werden . Indem die unterzeichneten , für diese Versammlung gewählten Geschäftsführer hiemit alle Naturforscher und Aerzte zur Theilnahme amtlich einladen , erklären sie sich zugleich bereit , Bestellungen auf Privatwohnungen , welche sie sich jedoch längstens bis zum 1 September erbitten müssen , bestens zu besorgen , und ersuchen diejenigen HH . Theilnehmer , welche Vorträge in den allgemeinen Sitzungen zu halten gedenken , ihnen eine kurze Uebersicht des Inhalts derselben ebenfalls längstens bis zum 1 September zukommen zu lassen . Weitere Anordnungen wird ein besonderes Programm noch zeitig genug bekannt machen . – Erlangen , am 30 April 1840 .
Dr. G. D. J. Koch. Dr. J. M. Leupoldt .
[ 1099-1102 ]
Neuer Großhandlungs-Markt .
Der in der k. Freistadt Kaschau in Ober-Ungarn an Ladislai , d. i. den 27 Junius , abzuhaltende Markt wurde mittelst dd . 27 December 1839 , Nr. 17,279 dieser k. Freistadt allergnädigst verliehenen Markt-Privilegiums für den Großhandel in Schafwolle ( welche unter dem Namen der oberungarischen Wolle im Handel vortheilhaft bekannt ist ) und anderen Natur- , Kunst- , Manufactur und Fabrik-Erzeugnissen en gros aller Art auf acht Tage vor und acht Tage nach Ladislai ausgedehnt , und wird schon dieses Jahr und alle folgenden abgehalten werden , der kleine Markt , a la minuta , aber in der bis jetzt bestandenen Weise belassen . Es werden demnach die Tit. Käufer und Verkäufer zu diesem auch im Auslande verlautbarten Markte höflichst geladen .
Kaschau , den 13 März 1840 .
[ 1829 ]
Asphalt-Producte , als Mineraltheer und Mineralkitt zum Anstrich aller Gegenstände , welche der Zerstörung des Wetters , dem Wurmfraße , Schwamme oder Roste ausgesetzt sind ;
Trockenlegung feuchter Mauern , flacher Bedachung , Trottoirs
der chemischen Fabrik von Zimmer & Sell
in Frankfurt a. M.
Ueber die Eigenschaften und vielseitige Anwendung unserer Asphalt-Producte ist das Nöthige in den Gebrauchsanweisungen enthalten , welche bei uns und in den Niederlagen stets gratis zu haben sind .
Der Werth dieser Producte für die bezeichneten Zwecke hat sich durch mehrjährige Erfahrungen genügend geltend gemacht , worüber wir die befriedigendsten Nachweisungen geben können . Unsere Preise bleiben fortwährend gegen den Asphalt der ausländischen Gesellschaften unverhältnißmäßig billiger .
Wir machen darauf aufmerksam , daß den Mängeln der Dorn'schen Dachdeckung durch unser Verfahren vollständig abgeholfen ist , ohne die Billigkeit derselben zu beeinträchtigen . Ebenso werden schadhafte Dorn'sche Dächer nach unserer Anleitung leicht in den besten Stand gesetzt .
Zur Erleichterung unserer resp . Abnehmer unterhalten wir in nachfolgenden Städten Niederlagen , von denen zu den Fabrikpreisen bezogen , und jede benöthigte Auskunft ertheilt werden kann .
In Bamberg bei Hrn. Nic. Kopp ,
in Freiburg i. B. bei Hrn. F. X. Schweninger ,
in Hamburg bei Hrn. J. D. Lauenburg ,
in Heidelberg bei Hrn. Joh. Mart. Loos ,
in Heilbronn bei Hrn. Fr. Ed. Mayer ,
in Leipzig bei Hrn. Brückner , Lampe & Comp ,
in Magdeburg bei Hrn. Rüdiger & Pilarik ,
in Mainz bei Hrn. Gebr. Städel ,
in Mannheim bei Hrn. J. M. Nestler s. Frau Wb. ,
in Moosbach bei Hrn. G. Strauß ,
in München bei Hrn. Franz Lechner ,
in Nürnberg bei Hrn. J. M. Lödel ,
in Regensburg bei Hrn. G. H. Brauser ,
in Worms bei Hrn . Rasor & Comp .
[ 1858- 59 ]
Würtembergische Bodensee-Dampfschifffahrt .
Sommerfahrt 1840 .
( Vom 11 Mai bis Ende September . )
Von Friedrichshafen nach Rorschach : täglich
Von Friedrichshafen nach Lindau , Bregenz , Rorschach , Constanz : dreimal wöchentlich : Montags ,
Mittwochs , Freitags
Von Friedrichshafen nach Constanz , Rorschach , Lindau , Bregenz : ebenfalls dreimal wöchentlich :
Dienstags , Donnerstags , Samstags
in der Frühe um 5 Uhr .
Von Rorschach nach Friedrichshafen : täglich Morgens 10 1/2 Uhr .
Ausnahmen : Donnerstags und Sonntags : Abends 6-7 Uhr .
Mit diesen Cursen stehen fast durchaus die Eilwagen nach der Schweiz , Italien etc. , und umgekehrt nach Stuttgart und ganz Deutschland in Verbindung .
Die Fahrten-Preise für Personen , Equipagen und Güter sind aufs billigste gestellt .
Friedrichshafen , im Mai 1840 .
Die Dampfschifffahrts-Verwaltung .
Langeloth .
[ 1652- 54 ]
Bad-Empfehlung .
Das in seinen eigenthümlichen Vorzügen längst bekannte Nordseebad auf der Insel Nordernei wird auch in diesem Jahre mit dem 1 Julius eröffnet , und am 15 September geschlossen werden .
Wegen der Logisbestellungen wolle man sich gefälligst an den Hrn. Amtsvogt Köpeke auf Nordernei wenden .
April 1840 .
Das königliche Bade-Commissariat .
A. James Hay .
[ 1808- 10 ]
Bekanntmachung .
Vom k. k. Landgerichte Dornbirn in Vorarlberg wird durch gegenwärtiges Edict allen denjenigen , denen daran gelegen , bekannt gemacht :
Es sey von dem Gerichte in die Eröffnung eines Concurses über das gesammte im Land Tyrol und Vorarlberg befindliche bewegliche und unbewegliche Vermögen der Handlung Joseph Hirschfeld und Söhne Wilhelm und Sigmund zu Hohenems gewilligt worden .
Daher wird Jedermann , der an den gedachten Verschuldeten eine Forderung zu stellen berechtigt zu seyn glaubt , anmit erinnert , bis
inclusive 30 Junius d. J. ,
die Anmeldung seiner Forderung in Gestalt einer förmlichen Klage wider den Vertreter dieser Concursmasse , den k. k. Hrn. Advocaten Martini , bei diesem Gerichte so gewiß einzureichen , und in dieser nicht nur die Richtigkeit seiner Forderung , sondern auch das Recht , kraft dessen er in diese oder jene Classe gesetzt zu werden verlangte zu erweisen , als widrigens nach Verfluß des bestimmten Tages Niemand mehr gehört werden , und diejenigen , die ihre Forderung bis dahin nicht angemeldet haben , in Rücksicht des gesammten im Lande Tyrol und Vorarlberg befindlichen Vermögens des benannten Verschuldeten ohne Ausnahme auch dann abgewiesen seyn sollen , wenn ihnen wirklich ein Compensationsrecht gebührte , oder wenn sie auch ein eigenes Gut von der Masse zu fordern hätten , oder wenn auch ihre Forderung auf ein liegendes Gut der Verschuldeten vorgemerkt wäre , daß also solche Gläubiger , wenn sie etwa in die Masse schuldig seyn sollten , die Schuld ungehindert des Compensations- , Eigenthums- oder Pfandrechts , das ihnen sonst zu Statten gekommen wäre , abzutragen verhalten werden würden .
Zugleich wird zum Versuche einer gütlichen Ausgleichung dieser Concurssache und im Nichterzielungsfalle zur Bestätigung oder Wahl eines Vermögensverwalters und Creditorenausschusses , und zur Bestimmung anderer diese Masse betreffender Angelegenheiten eine Tagsatzung auf
Montag den 6 Julius d. J. ,
um 9 Uhr Vormittags ,
in dieser Landgerichtskanzlei angeordnet , bei welcher sämmtliche Gläubiger um so gewisser zu erscheinen haben , als die Nichterscheinenden den Beschlüssen der Anwesenden beigetreten geachtet würden . – Am 3 Mai 1840 .
K. k. Landgericht Dornbirn .
J. K. Ratz , Landr .
[ 1852 ]
Proclama .
Auf Anhalten Procuratoris Fisci noie . des löblichen Zehntenamts hat das Niedergericht der freien und Hansestadt Hamburg ein Proclam dahin erkannt : daß alle , welche aus einem Erbrechte oder irgend einem sonstigen Rechtsgrunde an den Nachlaß des am 30 Januar 1840 hieselbst mit Hinterlassung einer Wittwe Anna Kath. Dor. , geb. Uhthoff , und eines Bruders Martin Friedrich Stattmiller oder Stadtmüller zu Augsburg , welcher letztere sich gehörig legitimirt aber auf den Nachlaß zu Gunsten der Wittwe verzichtet hat verstorbenen Bürgers und Goldschlägers Andreas Jacob Stattmiller oder Stadtmüller aus Augsburg , Ansprüche zu haben vermeinen , schuldig seyen , solche Ansprüche , auswärtige nicht anders als durch sofort zu legitimirende hiesige Bevollmächtigte , bis zum
18 September 1840 ,
als in dem dazu angesetzten einzigen und peremtorischen Termine , in dem Niedergerichte anzugeben und zu justificiren , bei dem Präjudiz der Ausschließung und ewigen Stillschweigens .
Hamburg , den 1 Mai 1840 .
Zur Beglaubigung .
H. Pemöller , Dr. Actuarius .
[461- 63 ]
Librairie de Jurisprudence de CHARLES HINGRAY , 10 , rue de Seine à Paris
CONCORDANCE ,
ENTRE LES CODES CIVILS ÉTRANGERS
ET LE CODE NAPOLÉON ,
Ouvrage contenant le texte des Codes :
1. Napoléon .
2. Deux-Siciles .
3. De la Louisiane .
4. Sarde .
5. Canton de Vaud .
6. Hollandais .
7. Bavarois .
8. Autrichien .
9. Prussien .
10. Suédois .
11. De Berne .
12. De Fribourg .
13. D' Argovie .
14. De Bade .
15. D' Haïti .
Et les Lois Hypothécaires de 1. Suède ; 2. Wurtemberg ; 3. Genève ; 4. Fribourg .
5. Saint Gall ; 6. La Grèce .
Par M. ANTHOINE DE SAINT JOSEPH ,
Juge au Tribunal de première instance de la Seine . – Un vol. grand in 4 .
[ 1544 ]
Neue Schulschriften , welche so eben bei Friedrich Fleischer in Leipzig erschienen sind :
Ehrlich , C. G. ( Seminardirector ) , Methodischer Leitfaden für die Sprachbildungsübungen in den Unterclassen einer Elementarschule. 2te Auflage. gr. 8. 20 Bogen . 20 Gr .
– – Methodischer Leitfaden zu Uebungen im schriftlichen Ausdruck in d. Elementarschule. gr. 8. 22 1/2 Bog. 1 Thlr .
– – Vorlegeblätter zu schriftlichen Aufsätzen. 2 Hefte . 8. 10 Bogen. 6 Gr .
– – Gemeinnütziges Lehr-u . Lesebuch für die Schuljugend . 20ste Aufl. mit 4 Karten. gr. 12. 27 Bog. 8 Gr .
Vogel , Dr. K. ( Bürgerschuldirector in Leipzig ) , deutsches Lesebuch für Schule und Haus . Zunächst für Beförderung religiöser sittlicher Bildung in Elementar- und Bürgerschulen . 8te stereotypirte Auflage . 24 1/2 Bogen. 8 Gr.
( In Breslau , Frankfurt , Basel , Aachen , Crefeld , Leipzig und vielen andern Orten eingeführt . )
– – Neues englisches Lesebuch . Zunächst für Real- , höhere Bürger- , Gewerb- u. Handelsschulen . 2te Aufl. gr. 8. 19 Bogen , geb. 21 Gr .
Cours préparatoire de la langue française ; oder methodisch geordnete Lese- und Uebersetzübungen für Anfänger der französischen Sprache . 3te Aufl. 12. 4 Bogen . Gebunden. 4 Gr .
Nothwendigste , das , aus der Formenlehre der französischen Sprache . Nach dem Dictionnaire grammaticale bearbeitet . 8. 2 Bogen. 3 Gr .
Schulze , Dr. G. L. ( k. sächs. Geheimer Kirchen- u. Schulrath ) , kleines mathematisches Hülfsbuch zum Verständniß populärer astronomischer Schriften und Vorträge. gr. 8. Mit 1 Steintafel , geheftet 12 Gr .
Lang , C. F. , Blätter zur Uebung im Lesen verschiedener Handschriften . Ein Anhang zu jedem Lesebuch in Volksschulen . 8. 6 Bogen . Geheftet 5 Gr .
[ 2626 ]
Bei Felician Rauch in Innsbruck ist erschienen :
Neue medicinisch-chirurgische Zeitung .
Herausgegeben
von Dr. Joh. Nep. Ehrhart Edeln v. Ehrhartstein ,
k. k. wirkl. Gub.-Rath , Landesprotomedicus , Director des medic.- chir. Studiums u. s. w.
und
Dr. Ignaz Laschan ,
k. k. ord. öffentl. Prof. der prakt. Medicin und medicinischen Klinik , Primararzt des Civilspitals u. s. w .
Der neuen Folge erster , der ganzen Reihe ein und fünfzigster Jahrgang .
Das sechste Stück der Berliner medicinischen Central-Zeitung von diesem Jahr , herausgegeben von J. J. Sachs , enthält über die medicinisch-chirurgische Zeitung unter andern folgende Stelle : „ Sehr wenige , oder richtiger keine ihrer jüngern Schwestern können sich eines solchen Strebens nach Unparteilichkeit rühmen , wie dieß treffliche und allgemein beliebte Recensions-Institut bisher immer in allen ihren Richtungen bewiesen hat , wodurch dasselbe uns darin seit dem neunjährigen Bestehen dieses Blattes immer als ein Muster gegolten hat und noch in der Zukunft gelten soll . “
Von dieser Zeitung erscheinen jährlich vier Bände à 29-30 Bogen in groß Octav , auf weißem Druckpapier und guten Lettern gedruckt und kosten 6 Thlr. 16 gr. sächs. oder 12 fl. Reichsmünze . Bestellungen können bei allen löbl . Postämtern gemacht , oder diese Zeitung auch im Wege des Buchhandels monatlich oder bandweise ( vierteljährig ) bezogen werden .
Innsbruck im März 1840 .
[ 1853- 55 ]
Donau-Dampfschifffahrt .
Nachdem die österreichische Dampfschifffahrts-Gesellschaft auf der Strecke zwischen Linz und Wien während des Monats Mai nur ein Dampfschiff in die Fahrt bringt , und sonach die Verbindung mit einem zweiten diesseitigen Schiffe nicht statt haben würde , so hat die unterzeichnete Verwaltung sich veranlaßt gesehen , die für ein zweites Schiff angesetzten Fahrtage während des Monats Mai auf der oben bezeichneten Strecke ebenfalls nicht machen zu lassen ; es cessiren demnach die im Tarif bemerkten Fahrten vom 15 , 19 und 24 Mai und fahren die Schiffe im Anschlusse an die der österreichischen Gesellschaft in Linz an den folgenden Tagen im Mai und Junius :
Von Regensburg nach Linz den 17 , 22 , 27 Mai. 1 , 3 , 6 , 8 , 11 , 13 , 16 , 18 , 21 , 23 , 26 , 28 Junius ,
von Linz nach Regensburg den 19 , 24 , 29 Mai. 3 , 5 , 8 , 10 , 13 , 15 , 18 , 20 , 23 , 25 , 28 , 30 Junius ,
von Regensburg nach Donauwörth den 18 , 25 , 29 Mai. 2 , 7 , 12 , 17 , 22 , 27 Junius ,
von Donauwörth nach Regensburg den 20 , 27 , 31 Mai. 5 , 10 , 15 , 20 , 25 , 30 Junius .
Da die Dampfschifffahrt oberhalb Regensburg wegen noch nicht vollendeter Strom-Correction sich vor der Hand nicht bis Ulm , sondern nur bis Donauwörth erstrecken kann , so wird mit dem Ende dieses Monats eine Verbindung zu Lande zwischen Ulm und Donauwörth und zurück im Anschlusse an die Dampfschiffe ins Leben gerufen , und zwar in der Art , daß die Reise von Ulm über Donauwörth nach Regensburg in Einem Tage zurückgelegt , und am andern bis Linz etc. fortgesetzt wird . Die Einschreibungen für die Landstrecke geschehen bei den betreffenden Agenten zu den im Tarif bemerkten Preisen .
Ueber die Abfahrt der Wagen von Ulm nach Donauwörth gibt der dortige Agent die erforderliche Auskunft .
Regensburg , im Mai 1846 .
Die Verwaltung der priv. bayerisch-würtembergischen Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft .
[ 1747 ]
Für die erwachsene weibliche
Jugend
ist in der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden & Leipzig erschienen und in allen Buchhandlungen , in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung , zu bekommen :
S. I. F. Walden , Ida , oder Selbstbeherrschung – das Loos der Weiber . Velinpap . 8. brosch. 18 gr .
[ 1846- 47 ]
Capital- oder Associé-Gesuch .
Zur Erweiterung eines in den besten Verhältnissen befindlichen , einem der lucrativsten und gleichzeitig solidesten Industriezweige angehörenden , bayerischen Fabrikgeschäftes wird eine Summe von 50 a 60,000 fl. benöthigt . Hiezu wird ein Capitalist , dem genügende Sicherheit geboten werden könnte , noch lieber aber ein Kaufmann als Associé gesucht , und können sogleich die dienlichsten Aufschlüsse ertheilt werden . Gefällige Reflectionen hierauf wollen unter der Chiffre X. Y. der Expedition der Allg . Zeitung zugeschickt werden .
[ 1798-1800 ]
Verkauf einer Apotheke .
In einer der bedeutendsten Städte des Elsasses ist eine sehr gangbare und sich im besten Zustande befindende Apotheke sammt Haus zu verkaufen . Man wende sich deßfalls in portofreien Briefen an Hrn. Kellermann , Apotheker in Basel .
[ 1822 ]
Der Erfinder der für jeden Geschäftsmann nützlichen
SCHNELLSCHREIBMASCHINEN ,
J. Näher in Ellwangen , welcher in Würtemberg privilegirt ist , hat nun auch in Bayern ein Patent erhalten und hierauf seine Erfindung mit den Doppelschreibmaschinen eröffnet , welche bei Fr. Kauffmann in Ellwangen zu 9-13 Gulden zu haben sind .
[ 1841- 42 ]
Stelle-Gesuch .
Ein Mann von dreißig Jahren , welcher schon früher die Leitung des Technischen in verschiedenen französischen mechanischen Papierfabriken besorgte , auch Kenntnisse im mercantilischen Fache besitzt und gegenwärtig in gleicher Function sich beschäftigt , wünscht gewisser Verhältnisse wegen seine Stelle mit einer andern , in gleicher Eigenschaft , zu vertauschen . Ueber seine Brauchbarkeit können genügende Zeugnisse vorgewiesen werden . Anzufragen unter den Buchstaben B. Z. bei der Expedition der Allg . Zeitung in frankirten Briefen .
[ 1791 ]
Beachtenswerthe Nachricht für Reisende .
Wer das herrliche süddeutsche Alpengebirg nach allen Richtungen zu Fuß oder zu Wagen am genußreichsten bereisen will , dem können wir folgende Reisehandbücher , welche bei Fleischmann in München erschienen sind , und durch jede solide Buchhandlung bezogen werden können , als durchaus verlässige und treue Wegweiser aus eigener Ueberzeugung empfehlen :
1 ) Das bayerische Alpengebirge nebst angränzenden Theilen von Tyrol und Salzburg . Ein Handbuch für Reisende zur genußreichen Kenntniß dieses reizenden Hochlandes . Von J. J. v. Obernberg . Mit zwei Karten , einer Ansicht des Gebirgszuges und Städteansichten . 8. 1 Rthlr. 20 gr. oder 2 fl. 48 kr .
2) Neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer und Reisende durch das Hochland in Oesterreich ob der Enns , Salzburg , Gastein , die Kammergüter u. s. w. Von H. v. Chezy . Mit einer Karte und Ansichten. gr. 8. 1 Rthlr. 12 gr. oder 2 fl. 42 kr .
[ 1824 ]
Volksnaturgeschichte mit Abbildungen .
Im Verlage von Xaver Meyer in Luzern ist so eben erschienen und kann
durch jede Buchhandlung bezogen werden :
Naturgeschichte für das Volk .
Ein Buch für Schule und Haus zur Verbreitung der Erkenntniß Gottes aus seinen Werken .
Von
J. Baumann ,
Professor der Naturgeschichte in Luzern .
Zweite Auflage , durchaus umgearbeitet und bedeutend vermehrt .
Mit 284 in Text eingedruckten Abbildungen .
Prachtwerk , 47 Bogen. gr. 8. Extra fein Velinpap . in zwei Lieferungen , broschirt .
Preis 4 fl. 48 kr. oder 2 Rthlr. 21 gGr .
Schon die erste in 7000 Exemplaren bestehende Auflage dieses Volksbuches erhielt eine wahrhaft seltene und ausgezeichnete Anerkennung . Innert zwei Jahren vergriffen , finden wir dasselbe höchst günstig beurtheilt im Pädagog. Beobachter von Seminardirector J. Th. Scherr , 1837 Nr. 29. – Gersdorfs Repertorium , XVI. 3. pag. 279. – Litteraturblatt zum Morgenblatt 1838 Nr. 109. – Allgemeine Schulzeitung von Darmstadt 1839 Nr. 9. – Jenaer allgemeine Litteraturzeitung 1838 Nr. 210 u. s. w. Diese zweite mit größter Sorgfalt durchaus umgearbeitete Auflage ist um wenigstens ein Drittheil vermehrt und größtentheils mit ganz neuen herrlichen Abbildungen ausgestattet worden .
Es wird dieses Buch nicht nur seiner Bestimmung als Volksbuch gänzlich entsprechen , sondern auch jedem Volkslehrer ein höchst willkommenes Handbuch seyn , worauf der Hr. Verfasser bei Bearbeitung dieser zweiten Auflage noch ein besonderes Augenmerk gerichtet .
[ 1741- 43 ]
Schwefelbad-Hechingen
im Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen .
Die Eröffnung des Bades findet am
17 Mai
statt . Durch erweiterte Einrichtungen des damit in Verbindung stehenden Gasthofes , der Stallungen und Remisen , so wie durch billige und prompte Bedienung kann derselbe bei der neuerdings eingetretenen Selbstadministration sowohl den verehrlichen Curgästen , als allen respectiven Reisenden , bestens empfohlen werden . – Bestellungen für Curgäste können gemacht werden bei dem Director der Anstalt
Hechingen , den 1 Mai 1840 .
Medicinalrath Dr. Koller .