Großbritannien.
London, 22 Mai.
Das Ministerium scheint entschlossen seine Schlappe zu überleben; daß nächsten Montag keine Sitzung gehalten werden soll, hat keinen andern Grund, als daß dieser Tag der Geburtstag der Königin ist. In der heutigen Sitzung hat Lord John Russell dem Unterhause angezeigt, daß am nächsten Dienstag, also noch vor der auf den 4 Jun. festgesetzten Ausschußbehandlung der Stanley'schen Bill (so wie auch vor der Behandlung der Armenverbesserungsbill und der zwei höchst wichtigen Canadabills) eine Bill über Wahlregistration in England von ihm selbst, und eine über Wahlregistration in Irland vom Solicitor-General dem Hause vorgelegt werden sollen. Auf diese Weise denkt er also die Stanley'sche Bill zu paralysiren. – Wir theilen unsern Lesern sofort den Hauptinhalt der gestrigen und den Anfang der heutigen Sitzungen mit, vollenden aber zuvor unsern Bericht über den Ausgang der vorgestrigen Unterhaussitzung.
Die schon erwähnte Rede Sir Robert Peels lautete folgendermaßen: „Ich will jetzt nicht mehr in die Einzelheiten der Bill eingehen, die wir besser thun der Behandlung im Ausschusse zu überantworten, sondern will nur dem Hause auseinandersetzen, daß es ihm zusteht, sich der Heilung eines Systems zu unterziehen, das, wenn wir es dießmal auf sich beruhen lassen, vielleicht für immer unverbessert bleiben wird. Ich bin in der That auch überzeugt, daß das Haus in diesem Sinne entscheiden wird; und verlasse mich in dieser Ueberzeugung weniger auf Parteiverbindungen, als auf die Gewissenhaftigkeit des Theils des Hauses, der schon früher einmal durch seine Abwesenheit – (nämlich beim Abstimmen über das zweite Verlesen der Bill) – gezeigt hat, daß er den Verbesserungsversuch billige. Ich hoffe, daß diese ehrenwerthen Mitglieder auch fortan den Parteianrufen, die an sie ergangen sind, widerstehen werden, und hierin dem Beispiel des ehrenwerthen Mitglieds für Northumberland (Lord Howick) und des für Halifax (Sir C. Wood) Folge leisten. Die Angriffe, die man auf meinen edlen Freund, Urheber der Bill, gemacht hat, sind durchaus ungerecht (Unterbrechung: oh! oh!) – ich hoffe, das Haus wird nicht fortfahren, mich auf diese ungeziemende Art zu unterbrechen – : er erkennt, wie ich, den Grundsatz an, daß man die Leichtigkeit der Ausübung gesetzmäßiger Wahlgerechtsame überall befördern soll, aber eben so den Grundsatz, daß bestochene und ungesetzmäßige Wahlstimmen überall unterdrückt werden müssen. Ueberdieß werden die Ausschußverhandlungen dem Hause genug Gelegenheit geben, alle in der Bill etwa enthaltenen Wahlbeschränkungen aufzuheben. Die von dem gelehrten Mitgliede für Dublin vorgebrachte Beschuldigung, daß die Bill aus dem doppelten Gefühl des Hasses gegen Irland und der protestantischen Bigotterie hervorgegangen, ist um so offenbarer falsch, als das gelehrte Mitglied selbst im Jahre 1835 bei Gelegenheit
der von Sir Michael O'Loghlan eingereichten Wahlverbesserungsbill, die drei Hauptpunkte vorliegender Bill, Nichtoffenlassen der Register, doppelten Appell und jährliche Revision aufs entschiedenste vertheidigte. Ich wiederhole es, die Frage ist jetzt keineswegs, ob einzelne Bestimmungen der Bill zweckmäßig oder unzweckmäßig sind, sondern ob wir das irische Wahlsystem verbessern, oder es auf endlose Zeit unverbessert lassen wollen. Zwar sagte die Regierung, sie wolle auch eine Bill hierüber einbringen; aber wann sagte sie so? Einmal vergangenes Jahr – ich erinnere mich noch sehr gut des Tages – als bei Gelegenheit einer Motion des Sir G. Fleetwood die Partei des edlen Lords mit einem Schisma bedroht wurde, und darauf in dieser Sitzung, erst nachdem das zweite Verlesen der Bill Lord Stanley's durchgegangen war. Und rechnet die Regierung darauf, daß diese ihre problematische Bill wirklich von beiden Häusern angenommen werden soll? Nicht im mindesten. Der ehrenwerthe und gelehrte Gentleman, der Solicitor-General, hat selbst geäußert, daß noch manche Jahre hingehen würden, ehe das Haus der Lords genug erleuchtet wäre, um die neue Registrationsbill der Regierung anzunehmen. Nämlich wann? In Folge einer neuen Ernennung von Pairs? O nein! Erst, wenn die jetzt im Unterhaus sitzenden und mit mehr liberalen Gesinnungen erfüllten Erben der Pairswürde ihren bigotten Vorgängern gefolgt seyn werden. Dabei vergesse man nicht von der Zahl dieser hoffnungsvollen Zukünftigen hier im Hause die Zahl alle der wahrscheinlichen Erben abzuziehen, die, mit nicht so durchaus liberalen Gesinnungen erfüllt, eben im Begriffe stehen, für die Inbetrachtziehung der vorliegenden Bill zu stimmen. (Gelächter.) Auf so viel unberechenbare Jahre hin wird also der Solicitor-General in seiner Stellung vollkommen zufrieden seyn. Aber gewiß das Haus wird eine so lange Fortdauer schreiender Mißbräuche nicht zulassen; es wird um des geringen Wagnisses einer Ausschußberathung willen nicht die Verbesserung jener Mißbräuche auf ein anderes Menschengeschlecht hinausschieben wollen. Man hat mir vorgeworfen, daß ich, durch Annahme des in der Bill vorgeschlagenen doppelten Appells (sowohl gegen Zurückweisung als gegen Zulassung des Stimmenden) mich selbst in Widerspruch setze mit dem Inhalt der von mir ausgegangenen katholischen Emancipationsbill (statute 10 George IV); aber ich kann in der That nicht einsehen, daß jenes Statut irgend eine Verpflichtung enthalte, die Abschaffung offenbarer Mißbräuche zu vermeiden, und finde mich auch in dieser meiner Ansicht unterstützt durch das Beispiel zweier hochgestellten katholischen Gentlemen (Sir Michael O'Loghlin und Sergeant Woulfe), die beide in den von ihnen vorgeschlagenen Maaßregeln dieselbe Clausel angenommen haben wie mein edler Freund. – Ein Vergleich des Zahlenverhältnisses zwischen irischen und englischen Wählern ist hier nicht am Orte: soll das irische Wahlrecht ausgedehnt werden, so mag man darüber dem Ausschuß eine Maaßregel vorschlagen; man mag eine besondere Bill über den 5 Pf.-Census in Antrag bringen; aber man behaupte nicht, daß der rechte Weg, um die irischen Wahlgerechtsame auszudehnen, darin bestehe, daß man die gröbsten Mißbräuche im Registrationssystem zu dulden fortfahre. Man verlangt Milde und Freundlichkeit für Irland; aber ist das Milde, wenn wir den wirklichen bona fide Wähler von einer Menge falscher oder fingirter Wähler paralysiren lassen? Duldung gegen Betrug ist doch wohl keine Duldung gegen Irland. Mag Irland, im neuen Genuß seiner politischen Rechte, vor Allem den Werth seiner wahren Gerechtsame schätzen lernen, und mag es nicht von der gesetzgebenden Macht selbst verführt werden, sich gegen wahre Reform aufzulehnen. Ich weiß leider, daß die Gentlemen mir gegenüber nur dann bereit sind, eine Reform anzunehmen, wenn sie ihnen nützlich scheint; doch fordere ich sie auf, diese ihre Gesinnung wenigstens in gegenwärtigem, so klarem Falle nicht vor der Nation öffentlich kund zu thun. Die Mißbräuche, welche die Bill abschaffen will, sind anerkannt; Niemand hier im Hause hat sie zu läugnen gewagt; das Haus ist berufen, nicht sie ganz auszurotten, um nicht zu rauh gegen Irland zu verfahren, sondern nur sie so viel möglich zu heilen. Nichts kann unredlicher seyn, als wenn man die, welche eine solche Heilung beabsichtigen, des Bestrebens beschuldigt, die irischen Gerechtsame zu beschneiden, und ihre edelgemeinten Reformplane deßhalb denunciirt, weil sie den Interessen der Gegenpartei schädlich seyn möchten! (Der edle Baronet schließt unter lautem Beifallsrufen seiner Partei.) – Lord Morpeth (unter lautem Geschrei: „zur Abstimmung.“): Ich beabsichtige nicht so spät in der Nacht noch in eine weitere Discussion über den ganzen Gegenstand einzugehen, sondern denke selbigen nur kurz von einem neuen Standpunkt aus, nämlich als Nationalfrage zu beleuchten. Mich dünkt sogar, daß der sehr ehrenwerthe Baronet, der eben gesprochen, mit Rücksicht auf diesen Standpunkt, seine Rede über diese Sache so lang aufgeschoben hat, und nur, da er seinen hitzigen edlen Freund in Folge seiner unüberlegten Kühnheit ganz verlassen in den Reihen erblickte, es für seine Pflicht hielt, daß er, der torystische Ulysses, jenem seinem Ajax zu Hülfe komme; im Herzen, mein' ich, hat er selbst bedauert, auf diese Weise sich und seine Partei in den stürmischen Wirbel der irischen Politik gerissen zu sehen. Ich möchte die Bill des edlen Lord mit jenem aus lauter verschiedenen Schönheitstheilen zusammengesetzten weiblichen Gemälde vergleichen, da sie nämlich ebenso aus lauter verschiedenen Unterdrückungsmaaßregeln zusammengesetzt ist, also ein Ganzes eben so abschreckend, als jenes reizend war. Daß die von der Regierung verheißene Bill über Wahlverbesserung dem Hause noch nicht vorgelegt ist, bedauert Niemand mehr als ich, hoffe aber in meinem und meines edlen Freundes Namen, daß ihre Abfassung und Vorlegung nicht lange mehr anstehen soll; und zwar, ohne daß man dabei um den erwünschten Widerstand des andern Hauses buhle. Es ist die Besorgniß, Irland zu beleidigen und zu erbittern, die uns verbieten muß, die vorliegende Bill in Betracht zu ziehen. Und in der That ist die Hoffnung, daß durch Annahme derselben das irische Wahlsystem wirklich verbessert werden könne, eben so thöricht als die Voraussetzung, daß von heute an alle Pachtherren ein gerechtes und unparteiisches Betragen zeigen werden. Alle Vorkehrungen der Bill, im Ganzen wie im Einzelnen, scheinen mir eine einzige Farbe zu tragen, nämlich die des Bestrebens, die Wahlgerechtsame Irlands in möglichst enge Fesseln zu schlagen; und deßwegen werd' ich mich ihr, bei dieser und jeder Gelegenheit, immer unbedingt entgegenstellen.“ – Die gestern erwähnte Abstimmung fand nun statt, deren Ergebniß von der Gegenpartei mit lautem Freudengeschrei begrüßt wurde. Hr. Hume und Lord John Russell verlangen hierauf Vertagung des Hauses, während Lord Stanley noch ein Vorlesen nach den Paragraphen pro forma und nur Verschiebung des Preambuls fordert. Hr. Hume: Keinen Schritt weiter, ich verlange, daß Hr. Freshfield seinen Stuhl verlasse. (Große Verwirrung.) Lord Stanley sagt, daß er sich begnügen wolle, wenn der Sprecher Progreß (d. h. Eintritt der Bill in den Ausschuß) berichte, und man ihm für morgen die Präcedenz zuerkenne. Sir W. Somerville: Meint der edle Lord wirklich, er werde seine Bill durch den Ausschuß bringen? Er kann an der knappen Majorität seiner Partei die Unmöglichkeit ermessen: warum also das Haus noch länger in unnöthiger
Aufregung halten? Lord J. Russell unterstützt den Wunsch Lord Stanley's. Hr. Hume: Der Sprecher kann nicht berichten, was noch nicht stattgefunden hat; ich verlange, Sir, daß Ihr den Stuhl verlasset (– nämlich, damit das Haus als Ausschuß noch einmal abstimme –). Wir brauchen bloß zwei Stimmen mehr, um in der Majorität zu seyn, und diese werden sich bei einer zweiten Abstimmung leicht finden. (Lautes Gelächter von Seite der Opposition.) Indessen will ich jetzt diese meine Motion auf ein zweites Abstimmen nicht weiter treiben, ehe ich weiß, ob der edle Lord für die Colonien mit mir stimmt, damit keine Trennung in unsern eigenen Reihen entstehe. Lord John erklärt, daß er auf Hrn. Hume's Tendenz nicht eingehen könne, und die bei einem so vollen Hause erfolgte Abstimmung für rechtmäßig entscheidend halte. Hr. Gratten: Ich nicht. Ich trage darauf an, die Majorität umzustoßen. Und in der That, wenn wir als Ausschuß abstimmen, so verlieren die Tories die Stimme des Vorsitzers, und wir gewinnen die des Sprechers, und haben also eine Majorität von 1. (Lautes Gelächter.) Hr. Hume nimmt seine Motion zurück.
Die Sitzung der Gemeinen vom 21 Mai brachte nichts Bedeutendes. Auf eine Frage Sir R. Peels, ob das Haus morgen über acht Tage, am 29, sitzen werde, antwortet Lord John Russell bejahend. Hr. O'Connell zeigt an, daß er, bevor das Haus über Lord Stanley's Bill in Ausschuß gehe, auf eine Instruction über die jetzt in Irland bestehenden Wahlgerechtsame antragen werde. Sir R. Inglis erklärt, daß er seine Bill über Kirchenvermehrung (church-extension), die, wie er höchsten Orts erfahren, nach den Formen des Hauses heute nicht behandelt werden könne, bis nach Pfingsten aufschiebe. (Die Gesetze des Hauses nämlich verlangen, daß jede Geld betreffende Motion nur im Ausschuß des ganzen Hauses, und zwar, nachdem selbiges sich einige Tage vorher dazu entschlossen, behandelt werden könne.) Lord John Russell erklärt, daß er in derselben Rücksicht auf die Formen des Hauses, den die Einkünfte betreffenden Theil der Canada-Bill einer vorläufigen Billigung des Hauses als Ausschuß vorlegen werde. Sir R. Peel: „Will der edle Lord auf solche Weise die Formen des Hauses gegen meine Seite des Hauses in Anwendung bringen, so wird er sich auch nicht beschweren, wenn in Zukunft eine ähnliche Anwendung davon gegen seine Seite gemacht werden wird.“ – Ein Viertel nach 7 Uhr war das Haus nicht mehr in der nöthigen Anzahl beisammen.
Haus der Lords, Sitzung vom 21 Mai. Lord Lyndhurst reichte eine Petition des Hrn. Joseph Warr ein, um Leistung des 1819 seitens der französischen Regierung versprochenen Schadenersatzes für Kriegsverluste. Der Lordkanzler berichtet, daß der vom Kläger behauptete Thatbestand noch nicht erwiesen ist. Lord Ripon hält eine Rede über den kritischen Zustand des englischen Finanzwesens, besonders mit Rücksicht auf den bevorstehenden chinesischen Krieg, er tadelt das Ministerium, daß es das surplus-System aufgegeben habe, und trägt an auf Vorlegung der Ausgaben und Einnahmenrechnungen seitens des Ministeriums. Lord Melbourne erklärt sich bereit dazu. Auf eine Frage Lord Ashburtons, ob der Handelsvertrag mit Frankreich noch während gegenwärtiger Sitzung zu Stande kommen werde, bemerkte Lord Melbourne, daß er darauf nicht antworten könne.
Haus der Gemeinen, Sitzung vom 22 Mai (nach stenographischen Berichten). Nachdem Lord Stanley den 4 Jun. als Tag zur Behandlung seiner Bill gewählt hat, zeigt Lord John Russell dem Hause an, daß am nächsten Dienstag (2 Jun.) zwei Bills über englische und irische Wahlregistration vorgelegt werden sollen, und daß er auch, vor Behandlung der Stanley'schen Bill, das Haus auf irgend eine Weise auffordern werde, sich darüber auszusprechen, ob es gesonnen sey, die in der Reformbill enthaltenen Rechte und Freiheiten auszudehnen oder einzuschränken. (Beifall von Seite der ministeriellen Partei.) Auf eine Frage Lord Stanley's ob der edle Lord wirklich beabsichtige, die Ausschuß-Behandlung der vorgestern dahin angenommenen Bill noch weiter hinauszuschieben, gibt Lord John Russell keine directe Antwort.
London, 22 Mai. Die Minister sind etwas glücklicher durchgekommen als ich erwartet hatte, indem die Mehrheit gegen sie nur 303 gegen 300 stark war. Die Mehrheit aber entstand daher, daß während 15 Liberale und nur ein Tory, ohne abgepaart zu haben, sich des Stimmens enthielten, drei Liberale wirklich mit den Tories stimmten, und zwar der Sohn und der Eidam des Grafen Grey, und ein gewisser Hr. Ainsworth, welche dafür von den ministeriellen Journalen beinahe für Ueberläufer erklärt werden. Indessen erklärte sowohl Lord Howick als Hr. Wood, daß sie durchaus nicht die Absicht hätten, sich von ihren alten Freunden zu trennen, deren Politik, besonders in Bezug auf Irland, sie aufs höchste billigten. Aber sie hielten es für nothwendig, daß irgend etwas geschehe, um das Registrationswesen in Irland zu verbessern; und da nun auch eine Mehrheit des Unterhauses durch die Bewilligung des zweiten Verlesens von Lord Stanley's Bill sowohl diese Nothwendigkeit als auch die Fähigkeit dieser Bill jenen Zweck zu erreichen anerkannt habe, so dünkte es ihnen unanständig und unklug, jene Entscheidung umzustoßen. Dabei versprachen sie sich im Ausschuß mehreren Punkten aufs eifrigste zu widersetzen, welche den Wahlberechtigten unnöthige Schwierigkeiten in den Weg würfen. Die Entscheidung ist also zwar ein Triumph für die Tories, dient aber zu gleicher Zeit die Schwäche beider Parteien aufzudecken. Denn wenn die Regierung auch nicht die Bill im Anfange niederzuschlagen vermochte, so können die Tories nicht anders hoffen sie durchzusetzen, als indem sie diejenigen Punkte fahren lassen, wodurch sie die Wähler von der katholischen Partei am meisten zu vermindern erwartet hatten. Aber sie denken, wenn es ihnen auch nur zum Theil gelinge, und wenn sie auch nur Ein Mitglied mehr auf ihre Seite bringen, so sey es doch eine Genugthuung für die zunehmende protestantische Gesinnung, und erhalte den Muth ihrer Partei aufrecht, welcher sonst, bei fortdauernder Ausschließung von Amt und Würden, zerfallen müßte. Dagegen haben die Ministeriellen den Trost, daß das Unternehmen, wie wenig oder wie viel es auch am Ende gelingen möge, allen Feinden der Tories in Irland die Gelegenheit gegeben hat, den Haß der Katholiken gegen dieselben durch Furcht zu nähren, indem sie ihnen vorstellen können, daß jene Partei nicht nur ihnen keine weiteren Freiheiten bewilligen, sondern auch alles Mögliche thun würde, ihnen die so mühevoll erworbenen Rechte wieder zu rauben. Sie versichern unaufhörlich, es handle sich von nichts Geringerem als der Wiedereinführung der alten Zwangsgesetze, und Stanley's Versuch sey nur der erste Schritt dazu, um der katholischen Bevölkerung factisch ihre Vertreter zu rauben. O'Connells Aufregungsversuch hat allerdings nicht so viel Anklang gefunden als man hätte erwarten sollen, vorzüglich wohl deßwegen, weil er der Union mit einer Auflösung drohte, welcher ohne Zweifel eine große Menge der einflußreichsten Männer unter beiden Religionsparteien entgegen sind, vorab alle, die in Aemtern stehen. Trotz jenes geringen Anklangs ist es nicht minder gewiß, daß durch jene neuesten Schritte O'Connells die Verwaltung Irlands durch ein Toryministerium unendlich erschwert
worden ist. Es kommt nur darauf an, wie weit diese Partei es für gut findet, den Ministern bei ihrer so offenbaren Schwäche hinderlich zu seyn, so daß die nothwendigsten Angelegenheiten liegen bleiben müßten. Geschieht dieses, so muß das Ministerium das Parlament auflösen und zu einer neuen Wahl schreiten, wobei es sehr zweifelhaft bleibt, welche Partei die Mehrheit haben wird. Ungerechnet, daß die Tories große Mittel besitzen und bereit sind, sich's große Summen kosten zu lassen, um Vertretungen zu erkaufen, kommt ihnen der wachsende Protestantismus nebst dem weitverbreiteten Unwillen gegen Irland zu Hülfe, dessen Bestrebungen nach Gleichheit mit England John Bull, der es an einer fremden Nation (Polen oder Ungarn z. B.) bewundern und loben würde, als eine Art von Frechheit ansieht. Sodann ärgert sich John Bull, daß darüber so viele dringende Geschäfte liegen bleiben müssen. Wollte die Königin zuvor die Whigs entlassen, so daß die Wahl unter dem Einfluß einer Toryverwaltung stattfinden könnte, so wäre aller Zweifel gehoben, und diese könnte auf eine ziemliche Mehrheit rechnen. Da man aber weiß, daß die Königin solches nie thun wird, so lebt auch der Groll gegen die Monarchin bei ihnen immer fort, wenn er sich auch jetzt nur noch durch den Unterschied zu erkennen gibt, womit man bei allen öffentlichen Gastmählern (selbst für wohlthätige Zwecke), wo Tories die Mehrheit bilden, die Gesundheit der regierenden Königin und der Königin-Wittwe aufnimmt, nämlich jene mit kalter Höflichkeit, diese mit donnerndem langanhaltendem Beifall. Schon darum thut es den Tories höchst noth, daß sie bald wieder ans Amt kommen, da man ernstlich von der Bildung eines Ultra-Tory-Clubs spricht, dessen Mitglieder sich der Leitung Peels und Wellingtons bald gänzlich entziehen dürften. Es wäre gar nicht unmöglich, daß die anti-katholische Stellung der Partei in dieser Session darum beliebt worden, weil man jene Ablösung vor der Hand verhindern wollte, wenn man auch in der That dadurch die Rückkehr ans Ruder verzögert. Gibt uns ja die Geschichte wie das gemeine Leben tausende von Beispielen solcher Nothbehelfe! Inzwischen hat Lord Melbourne sich genöthigt gefunden, den Vorschlag zum Ausschuß über die irische Corporationsreformbill bis zum 2 Jun. zu verschieben; und auf der andern Seite hat im Unterhause Sir R. Inglis für gut gefunden, seinen Vorschlag zur Adresse an die Königin um Unterstützung vom Staate für die Erbauung neuer Kirchen auf unbestimmte Zeit nach Pfingsten zu vertagen, da man ihm auf einmal gestern Abend, wo er diesen schon so oft verschobenen Vorschlag endlich machen sollte, zu wissen that, daß er es mit seiner Ankündigung in irgend einer Förmlichkeit versehen habe, und man sich ihm zuvörderst aus diesem Grunde widersetzen würde. Es scheint jedoch beinahe, als fürchte sich der alte Herr, die Sache zur Entscheidung zu bringen, indem Peel kaum geneigt ist, sich darum unbeliebt zu machen, und dabei auch gar manches Unangenehme zur Sprache kommen würde. Graf Ripon hielt gestern Abend wieder eine Rede über den Zustand der Finanzen, und wiederholte seine frühere Behauptung, daß es am vortheilhaftesten seyn würde, immer dafür zu sorgen, daß man einen jährlichen Ueberschuß von etwa 2 Millionen habe. Lord Melbourne aber meinte dagegen, obgleich ein jeder es gern haben würde, wenn seine Einnahmen seine Ausgaben überstiegen, sey es nicht rathsam einer solchen Theorie zulieb die Nation mit neuen Steuern zu belegen. Er wenigstens müsse sich einen solchen Versuch verbitten. Uebrigens hatte er die Freude von seinem Gegner das Geständniß zu erhalten, daß, seitdem jener im Anfange der Session, eine Rede über denselben Gegenstand gehalten, sowohl die äußeren als innern Verhältnisse des Landes besser geworden seyen.
Frankreich.
Paris, 24 Mai.
Der König, die Königin und die k. Familie haben am 23 Mai die Tuilerien verlassen und ihren Sommeraufenthalt von Neuilly bezogen. Der Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg und dessen Sohn reisten am 23 von Paris ab. – Die 15,000 Fr., die dem Herzog von Sachsen-Coburg gestohlen waren, wurden am 22 Abends in einem neben dem Zimmer des Jägers des Herzogs stehenden Behälter, den man bisher allein noch nicht untersucht hatte, wieder gefunden. Am 23 um 9 Uhr Morgens ward diese Summe dem Herzog von Sachsen-Coburg durch den Hausverwalter des Palais royal in den Tuilerien überreicht. Der Herzog erklärte, daß er keine weitere Einschreitung wünsche. Uebrigens ward anerkannt, daß die zwei Personen, welche einigen Verdacht auf sich gezogen hatten, völlig unschuldig waren.
In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai trug Hr. v. Roy als Berichterstatter auf Verwerfung des Rentenumwandlungsgesetzes an. Näheres morgen.
Marschall Clauzel verlas doch noch am Schlusse der Sitzung der Deputirtenkammer vom 23 Mai den Bericht der Commission über den Gesetzesentwurf in Betreff der Gebeine Napoleons. Der wesentliche Inhalt dieses Berichts wurde bereits mitgetheilt. Die Commission schwankte anfangs, welches der großen Monumente von Paris die Reste des Kaisers aufnehmen sollte. „Jedes derselben – sagte der Marschall – hatte seine Vertheidiger. Das Pantheon, welches allen großen Männern gehört, die Magdalenenkirche, welche Niemanden gehört und mit gutem Recht ihm allein gehören dürfte; der Triumphbogen, welcher Napoleon als Grabschrift die Namen all' seiner Generale und die Liste all' seiner Siege gäbe; die Vendômesäule, welche ganz sein Werk gewesen; endlich die Basilica von St. Denis, die ihn als legitimen Herrscher fordert und seit dreißig Jahren bereit steht, ihn in dem Grabe aufzunehmen, welches er selbst dort angeordnet hatte. Wir zauderten lange, so sehr fürchteten wir, unsere Wahl möchte dem Nationalwunsch nicht entsprechen; endlich aber stimmten wir alle dem Gedanken zu Gunsten der Invaliden bei, aus denselben Gründen, welche die Regierung zu dieser Wahl bewogen hatten, und die allen in die Augen fallen werden. Die zur Andacht einladende Stille des Ortes, die Majestät des Gebäudes, die Größe seiner Erinnerungen, die Isolirung des großen Theiles der Kirche, welcher zu Napoleons Ruhestätte bestimmt ist, und wo bis jetzt nur die Gebeine Vaubans und Turenne's zugelassen worden, welche dem Willen Napoleons dieses berühmte Asyl verdankten – all' diese Gründe rechtfertigten jene Wahl. Dazu kommt noch jene glorreiche Ehrenwache der alten Soldaten unserer Heere, der künftigen Veteranen und eines greisen Marschalls. Zwar ist für uns Napoleon nicht der große Feldherr allein, sondern wir sehen in ihm auch den Herrscher und Gesetzgeber. Aber je mehr wir ihn als Herrscher ehren, um so mehr wünschen wir, daß sein Grab nicht einsam bleibe, und welch andere Wache könnten wir für ihn wünschen, als die jener militärischen Familie, die nie ausstirbt, sondern sich immer wieder aus den Reihen unserer Heere recrutirt mit verstümmelten Tapfern, welche ruhmvoll in die Fußstapfen der Soldaten von Marengo und Austerlitz traten. Ueberdieß stößt man im Invalidenhotel allenthalben auf Erinnerungen an das Genie Napoleons. Er war es, der die beiden berühmten Feldherren Ludwigs XIV dort begraben ließ; er war es, der die Bogen der Hallen jenes Gebäudes mit all den Fahnen schmückte, die von seinen hundert Siegen zeugen, endlich fand im Invalidenhotel auch die erste Austheilung der Ehrenlegion statt;
zwei unserer großen Institutionen werden demnach durch unsere Wahl geehrt: die Invaliden selbst und die Ehrenlegion. Dieß sind die Gründe, die endlich die Stimmen Ihrer Commission für die Invalidenkirche vereinigten. Dazu kam auch noch der Wunsch, der Regierung, von welcher der Antrag dieser feierlichen Huldigung zuerst ausgegangen, eine loyale und einstimmige Unterstützung zu leihen. Napoleon wird sonach bei den Invaliden ruhen, aber allein, und daher haben wir dem Gesetz einen Artikel beigefügt, der bestimmt, daß das Grab unter der Kuppel seine Stelle finde, und daß dieser Theil der Kirche, wie die Capellen, die ihn umgeben, ausschließlich für die Ruhestätte des Kaisers Napoleon vorbehalten bleiben. Kein anderer Sarg darf künftighin dort beigesetzt werden. Wir haben auch den Wunsch ausgedrückt, daß eine Reiterstatue des Kaisers auf einem unsrer öffentlichen Plätze errichtet werde, eine Ehre, welche den gekrönten Häuptern gebührt und Napoleon noch fehlt. Eine genauere Untersuchung der für die Versetzung der Asche, für das Leichenbegängniß und das Monument nothwendigen Ausgaben hat uns überzeugt, daß der von der Regierung verlangte Credit unzureichend sey. (Hört! hört!) Wir schlagen daher der Kammer vor, eine Million mehr zu bewilligen. (Bewegung.) Frankreich wünscht, daß die Bestattung und das Denkmal würdig Napoleons und der Nation seyen.“ Eine Stimme von der äußersten Rechten: „Aber das wird zwei Millionen kosten.“ Marschall Clauzel fortfahrend: „All dieß wird geschehen, Dank der persönlichen Sympathie des Königs für das Andenken des berühmten Mannes, Dank der Thätigkeit des Ministeriums, welches wollte, daß dem großen Mann diese glänzende Gerechtigkeit werde, Dank endlich Ihnen, den beiden Kammern, die – wir sind es überzeugt – einstimmig das Gesetz annehmen werden, welches uns Alles wiedergeben soll, was von dem geblieben, der so viel für Frankreich gethan hat. Dem Königthum des Julius gebührte es, dem Helden der Nation das Asyl des vaterländischen Bodens zurückzugeben, und dem freien und ruhigen Frankreich wird es vorbehalten seyn, zu beweisen, daß die Freiheit gerecht gegen den Ruhm zu seyn versteht.“ – Der Marschall verlas hierauf die vier Artikel des Entwurfs. Die Kammer setzte die Discussion auf Dienstag den 26 Mai fest.
(Journal général.) Man spricht seit einigen Tagen in der diplomatischen Welt von einer criminellen Sache, die mit auswärtigen politischen Beziehungen in Berührung wäre. Alles, was wir für den Augenblick darüber sagen können, ist, daß diese Sache an jene, worin vor zwei Jahren Hr. Fabricius figurirte, und an jene andere erinnert, welche unter dem Kaiserreich mit der Verurtheilung Michels endigte.
Die französische Akademie hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, daß sie den Preis Monthyon von 6000 Fr. dem Werke des Hrn. Gustav v. Beaumont über Irland zuerkenne. In der Sitzung am 22 Mai hat die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften auf den Bericht des Hrn. Passy den für die beste Denkschrift über den deutschen Zollverein 1838 festgesetzten Preis von 3000 Fr. dem Hrn. Theodor Fix zuerkannt.
Der König hat durch Ordonnanzen vom 5 Mai neun Individuen, sowohl Freigelassenen als Sklaven in den verschiedenen Colonien die über sie verhängte körperliche oder zuchtpolizeiliche Strafe erlassen oder gemildert.
Paris, 22 Mai. Man ist hier gewaltig besorgt über die Umrührung der Bonapartischen Erinnerungen; aber was lange im voraus hier besprochen wird, verliert schon dadurch seinen Stachel. Zudem ist alles klug berechnet worden, daß die Gebeine nicht im Mittelpunkte der Hauptstadt zu ruhen kommen, sondern an einem äußersten Ende, wo der Schlachtengott bestattet wird, nicht der Kaiser. Napoleon ist das lebendigste Andenken des gemeinen Mannes in Frankreich, besonders der Bauern und Handwerker, weil ihre Kinder zu Officieren durch ihn geworden sind, berühmte Namen errungen und große Thaten verrichtet haben; aber die kaiserliche Schule in den höhern Ständen ist vollkommen ausgestorben. Der während der Restauration recalcitrirende Theil dieser Schule hat sich ganz und gar der Dynastie Orleans angeschlossen. Dazu gehört alles, was im Napoleonischen Hof- und Civildienst stand, so wie der größere Theil der überlebenden Obristen und Generale. Doch gibt es in der Kammer und brockweise in der Nation eine Art Bonapartistischer Partei, über welche der Prinz Louis das Netz seiner mittelmäßigen Speculationen wirft. Es ist unmöglich, daß vor einem System der Kammern und der Presse eine Partei Bestand habe, deren Oberhaupt Glanz und Macht erhalten hatte durch vollkommene Unterdrückung der Kammern und der Presse. Die legitimistischen Blätter, besonders die Gazette de France, treiben bombastischen Spectakel, aber es gibt auch unter den Legitimisten keinen Haß mehr gegen Napoleon; auch die jüngere Nachsaat der Legitimisten ist Napoleonisch gesinnt, nicht im dynastischen, aber im bewundernden Sinne. Natürlich! Eine Generation folgt der andern; die Unbilden werden vergessen, der Pomp leuchtet hervor. Das erklärt auch so manche Napoleonische Bewunderung in einem Theile Deutschlands unter dem Volke, den jungen Leuten und besonders den jungen Scribenten. Das Privilegium, von fern zu leuchten, und als Sterne für die Nachwelt emporzusteigen, haben immer die großen Eroberer gehabt. Nichts vergessen die Menschen leichter als den Tod; aus dem Blutfelde dringen neue Saaten empor, und das Würgen erscheint endlich nur als Ruhm. Das ist von einem Heros der modernen Culturzeit noch begreiflicher, als von denen des Alterthums, weil unsre Cultur ihm verbeut, wie Attila, nur zu verwüsten, das moderne Administrationsprincip sich durch und mit dem Kriege sogar fortbehauptet. Es liegt im Charakter der französischen Nation, sich einer großen Kraft des Andrangs (der berühmten furia francese) zu ergeben. Wenn dieser Sturm ausgetobt hat, folgt eine große Stille, bis das Lachen und der Sarkasm sich hervorthun. So ist's gegangen mit dem Andrang der Kammer und der Presse gegen das Ministerium Thiers: alle Conservativen waren im höchsten Tone aufgespannt, und nun sind sie eben so abgespannt. Viele rangiren sich evident, und ein längeres Ministerium ist, allem Anschein nach, geboren, dessen Hauptkämpfe in der Folge nur gegen den Republicanismus des National, gegen die Linke des Hrn. Laffitte u. s. w. durchgekämpft werden können. Zu andern Kämpfen ist kein Stoff vorhanden; freilich kann sich, aus der alten Opposition Barrot heraus, eine Mittelopposition zwischen der Linken des Hrn. Laffitte und den Freunden des Hrn. Barrot bilden, etwa mit Gesinnungen, die weniger das Ministerium als solches angreifen, als die Formen der Administration, und man gewahrt schon die Elemente einer solchen möglichen Opposition in den Gedanken des Hrn. v. Tocqueville, wie sie aus seinen Schriften hervorleuchten. Aber Frankreich, an absolute Administration gewöhnt, ist für diese Gedanken lange nicht reif genug.
Deutschland.
München, 27 Mai. Unser Kronprinz begibt sich demnächst, wie es heißt, auf kurze Zeit nach Hohenschwangau; von einer Reise Sr. k. Hoh. ins Ausland ist bis jetzt nichts bekannt. – Dem Vernehmen nach werden am 1 Oct. d. J. die Benedictiner des Priorats Metten das hiesige königliche Erziehungsinstitut für Studirende überkommen; ob das Wirken dieser Väter sich bloß auf die häusliche Disciplin und den Privatunterricht beschränkt, oder ob sie auch den öffentlichen Unterricht in der mit dem Erziehungsinstitut vereinigten lateinischen Schule, und später dann, wie Viele glauben, den Unterricht im neuen Gymnasium übernehmen werden, scheint bis heute officiell nicht bekannt. – Der k. sächsische Hofschauspieler, Emil Devrient, gibt dermal auf unserm Hoftheater Gastrollen, und erntet ungewöhnlichen Beifall. – Zu den interessanten Fremden,
die sich in diesem Augenblick hier aufhalten, gehört der k. würtembergische geheime Legationsrath v. Kölle.
Karlsruhe, 20 Mai. Die zweite Kammer beendigte heute ihre Berathungen über den Strafgesetzentwurf, jedoch mit Ausnahme einiger früher schon discutirten Artikel, die an die Commission zurückgewiesen wurden, und morgen wieder in der Kammersitzung zur Verhandlung kommen werden. Die §§. 651 bis 653 bedrohen die Verletzung des Postgeheimnisses mit Dienstentlassung und in schweren Fällen noch mit Kreisgefängniß oder Arbeitshaus bis zu 2 Jahren, die Unterschlagung von Poststücken, die einen Geldwerth haben, aber neben der gemeinen Unterschlagungsstrafe noch mit Dienstentlassung. Nach dem §. 654 des Regierungsentwurfs wird der öffentliche Diener, „welcher in seinem Amte eine rechtswidrige Handlung in der Absicht anordnet oder selbst vornimmt, um die freie Ausübung der staatsbürgerlichen oder gemeindebürgerlichen Wahlrechte zu hindern,“ von einer Geldstrafe von 25 bis 500 fl. oder im Rückfall von der Strafe der Dienstentlassung getroffen. Die Commission änderte die Fassung dahin: „der öffentliche Diener, welcher sein Amt mißbraucht, um die freie Ausübung etc.“ Der Commissionsbericht gab als den Grund dieser Aenderung an, es sey nicht gerade eine Handlung erforderlich, die an sich schon rechtswidrig sey, wie der Regierungsentwurf voraussetze, sondern sie werde durch ihren Zweck rechtswidrig, wenn der Beamte sein Amt, wie immer, dazu mißbrauche, die freie Wahl zu hindern. Staatsrath Jolly trug auf Wiederherstellung des Regierungsentwurfs an. Man möchte zwar den Ausdruck, den die Commission brauchte, wohl auch so verstehen, wie den Regierungsentwurf, indem ein Amtsmißbrauch die Anordnung unerlaubter Mittel voraussetze; dann bedürfe es aber keiner Aenderung. Soll die Fassung der Commission aber einen andern Sinn haben, so sey sie falsch, denn der Beamte müsse das nämliche Recht haben, wie andere Staatsbürger, auf Wahlen einzuwirken, wenn er nur keine gesetzwidrigen Mittel anwende. Der Regierungsentwurf entspreche ganz dem Artikel 416 des würtembergischen Strafgesetzes, wie er von den dortigen Kammern ebenfalls angenommen wurde. v. Rotteck verließ den Präsidentenstuhl und sprach für den Commissionsantrag. Die Rechte, die der Beamte als Staatsbürger habe, bleiben ihm, aber er dürfe sein Amt nicht einmischen, er dürfe z. B. nicht erklären, die Regierung werde dem Bezirk, wenn der ministerielle Candidat gewählt werde, irgend einen Vortheil oder andernfalls irgend einen Nachtheil zuwenden. Wenn das Gesetz Strafe drohe, so werde der Beamte etwaigen derartigen Zumuthungen höherer Beamten sich widersetzen. Die Rechte der Kammer seyen ohnehin durch mancherlei sehr geschmälert. Die Verfassung würde aber zu einem Gaukelspiel werden, wenn die Wahlfreiheit unterdrückt würde, und Regierungsagenten statt Volksvertretern in der Kammer erschienen. Staatsrath Jolly: man verstehe unter Wahlfreiheit auf der einen Seite häufig das Recht auf eine ausschließliche Einwirkung auf die Wahlen. Die Regierung müsse auch dahin wirken, daß die Majorität mit ihr gleiche Gesinnung habe, wenn sie nur keine unerlaubten Mittel brauche. Welcker will jede Einmischung amtlicher Autorität bestrafen. Die Beamten mögen mit geistigen Waffen kämpfen, aber ohne das Uebergewicht der Staatsautorität in die Wagschale zu legen, sonst sey es eine Wahlverfälschung. Staatsrath Jolly: der Abgeordnete Welcker berufe sich sonst so häufig auf das Beispiel Englands und Nordamerika's; dort würde man aber über seine Lehre in dieser Sache staunen. Welcker weist auf die große Verschiedenheit hin. Schaaff und Regenauer sprechen für den Regierungsentwurf und eben so Baumgärtner: die Opposition sey bei den Wahlen sehr thätig. Diejenigen, welche mit dem Gang der Regierung zufrieden seyen, müssen also auch einwirken dürfen. Die Beamten dürfen daher nicht abgeschreckt werden dadurch, daß sie auch wegen nicht rechtswidriger Handlungen in Untersuchung kommen können. Trefurt: er und andere Mitglieder der Commission haben nur darum für den Commissionsantrag gestimmt, weil sie überzeugt seyen, daß derselbe nichts Anderes sage, als der Regierungsentwurf, denn nur ein rechtswidriger Gebrauch des Amts sey ein Amtsmißbrauch. Martin: wenn man ihm beide Fassungen vorgelegt hätte, ohne zu sagen, von wem eine jede derselben herrühre, so hätte er geglaubt, der jetzige Commissionsvorschlag sey der Vorschlag der Regierung. Christ stellt den Antrag auf Verwerfung beider Vorschläge. Nachdem Vicekanzler Bekk und die Abgeordneten Posselt, Gerbel, Sander und Itzstein noch gesprochen hatten, wurde der Commissionsvorschlag durch große Mehrheit angenommen. Nach §. 657 soll der öffentliche Diener, welcher zur Verübung eines gemeinen Verbrechens sein Amt mißbraucht, von der Strafe dieses Verbrechens und nebstdem, insoweit dadurch eine höhere Strafe als 3 M. Gefängniß verschuldet ist, von Dienstentlassung oder Dienstentsetzung getroffen werden. Angenommen. Die Vorschläge, wann die Regierung den Diener wegen gemeiner Verbrechen im Administrationswege entlassen könne, wurden auf die morgige Sitzung ausgesetzt. Der letzte Titel (LI) handelt von der Erschleichung eines Amts oder einer Berechtigung, und von der Bestechung oder Fälschung bei Ernennungen oder Wahlen. Der §. 660 droht demjenigen, welcher durch Fälschung, Bestechung oder ein anderes Verbrechen ein öffentliches Amt, eine öffentliche Berechtigung, eine Stiftungsgunst etc. erschleicht, außer der Strafe des als Mittel verübten Verbrechens den Verlust des erlangten Amts oder Rechts etc. In Bezug auf Wahlen wird, wo kein Amtsmißbrauch damit verbunden ist, nur die Bestechung oder Verfälschung (Unterschiebung, Verfälschung oder rechtswidrige Unterdrückung von Wahlzetteln) bestraft. Die §§. 660 bis 665 wurden unverändert angenommen.
Leipzig, 23 Mai. Man ist hier freudig erregt über die Beschlüsse unserer Kammern in Sachen der Eisenbahnen. Sie stellen unsrer wohlwollenden Regierung Alles anheim, und diese säumt nicht in einer Angelegenheit, welche namentlich für den hiesigen Platz eine so glückliche Lebensfrage geworden ist. List hat es vor acht Jahren ausgesprochen, und von Jahr zu Jahr hat es sich unwiderleglich bewahrheitet, daß Leipzig durch geographische Lage, durch Handelsverhältnisse, durch Capitalbesitz bestimmt ist, Mittelpunkt eines deutschen, ja eines europäischen Eisenbahnsystems zu werden. Was vor acht Jahren Prophezeiung war, Manchem eine überschwängliche, das liegt jetzt vor den Thoren: in kurzem werden die großen Punkte Dresden, Leipzig, Magdeburg, Berlin nur Stunden weit von einander entfernt seyn. Von Berlin, wo dieß unerläßliche Leben nun auch ernstlich erwacht ist, baut man nach Stettin, nach Frankfurt a. d. Oder; die Verlängerung nach Breslau südlich, die nach Hamburg nördlich kann nicht ausbleiben, eine Bahn von Magdeburg über Braunschweig, Hannover, Bremen zeigt sich endlich nahe, und was am wichtigsten für uns: der Bau einer preußischen Bahn von Halle über Kassel nach dem Rheine ist keinem Zweifel mehr unterworfen; man mißt bereits, man wählt. Zu viel Gründe, militärische wie mercantilische, sprechen für die Nothwendigkeit dieser Linie. Dadurch sind wir in die Nothwendigkeit unsererseits versetzt, wenn wir uns als Mittelpunkt behaupten wollen, nach Bayern hinauf gen Frankfurt durch Hessen-Kassel oder Hessen-Darmstadt die Verbindung mit Süddeutschland und dem Oberrhein zu erzielen. Leipzig, Nürnberg, Frankfurt wird somit die neue, unberechenbar wichtige Verbindung. Die Vortheile davon für Bayern und Frankfurt und die Nachtheile beim Zurückbleiben sind so einleuchtend, daß nicht zu zweifeln steht, man werde der sächsischen Regierung willfährig entgegen kommen. Behalten wir also Frieden, so können in fünf bis sechs Jahren mit uns in nahem Verkehr seyn: der Main seiner ganzen Länge nach, der Oberrhein von Basel bis Mainz, Kurhessen, Thüringen, der Niederrhein und von Köln aus Belgien und Holland, ja Nord-Frankreich und Paris, sodann die Mündungen der Weser, der Elbe, der Oder, wahrscheinlich ein Theil Polens, Böhmen, Oesterreich, ja vielleicht Triest und durch Ungarn hinab die Gränzen der Türkei. Welch eine Zukunft für unsern Central-Handels- und Meßplatz! Die sächsische Regierung erkennt die Größe der Aufgabe, und alle bisherigen Schritte zeigen, daß sie auf großartige Lösung derselben bedacht ist. Als gutes Omen erschien vor einigen Tagen mitten in dieser freudigen Bewegung der vormalige amerikanische Consul List selber, der Hauptveranlasser unserer
ersten Bahn. Er war vor drei Jahren in Folge von Mißverständnissen, die sich zwischen ihm und einigen Koryphäen industrieller Unternehmungen gebildet, nach Paris gegangen, und erscheint jetzt zum erstenmale wieder. Wir wollen um so weniger in eine Erörterung dieser Mißverständnisse eingehen, als List selbst eine solche Erörterung vermieden hat. Seine Freunde drängten damals, er solle den Weg der Oeffentlichkeit zu Hülfe nehmen; er lehnte es mit dem Bemerken ab, ein gelingendes Ganze, eine so große Sache wolle er nicht mit Privatstreitigkeit verunreinigen, die Zeit werde sein Streben von selbst ins rechte Licht stellen. So ist's geschehen, obwohl sein Verdienst um Leipzig und Sachsen, selbst von den Gegnern nie geläugnet wurde. Man widmete ihm als Stifter einen prachtvollen Pocal. Es ist hier keine Eisenbahnfeierlichkeit vorüber gegangen, an welcher nicht in Reden und Toasten seiner, als des geistigen Urhebers unserer Eisenbahn, in hohen Ehren gedacht worden wäre. Die neuern Resultate der Dresdener Bahn haben nun verwirklicht, was man früher für List'sche Träume hielt, ja in manchem übertroffen. Zum Beispiel versicherte er früher, die Zahl der Reisenden werde in Deutschland noch größer seyn, als selbst in England und Amerika. Wirklich wird dem so. Dort rechnet man die Zahl der Reisenden so groß als die Einwohnerzahl der Städte ist, zwischen welchen die Bahn hingeht. Dreifach, vierfach, zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel siebenfach wird diese Zahl schon überstiegen. Zeit und Erfahrung hatten auch noch auf andere Weise zu List's Gunsten gewirkt: ein Mann, der früher das höchste Vertrauen in Leipzig genoß, der unter freundlicher Maske für List zu vermitteln schien, wahrscheinlich aber nur spaltete, gewiß aber die Stelle zu gewinnen wußte, die List zugedacht war, dieser Mann ist unterdeß gestürzt, und ach bis zum Verluste von Freiheit und bürgerlicher Ehre gestürzt. So fand denn List keine Gegner mehr, wohl aber viele Freunde, als er unverhofft erschien. Es heißt zwar, er sey nur in Privatgeschäften da, und kehre bald nach Paris zurück, aber hoffentlich fesselt ihn die neue große Wendung unserer Angelegenheit so, daß er nicht so schnell wieder von uns geht, und mit Rath und That wieder Theil nimmt. Der Werth seiner Schrift: „Der deutsche Nationaltransport“, ist uns deutlich geworden durch eine bald darauf folgende ähnliche Arbeit in England. Die deutsche Arbeit war offenbar reichhaltiger. Unerklärlich ist's, daß deutsche national-ökonomische Schriftsteller von anerkannter Würdigkeit, z. B. Schmitthenner in Gießen, diese in ihrer Art classische Schrift nicht einmal erwähnen, während Abgestandenes, werthlos Gewordenes als Autorität angeführt wird. – Alles übrige Interesse ist sonst dem nahen Preßfeste zugewendet, das aber nun bloß zum „Fest der Handwerker“ geworden, wie der Witz bereits sagt. Außer der Universität ist alle Schriftstellerwelt, die in 85 Mitgliedern Theilnahme angesprochen hatte, von officieller Theilnahme ausgeschlossen, bloß zum Essen und Trinken zugelassen. Dieß haben die Leute nicht gewollt, und nehmen nun nicht Theil. Nur ein Drucker wird sprechen – er wird ohne Zweifel uns und dem Auslande die weltbewegende Wichtigkeit der Erfindung erschöpfend ausdrücken!
Erinnerungen aus Griechenland und den jonischen Inseln.
I. Ersteigung des Taygetos.
Puli Vrisi (Quelle des Berghuhus am 21 Junius 1836 Abends). Die Temperatur war endlich so geworden, wie ich sie liebe, d. h. 28 bis 30 Grad Réaumur im Schatten, und genau um Mittag – welches aber hier in Sparta noch nicht, wie in den civilisirten Städten Athen und Tunis ein Kanonenschuß statt der fehlenden Thurmuhr anzeigt – machte ich mich zur Besteigung des Taygetos auf den Weg. Obrist Jatrákos hatte mir seinen Sohn, den Kapitan Georgi, mit zwei Phalanxofficieren und zwei Palikaren, von welchen einer der letztern ein zum Christenthum übergegangener Aegyptier ist, zur Begleitung mitgegeben; außerdem dienten uns vier unberittene Gendarmen und der Dimarch eines Dorfes am Fuße des Taygetos mit zehn Milizsoldaten zur Bedeckung, welchem Gefolge sich noch mehrere Honoratioren Mistra's, worunter auch unser zuvorkommender Wirth, Hr. Saltaferi, sich befand, bis auf eine Stunde weit angeschlossen hatten. Einer von diesen Herren machte während des Weges eine Aeußerung gegen meinen Secretär, welche den griechischen Nationalcharakter verrieth. Er bezeigte ihm nämlich seine Freude über die Ehre, welche ich ihm durch meinen Besuch erwiesen, wie er sich sehr verbindlich für mich ausdrückte, bedauerte aber zugleich, daß er diese Ehre mit so vielen Andern von der entgegengesetzten Partei theilen müsse. Natürlich hatte ich Jedem, der mir Artigkeit bewiesen, dieselbe erwiedert, ohne zu fragen, ob er für Alt-Mistra oder für Neu-Sparta sey, welche Worte hier, wie weiland Guelfen und Ghibellinen, weiße und rothe Rose, gelten.
Wir kamen bei den Ruinen von Briseä vorüber, die ein mit Steinen bedecktes Feld anzeigt, nebst einigen unbedeutenden Mauern auf einem kleinen Hügel daneben, und langten in drittehalb Stunden im Wohnort des uns begleitenden Dimarchen, dem Dorfe Xerokambi, an, das an der Hügelkette gegen die Maina zu mit seinen einzeln zerstreuten Häusern anmuthig in der Mitte eines Olivenwaldes liegt. Man setzte uns hier mehrere ländliche Erfrischungen vor, unter andern sehr guten, nicht razimirten Wein von ganz rosenrother Farbe. Als ich von diesem, der uns in einer großen Tasse aus buntem Milchglase präsentirt wurde, trinken wollte, fuhr einer der Gegenwärtigen, voll griechischer Natürlichkeit, mit den Fingern hinein, um eine kleine, fast unsichtbare Fliege herauszufischen, indem er mir versicherte, daß man sich sehr in Acht nehmen müsse, hier Insecten im Getränke zu verschlucken, da einige dieser kleinen Thiere giftig seyen und die heftigsten Koliken erregen.
Nachdem ich das Gros meines Gepäcks nach dem Schlosse des Kapitan Georgi, der es unter den hiesigen Klephten nicht recht sicher glaubte, auf der Straße nach Marathonisi, mit einem meiner Leute und einem Theil der Escorte vorausgeschickt, auch zur spätern Bergbesteigung die nöthigen Maulthiere gemiethet hatte, bestiegen wir wieder unsere Rosse und wandten uns erwartungsvoll aus der Plaine, längs der reißenden Razina, einer engen Schlucht des Gebirges zu. Hier aber umschloß uns schon in wenigen Minuten eine so bezaubernde Gegend, daß ich nicht weiß, wo ich Worte hernehmen soll, um sie genügend zu beschreiben. Wenn man jede Erhabenheit der Schweiz in einem Treibhause voll blühender ausländischer Gewächse zeigen könnte, würde der Effect ein ähnlicher seyn, und doch in Masse und Frische der Vegetation, in glänzendem Grün aller Nuancen, wie in blühender Farbenpracht der mannichfaltigsten Blumen und Blüthen, vom Dufte aromatischer Gerüche jeder Art geschwängert, weit dahinter zurückbleiben. Kein dürres Fleckchen war hier bemerkbar; die Berge sah man bis zum Gipfel, dicht, wie ein goldenes Vließ, in hellschimmernde Locken gehüllt, und selbst die höchsten Felsen erschienen farbig, mit wunderbaren perpendiculären Bandstreifen oder marmorirten Adern, ebenso seltsam gezeichnet, als die Felsen eigenthümlich geformt waren; bald spitze Pyramiden, bald tiefe und weite Höhlen, bald brillenartige Oeffnungen darbietend, durch welche die entfernten Gegenstände wie durch ein Perspectiv gesehen sich ausnahmen. Das Wuchern des Pflanzenwuchses ging oft in einen wahren Muthwillen der Natur über, so daß die breitblätterige Platane die Rosen des Oleanders zu tragen schien, und aus den vollen Federbüschen der blühenden Kastanien Granaten sich durchdrängten, deren feurige Blumen von Kränzen dunkelblauer Winden umschlungen waren. Eine solche Stelle, deren Originalität und Pracht nichts übertreffen kann, befand sich in der Nähe einer Verschanzung aus dem Revolutionskriege, welche die Einwohner Katáphi nannten. Die Veste selbst trug viel zur romantischen Wirkung des Ganzen bei, hoch oben wie ein Adlernest vor dem schwarzen Hintergrunde einer tiefen Höhle hängend, wo sie allen Bemühungen der Aegyptier widerstand, welche vergeblich diesen Paß zu forciren suchten. Einer der Milizsoldaten, ein schöner schwarzbärtiger Lakonier, in reicherem Anzug als die übrigen, der hier mitgefochten, hielt mein Pferd mit charakteristischer Gesticulation an, um mir, die Augen noch von der Erinnerung glänzend, die Details dieser Begebenheit mitzutheilen.
Nach zwei Stunden, die einen fortwährenden Genuß gewährten, der Monate der Mühseligkeit aufwiegt, erreichten wir, allerdings auf etwas mißlichen Wegen, das elegante und in hohem Grade malerisch gelegene Klephtendorf Kúmusta, meistens von Leuten bewohnt, die uns allein eben so sicher ausgeplündert haben würden, als sie uns jetzt in Begleitung zweier Häuptlinge ihres Landstrichs mit der freundlichsten Ergebenheit entgegenkamen. Hier rasteten wir unter einigen thurmhohen Platanen von Felsen umgeben, aus welchen eine gefaßte Quelle in sieben Röhren springt und in ein großes ausgehauenes Becken fließt, an dem wir unsere Pferde tränkten. Ich benutzte diese Zeit, um im Dorf etwas umherzusteigen, war aber kaum zwanzig Schritte gegangen, als Kapitan Georgi mir mit seinen Palikaren eiligst folgte, weil er, wie er sagte, mich hier nicht aus den Augen lassen dürfe. Die Sorgfalt dieser Leute, wenn sie einmal etwas aus freien Stücken unternommen, ist wahrhaft exemplarisch zu nennen, und auch ein Zug, den die Griechen, wie manches Andere, mit den Arabern gemein haben. Der Spaziergang war sehr belohnend, besonders die Ersteigung eines Felsens, der in Form einer Krone – welcher die kleine Kirche gleichsam als Kreuz darauf dient – das Dorf in seiner Mitte überragt. Man sah von hier, nach der westlichen Seite gewandt, über einem Castanienwald das Bergkloster Golas, an die kahlen, grauen Steinkegel des Taygetos gelehnt, daneben viele schwarze Fichtenthäler, und dicht unter den Wolken die höchste Schneekuppe des heiligen Elias, die wir am nächsten Morgen zu betreten hoffen. Auf der linken entgegengesetzten Seite überschaut man einen Theil der Thalschlucht, durch die wir eben gekommen, und hinter ihr
zwischen himmelanstrebenden Felsenzinnen die Fortsetzung der Ebene von Mistra, geschlossen vom Bergzug des Málevó.
Der Dimarch trieb vorwärts, denn wir hatten nicht mehr als noch zwei Stunden Tag vor uns, und sollten noch die höchsten Hirtenzelte an der Quelle des Berghuhns erreichen, die ungefähr 2500 Fuß tief unter dem Gipfel Agios Elias entspringt. Hinter Kúmusta wird nun mit jedem Schritt das Land rauher und wilder, und bald erblickt man nichts mehr als Felsen, Pinien oder Tannen, durch die man den gefährlichen Weg mühsam suchen muß. Einmal, als wir an der Höhe eines Abhangs hinzogen, versammelte sich auf einem tiefer liegenden Plateau eine ganze Compagnie Hirtenhunde, um uns mit unmächtiger Wuth und widerwärtigem Lärm anzubellen, doch Menschen ließen sich nirgends blicken. Wir übersahen die Vorberge des Taygetos jetzt hinlänglich, um hinter ihnen eine Ansicht des Meeres zu gewinnen, wo auf der blauen Fluth Cytherens Insel, wie von Flor umhüllt, im Schlafe ruhte. Der Pinienwald, welcher uns hier oben umgab, war nicht sehr dicht, bestand aber aus uralten Bäumen, deren Stämme, oft von Hirtenfeuern schwarz verkohlt und ausgehöhlt, die Dicke unserer stärksten Kiefern erreichten und an Umfang der Aeste unsern größten Eichen nicht nachstanden. Leider ward das Wetter mit der Dämmerung sehr dunstig, und als wir bei schon aufgegangenem Monde das Ziel der Tagesfahrt erreichten, fanden wir die Schlucht von Puli-Vrisi mit grauen Nebeln angefüllt, die ein heftiger und eiskalter Wind nicht zu zertheilen vermochte. Die Hirten zündeten ein großes Feuer an, um das sich die ganze Gesellschaft theils auf Teppichen, theils auf der nackten Erde unter einer Pinie lagerte, deren Laubdach 90 Fuß im Durchmesser maß. Nichts konnte einer Räuberbande ähnlicher sehen (und mehr als zur Hälfte war es auch vielleicht nichts Anderes) als dieser Bivouac mit den verschiedensten Figuren, Trachten und Sitten, Jeder bewaffnet auf seinem Mantel liegend, während der Bocksschlauch mit Wein die Runde machte, und ein ganzer Hammel an rothen Flammen schmorte, deren Dampfwolken und Aschenfunken der Wind nicht selten wie einen Feuerregen über uns und unsere geladenen Gewehre hinwegwirbelte.
Nach beendetem Mahle ward aus dem Schulterblattknochen des gebratenen Hammels gewahrsagt, worein die Griechen den festesten Glauben setzen. Man hält den transparenten Knochen gegen die Flamme wie einen Lichtschirm und untersucht die verschiedenen Figuren, die sich in Roth und Schwarz auf ihm abzeichnen. Die eine, stärkere Seite bedeutet immer die eigene, die entgegengesetzte die feindliche Partei, und aus gewissen Stellungen der Figuren nebst andern mir unbekannten geheimnißvollen Anzeichen erkennt man die bevorstehende Zukunft. Das Resultat schien heute günstig ausgefallen zu seyn, denn Zufriedenheit zeigte sich auf allen vom Wein und Feuer gerötheten Gesichtern, und Jeder suchte endlich den Schlaf mit Gedanken, die nur ihm und Gott bekannt waren.
(Beschluß folgt.)
Ueber Wissenschaft und Litteratur in Deutschland,mit Bezug auf französische Aburtheilung über dieselbe.
Nachdem ich früher über die Art, wie die deutsche Wissenschaft und ihre Pfleger von den zu uns gekommenen besonders jüngeren Franzosen beurtheilt werden, hierauf von der öffentlichen Thätigkeit und ihrem Geiste unter uns in ähnlicher Beziehung auf Veranlassung des Hrn. Marmier geschrieben habe, lag mir noch ob, über eben desselben geringschätzige Behandlung dessen, was sich als schriftstellerische und wissenschaftliche Thätigkeit unter uns und als Geist unserer Litteratur ihm darstellt, mich des Weitern zu erklären und die frivole Nichtigkeit seines Angriffs auch auf diesem Punkt zu zeigen. Dieser Schluß meiner Bekämpfung ist bis jetzt verspätet, darum aber nicht überflüssig geworden. Die Allgemeine Zeitung hat indeß zwar einige interessante Aufsätze über denselben Gegenstand geliefert, aber sie betreffen nur das Verhältniß unserer schönen Litteratur zu jenen Angriffen des französischen Gegners, und seine Angriffe verbreiteten sich auf diesem Gebiete über unsere ganze schriftstellerische und wissenschaftliche Thätigkeit, die im Gegensatz des französischen Urtheils zu beleuchten der Allg. Zeitung um so mehr obliegt, da sie durch Uebersetzung und Aufnahme des französischen Artikels die Sache bei ihrem Publicum ganz eigentlich anhängig gemacht hat, dieses aber nicht nur das gebildete Deutschland, sondern man darf sagen das gebildete Europa ist.
Hr. Marmier hat es zwar hauptsächlich auf das unter uns abgesehen, was die Franzosen lettres, littérature oder belles lettres nennen, d. i. auf Poesie, Geschichte und Philosophie, und findet uns auf diesem Gebiete nach dem Tode von Goethe in die kimmerische Nacht zurückgesunken, mit welcher für die Franzosen die deutsche Litteratur vor Erscheinung des Werkes der Frau v. Stael de l'Allemagne bedeckt war. Es ist, obwohl die Asche der Koryphäen unserer Litteratur kaum erkaltet ist und mehrere ruhmvolle Namen der großen Epoche, wie A. W. Schlegel, Tieck, Schelling noch unter uns gefunden werden, gleichwohl auf diesem Gebiete, wie Hr. M. weiß, mit uns so gut wie vorbei, wir sind in schreibselige Ohnmacht versunken, und genöthigt, beim Nachbar d. i. bei Hrn. Marmier und seinen Landsleuten und bei ihren „Ideen“ und Leistungen auf Unterstützung und so zu sagen auf den Bettel auszugehen; indeß geht er neben dem, was er von der Litteratur oder den „belles lettres“ unter uns weiß oder zu wissen glaubt, auch gegen unsere Wissenschaft. Die Ideen werden uns aus Frankreich zugeschleudert, die deutsche Spinne bemächtigt sich ihrer, man weiß nicht, ob um sie auszusaugen oder auszuspinnen, oder die deutsche Penelope webt sie und trennt sie wieder auf, um sie wieder zu weben. Oder sollten jene Ideen, die er mit seinen Landsleuten zu uns herüber fulgurirt, nur litterarische und belletristische seyn? Gewiß nicht! Es ist das ganze gelehrte Deutschland, das er unter sein Teleskop oder Mikroskop bringt. Es ist die gelehrte Mandarinenrepublik, die er im Auge, mit der er es zu thun hat. Ihre Producte erscheinen ihm als Ephemeren, die ein Tag der großen Leipziger Messe zeitigt, und der andere durch Nachwuchs vertilgt, abgerechnet einige, die über dem Meere der Vergessenheit in dem Schiffbruche der übrigen oben auf schwimmen apparent rari nantes in gurgite vasto.
Alles aber, was er über Litteratur und Wissenschaft unter uns zu sagen weiß, wird in seiner Vorstellung von dem Phantom einer maaßlosen, endlosen und zwecklosen Polygraphie getragen, von der er wie von einem sich immer erneuernden Aussatze den deutschen Nationalkörper in einer Weise behaftet sieht, daß er den für die übrigen Functionen des Lebens und Gedeihens bestimmten Vorrath von Saft und Kraft für sich allein in Anspruch und Beschlag nimmt, und in Deutschland eben nichts weiter geschieht, als daß man Fäden von endloser Länge zieht, daß man die neun-und-neunzigmal aufgewickelte und abgesponnene Idee zum hundertstenmal aufwickelt und abhaspelt, oder daß nach einer andern Metapher die schon so vielmal umgeschmolzenen Ideen immer von neuem in den Schmelztiegel geworfen werden.
Hr. Marmier, dem es ganz und gar nicht an Willen fehlt, das Wahre zu finden und so weit er es als ein in Vorurtheil und Eitelkeit verschränkter Franzose vermag, anzuerkennen, bemerkt zwar, daß die deutschen Schriftsteller den deutschen Buchhändler bereichern, die französischen aber den ihrigen arm machen; aber darum kommt er noch nicht zu der richtigen Ansicht über das Schriftstellerwesen bei uns, die ihm sofort ganz nahe lag. Er findet von dem Betriebe der geschriebenen Werke, der so viele Buchhandlungen bei Leben und Gedeihen erhält, nicht den Schluß auf die Beschaffenheit des litterarischen Bedürfnisses der Nation, und der Satz mochte ihm zu trivial erscheinen, daß bei uns so viel und im Ganzen nicht mehr gedruckt wird, als man braucht. Gleichwohl liegt in ihm unsere Rechtfertigung. Gesetzt ein Volk von 50 Millionen wäre in solcher Wohlhabenheit, daß es bis in seine untersten Classen herab sich jährlich neu kleidete und neu möbliren könnte, so würden die Fabricanten und Kaufleute desselben dadurch aufgefordert seyn, ihre Fabrication und Speculation in den durch jenes Bedürfniß gebotenen Artikeln so zu steigern, daß die Nachfrage durch inländische Erzeugnisse und vermehrte Einfuhr gedeckt würde. Diese Industriellen würden darum wegen ihrer Regsamkeit und Energie gelobt werden; und wie kommt man dazu die Schriftsteller zu tadeln, daß sie in analogem Falle sich in gleicher Weise thätig und den Anforderungen des Publicums gewachsen zeigen – ganz abgesehen von den höhern hier wirkenden Kräften, und die Sache allein von dem industriellen Standpunkt betrachtet, der der Auffassung dieses Fremden vielleicht näher liegt? Hr. Marmier erkennt das Bedürfniß an. Er weiß, daß in Deutschland nicht wie in dem eingebildeten Land der civilisation européenne ganze Gemeinden und Gegenden in barbarischer Unwissenheit leben, sondern daß hier Jedermann (?) lesen kann und fast Jedermann liest. Er ist nicht unbekannt mit dem gesteigerten wissenschaftlichen und litterarischen Bedürfniß unserer mittlern Classen, ihrer gründlichen gelehrten und industriellen Erziehung, er weiß oder soll wenigstens wissen, daß jeder Ort mit einer gelehrten Schule unter uns ein Mittelpunkt freier wissenschaftlicher Thätigkeit ist, oder bei der freien Haltung unserer Studien wenigstens seyn kann, daß über ihnen die großen Lehrcorporationen der reichausgestatteten und freigehaltenen Universitäten das Land mit ihrem Einflusse durchdringen, daß der Stand der Beamten, der Geistlichen, der Aerzte neben dem der Lehrer selbst bis in die bescheidenen Grade herab aus Männern akademischer Studien und oft gründlicher wissenschaftlicher Bildung besteht. Er ahnet wenigstens den Ernst, die Regsamkeit und Beharrlichkeit, mit welcher auf diesem großen und unermeßlichen Gebiete der Intelligenz der deutsche Geist sich bewegt,
und hat also nicht einmal die Entschuldigung der Unwissenheit, wenn er hinter dieser in altgermanischer Unabhängigkeit und Selbstständigkeit alle Gebiete menschlichen Wissens und Forschens umspannenden und immer neu gestaltenden Thatkraft und in ihrer Erscheinung nichts als einen unreifen Kitzel studentischer oder überreizter Eitelkeit, die sich gedruckt, genannt oder gelobt sehen will, und ein Bestreben sieht, die Fluth vorjähriger Schriften durch die Fluth dießjähriger zu verschwemmen. Wird in Deutschland viel geschrieben, so geschieht es, weil in Deutschland viel gedacht und viel gelesen wird, und was diesem Fremdling als eine Art von Landplage erscheint, es ist ein durch Geist und Lage der Nation gebotenes Bestreben, ihrem großen und weitverbreiteten litterarischen und wissenschaftlichen Bedürfniß durch eine seinem Umfang entsprechende schriftstellerische Thätigkeit in vollem Maaße zu genügen. Nur wenn dabei Anderes und Wichtigeres versäumt würde, hätte Hr. Marmier Recht uns darum zu tadeln oder als Träumer zu verspotten; aber er kann sich darüber beruhigen. Deutschland erfüllt ebenso seinen politischen und seinen industriellen wie seinen schriftstellerischen Beruf, und die allerdings erfreuliche litterarische Rührigkeit ist nur eine besondere Form der allgemeinen rüstigen Bewegung, die, trotz dem, was uns hemmt und was uns fehlt, alle Bedürfnisse und Interessen der Nation in gleicher Weise umspannt, die Waaren unserer materiellen und intellectuellen Betriebsamkeit in gleicher Fülle auf den großen Weltmarkt von Leipzig liefert und durch die reiche Befriedigung der an die eine wie an die andere gestellten Forderungen von ihrem eigenen Reichthum und ihrer Energie ein Zeugniß gibt, um welches uns besonnene Beobachter aus der Fremde beneiden und nur Thoren bemitleiden oder tadeln können.
Wird bei diesem allerdings fast unübersehbaren Betriebe in einzelnen Partien zu viel, in andern zu wenig gearbeitet, gehen hier litterarische Kaufhäuser durch Ueberzahl der Concurrenz oder schlechte Speculation zu Grunde, tritt auf andern Seiten Charlatanismus und Täuschung ein, so ist das die Bedingung eines jeden großen Betriebs, der mit dem höhern und ehrenhaften Bestreben auch die Habsucht, die Leidenschaft und den Trug in Bewegung setzt; es ist das allgemeine Loos des Welthandels, der hier zu viel, dort zu wenig thut, heute den Markt überführt, morgen es fehlen läßt, aber darum doch im Ganzen und Großen seinen Zwecken gewachsen, das Verfehlte oder Fehlende bald ausgleicht und am Ende seine Bestimmung würdig erfüllt. Es hier anders wollen, das was erzeugt werden soll, nach Elle und Pfund bestimmen, sich wundern, daß in einem großen und reichen Hause neben dem vielfachen Bedarf auch Ueberflüssiges gefunden wird, oder die Hände über dem Kopfe zusammenschlagen, wenn ein Zweig oder Stamm des gewaltigen Waldes inländischer Erzeugnisse von den andern erdrückt wird, wenn Anderes verkommt oder kraftlos bleibt, ist eben ein Beweis, daß man sich so wenig in die hier zu Grunde liegenden Triebkräfte und Mittel des Verkehrs, wie in seine Natur finden kann, vor Allem aber die Bedingungen der freien Concurrenz, des ungehemmten Wetteifers und der nur auf ihre eigene Kraft gewiesenen Thätigkeit in diesem großen, reichen und tiefbewegten Freistaate der deutschen Intelligenz zu fassen und zu würdigen außer Stande ist, und auch wohl außer Stande bleiben wird.
(Beschluß folgt.)
[2023]
An die Herern Aerzte im In- und Ausland.
Preis-Aufgabe.
Nach einem ziemlich allgemein verbreiteten Gerede, und selbst nach Aussagen von Männern vom Fach soll der Croup bei zeitigem ärztlichen Einschreiten sehr leicht zu curiren seyn, und zwar durch jene, angeblich ganz bewährte Heilmethode, welcher der in Frankreich früher ausgesetzt gewesene große Preis s. Z. zuerkannt worden ist. Sey es nun, daß dieser Gegenstand damals nicht gehörig untersucht worden ist, oder daß diese Krankheit jetzt einen andern Charakter angenommen hat: genug, das Factum, was jetzt da ist, beweist das Gegentheil; es zeigt zur Genüge, durch Tausende von Eltern, die dieserhalb schon bittere Täuschungen haben erleiden müssen, daß es sich mit jener angeblich bewährten Heilmethode ganz anders verhält, und daß ihr gerade die Kraft der Heilung, warum es sich allein handelt, gänzlich abgehen müsse, indem die Zahl der Kinder, die jetzt jährlich, selbst bei der schleunigsten Hülfe, dennoch an dieser Krankheit sterben, außerordentlich groß und leider noch immer im Zunehmen ist. So starben z. B. hier und in Aachen, so wie in ein paar auswärtigen Städten, wovon mir zufällig einige solcher Todesfälle mitgetheilt wurden, während verflossenen Februar und März wieder neununddreißig Kinder allein am Croup. Von meinem Bruder in Smyrna erhielt ich vor kurzem die Anzeige, daß ihm sein vierjähriger Knabe, ungeachtet des frühesten Beistandes eines geschickten Arztes, am Croup gestorben sey, und ich verlor hier, beinahe zu derselben Zeit, einen ungewöhnlich kräftigen, blühenden Knaben, nach langem grassem Todeskampf, und zwar wie die Section es bestätigte, bloß durch den Croup, trotz der frühesten ärztlichen Hülfe, gleich vom ersten Beginn der Krankheit an, trotz der löblichsten fünftägigen Anstrengung der HH. Doctoren und der pünktlichsten Anwendung aller Mittel besagter Heilmethode, wie sie Hufeland in seinem Enchiridion angegeben hat.
Nach solchen für die Heilkunst traurigen Resultaten im Allgemeinen, und nach vorbesagtem, von mir genau beobachtetem speciellen Falle, so wie nach einigen mir gewordenen freimüthigen Aeußerungen zweier erfahrener Aerzte: daß, wo diese Krankheit nicht, wie es in den meisten sogenannt gelungenen Curen der Fall sey, bloß angeblich, sondern in ihrer eigenthümlichen ganzen Stärke erscheine, von acht bis zehn Kindern oft kaum eines gerettet werden könnte. Ich sage, nach allem diesem kann ich jenes eingangserwähnte Gerede nur für falsch, und jene angeblich bewährte Methode für eine jede andere, nur nicht für eine Heilmethode erkennen. Wo ist letztere aber zu finden?
Wie bekannt, ist es bereits in verschiedenen auswärtigen Ländern, und angeblich mit Erfolg, versucht worden, den Croup durch ganz neue Mittel zu curiren. Dieselben sind aber so heterogener Art, wie z. B. durch Eis, Wärme, Blutentziehung und strenges Verbot dagegen, durch drastische Purganzen, Chinin und dgl. m., daß wenn auch eins dieser Mittel das richtige wäre, die vielen andern entgegengesetzten die unrichtigen seyn müssen. Was aber unrichtige Mittel der Menschheit schon geschadet haben, ist kein Geheimniß mehr. Welcher Laie vermag aber zu bestimmen, ob sein Arzt der richtigen oder einer jener vielen unrichtigen Methoden zugethan ist. Das Leben seines Kindes hängt also vom bloßen Zufall ab.
Einem solchen prekären Zustande abzuhelfen, dürfte wohl der Wunsch von Vielen seyn.
Eine specielle Heilung dieser Krankheit scheint allerdings ihrer Oertlichkeit wegen höchst schwierig, unmöglich jedoch wohl nicht. Obgleich nur Dilettant in dieser interessanten Wissenschaft, so habe ich doch Ursache zu glauben, daß durch den tief in die Geheimnisse der Natur eindringenden Geist unseres Jahrhunderts gerade in dieser Krankheit, wo der ganze übrige Organismus oft in der Fülle der Gesundheit ist, früh oder spät sicher ein glücklicheres Resultat wird erreicht werden können.
Die Hoffnung nun, diesen Geist zu erneuertem Nachforschen über diese Krankheit, so wie über die hier und da bereits in Vorschlag gebrachten neuen Heilmethoden derselben vielleicht anregen zu können, um vorgedachtes Ziel jetzt schon zu erreichen und dadurch manchen für ihren Liebling beängstigten Eltern selbst erprobtes bitteres Leid zu ersparen – dieß ist es, was mich veranlaßt, demjenigen, der ein sicheres Mittel gegen besagte Krankheit, oder auch nur ein Verfahren anzugeben vermag, wodurch bedeutend mehr von den daran erkrankten Kindern am Leben erhalten werden können, als es bei der gegenwärtig in Deutschland üblichen der Fall ist, ein Stück feinstes schwarzes Tuch (oder nach Belieben dessen Werth von 150 Thlr. preuß. Cour. baar) als eine meinen Mitteln angemessene kleine Anerkennung seines großen Verdienstes hiermit anzubieten.
Ich werde die Direction der nächsten 18 September in Erlangen stattfindenden Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte ersuchen, die Entscheidung des Preises der medicinischen Section zu übertragen, oder falls letztere daselbst nicht genügend repräsentirt seyn sollte, sie an das medicinische Obercollegium in Berlin zu verweisen.
Ich bitte daher diejenigen, so im Interesse der leidenden Menschheit sich bemühen, und zur Erreichung vorerwähnten Zweckes mit concurriren wollen, ihre Eingaben gefälligst seiner Zeit an besagte Direction in Erlangen zu adressiren.
Burtscheid bei Aachen, den 19 Mai 1840.
Friedr. Lochner, Tuchfabricant.
[2090-93]
Oesterr. k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Die elegant und mit möglichster Bequemlichkeit für die P. T. HH. Reisenden ausgestatteten Dampfboote fahren im Monat Junius
von Linz nach Wien am 2, 7, 12, 14, 17, 19, 22, 24, 27, 29,
von Wien nach Pesth am 3, 6, 8, 12, 15, 18, 22, 24, 27, 29,
von Pesth nach der untern Donau und Konstantinopel, jeden Mittwoch,
und zwar abwechselnd eine Reise über Galatz, die andere über Czerna-voda und Kustendje. (Die Reise von Pesth nach Konstantinopel dauert 11 Tage.)
Die Rückreise von Konstantinopel nach allen Stationen der untern Donau ist ebenfalls abwechselnd eine Woche über Galatz, die andere über Kustendje und Czerna-voda. (Reisedauer über Kustendje und Orsova, Contumaz von 10 Tagen inbegriffen, 28 Tage.)
Von Konstantinopel nach Trapezunt, Smyrna und Salonich und wieder zurück jede Woche eine Fahrt. Von Smyrna nach Beyrut und andern syrischen Häfen alle 3 Wochen eine Fahrt.
Ausführliche Tarife sind zu haben:
in Augsburg bei HH. Gebrüder Frommel,
in Leipzig bei HH. Frege & Comp.,
in Frankfurt a. M. bei HH. J. J. Klotz,
in Berlin bei HH. J. G. Braumüller Sohn,
in Hambur bei HH. Schaar & Clauß,
in Ulm bei der bayerisch-würtembergischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft und bei HH. Theod. Kindervater,
in Dresden bei HH. W. Bassenge & Comp.,
in Stuttgart bei HH. Stahl & Federer.
[2001]
Bekanntmachung, Verlassenschaft des Levi Löwenstein von Altenstadt betreffend.
Levi Löwenstein, Handelsmann von Altenstadt, ist am 26 Januar c. mit Hinterlassung einer letztwilligen Vermögensdisposition gestorben. Wer nun an dessen Nachlaß irgend einen Anspruch zu machen hat, und diesen nicht schon dahier angemeldet hat, hat dieß
binnen 30 Tagen
um so bestimmter zu bewerkstelligen, als sonst bei Auseinandersetzung der vorwürfigen Verlassenschaft darauf keine Rücksicht mehr genommen werden könnte.
Illertissen, den 8 Mai 1840.
Königlich bayerisches Landgericht.
Hummel.
coll. Brucker.
[2019-21]
Edictal-Vorladung.
In Sache der Theresia Greb von Volkach gegen ihren Ehemann Johann Zacharias Greb, Scheidung vom Tisch und Bett betreffend, ist der Beklagte schon seit längerer Zeit abwesend, ohne daß sein Aufenthaltsort ausgemittelt werden kann. Derselbe wird demnach hiemit aufgefordert,
innerhalb drei Monaten
dahier entweder persönlich oder durch einen Anwalt zu erscheinen, und seine Rechtsnothdurft zu vertreten, unter dem Rechtsnachtheile, daß nach fruchtlosem Verlauf der Zeit mit dem eingeleiteten Proceß fortgefahren werden wird.
Würzburg, den 19 Mai 1840.
Das Consistorium des Bisthums Würzburg.
Leinicker, Official.
P. Werner, Dr. Wehner, Secretär.
[1939-50]
Dampfschifffahrt für den Nieder- u. Mittelrhein.
Düsseldorfer Gesellschaft.
Dienst zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und London.
Vom 15 dieses Monats an fahren die Boote
täglich
zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und Zwischenorten in Verbindung mit den jeden Mittwoch und Samstag von und nach Rotterdam abfahrenden Dampfbooten der General-Steam-Navigation-Company in London.
Die Morgens zu Thal von Mainz abfahrenden Boote setzen desselben Abends ihre Reise von Düsseldorf fort, und treffen andern Nachmittags zeitig in Rotterdam ein.
Die Reise zu Berg von Rotterdam nach Mainz geschieht mit Uebernachtung in Emmerich und Koblenz.
An die neuerlich angekündigte bedeutende Herabsetzung des Personentarifs wird ergebenst Bezug genommen.
Alle sonstigen Erleichterungen bleiben vor wie nach bestehen, und können unter andern die Passagiere ihre Reise nach Belieben unterbrechen und wieder aufnehmen.
Nähere Auskunft bei den Agenten.
Düsseldorf, den 12 Mai 1840.
Die Direction.
[1884]
Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
J. v. Görres' wohlgetroffenes Portrait mit Facsimile. In Stahl gestochen. In 4. 24 kr. oder 6 gr. In gr. 8. 18 kr. oder 5 gr.
Noten zu den kritischen Bemerkungen über den bezüglich auf Rußland im Journal de Francfort vom 23 April 1839 eingerückten Artikel. (Auch u. d. T.: Urkundliche Enthüllung der Unwahrheiten über die Kirche in Rußland.) Gr. 8. 8 kr. oder 2 gr.
Vorstehendes Schriftchen bildet einen unentbehrlichen Nachtrag zu den früher erschienenen: Krit. Bemerkungen etc., worüber die vorzüglichsten Zeitungen, namentlich die Allgem. Zeitung von Augsburg Nr. 72 und 74 rühmliche Erwähnung machten, und ist, wie dieses, von eben so großem Interesse.
[124]
In Unterzeichnetem sind so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu kaufen:
Moden und Trachten.
Fragmente zur Geschichte des Costumes.
Von H. Hauff.
8. Preis 2 fl. 30 kr. oder 1 Thlr. 12 gr.
Die Hauptgedanken, durch welche diese Fragmente zusammengehalten werden, sind, einmal, die Entwicklungen der europäischen Tracht in ihrer historischen Bedeutung und ihrem Zusammenhang mit dem Geist der verschiedenen Zeitalter aufzufassen, sodann in den Bewegungen der Tracht das Naturgesetzliche, der Laune sich beständig Entziehende nachzuweisen, und so die Begriffe Mode und Tracht streng auseinander zu halten. Nach diesen Ideen werden die Haupttypen, in welche die allgemeine Tracht seit dem Alterthum zerfällt, mit einander verglichen; einzelne Stücke der Bekleidung werden durch verschiedene Perioden verfolgt; es wird nachgewiesen, wie der jetzige Habitus in dem früherer Jahrhunderte wurzelt, und durch zahlreiche Beispiele gezeigt, was die Mode vermag und was sie, der Tracht gegenüber, nicht vermag. Es sind Beiträge zur Philosophie des Costumes, skizzenhaft in einer Form gehalten, welche dem Leser, der sich nur unterhalten will, die Belehrung nicht aufdringt. In einem Capitel vergleicht der Verfasser die heutige Männerwelt, in ihrem allgemeinen äußern Charakter, mit der des vorigen Jahrhunderts; in einem andern theilt er nach naturwissenschaftlicher Methode das Geschlecht der Eleganten in Arten und Spielarten; in einem dritten knüpft er Gedanken über weibliche Erziehung an die Betrachtung des antiken Costumes. – Das Inhaltsverzeichniß ist folgendes: 1) Vor und nach der Revolution. 2) Die männliche Tracht. 3) Physiognomie der männlichen Welt sonst und jetzt. – Eleganz. 4) Zoologisches Fragment. 5) Volkstracht und Modetracht. 6) Weibliche Eleganz. 7) Der deutsche Pariser. 8) Typen der Trachten. 9) Antike Tracht und weibliche historische Bildung. 10) Verfeinerung. 11) Der Hut. 12) Der männliche Haarputz.
Stuttgart und Tübingen, April 1840.
J. G. Cotta'scher Verlag.
[1997]
In der Jos. Lindauer'schen Buchhandlung in München sind so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Gebirgs-Album,
oder neueste Sammlung nach der Natur neu aufgenommener, malerischer Ansichten aus Tyrol und Vorarlberg. 31 Blätter, gezeichnet und lithogr. von A. Podesta und A. Mit erläut. deutschen und franz. Texte. Gr. quer 4. cart. Preis 2 Rthlr. 12 gGr. oder 4 fl. 30 kr.
Reisekarte von Südbayern,
Tyrol, dem lombard.-venet. Königreiche, Salzburg und dem Salzkammergute. In Kupfer gestochen von Seitz. Illum., auf Leinwand und in Etui. Preis 1 Rthlr. 8 gGr. oder 2 fl. 24 kr.
[1857]
Das zehnte Heft des Werkes:
Die neuesten Wiener-Wägen und Pferdegeschirre,
enthaltend:
Nr. 77. Original-Landauer auf Patent-Druckfedern, zur Stadt und ganz zur Reise gerüstet. Aus Brandmayers Fabrik.
Nr. 78. Viersitziger Staatswagen des Herzogs von Leuchtenberg. Verfertigt von Koller.
Nr. 79. Kalesche auf 10 Federn. Nach Tilmont in Brüssel.
Nr. 80. Phaëthon des Groß-Sultans. Aus Brandmayers Fabrik.
Nr. 81. Chamäleon; Patentschwimmer, zweisitzig, schnell in einen viersitzigen zu verwandeln. Verfertigt von Moser.
Nr. 82. Mailänder-Buttenkalesche. Verfertigt von Laurenzi.
Nr. 83. Frühlings-Phaëthon. Nach Robson. Verfertigt von Schnauß.
Nr. 84. Englisches Cabriolet. Nach Robson. Verfertigt von Schnauß,
Sämmtlich colorirt. Preis 2 fl. 15 kr. C.-M. oder 1 1/2 Rthlr. ist so eben erschienen und kann durch alle Buch- und Kunsthandlungen bezogen werden.
Das erste bis neunte Heft sind ebenfalls noch zu haben und kosten 18 fl. 27 kr. C.-M. oder 12 Thlr. 9 gGr.
H. F. Müller, Kunsthandlung in Wien.
[1864-65]
So eben ist erschienen bei Th. Pergay in Aschaffenburg und durch alle soliden Buchhandlungen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz zu beziehen:
Das Leben der heiligen Jungfrau. Vom Abbé Orsini. Aus dem Französischen übersetzt. Mit Titelkupfer. 2 Thle. 12. Preis 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr.
Eine der Bildungsstufe unserer Zeit entsprechende und den heiligen Gegenstand würdig darstellende Geschichte des Lebens der heiligen Jungfrau, die uns das Heil gebar, gehörte längst zu den frommen Wünschen. Wo aber sollte sich der Mann finden, welcher „die mystische Rose des neuen Bundes“ mit eben so süßen als keuschen Farben zu malen verstünde? Er fand sich auf einer wenig genannten Insel, auf Corsica. Hr. Abbé Orsini hat in seiner Darstellung eine eben so große Meisterschaft des Styls als historische Erudition entwickelt; sein Werk fand in allen Classen Bewunderung oder Anerkennung, und erlebte rasch zwei Auflagen. Mit wahrer Liebe für den Gegenstand und wahrer Meisterschaft übertrug eine eben so geistreiche als fromme Dame das Werk ins Deutsche, und ich darf nicht zweifeln, daß es auch in Deutschland eine große Zahl von Verehrern finden werde. Wer hörte nicht gern von dem „Morgenstern der Gnade,“ von der, die aller Jungfrauen und Mütter unerreichbares Vorbild geblieben? Welcher Vater wird dieß anziehende Büchlein nicht gern in die Hand seiner Tochter legen, welche Mutter nicht darin Trost und Erbauung suchen? Der Preis ist so billig gestellt, daß es Jedermann zugänglich ist.
Vorräthig in der K. Kollmann'schen Buchhandlung in Augsburg.
[2004]
Bei C. F. Wigand, Buchhändler in Preßburg, ist erschienen und in allen Buchhandlungen, Augsburg in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung, zu haben:
Versuch einer Theorie der Töne,
nach der Ansicht Perraults, Carre's, de la Hires u. a. m., und ihrer Anwendung zur Erklärung der Modification der Harmonie der Musik,
von Joseph Krieger,
k. k. pens. Ingenieur-Hauptmann.
gr. 8. Preßburg 1840. 6 Bogen stark, nett gedruckt, mit einer lith. Tafel. brosch. 18 gGr. oder 1 fl. 21 kr.
Der Verfasser hat in dieser Schrift den Versuch, die Modification der Musik aus einer, auf ganz neuem Wege entwickelten, Theorie der Töne zu erklären, nicht ohne günstigen Erfolg gewagt. Obwohl nun schon an und für sich jedem Physiker und Tonkünstler die wissenschaftliche Erklärung der Modificationen in der Musik wünschenswerth seyn muß, so dürfte dieser Versuch einer erweiterten Theorie der Töne um so mehr Interesse verdienen, als gerade auch in dieser Zeit die erweiterte Kenntniß der Eigenthümlichkeit des Lichts der staunenden Menschheit neue Wunder, der Wißbegierde neue Aufschlüsse
und der schönen Kunst ein neues weites Feld eröffnet.
Aber nicht nur Physikern und Tonkünstlern, sondern auch jedem Denker überhaupt dürfte diese kleine Schrift beachtungswerth erscheinen, da der Verfasser in ihr die Idee des großen Newton: die Uebereinstimmung der Verschiedenheiten des Lichts, d. h. der Farben, mit jenen der Töne, zu einem großen Gedankenfunken erhebt, indem er durch eine tiefgedachte Auffassung von Thatsachen die Uebereinstimmung der ungleichartigsten Verschiedenheiten, nämlich die des menschlichen Gliederbaues und ihrer Bewegung, die der Perioden des menschlichen Daseyns, die der schönen Kunst und die der Farben u. m. dgl. mit den Verschiedenheiten der Töne auf eine auffallende Weise darstellt, und überdieß auf ein einziges Naturgrundgesetz einer allgemeinen Harmonie aufmerksam macht, welches mathematisch-logisch-physisch nachgewiesen werden kann. Es dürfte demnach diese Schrift kein Denker, der sich die Mühe, sie mit Aufmerksamkeit durchzulesen, nicht verdrießen läßt, ohne einige Befriedigung aus der Hand legen.
[1964]
Wer will nach Amerika reisen, dem empfehlen wir als höchst genau und durchaus zuverlässig bewährt:
Youngs Reisekarte durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika; enthaltend alle Straßen, Dampfboot- und Canalstationen, Städte, Dörfer und Ansiedelungen. Für Deutsche bearbeitet, nach dem amerikanischen Original, von Hammer. 16 gr. od. 1 fl. 12 kr.
Ein sehr schönes Blatt, das den Wünschen und Bedürfnissen Aller entsprechen wird, die nach Amerika reisen wollen; aber auch für diejenigen, welche von dem interessanten Lande klare Kenntniß gern haben und den Aufenthalt deutscher Uebersiedler wissen möchten, hat diese vortreffliche Karte hohes Interesse.
Campe'sche Buch- und Kunsthandlung in Nürnberg.
[2003]
So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben, in Augsburg bei Matth. Rieger, in Wien bei Gerold, Mösle und Braumüller, in Pesth bei Hartleben, Heckenast.
Ueber rechtliche Natur und zweckmäßige Benutzung der preuß. Renten-Versicherungs-Anstalt zu Berlin von Ludwig Jung, königl. Kammer-Gerichts-Assessor und Land- und Stadt-Richter. Zweite Ausg. Preis 10 Sgr.
Nachdem die erste bedeutende Auflage dieser höchst interessanten Schrift in kurzer Zeit gänzlich vergriffen wurde, mache ich sowohl Freunde als Gegner der Renten-Versicherungs-Anstalt auf diese neue Auflage aufmerksam. Sie ist wesentlich vervollständigt, gibt Anleitung zu Stiftungen, beantwortet alle Angriffe und zeigt, wie am besten Rechnung geführt werden kann.
Berlin, im April 1840.
C. H. Jonas.
[1955-57]
Verkauf eines Anwesens.
Ein in jeder Beziehung sehr vortheilhaftes Anwesen in München ist aus freier Hand unter ganz annehmbaren Bedingnissen zu verkaufen. Frankirte Anfragen unter G. V. an die Expedition der Allgemeinen Zeitung.
[1549-50]
Durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes ist von mir zu beziehen:
Versuch einer geschichtlichen Charakteristik der
Volkslieder germanischer Nationen
mit einer Uebersicht der Lieder außereuropäischer Völkerschaften
von TALVJ.
Gr. 8. 3 Thlr. 12 gr.
Die Freunde der Poesie werden diese neue Schrift der Verfasserin, die durch ihre gelungene Uebertragung serbischer Volkslieder und durch andere Schriften schon vortheilhaft bekannt ist, mit dem lebhaftesten Interesse begrüßen.
Leipzig, im März 1840.
F. A. Brockhaus.
[1575-76]
Bei Franz Wimmer, Buchhändler in Wien, in der Dorotheergasse Nr. 1107, wird mit 1 fl. 30 kr. C. M. oder 1 fl. 48 kr. rhn. Subscription angenommen für den ersten Band:
Die Psalmen erläutert.
Ein Beitrag zur Apologie des Breviers.
Von Joseph Handschuh,
Director des fürst-erzbischöflichen Alumnats.
Erster und zweiter Band, 1ster bis 60ster Psalm.
Das ganze Werk erscheint in 5 Bänden; der dritte Band, enthaltend den 61sten bis 90sten Psalm, folgt noch im Laufe dieses Jahres bestimmt. Die Verlagshandlung enthält sich jeder weitern Anempfehlung dieses zum Verständnisse des kirchlichen Officiums so wichtigen und zur allgemeinen Erbauung aus dem Psalter, somit auch zum Gebrauche der Laien eingerichteten Werkes, und zählt hierauf vorzüglich auf die Unterstützung des hochw. Clerus.
Ferner ist von demselben Verfasser (in demselben Format und Druck wie die nun angezeigten Psalmen) bereits erschienen:
Der 118te Psalm erläutert.
Ein Beitrag zur Apologie des Breviers.
8. Wien 1838. geheftet in Umschlag 1 fl. Conv. Münze.
Es ist die Einrichtung getroffen, daß dieser Psalm, welcher durch die Prim, Terz, Sext und Non des kirchlichen Officiums geht, somit täglich vom Priester gebetet wird, und für sich ein Ganzes bildet, weßhalb auch mit dessen Ausgabe begonnen wurde, sich dann den 5 Bänden des ganzen Werkes anschließt.
In Augsburg wird in der K. Kollmann'schen Buchhandlung Subscription angenommen.
[1315-17]
Bei Gustav Heckenast, Buchhändler in Pesth, ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Taschenwörterbuch der ungarischen und deutschen Sprache.
Nach der neuesten Orthographie, mit Aufnahme der neu gebildeten und wieder belebten ungarischen Wörter,
von Johann Fogarasi.
12. Pesth 1836. 2 Bände geheftet 4 fl. C. M.
[1876-78]
Sebastian Vogl, Gasthof-Besitzer zum Rothen Krebs, nächst dem obern Wasserthor in LINZ, empfiehlt allen P. T. Reisenden seinen zunächst an der Donau liegenden Gasthof. Von seinen nach dem neuesten Geschmack elegant eingerichteten Zimmern genießt man die schönste Aussicht auf die Donau und die nächste Umgebung der Stadt Linz. Derselbe eignet sich besonders für Donau-Reisende. Da der Unterzeichnete schnelle und billigste Bedienung sich stets zur eifrigsten Sorge macht, hofft er auf recht zahlreichen Zuspruch.
[1932-35]
Verkaufs-Anzeige.
Sechs Stück große Wasserschnecken sind einzeln oder miteinander zu verkaufen bei der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei in Augsburg.