Großbritannien.
Der Proceß Courvoisiers vor dem großen Criminalgerichtshof ward am 18 unter Anwesenheit einer vornehmen Zuschauermenge (darunter auch der Herzog von Sussex) eröffnet, und ist seitdem in einer dreitägigen Sitzung am 20 zu Ende gebracht worden. Die erste Sitzung war am Donnerstag um 10 Uhr. Ein Modell des Hauses Lord W. Russels stand auf der Tafel. Courvoisier erschien in anständiger schwarzer Kleidung mit fester Haltung. Nach dem Verlesen des Anklageactes und auf die gewöhnliche Frage, ob er schuldig oder nichtschuldig sey, antwortete er mit leiser aber ruhiger Stimme: Nicht schuldig. Vom Actuar (Clerk of the arraigns) ward ihm darauf eröffnet, daß er als Fremder das Recht habe, eine halb aus Fremden zusammengesetzte Jury zu verlangen; er erklärte jedoch, daß er von Engländern gerichtet zu werden wünsche. Die zwölf Geschwornen legten hierauf ihren Eid in die Hände des Common-Sergeant ab, ohne daß C. gegen einen derselben etwas eingewandt hätte. Die beiden Richter, Lord Oberrichter (Chief Justice) Tindal und Baron
Parke, nahmen ihre Sitze ein, und der Anklageact wird von neuem verlesen. Hr. Adolphus (nebst Hrn. Bodlin und Chambers Rath und Anwalt (learned Counsel) für die Familie des Ermordeten) unterstützt sodann in einer an die Geschwornen gerichteten Rede die Anklage. Er stellt alle aus den frühern Verhören bekannten Thatsachen, die für die Schuld Courvoisiers sprechen, zusammen, darunter auch die offenbar absichtliche Umherstreuung der geraubten Sachen im Hause, das Sichvorfinden der 5Pfundbanknote des Ermordeten unter den Sachen des Angeklagten, da er doch, nach der Aussage der beiden Mägde, früher kein Geld der Art besessen habe, so wie das Verstecktseyn der 10Pfundbanknote hinter dem Simse des Schenkzimmers; endlich die (von uns noch nicht erwähnte) Auffindung jenes dem Ermordeten entkommenen Schlößchens (oder Medaillons) unter dem Herdsteine des Schenkzimmers, das Niemand anders als der Angeklagte weder gestohlen noch dort versteckt haben konnte. „Man wird“, fuhr er dann fort, „zur Vertheidigung des Angeklagten einwenden, daß er zu seiner That keinen Beweggrund gehabt habe, ich bin jedoch überzeugt, daß seine Habgier nach Geld, und namentlich nach dem Geld, welches er in Lord Williams Täschchen von russischem Leder versteckt glaubte, ein hinlänglicher Beweggrund war, besonders da er nach seinen eigenen Aeußerungen sich in England unglücklich fühlte und sich Mittel wünschte, in seine Heimath zurückzukehren. Erst als er sich in jenen seinen Erwartungen getäuscht sah, entschloß er sich zu bleiben, und den Verdacht der That durch Veranstaltung eines scheinbaren Einbruchs von sich abzulenken. Ich glaube demnach die Jury warnen zu müssen, daß sie sich nicht durch die Evidenz einer zufälligen vom Thäter nicht gewußten Thatsache (circumstantial evidence), nämlich das Nichtvorhandenseyn einer bedeutenden Geldsumme bei Lord William, in ihrem Urtheil bestechen lasse. Was die Familie des Ermordeten betrifft, so verlangt und sucht sie, weit entfernt einen schutzlosen Fremden schimpflich in den Tod jagen zu wollen, mit diesem Processe nichts als öffentliche Gerechtigkeit. Wohl weiß ich, daß man bei solchen Gelegenheiten häufig das Mitleiden des Gerichts in Anspruch nimmt; aber möge die Jury in Rücksicht hierauf nicht vergessen, daß Mitleid wohl die Strafe mildern, aber nicht die Gerechtigkeit stumm machen soll. Ihr Ausspruch muß ohne alle andere Betrachtung das reine Ergebniß der aus dem Zeugenverhör erhellenden Evidenz seyn. Auf ihrem Ausspruch in Fällen wie dieser beruht die Sicherheit der Gesellschaft; Ihr, die Geschwornen, habt zu entscheiden, ob der altersschwache Greis, das schutzlose Weib, das hülflose Kind sich fortan, wenn sie dem allmächtigen Gott ihr Gebet dargebracht, ruhig dem Schlummer überlassen dürfen, oder über ihrem unbewachten Lager das Messer des Meuchelmörders zu fürchten haben sollen. Dieß ist ein Fall, der ebensowohl feste und aufrichtige Herzen als kühle und verständige Köpfe fordert: und ihr, o Geschwornen, glaub' ich, habt beides. Und so bet' ich denn inbrünstig, daß Gott eure Herzen befestigen, eure Geister erleuchten und euch zu einem rechten Beschlusse kommen lassen möge.“
Das nach dieser Rede beginnende und den ganzen Tag (Morgens und Nachmittags) fortdauernde Zeugenverhör, in dem die uns schon bekannten Zeugen, als Schließerin, Köchin, Kutscher, Hausmeister, Polizeiinspectoren u. s. w. der Reihe nach vernommen werden, bietet nur sehr wenig neue in diesem Blatt nicht bereits besprochene Thatsachen. Noch nicht erwähnt worden von den Blättern ist die Aussage der Schließerin, daß sie Courvoisier häufig fand, wie er die Sachen seines Herrn untersuchte; einmal hatte er sogar des Herrn Toilette deßhalb mit in das Schenkzimmer genommen. Eine andere gleichfalls noch nicht erwähnte Aussage der Schließerin ist, daß sie am Morgen des Mords eine Treppenleiter, die sonst gewöhnlich im Badezimmer stand, an der nach dem benachbarten Hause führenden Hofmauer stehen sah.
Auch der folgende Tag (Freitag) war bei nicht minder gefülltem Hause zunächst noch zu Fortsetzung des Zeugenverhörs bestimmt; doch verbreitete sich schon vor Eröffnung der Sitzung unter allen Anwesenden das Gerücht, daß der Polizei eine wichtige, den Proceß vollkommen entscheidende Entdeckung gelungen sey. Auch erhob sich, sobald die Richter Platz genommen, Hr. Adolphus, um diese Entdeckung der Jury mitzutheilen, erhielt aber dazu von Hrn. Phillips, Advocaten Courvoisiers, dem sie zu Gunsten des Angeklagten früher als der Jury hätte mitgetheilt werden sollen, nicht die Erlaubniß, so daß sie also erst im weitern Verlauf des Zeugenverhörs zur Kenntniß der Versammlung kam. Nachdem nämlich das Verhör aller der uns bekannten Zeugen vollendet war, erschien gegen Ende der Sitzung als Zeugin eine Französin, Charlotte Piolaire, Frau eines Gastwirths auf Leicestersquare und sagte aus, daß Courvoisier – der früher unter dem Namen Jean eine Zeit lang in ihrem Gasthof als Aufwärter gestanden und den sie bis jetzt bloß unter diesem seinem Vornamen gekannt hatte – am Sonntag vor dem Morde zu ihr kam, um ihr ein versiegeltes mit Werg ausgestopftes Paket zum aufbewahren zu geben, hinzufügend, er würde übermorgen wieder kommen und es abholen. Sie schloß es ein; und erst als ihr vor einigen Tagen in einem französischen Blatte die Liste des noch nicht wiedergefundenen Silberzeugs von Lord William Russell, so wie der Bericht über den von den Verwandten ausgesetzten Preis für Entdeckung desselben zu Gesichte kam, fiel ihr jenes vergessene Paket wieder ein, und sie ging deßhalb zu dem Anwalt Richard Cumming, der es sodann in ihrer Gegenwart eröffnete. Hr. Richard Cumming, das Paket in der Hand, tritt nun zugleich selbst als Zeuge auf und zeigt den Inhalt vor, bestehend genau aus alle den Stücken, welche in der (nach des Bedienten Ellis entworfenen) Liste verzeichnet waren. Außerdem bezeugt noch der Kupferstichhändler Molteno, daß das braune Papier, in welches das Paket sich gewickelt findet, dasselbe ist, in welchem er dem Verstorbenen einen am 22 April von demselben gekauften Kupferstich (nach Raffaels Gesicht des Ezechiel) übersandte. Mit diesen auf diese neue wichtige Thatsache bezüglichen Aussagen schließt die Sitzung am Freitag. (Während derselben waren zwei Künstler, mit Erlaubniß des Gerichtshofes, beschäftigt gewesen, einen Gesichtsumriß des Angeklagten zu zeichnen.)
Die letzte Sitzung (am Sonnabend) enthielt die Vertheidigungsrede des Hrn. Charles Phillips und das Verhör einiger Entlastungszeugen. Der Angeklagte sah bleich und abgemagert aus, aber zeigte dabei noch immer Ruhe und Fassung. Hr. Phillips entledigte sich seiner nun allerdings sehr schwer gewordenen Aufgabe mit großem Talente. Er schilderte zuerst die hülflose Lage des Angeklagten, eines armen verlassenen Fremden, gegenüber der angesehenen Familie des Ermordeten, ja noch mehr gegenüber einer diese Familie offenbar beschützenden Regierung, die, indem sie auf Entdeckung des Thäters einen hohen Preis setzte, gleichsam der Aristokratie noch im Grabe Anerkennung verschaffen wollte; er erinnerte zugleich die Jury an das Vertrauen des Angeklagten, mit welchem er sich ohne Beiziehung von Fremden einem rein englischen Ausspruch unterworfen hatte. Er wandte sich darauf zu dem Thatbestand der Anklage und machte dabei zunächst Hrn. Adolphus den Vorwurf der Ungerechtigkeit und Unredlichkeit gegen den Angeklagten, besonders wegen der in seiner Rede enthaltenen
Aeußerung „Fremde, wenn sie rauben wollen, beginnen damit, daß sie morden.“ „Was würdet ihr, fragt der Redner die Geschwornen, was würdet ihr zu dem Urtheilsspruch eines Madrider oder Pariser Gerichtshofes sagen, der einen Angeklagten deßhalb für schuldig erklärte, weil er ein Engländer sey?“ „Ebenso ungegründet,“ fährt er dann fort, „ist auch die Behauptung des Hrn. Adolphus, daß ein Verbrechen oft verübt werde ohne Beweggrund. Dieser Satz scheint mir vollkommen unsinnig, und selbst in Bezug auf den neuerlich verübten schauderhaften Mordversuch gegen unsere geliebte junge Königin kann ich nicht glauben, daß derselbe ohne Beweggrund, nämlich den, sich berühmt zu machen, ausgeführt worden sey. Für unsern Angeklagten dagegen gab es durchaus keinen Beweggrund, und alle Zeugnisse für die Schuld, die der Jury vorgelegt worden, sind eben so viele Beweise für die Abwesenheit irgend eines vernünftigen Motivs diese Schuld auf sich zu laden.“ Hr. Phillips sucht dann die einzelnen Verdachtgründe gegen Courvoisier – seine Bestürzung am Morgen (wobei er das Betragen der Schließerin vielmehr verdächtig findet), die blutigen Handschuhe (die erst später in den Mantelsack gelegt seyn können), das gestohlene Silberzeug (das, selbst wenn dem plötzlich herbeigeführten Zeugniß der Frau Piolaire zu trauen wäre, wenigstens nur Diebstahl, aber keineswegs Mord bezeugte) – möglichst zu entkräften, und kommt dann noch einmal auf das Unmoralische und Gefährliche jenes Preisaussetzens von 400 Pfund auf Entdeckung des Thäters zurück – eines Verfahrens, das auch bei dem Mord Hrn. Templeman den Man Gould zu einer falschen Angabe verleitete. – „Das Wort, einmal von euern Lippen gegangen,“ schließt der gelehrte Anwalt, „ist unwiderruflich: sprecht es nicht leichtsinnig; sprecht es nicht auf Verdacht, wie stark er auch seyn mag; sprecht es nicht auf moralische Ueberzeugung, wie zwingend sie euch dünken mag, sondern sprecht es nur auf klare, deutliche, unwiderlegliche Evidenz. Ich sage dieß in keinem feindlichen Geist, sondern im Sinne des Christenthums. Sagt das Wort nicht leichtsinnig, oder seine Folgen werden mit euch bleiben: wie ein Schatten wird es euch begleiten auf euern menschenvollen Wegen, in eurem einsamen Hause; und sein anklagender Geist wird über euern Todtenbetten schweben und euch vorfordern und verdammen am Richterstuhle eures Gottes. Bedenkt, was ihr thut.“
Die darauf noch vorgerufenen Entlastungszeugen sind Hr. Jennings, Lady Julie Lockwood, Hr. Noble, Frau Petton, lauter ehemalige Herrschaften Courvoisiers, die ihm das Zeugniß eines vortrefflichen, bescheidenen, menschenfreundlichen Betragens ablegen. – Die Jury entfernt sich und nach Abwesenheit von einer Stunde und 20 Minuten tritt sie wieder ein, und verkündigt ihr: „Schuldig.“ Der Verurtheilte scheint davon nicht gerührt, und vernimmt eben so, mit bleichem aber gefaßtem Gesichte, das vom Lord Oberrichter gesprochene Todesurtheil, das dieser selbst nicht ohne tiefe Bewegung vollenden kann. – „Um die Gesellschaft zu versöhnen, die durch die Verbrechen gefährdet worden ist, und um die Wiederkehr desselben zu verhüten, mußt du einen raschen und schimpflichen Tod erleiden. Was dein wirklicher und eigentlicher Beweggrund gewesen, ist schwer zu bestimmen. Ich fürchte, es war die Gier nach schmutzigem Gewinn, und ich ermahne dich von der kurzen Zeit, die dir noch bleibt, Gebrauch zu machen, um dich, so viel du kannst, zu versöhnen mit deinem Schöpfer.“ – Hierauf die letzte gewöhnliche Sentenz.
Die neulich in einigen englischen Blättern enthaltene Angabe über die Rückkehr des Erbprinzen Ernst von Coburg nach London war ein Irrthum; die Person, die bei dem Umzug nach Windsor mit in dem Wagen der Königin saß, war der Fürst von Leiningen. Deßgleichen hat der englische Correspondent aus Lissabon in dem mitgetheilten on dit über die Heirath der Königin von Spanien den Prinzen Ernst von Coburg mit seinem Vetter August, Bruder des Königs von Portugal und der Herzogin von Nemours, verwechselt.
Prinz Albert hat sich – zur großen Freude der englischen Damen, denen bekanntlich Schnurrbärte zuwider sind – seinen Schnurrbart abgeschnitten.
Frankreich.
Paris, 23 Jun.
In der Sitzung der Pairskammer am 22 Jun. verlas Hr. Rossi den Commissionsbericht über das Gesetz der Bank von Frankreich, und trug auf Annahme desselben mit einigen Modificationen an. Der Finanzminister, die Minister der öffentlichen Arbeiten und des öffentlichen Unterrichts brachten das Budget von 1841 und die verschiednen Gesetzesentwürfe über die Eisenbahnen und die Forderung der nöthigen Fonds zur Errichtung eines Lehrstuhls für die slavische Sprache bei dem Collège de France und einer Facultät der Naturwissenschaften zu Rennes ein.
Bourg ward zum Aufenthaltsort der Stabsofficiere der Armee des Don Carlos, der Generale, Brigadiers, Obristen und Obristlieutenants bestimmt. Lons le Saulnier soll die Hauptleute und die Officiere niederern Grades, Besançon die Geistlichen aufnehmen.
Der archäologische Congreß ward am 20 in Niort eröffnet. Eine Menge ausländischer Gelehrten haben sich in dieser Stadt eingefunden, um den Verhandlungen beizuwohnen.
In diesem Augenblick wird in den Werkstätten der k. Münze die Medaille der Juliussäule geprägt. Diese Medaille, wozu der Stempel von Hrn. Cannois gestochen wurde, ist von großem Maaßstab. Auf einer Seite befindet sich das Bild des Königs, auf der andern der Genius der Freiheit mit der Inschrift: Mensis Julius bis memorandus. – Der Minister des Innern hat Hrn. Galle, Mitglied des Instituts, mit Verfertigung der Stempel der Medaille beauftragt, die zum Andenken der Abholung der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris geprägt werden soll.
Wir entlehnen folgende genauere Nachrichten über Miliana dem Constitutionnel: „Miliana ist das alte Maniana. Seine Umgebungen sind immer noch mit Trümmern früherer Gebäude bestreut, und in der Stadt selbst befinden sich viele noch gut erhaltene Fragmente römischer Baukunst. An den Ufern des Schelif, 2 Lieues von Miliana, ist der Boden in großer Ausdehnung mit unzähligen Trümmern von Gebäuden, Bau- und Backsteinen, Säulenschaften und ähnlichen Reliquien bedeckt. An andern Punkten findet man Spuren der römischen Größe, die zeigen, wie blühend das Land war, ehe es von Natur-Phänomenen und den Einfällen barbarischer Völkerschaften zerstört ward. Einer der Söhne des Pompejus starb in diesem Lande, und die meisten Schriftsteller lassen sein Grab in Maniana seyn. Jetzt ist Miliana eine schlechte Stadt, der nichts von ihrem frühern Glanz außer jenen Ruinen geblieben ist. Doch seine Lage ist, wie unter den Römern, noch immer wichtig, denn es ist der Schlüssel zum Innern des Landes, das die reichen Ebenen und fruchtbaren Thäler zwischen dem Schelif und Mazafran öffnet und zugleich der Vereinigungspunkt der Gebirgskette ist, welche die Ebene Metidscha bedeckt und an ihrer westlichen Gränze sich endigt. Die Umgebungen von Miliana sind mit tiefen Thälern durchschnitten und von hohen Gebirgen umgeben, deren fruchtbarer Boden berühmt ist, und Ueberfluß an Korn, Wein, Früchten jeder Art bietet. Die Eingebornen sind zahlreich, manche Stämme können 1000 Reite
ins Feld stellen, der von Riga sogar 1500. Das Volk ist fleißig und reich in den Producten des Landes und der Viehzucht; aber zugleich völlig indisciplinirt und von unzähmbarer Kraft und Energie. Miliana liegt ungefähr 28 Lieues südwestlich von Algier und 14 oder 15 Lieues von Scherschel.
Paris, 23 Jun. Daunou's Leichenbegängniß hat mit der von ihm selbst angeordneten Einfachheit stattgehabt. Der Hitze ungeachtet hatte sich eine große Anzahl angesehener Männer der beiden Kammern, des Instituts und des Künstlerstandes bei dem Zuge nach dem Gottesacker des Père Lachaise eingefunden. In meiner ersten Notiz glaube ich nicht erwähnt zu haben, daß Daunou es war, der auf dem Marsfelde die Lobrede auf General Hoche hielt, und im Tribunate die Schlacht bei Marengo durch seinen Vortrag feierte, und daß seinem Antrage gemäß eine öffentliche nationelle Anerkennung zu Ehren des Generals Desair votirt wurde. – Wir haben jetzt schon eigentlich keine Kammern mehr: die Deputirtenkammer ist geschlossen und die Kammer der Pairs beschäftigt sich nur noch der Form halber mit dem Budget. Jetzt wo die anregende Lebhaftigkeit der Tagsdebatten nicht mehr besteht, kann man einen ruhigern und würdigenden Blick auf die Thaten und Werke des Ministeriums vom 1 März werfen. Wir läugnen nicht, daß Fehler begangen wurden, allein wir halten dem Ministerium einigermaßen Rechnung von der schwierigen Stellung, in welcher es sich befand, und indem wir die Bilanz der getroffenen Neuerungen und Gesetzesvorschläge in der innern Verwaltung, in den öffentlichen Bauten, im Justiz- und Unterrichtswesen ziehen, finden wir, daß das Ministerium werkthätig war, daß es Verbesserungen, und sehr bedeutende getroffen, vor denen seine Vorgänger zurückgewichen waren, und daß es die hämische Verkleinerung der conservativen Partei nicht verdient. Was diese Angriffe übrigens in den Augen der unbefangen Urtheilenden ohne allen Zweifel verdächtig machen muß, ist die maßlose Leidenschaftlichkeit und Härte, mit denen sie gemacht wurden; beinahe wird man versucht, sie auf Kosten der Eifersucht und des Neides zu setzen und dem Ministerium als Trost zuzurufen: „Besser Neider als Bemitleider.“ Was die neue Opposition so übel stimmt, ist wohl die immer mehr wachsende Sicherheit, daß der Bestand des Ministeriums Thiers auf längere Zeit gesichert scheint, bis zur nächsten Sitzung jedenfalls, und wenn es ihm gelingt, was wohl nicht sehr schwer seyn möchte, die Feierlichkeit der Beerdigung Napoleons ohne unglückliche Zufälle und Aufstände zu begehen, wenn außerdem weitere Gesetzesvorschläge im öffentlichen Interesse, wie z. B. das versprochene Project Cousin's über den Secundärunterricht diese zweite Sitzung bezeichnen, so werden die Conservativen vergeblich versuchen, die öffentliche Meinung zu überzeugen, dieses Ministerium tauge weniger als alle vorhergehenden, und man müsse sich beeilen, ihm eine doctrinäre Nachfolge zu geben. – Es scheint, es wird sich bei dem Guttenbergsfest in Straßburg eine ziemlich große Anzahl Pariser einfinden. Sie wissen schon, daß der Stand der Buchhändler und Buchdrucker durch eigens erwählte Abgesandte dabei vertreten wird; auch die Schriftsetzer wollen nicht zurückbleiben und senden ihre Vollmachtträger, eben so die hier bestehende Gesellschaft für Elementarunterricht. – Die Blätter sprechen von einer sehr interessanten Ausgrabung celtischer Alterthümer, die bei Motte-Saint-Keray im Departement der Loire inférieure stattgehabt haben soll.
Deutschland.
München, 26 Jun. Die Abreise Sr. k. Hoh. des Kronprinzen ist nunmehr auf Montag den 29 Jun. vertagt. – Gestern Nachmittag kam Ihre k. Hoh. die Kurfürstin von Hessen unter dem Namen einer Gräfin von Schönfels nebst Prinzessin
Tochter und Gefolge hier an, und trat im goldenen Hirsch ab. Die erlauchte Frau, die sehr schwächlicher Gesundheit zu seyn scheint, gedenkt morgen die Reise nach Gastein fortzusetzen. – Die allerhöchste Entschließung, von der ich Ihnen vorgestern schrieb, die Uniformirung der Militärbeamten betreffend, ist heute bereits expedirt worden. – In unserer Stadt wurde das Guttenbergsfest in mehrern Privatcirkeln harmlos und fröhlich begangen.
Aschaffenburg, 21 Jun. Die hohe Feier des Frohnleichnamsfestes wurde heute auf die würdigste Weise begangen. Um halb 8 Uhr erschien der hochwürdige Hr. Bischof von Eichstätt, Karl August Graf v. Reisach, an der Pforte der Stiftskirche, wurde daselbst von der Geistlichkeit empfangen und zu dem auf der Epistelseite des Hochaltars errichteten Thronhimmel geleitet. Um 8 Uhr fuhr Se. Maj. der König unter dem Donner des Landwehrgeschützes und dem Geläute der Glocken vom königlichen Schlosse ab, wurde an den Stufen der Kirche von dem dort versammelten Cortège und den königlichen Stellen empfangen, und an die Pforte der Kirche geleitet. Die Geistlichkeit reichte das Weihwasser dar, und führte Allerhöchstdenselben zu dem in der Nähe des Altars auf der Evangelienseite aufgebauten Thron. Darauf begann das solenne Hochamt. Der Hr. Bischof ging mit den zum Dienste bestimmten vierzehn Geistlichen an den Hochaltar. Nach dem Agnus Dei empfingen die Geistlichen von dem Hrn. Bischof den Friedenskuß, worauf der Assistent Sr. k. Maj. den heil. Kreuzpartikel zum Kusse überreichte. Nach beendigtem Hochamte begann sogleich die Procession. Dem vorausgetragenen Kreuze folgte die hiesige Schuljugend, in deren Mitte eine Statue des heil. Joseph getragen wurde. Darauf folgten die ehrwürdigen Väter und Brüder des Capucinerklosters, welche ein mit Blumen geziertes Kreuz vortrugen. Nach diesen kam der königliche Hoffourrier, dem der Clerus folgte. Zu beiden Seiten der Geistlichkeit streuten sechs weiß gekleidete Schülerinnen Blumen aus. Unter dem prachtvoll mit Gold gestickten Himmel trug der hochwürdige Hr. Bischof das Sanctissimum, umgeben von zwei Diakonen mit brennenden Kerzen. Unmittelbar hinter dem Allerheiligsten folgte Se. k. Majestät, eine brennende Kerze tragend. Die an den vier Ecken des Himmels herunterhängenden Quasten wurden von vier königlichen Kammerherren getragen. Dem Monarchen folgte in reicher Uniform das zahlreiche und äußerst glänzende Cortège – unter ihm der k. bayerische Bundestagsgesandte Hr. Staatsrath v. Mieg – paarweise gehend, und ebenfalls brennende Kerzen tragend. Hieran schloß sich der lange Zug der königl. Dikasterial- und der übrigen königl. Stellen und Behörden, des Stadtmagistrats, der Gemeindebevollmächtigten und der Districtsvorsteher an. Darauf folgten die verschiedenen Zünfte mit ihren festlich geschmückten Fahnen, dann die Werk- und Sonntagsschülerinnen, vier weiß gekleidete Jungfrauen, Blumenkränze in den Händen haltend, vier Jungfrauen, die eine Statue der heil. Mutter Gottes trugen, und von zwölf andern Jungfrauen mit Kerzen und Blumenkränzen umschlossen wurden. Nach diesen kamen das sehr zahlreiche Pensionat des hiesigen englischen Fräuleinsinstituts mit seinen Lehrerinnen, und die barmherzigen Schwestern, denen sich das übrige Frauenvolk anschloß. Den untern Theil der Häuser bedeckten frische grüne Maien, an welche sich andere Verzierungen in der mannichfaltigsten und buntesten Abwechslung anknüpften. Die Fenster waren mit kostbaren Tüchern, Teppichen und Draperien belegt und behängt; überall sah man brennende Wachskerzen und farbige Spiritusflammen, Blumenbouquets in verzierten Vasen und künstlich gearbeiteten Körbchen, Wohlgeruch aushauchende Rauchpfannen, auf religiöse Gegenstände sich beziehende Oelgemälde und Standbilder von Heiligen, und die weiß und blaue Fahne. Auch unsere Mitbürger der nichtkatholischen Confession hatten sich rühmlich beeifert, durch Verzierung ihrer Häuser und Wohnungen ihre Nächstenliebe zu ihren katholischen Gemeindegenossen an den Tag zu legen. Der Zug ging durch ein ununterbrochenes Spalier des Linienmilitärs und der Landwehr an dem Rathhause vorbei, über den Residenzplatz durch das königl. Schloß, dann durch verschiedene andere Straßen. An vier Plätzen waren Altäre errichtet. (Aschaff. Z.)
Stuttgart, 25 Jun. Ihre k. Hoh. die Frau Großherzogin von Baden, auf der Reise nach Ischl begriffen, ist heute hier durchgereist. Angekommen sind der würtemb. Gesandte am k. bayer. Hofe, Frhr. v. Schmitz-Grollenburg, und der k. preuß. General v. Prittwitz, beauftragt, die Notificationsschreiben von dem Tode Friedrich Wilhelms III und von der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV zu überreichen.
Wiesbaden, 23 Jun. Die Prinzessin Marie von Hessen ist heute in Begleitung der Freifrau v. Riedesel, von Ems kommend, dahier eingetroffen, und hat nach eingenommenem Mittagsmahl im Gasthause zum Adler ihre Reise nach Darmstadt fortgesetzt.
Vom Rhein, 20 Jun. Der Kaiser Nikolaus wird, wie es heißt, nach einem etwa drei- oder viertägigen Aufenthalte, Ems wieder verlassen, um auf geradem Wege nach seinen Staaten zurückzukehren. Der Monarch würde sich zu dem Ende von Köln aus auf der durch Westphalen nach Hamburg führenden Route nach einem Hafen der Ostsee, wahrscheinlich nach Travemünde, begeben, wo das kaiserl. Dampfschiff „die Ischora“ Se. Majestät erwartet. Indessen sind auch noch in drei andern Ostseehäfen, namentlich zu Kiel und Stettin, kaiserl. russische Dampfschiffe aufgestellt, um den hohen Reisenden aufzunehmen und nach Petersburg überzuführen. – Ihre H. die Prinzessin Marie von Hessen gedachte nach einem dreitägigen Aufenthalte Bad Ems wieder zu verlassen, um nach Darmstadt zurückzugehen. Wahrscheinlich wird Ihre Hoheit sich jedoch in Kürze wieder dorthin begeben, um Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland auf ihren weiteren Reisen zu begleiten und ihr sodann nach St. Petersburg zu folgen. – Die rheinischen Dampfschiffe, die noch vor einigen Wochen fast ganz verödet waren, sind jetzt so stark mit Reisenden besetzt, daß sich jetzt nicht selten 5-600 Personen auf einem derselben beisammen befinden. (Schw. M.)
Weimar, 20 Jun. Unser Erbgroßherzog, Rittmeister des in Breslau garnisonirenden Cavallerieregiments, ist am 18 d. von dort über Berlin und Potsdam, wo er seinen hohen Verwandten einen Besuch abgestattet hat, hier eingetroffen, um einige Tage in traulichem Zusammenseyn mit seinen erlauchten Eltern zuzubringen und mit ihnen seinen Geburtstag, der auf den 24 d. fällt, zu feiern. Er erfreut sich des besten Wohlseyns. Den 25 wird der Erbgroßherzog seine erlauchte Mutter nach dem anmuthig gelegenen Waldschloß Wilhelmsthal bei Eisenach begleiten, wo bereits Vorbereitungen zum Empfang noch anderer Gäste getroffen werden. Die beiden Prinzessinnen von Preußen, Wilhelm und Karl, werden dort in ländlicher Einsamkeit einige Wochen ihrer Trauer zubringen; die „Prinzessin von Preußen“ wird ihren Sohn, den muthmaßlichen einstigen Thronerben – einen jungen Prinzen von aufgewecktem Geist und vielversprechenden Anlagen, wie er sich schon als kleinerer Knabe gezeigt – dahin mitnehmen. – Heute hat unser Hof eine kleine Lustreise nach dem an der Saale pittoresk gelegenen Schlosse Dornburg, das wegen seiner Aussicht und seines schönen Rosenhags berühmt ist, gemacht. Wie bekannt, war dieses einen Felsen krönende Schloß lange Zeit
ein Lieblingsaufenthalt Goethe's, der dort auch noch besonders gern seinen meteorologischen Beobachtungen nachhing, und unter Anderm sich dahin zurückzog, als er 1816 die Direction des hiesigen Theaters aufgab. Auch diese Erinnerungen mögen neben der Natur demselben einigen Reiz verleihen. – Der russische Gesandte am k. sächsischen Hof, v. Schröder, der vor einer Woche hier eintraf, die kaiserliche Familie zu begrüßen, ist mit den Herrschaften ebenfalls nach Dornburg gefahren. Sein längeres Verweilen hier gibt zu der Vermuthung Anlaß, daß Se. Maj. der Kaiser binnen kurzem seine Rückreise über Weimar antreten werde.
Göttingen, 21 Jun. Gestern Morgen wurde beifolgender gedruckter Zettel: „Der Unterzeichnete ersucht, auf den Wunsch vieler Einwohner von Göttingen, seine Miteinwohner heute Abend 9 Uhr sich auf der Allee zu versammeln, um dem nicht nur für die Universität einflußreichen, sondern auch als Mensch und Mitbürger höchst ausgezeichneten Obermedicinalrath Dr. Langenbeck ein aus der Fülle des Herzens hervorgehendes Lebe hoch! zu bringen. Nur derjenige wolle sich einstellen, der den Werth dieses Mannes zu achten weiß, nur derjenige, der sich von dessen Trefflichkeit überzeugt hält. Göttingen, den 20 Jun. 1840. Der Justizrath v. Hinüber.“ hier Haus bei Haus herumgetragen, an öffentlichen Orten aufgelegt und angeschlagen. Es erregte dieser so plötzlich kommende Aufruf um so größeres Aufsehen, als es bisher nicht üblich war, Vivats auf diese Weise durch ein öffentliches Programm anzukündigen, auch keinerlei Ursache zu dieser Ehrenbezeugung angegeben war, und selbst die sonstige Strenge der Polizei mit diesem öffentlichen Aufruf scharf contrastirte. Der Vermuthung nach soll die neulich erfolgte Standeserhöhung des Hofraths Langenbeck zum Obermedicinalrath dem Justizrath v. Hinüber Veranlassung geboten haben, seinem gleichgesinnten Freunde ein Zeichen der Anerkennung zu bringen. Programmwidrig hatten sich eine sehr große Menge Weiber und Kinder schon vor 8 Uhr auf der Allee versammelt, und wurde der Zudrang noch größer, als die für die Feierlichkeit requirirte Musik des hiesigen Infanterieregiments um halb 9 Uhr auf der Allee zu spielen anfing. So konnte, als der Justizrath v. Hinüber um 9 Uhr mit höchstens dreißig Bürgern erschien, derselbe mit der Musik kaum sich zu dem erleuchteten Hause Langenbecks vordrängen. Akademische Bürger hatten sich beinahe gar nicht eingefunden, und die anwesenden hielten sich dem Kern des Zuges wie aller Theilnahme fern. Es wurde ein Lebehoch gebracht, Heil unserm König, Heil! gespielt, worauf der Tuchmachermeister Grube eine kurze Rede abzulesen versuchte; da jedoch nicht einmal der Gefeierte dieselbe verstehen konnte, wurde sie von dem Justizrath v. Hinüber wiederholt, war aber wie die längere Rede Langenbecks den Umstehenden gänzlich unverständlich, weil sich an mehreren Orten in der Menge ein störendes Hundegebell und Gebeiße erhob. Ein abermaliges Lebehoch und ein passend auserwählter Choral beschloß das Ganze. Heute lebt und webt die ganze Stadt in Anekdoten vom gestrigen Abend. – Die 25jährige Erinnerungsfeier an die Schlacht bei Waterloo ward am 18 d. M. würdig begangen. Der Professor und Director Ranke (Bruder des Historikers) hielt eine angemessene Eröffnungsrede. Zur Feier der Erfindung der Buchdruckerkunst werden die eifrigsten Vorbereitungen getroffen, und erwartet man dazu viele Fremde, namentlich aus Kassel, wo eine Feier nicht stattfindet. – Seit einiger Zeit existiren für die Strecke von Hannover bis Frankfurt a. M. ineinander greifende Verbindungen von Fuhrgelegenheiten, wodurch die Strecke täglich mit beinahe gleicher Schnelligkeit wie von der Post und gegen eine Preiserniedrigung von mehr als 50 Proc. befahren werden kann. Man fährt von hier bis Frankfurt für 3 Rthlr. 20 gGr. (Post kostet bis jetzt 9 Rthlr.) von hier nach Hannover, wohin der Verkehr geringer, für 3 Rthlr. (Post 5 Rthlr. 6 gGr.) und man will bemerkt haben, daß sich der Personenverkehr dadurch schon jetzt um ein Bedeutendes vermehrt habe.
Hannover, 21 Jun. Die Berathung des Finanzcapitels hat begonnen. Die Verfassung eilt also mit raschen Schritten ihrer Vollendung entgegen. – Man spricht aufs neue von einer Operation des Kronprinzen, und soll zu diesem Zwecke der geheime Rath v. Gräfe aus Berlin hier anwesend seyn; allein man hat bereits so oft davon gesprochen und geheimer Rath v. Gräfe ist bereits so oft deßhalb hier gewesen, daß das Publicum anfängt, in dieser Beziehung etwas ungläubig zu werden.
St. Helena und Napoleons Grab.
Aus der (noch ungedruckten) Reise von München nach China, von Professor Dr. Neumann.
Am 15 März des Jahrs 1831 waren wir mit einem leichten Winde der Südspitze Afrika's vorübergesegelt, und nach einer ermüdenden Fahrt von vierzehn Tagen erblickten wir ferne am Horizonte die kahlen, ins Röthliche spielenden Scheitel der Felseninsel St. Helena. Möchten doch die Geologen, welche auch jetzt noch der veralteten neptunischen Ansicht huldigen, nach St. Helena wallfahren; sie würden sicherlich von ihrem Irrthume geheilt zurückkehren. Die Insel, welche einen Umfang von ungefähr fünf deutschen Meilen haben mag, bietet vornehmlich den von Osten Heransegelnden einen höchst unerquicklichen düstern Anblick: spitzige Basaltklippen mit röthlich gelben Bergschluchten. Noch erkennt man die Spuren der furchtbaren vulcanischen Erschütterungen, welchen das Eiland sein Daseyn verdankt, von dem höchsten Felsen bis hinab zu den unterirdischen Höhlen, in welche mit betäubendem Geräusch die schäumende Brandung sich stürzt. Heutigen Tags findet man aber daselbst weder Vulcane noch Kennzeichen derselben, wie Krater und Lavaströme, deren die benachbarten Inseln Ascension und Tristan da Cunha mehrere aufzuweisen haben. Der vorzüglichste Berg in der Mitte der Insel, welcher den Reisenden von weiter Ferne sein gelblich rothes Haupt entgegenstreckt, erhebt sich kaum zu 2200 Fuß über den Meeresspiegel, er wird von den Engländern der Gipfel der Diana genannt. Nahe daran steigt, nicht ganz zu derselben Höhe, ein anderer spitziger Felsen empor, gemeinhin bloß die hohe Kuppe geheißen. Nach bedeutenden Hochebenen sieht man sich hier vergebens um. Zwischen den Felsen und Klippen ziehen sich aber tiefe Schluchten und schmale Thäler hin, welche, das ganze Jahr hindurch von den wilden Berggewässern durchnäßt, das Auge mit einem frischen lebendigen Grün erquicken. Ein kleines Tafelland, drei solche Thäler und einige der niedrigern Hügel, auf welchen die von den Passatwinden dahingetriebenen Wolken in leichten Regenschauern sich herablassen, bilden die einzigen, fruchtbaren, des Anbaues fähigen Räume dieses, in weiter Ferne von den nährenden Länderstrichen in den einsamen Ocean hinausgeschleuderten Eilandes. Vergebens hat man eine Anzahl Chinesen kommen lassen, unter deren unermüdlichen Händen die Inseln des östlichen Archipelagus, Bali, Borneo und Singapura emporblühen; auch dem beharrlichsten erfindungsreichsten Fleiße der Bewohner der Mitte war es unmöglich, das kahle abschüssige Gestein mit Erde zu bekleiden.
An dem Nordrande der Insel steigt senkrecht aus dem Meere ein Berg empor, pyramidenweise gestaltet, gemeinhin der Zuckerhut genannt, auf welchem ein Wachtposten angebracht wurde. Am Fuße dieses Berges befinden sich, unfern von einander, drei Batterien; südwestlich von ihnen ist die mit schwerem Geschütze versehene Rupperts-Batterie in dem gleichnamigen Thale, welches durch einen Hügelrücken von dem Capell- oder James-Thale getrennt wird, worin die heitere Jamesstadt erbaut wurde – die einzige der Insel. Auf diesem Hügelrücken ward ein Fort erbaut und mit mehreren Kanonen versehen, welche die eine Seite des James-Thales beherrschen. Gen Südwest erhebt sich, in senkrechter Richtung, zu einer Höhe von 800 Fuß ein Berg empor, von den daran angebrachten Leitern der Leiterhügel genannt, mit einer Batterie von schwerem Geschütze, welche die andere Seite, den südwestlichen Eingang zum Thale und den Ankerplatz beherrscht. Es befindet sich überdieß ganz nahe an der See am Thore des Thales eine starkbefestigte mit Kanonen versehene Schanze. An allen andern Punkten, wo nur immer ein Boot zu landen vermag, sind Castelle, Batterien und Kanonen angebracht und auf den Spitzen der zahlreichen Hügel und Höhen Wachen aufgestellt, welche vermittelst Telegraphen unter sich wie mit dem Schlosse, worin der Gouverneur der Insel residirt, sich verständigen. Erblickt irgend ein Posten ein Schiff am Horizonte, so feuert er augenblicklich seine Flinte ab; dasselbe thun dann alle Wachen ringsum auf der Insel bis hin zum Schlosse. Dieß nennt man einen Alarm. Erscheinen mehrere Schiffe zu gleicher Zeit, so wird für jedes ein eigener Schuß abgefeuert und so bis zu fünf; alsdann wird aber das für eine Flotte bestimmte Signal gemacht. Steuern mehr denn zwei Schiffe zu gleicher Zeit auf die Insel, so wird ein allgemeiner Alarm geschlagen. Jeder ergreift die Waffen und nimmt den ihm angewiesenen Posten ein, bis der Gouverneur durch ausgesandte Boote erfahren hat, welcher Nation die Schiffe angehören und was sie wollen. Mit solcher Sorgfalt wird dieses kahle, aber unschätzbare Eiland mitten im Ocean bewacht. St. Helena und das Cap sind ja die einzigen Punkte zwischen dem alten und dem neuen Continente, wo im Fall eines Weltkrieges große Flotten vor Anker liegen und mit allen Bedürfnissen sich versehen können. Ward doch selbst das traurige, von hagern Ziegen, von Ratten und Mäusen bewohnte kleine Felseiland Ascension, auf welchem man sich erst vermittelst artesischer Brunnen trinkbares Wasser verschaffen mußte, vor einigen Jahren durch Großbritannien in Besitz genommen, aus Furcht, es möchten sich hier die Amerikaner oder andere Völker einen Waffenplatz errichten.
Als wir der Batterie beim Zuckerhut gegenüber kamen, ward uns durch ein gewaltiges Sprachrohr befohlen, beizulegen und zu erklären, wer wir wären und woher wir kämen. „Das Compagnieschiff Sir David Scott, von Capitän Ward commandirt, von China kommend,“ brummte durch ein ähnliches Sprachungeheuer der erste Schiffsofficier, Hr. Moor, dem Fragenden entgegen. „Seyd ihr frei von jeder ansteckenden Krankheit?“ Als auch diese Frage mit einem betäubenden „Gesund“ beantwortet war, ward uns gestattet, ein Boot nach der Jamesstadt zu senden, um dem Befehlshaber die nothwendigen Papiere vorzulegen; dann erst, wenn wir von ihm die Erlaubniß zu landen erhalten hätten, dann würde uns gestattet seyn, weiter landeinwärts zu segeln.
Wir waren natürlich alle sehr gespannt auf Nachrichten aus Europa. Wir wurden in Canton durch eine mexicanische Brigg von dem Ausbruche der Juliusrevolution unterrichtet; aber wir wußten bloß die Begebenheiten des ersten der drei Tage. Die mexicanische Regierungszeitung versprach die Fortsetzung am folgenden Tage zu liefern. Siehe, da erhob sich des Abends ein günstiger Wind: Capitän Sampago ließ die Segel aufziehen und fuhr von dannen. Der Mann betreibt sein Gewerbe und ihn kümmert es natürlich wenig, ob das Haus Orleans oder die Bourbone in Frankreich regieren, ob die Souveränetät dem Volk oder dem Monarchen zuerkannt werde. Mit banger Sehnsucht sahen wir deßhalb der Rückkehr unseres Bootes entgegen; denn wir mußten ja befürchten, daß in Folge der französischen Umwälzung die Kriegsfackel von neuem über die Welt geschwungen würde, wo wir dann Gefahr liefen, den gesetzlichen Piraten, gemeinhin Caper genannt, in den Rachen
zu fahren. „Friede, Friede“ schallten uns schon von Ferne die Stimmen aus dem rückkehrenden Boote entgegen, und schnell schwang sich der Officier, der gen Jamesstadt beordert war, mit einem untergeordneten Beamten und einigen Geschäftsleuten des Orts vom Boot auf das Verdeck empor. Hinter ihm, zu unserm großen Ergötzen, ein Matrose mit einem starken Pack Zeitungen. Alles fiel nun mit Heißhunger über die Neuigkeiten her. Der eine schlug den letzten Londoner Preiscourant nach, um zu sehen, wie viel er etwa hoffen könnte, an seinen mitgebrachten Waaren zu gewinnen; der zweite wollte wissen, was sein Vetter unterdessen im Parlamente gesprochen habe; der dritte sah nach, wie die „verfluchten Franzosen“ bei der letzten Umwälzung sich benommen haben, und der vierte durchblätterte die Todtenlisten, forschend, ob ihm kein lieber Freund, keine theure Freundin durch den Tod entrissen wurde. Ich selbst durchflog eilenden Blickes die Riesenblätter, die Times, den Sun, den Courier, und ließ anfangs Frankreich und England und die ganze Welt beiseite liegen. Das Auge blieb an den zerbröckelten, nichtssagenden Neuigkeiten aus Deutschland haften, welche hie und da unter andern verlornen Notizen, gleichwie arme und verachtete Fremdlinge in dem reichen England, zerstreut herumlagen. Da fand ich wie gewöhnlich, daß dieser oder jener Fürst in die Bäder gereist sey, daß ein königlicher Prinz mit der Gemahlin einer Magnificenz den Ball eröffnet, daß es bald hier bald dort gebrannt habe und daß an diesem Tage die Kammern eines Bundesstaates eröffnet und an jenem wiederum geschlossen wurden. Was wäre auch von Deutschland Anderes zu berichten! Aber siehe, zu meinem großen Erstaunen sprach der Sun, unter dem Artikel Deutschland, in geheimnißvollen Ausdrücken von gewissen Decembertagen in der Hauptstadt des Bayerlandes, und fügte hinzu: die Juliussonne wäre zu München im December aufgegangen. Man kann sich leicht denken, daß ich gleich nach meiner Rückkunft in London suchte, mir über diese dunkle Sonne Aufklärung zu verschaffen. Der bayerische Gesandte wußte gar nichts darum und der preußische, der treffliche Geheimerath v. Bülow, erwiederte: er glaube gehört zu haben, daß einige betrunkene Studenten singend und lärmend durch die Straßen gezogen wären.
Nun ging es frisch ans Werk. Das Schiff ward vor Anker gebracht, und schnell waren die Boote herabgelassen, welche uns bei heiterem Wetter, unter lustigem Wellenschlag, an den Landungsplatz hinführten. Nur einige Tage wollten wir uns hier aufhalten, um frisches Wasser einzunehmen und dann der Heimath zueilen; denn immer fürchtete man noch einen allgemeinen Krieg. Es gab ja – und hierauf legte der Hafenmeister, der ein gewaltiger Politikus schien, ein großes Gewicht – es gab ja keinen König von Frankreich mehr, sondern nur einen König der Franzosen!
Die Jamesstadt, in dem breitesten Thale, zwischen zwei hohen Felsen erbaut, gewährt einen lieblichen heitern Anblick. Hat man den Landungsplatz, der eine Art Vorsprung in die See hinein bildet, hinter sich, so kommt man zu einer Zugbrücke, und der Weg führt dann zwischen einer Anhöhe durch, auf welcher die schönsten Bäume der Insel und eine Anzahl Zweiunddreißigpfünder sich erheben, zu einem gewölbten Bogengang hin zu der kleinen niedlichen Stadt. Rechts sieht man ein freundliches Wirthshaus, einen schönen mit Bäumen garnirten Paradeplatz, der wohl einen Raum von hundert Quadratfuß einnehmen mag; links das prächtige, mit Wällen und Brustwehren versehene Schloß, worin der Gouverneur und die höhern Beamten der Insel wohnen. Gleich neben daran ist die Hauptwache. Dem Thorwege gegenüber steht die Kirche, ein herrliches Gebäude; daneben ein kleines niedliches Theater, im neuern italienischen Style erbaut, der für diese Breiten, wie wir mehrmalen in tropischen Klimaten, namentlich in Singapura, zu bemerken Gelegenheit hatten, besonders geeignet scheint. Die Hauptstraße der Stadt beginnt zwischen der Kirche und einem schön eingezäunten Rasenplatz, der Compagniegarten genannt, und besteht aus ungefähr dreißig niedlichen Häusern, worin die angesehensten Leute des Ortes wohnen. Diese Straße theilt sich dann in zwei Gassen, wovon die eine gen Osten ins Land hineinführt und die andere thalaufwärts über eine hölzerne Brücke, unter welcher damals ein unbedeutendes Bächlein vorüberfloß, das aber in der Regenzeit zu einem reißenden Strome anschwellen soll. In dieser Straße sind die Casernen, der sogenannte neue Garten, das Hospital und ungefähr ein Hundert mit Läden versehener Häuser, worin alle Gattungen europäischer, indischer und chinesischer Waaren feilgeboten werden.
(Beschluß folgt.)
Englische Hydrographie des Mittelmeeres.
Schon seit geraumer Zeit sind die Engländer sowohl in den Gewässern der südlichen Halbkugel als auch im Mittelmeer beschäftigt, die Tiefe des Meeres an den Küsten genau zu ermessen, und danach zum Besten der Schifffahrt und zur Sicherung vor Gefahren Karten zu entwerfen, welche nicht nur jedes Riff, jede Sandbank, jede Klippe angeben, sondern auch durch Zahlen überall die Tiefe des Meeres in einer viel vollständigeren Weise bezeichnen, als in den bisherigen Seekarten der Fall war. Eine schon ausgezeichnete Arbeit dieser Arbeit war die des Capitäns Smyth über die Küstenmeere Italiens und Siciliens. Vom Archipel hat die Karte des französischen Capitäns Gautier durch ihre correcten Bestimmungen allgemeine Anerkennung gefunden, doch besteht ihr Verdienst mehr in der Triangulation als in zahlreichen Tiefenmessungen. Das ausgezeichnete Werk des Capitäns Beaufort, jetzt bekanntlich Chef des hydrographischen Bureau's der englischen Admiralität, hat dessen Verdienste um die Vermessung der Küsten Karamaniens nicht nur der Marine, sondern auch der gelehrten Welt bekannt gemacht, und wer durch die Dardanellen nach Konstantinopel fährt, erhält sicher Kunde von der durch den ehemaligen Capitän des Madagascar, Sir Edmond Lyons, verbesserten Seekarte dieser Gegend. Während der Unruhen der griechischen Revolution war Capitän Copeland von der Admiralität mit der Vermessung der Küsten Griechenlands und Kleinasiens beauftragt. Nachdem derselbe seine Entlassung genommen, wurde dem Hrn. Graves, der früher sowohl im Mittelmeer als im Südmeer bei diesen Arbeiten beschäftigt gewesen, in Rücksicht seiner anerkannten Tüchtigkeit, obgleich er nur Lieutenant war, das Commando des Beakon und der dazu gehörigen kleineren Schiffe und Boote übergeben; und er ist es, der gegenwärtig, unterstützt durch eine Anzahl ausgezeichneter Marine-Ingenieurs, die sowohl für die Schifffahrt als für die Wissenschaft höchst wichtigen hydrographischen Arbeiten an jenen Küsten leitet und ausführt. Kaum verkündet eine Schwalbe den Frühling, so verläßt der Beakon seine Winterstation in Malta, um sich in die Gegend zu begeben, welche für die Vermessungen des Sommers ausersehen ist. Während der Reise werden in dem Zeichenzimmer, welches Hr. Graves mit einer Bibliothek der trefflichsten Werke sowohl über Schifffahrtskunde als über die Länder des Alterthums ausgestattet hat, Vorstudien gemacht, zu denen die historischen Beziehungen der zu besuchenden Küsten und die Bildung der kenntnißreichen Officiere auffordern. Nach
vollendeter Fahrt geht der Beakon vor Anker, und alsbald werden die kleineren Schiffe und vier bis fünf Boote, versehen mit Proviant und Zelten, jedes nach seinem Bezirk ausgesandt, um erst nach vollendeter Arbeit, falls nicht der Proviant früher ausgegangen, zum Beakon zurückzukehren. Während der Rückreise und im Winterquartier in Malta verwandelt sich das Bibliothekszimmer in ein Arbeitszimmer, aus dem vor Anfang der neuen Expedition die aus unzähligen Zahlen entstandenen und bestehenden Karten nach London an die Admiralität abgehen.
Ohne daß wir über die Wichtigkeit dieser Arbeiten für die Schifffahrt weiter reden, müssen wir der ausgezeichneten Liberalität erwähnen, womit die kaum vollendeten Karten, selbst ehe sie reducirt und dem Druck übergeben sind, den Commandanten fremder Kriegsschiffe aller Nationen mitgetheilt werden. Sonst hielt man kleinlichst dergleichen Arbeiten geheim. – Der mehr wissenschaftliche Werth dieser Karten ist hauptsächlich ein doppelter. Einestheils gewähren sie ein für die Kunde der submarinen Fortsetzung des Landes einen sehr interessanten Blick unter das Meer. Es wäre im Grunde leicht, und eine Vollendung dieser Arbeiten, nach jenen Messungen eine submarine Landkarte zu entwerfen, auf welchem Berg und Thal eben so genau dargestellt wäre, wie auf den gewöhnlichen Karten. Für die Lehre von der Hebung des festen Landes aus dem Meere könnte eine solche Karte vielleicht großen Werth haben. Viel bedeutender aber ist die Bereicherung, welche sich die Alterthumskunde von diesen Vermessungen versprechen darf, und zum Theil durch sie schon gewonnen hat. Wir erinnern hier wieder an Hrn. Beauforts Karamanien. Der Commandant des Beakon und seine Officiere vereinigen, wie gesagt, mit ihren nautischen Kenntnissen ein den Gebildeten ihrer Nation eigenthümliches Interesse an dem griechischen Alterthum. Nicht nur die genaue Vermessung der Küstenlinie, sondern die Topographie des nächsten Küstenlandes machen sie zu ihrer Aufgabe, und sowohl das Zeichenzimmer des Beakon als das hydrographische Bureau in London enthält bereits eine Menge der schätzbarsten Beiträge zu einer genaueren geographischen und topographischen Kunde der Küsten Kleinasiens, deren möglichst baldige Veröffentlichung der Admiralität den Dank jedes Freundes des griechischen Alterthums erwerben würde. Neben den Arbeiten des Hrn. Graves selbst zeichnen sich in dieser Hinsicht die des Hrn. Spratt aus.
Algier.
Der Toulonnais vom 17 Jun. theilt ein Schreiben der Colonisten in Algier vom 9 Jun. an den Conseilpräsidenten mit, in welchem 400 Bewohner dieses Landes Hrn. Thiers bitten, ihnen und dem Lande einen Oberbefehlshaber und einen Gouverneur zu geben, der das Land gegen die Angriffe der Araber zu vertheidigen wisse, und der Colonie eine Haltung gegen den wachsenden Verfall des innern Wohlstands geben könne. „Es sind nicht mehr einzelne Räuberbanden, heißt es in diesem Schreiben, die durch die Hecken schleichen, und uns bei unsern Arbeiten überfallen; der Feind ist Herr der Ebene Metidscha, er dringt ins Massif und schneidet vor den Augen einer zahlreichen Armee, die ohne eine gute Führung ist und oft durch ausdrückliche Befehle des Generals zur Unthätigkeit gezwungen wird, unsern Mitbürgern die Köpfe ab. Vergeblich kämpft die Armee mit ihrer bekannten Tapferkeit, und erringt immer neuen Ruhm und Glanz den französischen Waffen; alle diese glänzende Siege sind verloren, und Frankreich wird nie einen wesentlichen Vortheil daraus ziehen. Mit jedem Tag wird der Raum der französischen Besitzung kleiner. ... Das Blut unserer thätigsten Mitbürger, das unserer tapfersten Soldaten fließt nutzlos dahin. ... Darum eilen Sie, Hr. Minister ... Geben Sie der Armee einen Chef, der Colonie einen Gouverneur, und Sie werden sich hoch verdient um das Vaterland machen.“
Algier, 13 Jun. Als ich Ihnen in meinem vorigen Briefe die Auswanderung des kleinen Stammes der Dscheraga meldete, der die Ebene Staueli, vereinigt mit dem Beni Mussus und Zuaua bewohnt, äußerte ich die Besorgniß, diese Auswanderung möchte von Angriffen gegen die daselbst wohnenden Colonisten begleitet werden. Meine Besorgnisse waren prophetisch; denn in der Nacht vom 9 zum 10 galoppirten 300 Reiter, Fackeln in der Hand, von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens durch diese unglückliche Gegend, die bis jetzt noch verschont geblieben war, und verbrannten alle Heuschober (mit Ausnahme deren eines einzigen Eigenthümers), die Haupt- und oft einzige Einnahme der unglücklichen Colonisten. Auch dieses Ereigniß hätte man wie alle anderen vermeiden können. Ein kurzer Ueberblick der Thatsachen wird Sie davon überzeugen. – Es geschah, daß während ein gewisser Bel Ufa, Scheikh des Stammes der Dscheraga, zufällig sich in Algier befand, ein Mord an einem Mauren von Buzareah in den Einöden, welche die Halbinsel Sidi-Ferutsch umgeben, begangen wurde. Die Kunde von dieser That kam dem Chef des arabischen Bureau auf anderm Wege als durch Vermittlung des Scheikh zu, dem deßhalb 150 Stockschläge gegeben, aber sein Amt gelassen wurde. Noch war der Zorn über diese Beleidigung neu, als General Corbin mit 2000 Mann in das Gebiet jenes Stammes einfiel, den der Maire von Dely Ibrahim einiger Räubereien beschuldigt hatte. Man ließ die Araber niederknien, Kanonen wurden auf sie gerichtet, kurz sie mußten glauben, man wolle sie erschießen, als die Bitten einiger ihnen benachbarten Colonisten (der HH. Fruitier und Roques, die auch bei dem Brande verschont wurden) den General erweichten, der übrigens gar nicht die Absicht hatte, zu einem blutigen Ende zu kommen, und die Araber nur schrecken wollte. Die Folge war die Auswanderung des Stammes und die unglückliche Begebenheit, von der ich gesprochen. – Die Amraua hatten die Unverschämtheit, sich im Dorfe Hadschera, am Einfluß des Hamise (ungefähr 2 Lieues von Algier zur See) niederzulassen, um die Silos der befreundeten Arabern, die vor der Katastrophe im December 1839 daselbst wohnten, auszuräumen; gestern Morgen legten sie Feuer an, ehe sie sich zurückzogen, und bald verbreiteten sich die Flamme, die das Gras und Gestrüpp ergriffen hatte, durch die Ebene mit einer dicken, schwarzen Rauchwolke. Die Besatzung des Forts Matifu, das so leicht von der See aus zu verproviantiren ist, hätte dieses Unternehmen vereiteln und das Fort selbst retten können, dessen Inneres die Räuber ganz zerstört haben. – Wenn man bei solchen Ereignissen, die sich täglich erneuern, die pomphaften Berichte des Marschalls liest, worin er dem Feinde große Verluste beibringt, und ihn, entmuthigt, zum Rückzug zwingt (was ihn aber nicht hindert, ein wenig weiterhin zahlreicher und heftiger wieder zu kommen, wahrscheinlich, um dem Marschall das Vergnügen zu machen, ihm neue und immer ungeheure Verluste beizubringen), wenn man solche Dinge sieht und liest, erstaunt man weniger über die Unvorsichtigkeit des Marschalls als die Langmüthigkeit des Ministeriums, die einen Mann hier läßt, dessen Unfähigkeit und übler Wille Alles übertrifft, was man bisher gesehen, ja Alles, was man sich denken kann.
[2572]
Erklärung.
In dem zu Leipzig erschienenen, mir unlängst zu Gesicht gekommenen ersten Hefte des Conversations-Lexikons der neuesten Litteratur, Völker- und Staatengeschichte werden unter dem Artikel „Allioli etc.“ mir Tendenzen beigelegt, denen ich fremd bin, und die ich um so mehr hiemit in Abrede zu stellen mich verpflichtet halte, als das Lob, das mir damit gespendet werden soll, die Veranlassung zur Verunglimpfung der Namen einiger Gelehrten wird, die ich hochschätze und verehre.
Augsburg, den 24 Junius 1840.
Dr. Jos. Franz Allioli, Dompropst.
[2573-75]
Bekanntmachung.
Die Administration der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank macht hiermit gemäß §. 40 der Bankstatuten bekannt, daß von den durch Rechnungsabschluß vom 1 Semester dieses Jahres sich ergebenen reinen Erträgnissen, nach Abzug einer in den 2ten Semester übergetragenen, den statutenmäßigen Reserve-Antheil übersteigenden Summe, als Dividende und Superdividende
10 fl. 30 kr. pr. Actie gegen den Coupon,
7 fl. 21 kr. pr. Promesse I
4 fl. 12 kr. pr. Promesse II
Emission, gegen Abstemplung,
vom 1 Julius dieses Jahres an bei den Bankcassen in München und Augsburg erhoben, oder bei der auf gedachten 1 Julius durch Bekanntmachung vom 14 Mai dieses Jahres ausgeschriebenen 7ten Einzahlung verrechnet werden können.
München, den 25 Junius 1840.
Simon Frhr. v. Eichthal.
[2546]
Rheinische Eisenbahn.
In dem mit Nr. 144 der „Kölnischen Zeitung“ ausgegebenen, die General-Versammlung der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft vom 15 Mai d. J. betreffenden Protokolle, dessen Vollziehung ich nicht beigewohnt, heißt es S. 13 in Bezug auf mich:
„Hr. Leist erläutert seine Bemerkungen dahin, daß es auch nicht im entferntesten seine Meinung gewesen sey, auch nur hypothetisch die Ansicht zu äußern, daß die drei Bankiers hätten die Absicht haben können, durch Intriguen die Gesellschaft zu sprengen.“
Nach mehrwöchentlicher Abwesenheit hieher von einem auswärtigen Berufsgeschäfte zurückgekehrt, erkläre ich:
Ich habe wirklich und wiederholentlich die fragliche Ansicht hypothetisch geäußert, und weder diese Aeußerung noch irgend eine andere, die in der General-Versammlung von mir vorgebracht worden, zurückgenommen oder auch nur modificirt.
Ich habe auch, wie ich noch ausdrücklich zu S. 15 erkläre, den Antrag, welcher die Offenlegung aller von der Direction mit den drei Bankiers geschlossenen Verträge betrifft, keineswegs zurückgenommen, ihn vielmehr wiederholt.
Ausführlicher habe ich mich über den vorliegenden Gegenstand in Nr. 171 und 172 der „Kölnischen Zeitung“ geäußert.
Köln, den 14 Junius 1840.
Leist, Appellationsgerichtsrath und k. Commissarius bei dem Bankcomptoir zu Köln.
[1936-38]
Bekanntmachung.
Vom k. Kreis- und Stadtgericht Augsburg wird auf den Antrag der Hypothekgläubiger das ehemalige Anwesen des Platzwirthes David Wailgmann zum Pferseergäßchen, bestehend aus dem gemauerten zweigädigen Wohnhause nebst angemauertem Anbau, hölzernen Sommerhäuschen, 1 1/4 Tagwerk circa Hofraum, Wiesen und Garten, welches zusammen auf 4600 fl. gerichtlich geschätzt wurde, dem öffentlichen Verkauf ausgesetzt und Subhastationstermin auf
Mittwoch den 1 Julius l. J.,
Vormittags von 9-12 Uhr,
anberaumt, wozu zahlungsfähige Kaufslustige eingeladen werden.
Die Kaufsbedingungen werden beim Subhastationstermin bekannt gemacht.
Augsburg, am 12 Mai 1840.
Königliches Kreis- und Stadtgericht.
Lic. Kellerer, Dir.
v. Ritter, Acc.
[2349-51]
Edictal-Ladung.
Johann Conrad Risch, ein Sohn des verstorbenen Andreas Risch dahier und seiner gleichfalls verstorbenen Ehefrau Johanna Agatha, geb. Gött, geboren am 7 September 1778, hat sich vor ungefähr 40 Jahren von hier entfernt, angeblich in österreichische Militärdienste tretend, ohne seitdem von seinem Leben und Aufenthaltsort Nachricht an seine Verwandten gelangen zu lassen, so daß über sein Vermögen eine Curatel angeordnet wurde.
Auf Antrag seiner Seitenverwandten werden nun der gedachte Johann Conrad Risch oder dessen Leibes- oder Testamentserben andurch vorgeladen, so gewisser
binnen drei Monaten a dato
bei unterzeichnetem Amte sich zu melden und zu legitimiren, als ansonsten das Vermögen desselben seinen Seitenverwandten vorerst nutznießlich gegen Caution, nach dem 7 September 1848 aber, mit welchem Tag er das 70ste Lebensjahr zurückgelegt haben würde, in Eigenthum überlassen werden wird.
Decretum Homburg v. d. Höhe, den Junius 1840.
Landgr. hess. Justizamt.
Dr. Haupt.
[2435]
Bei Georg Fried. Heyer, Vater in Giessen ist neu erschienen:
v. Feuerbach, Lehrbuch des in Deutschland gültigen peinlichen Rechts, 13te Auflage. Mit vielen Anmerkungen und Zusatzparagraphen, und mit einer vergleichenden Darstellung der Fortbildung des Strafrechts durch die neuen Gesetzgebungen, herausgegeben vom Geh. Rath und Professor Dr. C. J. A. Mittermaier in Heidelberg. gr. 8. 52 Bogen. à 3 Rthlr. oder 5 fl. 24 kr. (Die Bogen 41 bis Ende des Werks werden 14 Tage nach Pfingsten geliefert.)
Dr. v. Linde, großh. hess. Geh. Staatsrath und Universitätskanzler von Gießen, Handbuch des deutschen gemeinen bürgerlichen Processes, nebst einer ausführlichen Vergleichung der in Deutschland geltenden particularrechtlichen Grundsätze des Civilprocesses, einer Prüfung der neuern Entwürfe und motivirten Vorschläge zur Civilproceßgesetzgebung. Auch unter dem Titel: Handbuch über die Lehre von den Rechtsmitteln, zweiter und letzter Band. gr. 8. circa 43 Bogen stark. (Wird unfehlbar 14 Tage nach Pfingsten auch versendet werden können.)
Sintenis, Dr. C. F. F., Prof. in Gießen, Erläuterungen über verschiedene Lehren des Civilprocesses nach v. Linde's Lehrbuch in einzelnen Abhandlungen. Ersten Bandes 2tes und 3tes Heft. gr. 8. 1 Rthlr. 12 gGr. od. 2 fl. 42 kr. (Preis aller drei Hefte 2 Rthlr. 8 gr. oder 4 fl. 12 kr.)
– – Dr. Henr., Capita selecta ex jure civili. 8 maj. à 8 gGr. oder 36 kr.
Spieß (Dekan J. B.), die Lehre des christlichen Glaubens und Lebens, in systematisch geordneten Bibelsprüchen. (Zum dritten Lehrgang des Unterrichtswegweisers gehörig.) 8. à 3 gGr. oder 12 kr.
Jubilatemesse 1840.
G. F. Heyer, Vater.
[2110-11]
Bei Tendler & Schäfer in Wien ist in Commission erschienen und in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes zu haben:
Christkatholische Erbauungs-Reden, zunächst für die studirende Jugend
von Leander Knöpfer,
Religionslehrer am k. k. Gymnasium des Benedictinerstiftes zu den Schotten in Wien.
Wien, 1840. Gr. 8. brosch. 1 Thlr.
Indem die Verlagshandlung hiemit das Werk eines in seinem bisherigen Wirken als Prediger, Seelsorger und Jugendlehrer, als geist- und gemüthvollen Darstellers bekannten und geachteten Hrn. Professors dem Publicum übergibt, so schmeichelt sie sich den Dank aller gebildeten Katholiken des In- und Auslandes zu verdienen. Es dürfte sich in unsern Tagen kaum ein Buch dieser Art finden, das so in das praktische Leben eingeht, und auf alle Verhältnisse des studirenden Jünglings so berechnet ist, wie es sich in diesen Erbauungsreden findet. Auch Erwachsene werden darin für Geist und Herz hinlängliche Nahrung finden, und die darin enthaltenen Betrachtungen über das Leiden des Erlösers und das heiligste Altarssacrament dürften für Jedermann zur Erbauung dienen. Es wurde daher an der äußern Ausstattung des Buches nichts verabsäumt.
[1346-48]
So eben erscheint in meinem Verlage und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Jenseits der Berge.
Von Ida Gräfin Hahn-Hahn.
Zwei Theile.
8. Geheftet. 3 Thaler. 12 gr.
Eine anziehende, mit Poesien und Erzählungen untermischte Beschreibung einer Reise der berühmten Verfasserin nach Italien.
Früher erschienen von derselben in meinem Verlage:
Gedichte. 1 Thlr. 12 gr. – Neue Gedichte. 1 Thlr. 8 gr. – Venetianische Nächte. 1 Thlr.
Leipzig, im März 1840.
F. A. Brockhaus.
[2483-85]
Baden-Baden. Auf die seit 1 Mai d. J. zu Baden erscheinende:
Allgemeine Badzeitung,
mit den Curlisten von Baden, Wiesbaden, Kissingen, Ems, Schwalbach, Schlangenbad und Weilbach,
redigirt von Hofrath Dr. G. Muhl,
kann fortwährend für die ganze Sais onbei allen Postämtern, und für ganz Frankreich bei Hrn. Alexandre in Straßburg abonnirt werden. Die Badzeitung erscheint während der Saison der Bäder wöchentlich dreimal mit fast täglichen Beilagen, und kostet mit dem badischen Postaufschlag nur 5 fl 38. kr. oder 3 Thlr. 6 Sgr. für die Saison; außerdem erhalten die Abonnenten den ganzen Winter indurch wöchentlich eine Nummer gratis.
Die Tendenz der Badzeitung geht dahin, ein treues Bild des Lebens und Treibens sämmtlicher Bäder Europa's zu geben, verbunden mit dem Wissenswerthesten aus dem physikalisch-medicinischen Bereiche der Gesundbrunnen. Dieselbe hat sich die Aufgabe gestellt, utile dulci den Charakter eines recht muntern und lebendigen Unterhaltungsblattes mit Rücksicht auf Badeorte und Saisons anzunehmen. Die geachtetsten Schriftsteller und Badärzte sind bereits als Mitarbeiter gewonnen. Das Inhaltsverzeichniß der bis jetzt erschienenen Nummern wird von der Mannichfaltigkeit und Reichhaltigkeit des Stoffes überzeugen.
Die Redaction.
[2391]
Handels-Gesetzbuch.
So eben ist bei Metzler in Stuttgart erschienen:
Entwurf eines Handels-Gesetzbuches
für das Königreich Würtemberg, nebst Motiven. Zwei Theile. (76 1/2 Bog.) gr. 8. geh. Preis 4 Thlr. 12 gr. oder 7 fl. 48 kr.
Dieser Entwurf – die erste Erscheinung dieser Art in Deutschland – wurde aus amtlichem Auftrag der königl. würtembergischen Regierung ausgearbeitet, und erscheint nun, besonders um die Stimmen der Männer vom Fache, der Rechtsgelehrten und der Kaufleute darüber zu vernehmen. Als Grundlage des Entwurfes diente zunächst der Code de Commerce; zugleich sind aber auch sämmtliche neuere Handelsgesetzbücher, besonders auch das holländische von 1839 benützt, und die Erfahrungen geübter Kaufleute so wie die allgemeinen Handelsgebräuche berücksichtigt worden. In den Motiven suchte der Hr. Verfasser etwas, jedem Gebildeten, namentlich jedem gebildeten Kaufmanne, nach Sprache, Anordnung und Ausführung Zugängliches zu geben und die Grundsätze einer vollständigen Handelsgesetzgebung zu entwickeln, wie sie für deutsche Verhältnisse, und insbesondere die Zollvereinsstaaten taugen möchte. Auf Bestellung zu erhalten von jeder Buchhandlung Deutschlands, der Schweiz und der österreichischen Monarchie.
[139]
In Unterzeichnetem sind so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu kaufen:
Skizzen aus dem Leben und der Natur.
Vermischte Schriften
von H. Hauff.
Erster Band.
Gr. 8. Preis 2 fl. 42 kr. oder 1 Rthlr. 16 gr.
Nachdem der Verfasser seit einer Reihe von Jahren im Morgenblatt, dessen Redacteur er ist, und in andern Zeitschriften Aufsätze verschiedenen Inhalts anonym niedergelegt, hat er sich entschlossen, eine Auswahl derselben in einer Sammlung dem Publicum vorzulegen. Die beiden Bände, mit denen die Sammlung geschlossen wird, enthalten Erzählungen, Satyren, heitere Kritiken unserer gesellschaftlichen und litterarischen Zustände, populäre Naturbetrachtungen. – Der Inhalt des hier angezeigten ersten Bandes ist folgender: 1) Madelon. 2) Postdilurianische Kritik. 3) Indiscretion. 4) Vom Theater. 5) Rheinfahrt. 6) Vom Mond. 7) Gedanken über die natürliche Verschiedenheit und die Urzeit des Menschengeschlechts. 8) Miß Djeck. Zur Geschichte des Elephanten. 9) Die große Wasserschlange.
Der unter der Presse befindliche zweite Band wird enthalten: Die Stadt und der Jahrmarkt. – Litterarische Grillen. 1) Das Jahr 1740. 2) Schalksnarren. 3) Der deutsche und der französische Feuilletonist. 4) Die deutsche Dramatik. – Die Bajaderen. – Vom Geister- und Gespensterglauben in Deutschland.
Stuttgart und Tübingen, im April 1840.
J. G. Cotta'scher Verlag.
[2543-45]
Gestüts-Licitation.
Am 3 August 1840 wird das den gräflich Johann Nepom. Esterházy'schen Erben gehörige Gestüt einer bekannten Siebenbürger Race orientalischer Abkunft, bestehend aus 5 Beschälern, 19 Stück drei-, zwei- und einjährigen Hengstfohlen, 28 Mutterstuten mit ihren heurigen Fohlen, 22 Stück drei-, zwei- und einjährigen Stutenfohlen, und 18 Stück aufgestellten Wagenpferden, in Siebenbürgen in dem von Clausenburg eine Meile entfernten, an der von Großwardein dahin führenden Chaussée liegenden Marktflecken Gyaln im herrschaftlichen Hofe im Wege der Versteigerung gegen gleich baare Zahlung veräußert.
[2476-79]
Stelle-Offert.
Von einer Dampfschifffahrts-Gesellschaft wird ein Civil-Ingenieur zur Leitung ihres Dampfschifffahrts-Werftes gesucht. – Anfragen über die nähern Verhältnisse und Bedingungen wollen an Hrn. Franz Böhm Sohn in Frankfurt a. M. befördert werden.
[2456-58]
Vermiethung.
Ein in einer der anmuthigsten Vorstädte Münchens gelegenes Haus mit 18-20 elegant meublirten Zimmern, dann Stallungen, Wagenremisen, Parkanlagen etc. ist sogleich zu vermiethen.
Nähere Anfragen ertheilt das Anfrage- und Adresse-Bureau zu München.
[2421-23]
Stelle-Gesuch.
Ein Frauenzimmer von guter Familie sucht eine Stelle als Gesellschafterin, vorzugsweise bei einer einzelnen Dame oder in einer kleinen Familie, und würde auch gerne, wenn es gewünscht wird, die Führung der Haushaltung übernehmen. Näaere Auskunft unter der Adresse H. v. K. bei der Expedition der Allg. Zeitung.
[2522-28]
Dampfschifffahrt für den Nieder- u. Mittelrhein.
Düsseldorfer Gesellschaft.
Dienst zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und London mit den eleganten und schnellfahrenden Dampfbooten:
Victoria, Kronprinzessin von Preußen, Erbgroßherzogin von Hessen, Herzog von Nassau, Komet und Gutenberg, sämmtlich mit Niederdruck-Maschinen von 80 à 90 Pferdekraft
täglich
Rheinaufwärts:
v. Rotterdam n. Emmerich M. 6 1/2 U.
v. Emmerich n. Düsseldorf M. 7 U.
v. Düsseldorf n. Coblenz A. 11 U.
v. Köln n. Coblenz M. 6 1/2 U.
v. Bonn n. Coblenz M. 9 1/2 U.
v. Coblenz n. Mainz M. 6 1/2 U.
Rheinabwärts:
v. Mainz n. Düsseldorf M. 6 U.
v. Coblenz n. Düsseldorf M. 11 U.
v. Bonn n. Düsseldorf Nachm. 2 1/2 U.
v. Köln n. Düsseldorf Nachm. 4 1/2 U.
v. Düsseldorf n. Rotterdam N. 12 U.
v. Emmerich n. Rotterdam M. 6 U.
in Verbindung mit den jeden Mittwoch und Samstag von und nach Rotterdam abfahrenden Dampfbooten der General-Steam-Navigation-Company in London.
Die Morgens zu Thal von Mainz abfahrenden Boote setzen desselben Abends ihre Reise von Düsseldorf fort und treffen andern Nachmittags zeitig in Rotterdam ein.
Die Reise zu Berg von Rotterdam nach Mainz geschieht mit Uebernachtung in Emmerich und Coblenz.
Die Preise sind bedeutend ermäßigt worden, und finden directe Einschreibungen nach London, sowohl für die Einzelreise als mit ansehnlichem Rabatte für die Hin- und Herreise zusammen, auf allen Agenturen der Gesellschaft von Mainz bis Düsseldorf statt.
Nach Frankfurt, Wiesbaden, Creuznach und Ems werden auf allen Agenturen directe Billette gegeben.
So lange der Wasserstand es erlaubt, fahren die Boote nach Rotterdam abwechselnd über Arnheim und Nymwegen. Nähere Auskunft bei den Agenten.
Düsseldorf, den 15 Junius 1840.
Die Direction.
[2424-26]
Allen hohen Reisenden und Herrschaften, so wie meinen verehrten Freunden und Gönnern bringe ich hiermit zur ergebensten Anzeige, daß ich mein bereits sieben Jahre besitzendes Gasthaus zum „fränkischen Hof“ dahier, von nun an „Hôtel de Russie“ benenne.
Indem ich bitte auf diese neue Firma geneigtest Bedacht zu nehmen, bemerke ich noch, daß ich zu den bereits bekannten Annehmlichkeiten und Bedürfnissen eines Gasthauses ersten Ranges die Einrichtung von warmen und kalten Bädern getroffen habe.
Mit der reellsten und aufmerksamsten Bedienung hoffe ich jeden mein Hotel Beehrenden zu befriedigen. – Würzburg, im Junius 1840.
J. G. Blüthgen, Gastgeber zum Hôtel de Russie.
[2522-28]
Anerbieten und Gelegenheit zur Errichtung einer Kaltwasser-Heilanstalt.
Ein sehr romantisch gelegenes Gut in der Nähe einer großen Stadt in Bayern an einem Fluß und einer Hauptstraße, welches mit dem reinsten frischen in die Höhe gehenden Quellwasser reichlich und in jedem Gebäude versehen ist, und auch die nöthigen massiven großen Gebäude zur Einrichtung einer Kaltwasser-Heilanstalt hat, auch in einem milden Klima in südlicher Abdachung liegt, wird mit oder ohne Wald-, Wies- und Feldgründe hiermit zum Verkauf ausgeboten.
Die Expedition der Allg. Zeitung besorgt portofreie Briefe in obigem Betreff an B. T. F. in B.
[2288-90]
Verkauf eines Gasthofes erster Classe in Berlin.
Der zu Berlin am Dönhofsplatz und der Ecke der Leipziger- und Jerusalemsstraße in der lebhaftesten und schönsten Gegend der Stadt gelegene, unter der Firma zum goldenen Adler im deutschen Hause bekannte große Gasthof erster Classe soll erbtheilungshalber aus freier Hand verkauft werden.
Derselbe besteht aus vier Etagen, jede Etage mit 23 nach der Straße herausgehenden Doppelfenstern versehen, enthält 75 zur Aufnahme von Fremden mit vollständigem Inventarium versehene Zimmer, Stallung zu 58 Pferden und dazu gehörigen Remisen, zwei Höfe, bedeutende Keller und Wirthschaftsgelaß und große Böden. Außerdem sind vier Hofwohnungen, ein Laden und zwei Keller nach der Straße heraus des bedeutenden Gelasses wegen besonders vermiethet.
Die Gebäude, so wie das Inventarium befinden sich im elegantesten und complet brauchbaren Zustande. Ein bedeutender Theil der Kaufgelder kann auf dem Grundstücke hypothekarisch stehen bleiben. Gebote werden von den jetzigen Besitzern, den Gastwirth Schmidt'schen Erben, im Grundstücke selbst franco bis zum 1 August l. J. angenommen.