Schreiben aus Wien, vom 12
Auguſt.
Der Prinz von Coburg hat in Vereinigung mit den
Ruſſen
einen großen Sieg uͤber die Tuͤrken bey
Fokſan
erfochten, wovon unſer Hof das folgende in
der 20ſten
Beylage von
Kriegsvorfaͤllen bekannt machen
laſſen:
Auf Sr. Majeſtaͤt Befehl hat heute am 12ten
dieſes
um 10 Uhr, Vormittags, der von dem Herrn General
der
Cavallerie, Prinzen von Coburg, an Se.
Majeſtaͤt
abgeſchickte Ober Lieutenant Vernati, vom
großen Ge-
neralſtaab mit dem Staabs Cadetten Pecz, unter
Be-
gleitung eines Poſt-Officiers und 8 Poſtillionen,
zur
Ueberbringung der Nachricht des vom Prinz Coburgi-
ſchen
Truppen-Corps, und von den vereinigten Kayſerl.
Rußiſchen
Truppen bey Fokſan uͤber die Tuͤrken er-
fochtenen
Sieges, wie auch der vom Truppen-Corps
des Feldmarſchall
Lieutenants, Fuͤrſten von Hohenlohe,
den 3ten
Auguſt bey dem Bozauer-Paſſe erhaltenen
Vortheile,
ſich in das Hof-Kriegsraͤthliche Gebaͤude
be-
geben, und allda dem die Stelle des Hof
Kriegsraths-
Praͤſidenten, Feldmarſchall, Grafen
von Haddick, ver-
tretenden Feld Zeugmeiſter, Grafen von Wallis,
den
muͤndlichen Bericht abgeſtattet. Die eigentlichen
Um-
ſtaͤnde von dem einen und von dem andern
gluͤcklichen
Vorfalle werden naͤchſtens bekannt
gemacht werden.
Nach einem von dem General Commando der Haupt-
Armee aus Weißkirchen
eingelangten Berichte vom
5ten Auguſt erhielt der mit
einer Abtheilung von Jn-
fanterie und Reutern bey Mehadig
gelagerte General-
Major, Baron Vetſey, am 1ſten
dieſes Monats durch
Kundſchafter die Nachricht,
daß ein Trupp von
14000 Tuͤrken, unter denen der
groͤßte Theil aus
Spahi beſteht, in Cserneck
eingeruͤckt ſey.
Am 4ten lief ſchon fruͤh um halb 6 Uhr von der
Feldwache
der Bericht ein, daß die Feinde ſtark an-
ruͤckten, und
kaum hatten hierauf unſere Truppen die
ihnen
angewieſenen Poſten beſetzt, ſo waren auch
ſchon
bis 2000 Spahi in der Naͤhe eines
Kanonenſchuſſes vor
uns, und man ſahe ihnen
einen großen Haufen Fuß-
volk nachkommen.
Die Spahi griffen unſere Poſten mit einer ganz
be-
ſonderen Entſchloſſenheit
unvorzuͤglich an, wurden aber
durch das gut angebrachte Feuer
unſerer Kanonen und
Scharfſchuͤtzen auch
alſobald zuruͤckgetrieben.
Jnzwiſchen nahm die Anzahl der Feinde ſo ſehr
zu,
daß man den Trupp, den man uͤberſehen konnte,
auf
6 bis 7000 Mann ſchaͤtzte; die Spahi blieben nun
in
einiger Entfernung unbeweglich ſtehen, indeſſen
die
Janitſcharen ſich in die Waldungen zogen,
wahrſchein-
lich um unſern linken Fluͤgel zu
uͤberfluͤgeln.
Als dieſes der General Vetſey wahrnahm, ließ er
ein
Bataillon im Quarée, unter Commando des
Ober-
ſten, Baron Werneck, vom Steiniſchen
Regiment,
und 3 Eſcadrons von Erdoͤdy Huſaren,
unter Anfuͤh-
rung des Oberſt-Wachtmeiſters, Baron
Revay, dem
Feinde entgegen ruͤcken, an den Flanken
Scharfſchuͤtzen
und Freypartiſten mitziehen, und
ſo die Vorderſeite
des Thals ausfuͤllen.
Als der General auf dieſe Art dem Feinde bis auf
einen halben
Kanonenſchuß ſich genaͤhert hatte, ließ er
einige
Schuͤſſe machen; gleich zogen ſich die
Feinde
auch hier wieder zuruͤck, und beſchleunigten ihre
Flucht
auf das eiligſte, da ihnen unſere Cavallerie
nachſetzte.
Der General Vetſey ließ jedoch wegen der
Ueberlegen-
heit des Feindes nicht zu, daß unſere
Mannſchaft die
Fliehenden uͤber das Defilée des Schluͤſſels
hinaus
verfolgte.
Der General hat bey Abſtattung dieſer
vorlaͤufigen
Anzeige den eigentlichen Verluſt des
Feindes noch nicht
genau beſtimmen koͤnnen; doch
fuͤhrt er an, daß ſolcher,
da ſehr viele
Pferde auf dem Schlachtfelde todt geblie-
ben ſind, und
unſere Mannſchaft anſehnliche Beute
eingebracht hat, nicht unbetraͤchtlich geweſen
ſeyn
koͤnne. Auch haben die Unſrigen eine
Fahne erobert.
Aus einem andern Schreiben aus Wien,
vom 12
Auguſt.
Alles iſt heute voll Jubel uͤber die gluͤcklichen
Nach-
richten vom Kriegstheater. Hunderttauſende
verſam-
melten ſich auf den Straßen, als heute,
Vormittags,
die Couriere ihren Einzug in Wien hielten, und
die
Freude iſt um ſo groͤßer, da die Schlacht
entſcheidend
war, und der Sieg unſern Truppen den
Beſitz der gan-
zen Moldau und Wallachey verſchafft
und verſichert
hat. Umſtaͤndliche Berichte
erwartet man mit dem
naͤchſten Courier, der
ſtuͤndlich erwartet wird; was
man bis jetzt weiß,
ſind folgende allgemeine Umſtaͤnde:
Mavrojeni
fuͤhrte ein Corps von 36 bis 40000 Mann
gegen das Corps des
Prinzen von Coburg. Der Prinz
ruͤckte ihm entgegen, ſo
daß es den 31ſten Julii bey Fockſan
zum Gefecht kam,
in welchem die Tuͤrken total geſchlagen,
6000 von
ihnen zu Gefangenen gemacht, und der uͤbrige
Theil
groͤßtentheils in den Fluß gejagt wurden, wo
ſie
jaͤmmerlich erſaufen mußten. Unter der Zahl
der Ge-
fangenen befindet ſich der Fuͤrſt
Mavrojeni ſelbſt, ſammt
allen unter ihm
commandirenden Baſſen und Bojaren.
Das ganze
Tuͤrkiſche Lager, wie auch die
Kriegs-Caſſe,
wurde den Unſrigen zur Beute. Was
noch merkwuͤrdig
iſt, ſo war das
ſiegreiche Corps des Prinzen von Coburg
nicht
ſtaͤrker als 15000, und mit ihnen fochten noch
6000
Ruſſen. — Der Prinz von Coburg ſchickte
den
Ober Lieutenant, Vernati, vom Schlachtfelde ab, noch
ehe
unſere Truppen den glorreichen Tag geendigt hat-
ten.
“Eilen Sie nach Wien, waren ſeine Worte,
und
ſagen Sie, was Sie geſehen haben.”
Man ſagt, daß die Grafen von Auerſperg und von
Orelly, zwey
ſehr verdiente Officiers, in den obgedach-
ten Actionen geblieben
ſind. Ueberhaupt wird unſer
Verluſt auf einige 100
Mann und 20 Officiere an-
gegeben.
Der Fuͤrſt von Hohenlohe ſchlug ein Corps
Tuͤrken
von 12000 Mann zuruͤck, welche bey dem
Bozaner-Paß
in Siebenbuͤrgen eindringen wollten. Auch von
dieſer
gluͤcklichen Begebenheit weiß man noch keine
genauere
Umſtaͤnde.
Die Tuͤrkiſche Flotte iſt durch Sturm nach Var-
na
verſchlagen, wo ſie viel durch Deſertion verlo-
ren
hat.
Der Feldmarſchall Haddick hat einen Ruͤckfall von
ſeiner
Krankheit bekommen, und war genoͤthigt, ſich
von der
Armee zu entfernen, und nach Futtack bringen
zu
laſſen. An ſeine Stelle wird der
Feldmarſchall von
Laudon, als Generalißimus aller im Felde
ſtehenden
Truppen, das Commando im Bannat
uͤbernehmen;
das Commando der Croatiſchen Armee wird
der Feld-
zeugmeiſter, Graf von Wallis, erhalten, wenn
ſich die
Geſundheits-Umſtaͤnde des
Generals de Vins nicht
beſſern.
Wie man vernimmt, ſo iſt der Petersburger Hof
uͤber
die gluͤckliche Schwangerſchaft der
Erzherzoginn Eliſa-
beth, Gemahlinn des Erzherzogs Franz,
ungemein er-
freut. Der Frau Großfuͤrſtinn
Kayſerl. Hoheit haben
in dem letzten Schreiben
verſprochen, um die Zeit der
Entbindung Jhrer Durchl. Frau
Schweſter ſelbſt nach
Wien zu kommen, und
die Pathenſtelle bey dem Neu-
gebohrnen
perſoͤnlich zu vertreten.
Es ſoll im Vorſchlag ſeyn, die Statuͤen der
beyden
Helden, Laudon und Haddick, auch des Fuͤrſten
Staats-
kanzlers von Kaunitz, in Metall zu formen, und ſelbige
in
Lebensgroͤße auf marmorne Geſtelle an 3
verſchiedenen
Plaͤtzen in hieſiger Reſidenz
aufzuſtellen.
Es ſind ſchon einige vornehme Fluͤchtlinge aus
Paris
hier angekommen, davon einer eine ſtundenlange
Con-
ferenz mit dem Kayſer gehabt hat.
Die Geſundheit des Kayſers beſſert ſich
taͤglich.
Schreiben aus Warſchau, vom 12
Auguſt.
An den Kayſerl. Reſidenten de Cachet iſt ſo
eben
hier die wichtige Nachricht eingegangen, daß es
bey
Fockſan zwiſchen dem dort commandirenden
Tuͤrkiſchen
Seraskier und dem Corps des Prinzen von
Coburg,
vereinigt mit den Ruſſen, unter den Befehlen
des
General-Lieutenants Suwarow, zu einer Schlacht ge-
kommen,
darinnen die Tuͤrken gaͤnzlich geſchlagen
wor-
den, auch 10 Kanonen, 13 Fahnen und alle Bagage
verlohren
haben. Die naͤhern Umſtaͤnde von
dieſer
Schlacht, die im Anfange mißlich fuͤr die
combinirten
Kayſerl. Truppen ausgeſehen, endlich aber
zu ihrem
Vortheil entſchieden worden, erwartet man
naͤchſtens.
Nach einem andern Bericht ſtehen bey Bender
die
Ruſſen und Tuͤrken nur 15 Werſte von
einander ent-
fernt, daß es alſo ſehr leicht dort zu
einem Treffen
kommen kann, welches die Tuͤrken aber vor der
Hand
zu vermeiden geſchienen. Bey einer der
bisherigen
Fouragirungen wagten ſich die Ruſſen
zu nahe, die
Tuͤrken fielen aus Bender, und nahmen
einige
Pferde weg. Oczakow iſt zur See und zu Lande
hin-
laͤnglich gedeckt, da die Armee mit 8 Regimentern,
auf
Befehl des Fuͤrſten Potemkin,
verſtaͤrkt worden. Jn
den dortigen
Gewaͤſſern ſind 7 Rußiſche
Linienſchiffe
und 2 in Sebaſtopol, nebſt einer
Menge ſchweren Fre-
gatten und kleinen Kriegsfahrzeugen,
womit es ihnen
leicht werden wird, den Tuͤrken die Spitze zu
bieten,
ob letztere gleich eine anſehnliche Flotte haben, wie
denn
auch die Anzahl ihrer Landtruppen nicht klein
ſeyn
ſoll.
Die in der Woywodſchaft Klow entſtanden Unru-
hen
ſind bereits wieder geſtillt.
Aus einem andern Schreiben aus
Warſchau,
vom 12 Auguſt.
Aus Lemberg wird berichtet, daß der Prinz von Co-
burg, mit Huͤlfe
des Rußiſchen Generals Suwarow,
das Corps des Seraskiers, welches
in 30000 Mann
beſtanden hat, bey Fockſan
geſchlagen; der letztere hat
ſein Lager, Bagage, 10
Kanonen und 12 Fahnen in
den Haͤnden des Siegers
gelaſſen.
Dieſer Tagen ſind unſere an die auswaͤrtigen
Hoͤfe
beſtimmten Miniſter von hier
abgereiſet, als der Herr
Potocki, Staroſte von Szezyrzec,
nach Conſtantinopel;
Herr Potocki, Staroſte von Tlomack,
nach Stockholm,
und Herr Malachowski, Staroſte von Opoczno,
nach
Dresden.
Vergangenen Sonntag iſt der zweyte Tranſport Ge-
wehre
fuͤr die Jnfanterie von Berlin angekommen.
Da in der 136ſten Seßion des Reichstags uͤber das
Project
deliberirt wurde, ob das fuͤr die Rußiſche Ar-
mee mit den Pohlniſchen Einwohnern contrahirte Ge-
traide
bis an die Grenze oder bis in das Rußiſche
Lager gefuͤhrt
werden ſolle, ließen ſich hieruͤber
ver-
ſchiedene Meynungen hoͤren, und die Debatten
dauer-
ten 8 Stunden. Der Theil, welcher die Ausſuhr
nicht
erlauben wollte, behauptete, daß daraus großes
Ungluͤck
fuͤrs Land zu befuͤrchten
ſtuͤnde, ſowol in Betreff der
Verletzung der
Neutralitaͤt, als durch Einfuͤhrung der
Peſt, die
in den dortigen Gegenden graßiren ſoll, und
durch
Ausſetzung der Pohlniſchen Unterthanen, daß
ſie
nicht zuruͤck gelaſſen, oder gar zu
einem in Pohlen an-
zurichtenden Aufſtande aufgemuntert werden
moͤchten,
wovon in den vorigen Kriegen manche Beyſpiele
auf-
zuweiſen waͤren. Der Gegentheil behauptete, daß
die
Neutralitaͤt dadurch nicht verletzt werden koͤnnte,
weil
nicht die Landes Regierung, ſondern Privat
Perſonen
kraft geſchloſſener Contracte, ihre
Producte ausfuͤhren
und verkaufen wollen; daß die Freyheit des
Landes
darunter leiden wuͤrde, und beſonders die an
der
Grenze liegende Woywodſchaften, wenn ihnen in
ihrem
Handel Hinderniſſe in den Weg gelegt werden
ſollen.
Wenn eine anſteckende Krankheit oder die
Peſt zu be-
fuͤrchten ſtuͤnde,
muͤſſe das Quarantainehalten anbefoh-
len werden,
und fuͤr die Zuruͤckkehr der Bauern koͤnne
auch
geſorgt werden, wenn man ſich auf der Grenze
uͤber
die herausfahrenden Bauern Reverſe geben ließe.
Nach langem
Streit kam es zum Turniren, ob die
Tranſport-Fuhren derjenigen,
die ſich durch Contracte
anheiſchig gemacht haben, ihre
Produkte zu liefern,
uͤber die Grenze gelaſſen
werden ſolle oder nicht? Nach
geſchehener
Stimmenſammlung zaͤhlte man 41 Stim-
men dafuͤr und
26 dagegen; in den geheimen Votis
zaͤhlte man 36 dafuͤr und 30 dagegen.
Jn der 137ſten Seßion ward noch uͤber 5 Stunden
lang
uͤber dieſe Materie geſprochen, und man
ſuchte
durch verſchiedene Zuſaͤtze die
neulich beliebte Conſtitu-
tion in Anſehung der
Ausfuhr der einheimiſchen Pro-
ducte ins Rußiſche
Lager zu erſchweren; man wollte,
daß die gemachten Contracte
producirt werden moͤch-
ten; ferner, daß eine
hinlaͤngliche Caution in Anſehung
der
Zuruͤckkehr der Pohlniſchen Bauern geſtellt
werden
moͤchte. Da ſich dieſer Streit in die
Laͤnge zog, ward
die Seßion ſolvirt.
Kuͤnftigen Sonnabend reiſet der an dieſem
Hofe
accreditirte Preußiſche Miniſter, Herr von
Luecheſini,
von hier nach Breslau zum Koͤnige.
Der Rußiſche General en Chef, Freyherr von Elmpt,
welcher dem
Reiche 40 Jahre mit Ruhm gedient hat,
verlohr im vorigen Feldzug durch
einen Kanonenſchuß,
der ihm nahe am Kopf vorbeygieng, faſt
voͤllig ſein
Gehoͤr. Er bat deshalb um ſeine
Entlaſſung. Die
Kayſerinn wollte einen ſo
erfahrnen General nicht
gerne verlieren, und da ſich das
Gehoͤr deſſelben zum
Theil wieder einfand,
ſo entſchloß er ſich, im Dienſte
zu bleiben,
und uͤbernahm wieder das Commando uͤber
das Corps, welches
er im vorigen Jahre gefuͤhrt hat.
Jndeſſen vernimmt
man, daß der Fuͤrſt Potemkin,
welcher ſich damals
noch in Cherſon befand, geſchrie-
ben hat, daß er ihm kein
Commando geben koͤnne,
weil er in keiner Repartition
angeſtellt ſey, worauf
der General von Elmpt zu
ſeiner Familie abgereiſet
iſt, welche ſich
jetzt in Riga befindet.
Temeswar, den 4 Auguſt.
Den 10ten wird die Haupt-Armee von Weißkirchen
und Panczowa aufbrechen,
um, wie man verſichert,
die Belagerung von Belgrad zu decken, die
alsdenn
mit Ernſt angefangen werden ſoll, und wozu eine
un-
glaubliche Menge von ſchwerer Artillerie in
Bereit-
ſchaft gehalten wird.
Der Kayſer hat dem Feldmarſchall von Haddick durch
ein
gnaͤdiges Handſchreiben das Verlangen zu erkennen
gegeben,
denſelben zur beſſern Herſtellung ſeiner
Ge-
ſundheit in Wien zu ſehen. Es hat deshalb der
Herr
General-Feldmarſchall bereits ſeine Reiſe
unter den
Segnungen des ganzen Kriegsheeres nach Futtack
an-
getreten. Der Feldmarſchall, Freyherr von
Laudon,
koͤmmt nun als Generalißimus der
ganzen Kayſerl.
Koͤnigl. Armee mit 8 Bataillons
nach Semlin, und
der General-Feldzeugmeiſter, Freyherr von
Rouvroy,
oder, wie andere wollen, der Graf von Wallis,
uͤber-
nimmt das Commando in Croatien, jenes im Bannat
aber
der General-Feldzeugmeiſter, Graf Colloredo.
Der
Waffenſtillſtand iſt nunmehr auch
aufgekuͤndiget
worden.
Schreiben aus Stockholm, vom 12
Auguſt.
Aus Finnland haben wir die Nachricht, daß der
Koͤnig ſein
Hauptquartier zu Kymenegard, einem alten
Schwediſchen Krongut in
dem Rußiſchen Finnland,
aufgeſchlagen hat. Es liegt auf
einer Jnſel zwiſchen
2 Aeſten von dem
Ausfluſſe des Kymeneſtroms, und
hat auf der einen
Seite den Paß Sutula, und auf
der andern den Paß Hoͤgfors, die
beyde von uns be-
veſtigt worden. Jn dieſer
Poſition wartet nun der
Koͤnig auf die aus Schweden nach
der Hand ankom-
menden neuen Truppen, und muß die erſte von
hier
abgegangene Diviſion von 3000 Mann ſchon da
ſeyn,
weil man hier bereits ſeit mehreren Tagen
Nachricht
von ihrer Debarkirung bey Ekenaͤs hat. Die
zweyte
Diviſion wird auch nun debarkiret ſeyn, denn die
letzte
Nachricht war von ihrer Ankunft in den
Finniſchen
Scheeren. Neue Embarkirungs-Truppen langen
noch
taͤglich hier an, und ein neues Corps Dragoner,
eben
ſo wie das neue Coſacken-Corps, exercieren hier
alle
Tage bey Friedrichshof.
Aus Carlscrona wird gemeldet, daß ſich der Herzog
von
Suͤdermannland daſelbſt mit der Flotte noch
be-
finde. Unter den Matroſen derſelben ſind
viele Kranke.
Das allda niedergeſetzte Kriegsgericht zur
Unterſuchung
des Betragens des Vice-Admirals Liljehorn
beſteht aus
dem Grafen Wrangel,
welcher Praͤſident deſſelben
iſt,
aus dem Oberſten Modec,
und den Oberſt-Lieutenants
Ruke,
Hißingſkoͤld und Armeen.
Es wird auf der
Fregatte Hector gehalten. Der Herzog hat dem
Ober-
ſter Eneſkoͤld
das Commando uͤber die Avantgarde der
Flotte anvertraut,
welches der Vice-Amiral Liljehorn
gehabt hatte.
Se. Excellenz, der Reichsdroſt, Graf
Wachtmeiſter,
iſt Kanzler der Univerſitaͤt
zu Land geworden.
Der Praͤſident, Graf Munck, Mitglied der hohen
Regierung,
iſt in oͤffentlichen Angelegenheiten nach
Carlskrona
verreiſet geweſen, nun aber wieder zuruͤck.
Der neue Engliſche Miniſter, Herr Lißon, iſt
an-
gekommen.
Die Hauptſtadt hat kurz nach einander zwey
ihrer
Buͤrgermeiſter durch den Tod verlohren; denn
erſtlich,
Herr Joh. Jndeheton, ſtarb den 21ſten
Julii im 87ſten
Jahre, und den 27ſten Julii folgte ihm
nach Herr
Olof Forsberg im 84ſten Jahre ſeines Alters.
Neapolis, den 28 Julii.
Der Koͤnig hat dem Staatsſecretair des Kriegs-
und
Seeweſens, Ritter Acton, das Departement der
aus-
waͤrtigen Angelegenheiten, und dem
Juſtizminiſter,
Marcheſe Demarco, das der
einlaͤndiſchen anvertrauet.
Den 21ſten kam hier ein Geſandter von der Regie-
rung von
Tripolis an.
Rom, den 31 Julii.
Kuͤnftigen Montag wird der Pabſt Conſiſtorium
hal-
ten, und den Herrn Flangini, einen Venetianer, zum
Cardinal
ernennen. Der Nuntius zu Bruͤſſel, Herr
Zondadari,
hat die anſehnliche Stelle bey der Congre-
gation de propaganda erhalten.
Venedig, den 4 Auguſt.
Ein Schreiben aus Conſtantinopel vom 22ſten Junii
meldet
folgendes:
“Als der abgeſetzte alte Großvezier von Selim III.
zu Ende des Maymonats nach der
Hauptſtadt berufen
ward, wurden ſogleich ſeine
Guͤter confiſcirt, welche
ſich auf 20000
Beutel, oder 2 Millionen Hollaͤndiſcher
Ducaten,
beliefen. Jn der Nacht vom 19ten dieſes
ward er nach dem
Pallaſt des Kaimakan entboten,
aber ehe er noch dahin kam,
umringten ihn die Kayſ.
Garden zu Pferde. Bey ihnen war der
Scharfrichter,
der dem alten Manne, ſo laut er auch klagte
und ſich
entſchuldigte, den Kopf abſchlug,
welcher 3 Tage lang
dem Volke mit folgender Aufſchrift zur
Schau ausge-
ſetzt ward: So
ſtarben die Verraͤther ihres
eigenen
Souverains! Nachher wurden auch ſein
Bruder,
ſeine Mutter und ſeine Gemahlinnen in Verhaft
ge-
nommen und aufs ſchrecklichſte gefoltert, um die
noch
uͤbrigen Guͤter und Reichthuͤmer des
Hingerichteten
zu entdecken. Dieſe ganze Familie war dem
verſtorbe-
nen Sultan ſehr ergeben, und man
ſagt, ſie habe ſchon
damals verſucht,
den jetzt regierenden Sultan mit Gift
aus dem Wege zu
raͤumen, der eben deshalb an ſelbi-
ger eine ſo
harte Strafe vollziehen laſſen.
Jndeſſen
ſind jetzt auch die uͤbrigen
Großen des Reichs in be-
ſtaͤndiger Unruhe, da
ſie ſich unter der Regierung
eines
Fuͤrſten ſehen, der
entſchloſſen, jung und nach
Men-
ſchenblut begierig iſt.”
Florenz, den 4 Auguſt.
Der Großherzog und ſeine Gemahlinn ſind nach
Livorno
abgegangen, die daſelbſt liegende Spaniſche
Flotte
in Augenſchein zu nehmen.
Jn Genua iſt der Patricius, Herr Alemare Palla-
vicino, zum Doge
erwaͤhlt worden.
Straßburg, den 8 Auguſt.
Geſtern Nachmittag war es hier ſehr unruhig, die
Soldaten
zogen in der Stadt herum, zechten, und
wer nicht mit ihnen trank,
und auf die Anfrage, ob
er vom dritten Stande ſey, nicht Ja
ſagte, kam nicht
gut davon. Dieſes gab Anlaß zu
Mißhelligkeiten mit
dem Regimente
Heſſen-Darmſtadt, welches heute aus
der
Stadt auf die Metzger Aue zog, und nun dort bis
auf weiters campirt.
Die ganze Garniſon war empoͤrt,
alle
Gefaͤngniſſe und Zuchthaͤuſer wurden
erbrochen, und
allen, ſelbſt den auf Lebenslang
Verurtheilten, eingeſperrt
geweſenen zahlreichen
Verbrechern die Freyheit gege-
ben. Dieſe
ſchwaͤrmen nun wieder in der Welt herum.
Die
Officiere, ſelbſt der Commandant, wurden von
den
Soldaten auf eine gewaltſame Art theils
Bruͤder-
ſchaft zu machen und zu trinken
genoͤthigt, theils auf
andere Art gemißhandelt. Uebrigens
iſt durch gute
Anſtalten und gezeigte Strenge den
Ausſchweifungen
im Lande ſchon ziemlich vorgebeuget.
Der General-
Profos der Marechauſſée hat nun unumſchraͤnkte Ge-
walt, auf der
Stelle aufhenken zu laſſen.
Geſtern
ſchickte der Marggraf von Baden wieder 260
Mann
nach Kehl, um das aus den Gefaͤngniſſen
befreyte und
anderes Geſindel, welches Mine machte, bey
Kehl
uͤber den Rhein zu brechen, von den daſigen
Grenzen
abzuhalten. Prinz Maximilium von Zweybruͤcken
hat
ſeine Gemahlinn und Kinder von hier nach
Darmſtadt
begleitet, wird aber bald wieder
zuruͤckerwartet.
Frankfurt, den 15 Auguſt.
Die Soldaten in Straßburg haben ſich
groͤßtentheils
fuͤr die Buͤrger erklaͤrt;
Magiſtrat und Officiere gelten
alſo nichts mehr; wer jenen
verhaßt iſt, laͤuft Gefahr
ſeines Lebens, oder hat
es bereits verlohren. Man
hat Haͤuſer eingerißen, Gefechte
in der Stadt gelie-
fert, ꝛc. Jm Untern-Elſaß
ſtreifen die Unzufriedenen
und Raͤuber bis an die
Churpfaͤlziſche und andere Gren-
zen, und man hat daher
die Anſtalt getroffen, ſolche
Gaͤſte
abzuweiſen.
Die Stadt Saarlouis hat eine buͤrgerliche National-
garde
errichtet, und zum Befehlshaber derſelben den
Herrn Richard von
Uberherrn, zum General-Major
aber deſſen Bruder, den
Staatsrath und General-Poſt-
Adminiſtrator, ernannt.
Der Prinz Maximilian von Darmſtadt hat ſeine
Gemahlinn nur
bis Heidelberg begleitet, und iſt von
da nach Straßburg
zuruͤck gekehrt.
Den 4ten iſt zu Berlenburg der Graf Chriſtian Frie-
drich
zu Sayn und Wittgenſtein, ꝛc. im 57ſten
Jahre
ſeines Alters geſtorben.
Nuͤrnberg, den 10 Auguſt.
Nach den hieſigen Statuten ſoll der
Buͤrgergehorſam
oder die feyerliche Leiſtung der
Buͤrgerpflicht alle 15
Jahre erneuert werden. Seit 21 Jahren war
es aber
nicht geſchehen, denn der letzte iſt 1768
geleiſtet wor-
den. Kuͤrzlich beſchloß der Rath die
Erneuerung des
Buͤrgergehorſams, welche auch heute von den
8 Vier-
teln der Buͤrgerſchaft auf den angewieſenen
Plaͤtzen
nach den Gaſſenhauptmannſchaften
geleiſtet wird, wo-
bey jedoch die Genannten ihre Rechte
feyerlichſt ver-
wahret, die uͤbrigen Buͤrger aber
zur Ruhe und ge-
horſamlichen Folge ermahnet haben.
Berlin, den 18 Auguſt.
Aus Frankfurt an der Oder wird gemeldet, daß der
Koͤnigl.
Preußiſche General-Major der Cavallerie, Herr
von Miczlaff,
ꝛc. im 83ſten Jahre ſeines ruhmvollen
Lebens mit
Tode abgegangen ſey.
(Hierbey folgt eine Beylage.)