Conſtantinopel, den 10
Maͤrz.
Der Capitain Pacha hat auf Befehl des Sultans
alle Dollmetſcher
der auswaͤrtigen Miniſter zu ſich ent-
boten,
und ihnen bekannt gemacht, daß Se. Hoheit
zur Sicherheit der
Schiffahrt der Freunde der Pforte
der reſpectiven
Miniſtern eine gewiſſe Anzahl Papiere
in blanco mit einen Siegel auf ſelbigem
zugeſtellt habe,
da mit die Schiffer ihrer Nationen, welche
in den Tuͤr-
kiſchen Gewaͤſſern
fahren, den Namen des Capitains,
der das Schiff fahren ſoll,
die Zahl der Equipage und
der Kanonen auf das Papier
ſchreiben, welche Papiere
die Miniſter an die
Conſuls ſchicken ſollen, damit
ſie
Gebrauch davon machen, und man nachher dieſe
Pa-
piere vergleichen kann, wenn dergleichen Schiffe
den
Tuͤrkiſchen begegnen, denen alsdenn kein Hinderniß
in
ihrer Fahrt gemacht werden ſoll.
Cadix, den 26 Maͤrz.
Den 23ſten ſind 6 Schiffe aus Vera Crux, ꝛc. mit
2
Millionen 209233 Piaſtern, 60 goldenen Kaſtillanen,
168
Mark verarbeiteten Silbers, und andern koſtbaren
Effecten hier
angekommen.
Schreiben aus Paris, vom 23 April.
Der Koͤnig hat das Decret der Nationalverſamm-
lung,
betreffend die Summe von 400 Millionen
Aßignate oder Nationalbillets,
ſanctionirt, und alle
Einwohner des Reichs eingeladen,
ſelbige ohne Wider-
ſetzlichkeit als baar Geld
anzunehmen.
Der zu Ryſſel (Lille) arretirt geweſene Marquis
von
Livarot iſt hier angekommen, und die 4 Regimenter,
welche
daſelbſt in Garniſon lagen, ſind
ausmarſchirt,
und durch 4 andere erſetzt worden.
Der Abt Raynal iſt hier angekommen, und hat den
Buͤrgereid
geſchworen.
Am Mittewochen ſtatteten der Koͤnig und die
Koͤ-
niginn einen Beſuch bey Monſieur ab, und
nahmen
hierauf die Manufactur des Godelins in Augenſchein.
Aus Aix wird unterm 5ten dieſes gemeldet, daß
da-
ſelbſt viel Schnee gefallen, und der Froſt
ſo ſtark ge-
weſen, daß die kuͤnftige
Frucht-Erndte gaͤnzlich ver-
lohren iſt. Man
fuͤrchtet auch fuͤr die Blaͤtter
der
Maulbeerbaͤume.
Einige Briefe aus Madrid melden die Vollziehung
der neuen Koͤnigl.
Verordnung, wodurch alle fremde
Fabrik Waaren mit 5 Procent
Jmpoſt belegt ſind, ſey
ausgefetzt worden.
Geſtern hat Herr Necker ſeine Bemerkungen
uͤber
das rothe Buch bekannt gemacht. Sie
enthalten
44 Quart-Seiten und eine große Liſte, worinn der
Ge-
brauch aller im Jahre 1779 bezahlten
Schuld-Quitungen
angezeigt wird, die uͤber 116 Millionen
betragen ha-
ben. Auch die von 1780 ſind angezeigt. Man
ſieht
uͤberhaupt aus dieſen Bemerkungen, daß
Herr Camus
in ſeiner Vorrede zum rothen Buche große
Summen
außerordentlicher Koſten mit den ordentlichen
verwech-
ſelt hat. Auch der Graf von Montmorin,
Miniſter
der auswaͤrtigen Angelegenheiten, hat Bemerkungen
herausgegeben, in welchen er
die Koſten des auswaͤr-
tigen Departements
rechtfertigt, und beweiſet, daß
ſolche von der
Thronbeſteigung des Koͤnigs bis 1789,
ungefaͤhr
10 Millionen 715000 Livres jaͤhrlich betra-
gen haben. Auch
zeigt er, wie ungegruͤndet die Ge-
ruͤchte
geweſen, als ob der Wiener Hof außerordent-
liche
Subſidien von Frankreich erhalten habe.
Jn der Sitzung der Nationalverſammlung vom 19ten
dieſes
ward auf Vorſchlag des See-Miniſters
beſchloſſen,
daß die jungen Leute von 18
Jahren, die ſich dem
Seedienſt, Schiffahrt, ꝛc.
widmen wollen, ordentlich
in die Rolle der Claſſen
eingeſchrieben werden ſollen,
um bey der Flotte oder
in den Haͤven bis in ihr 56ſtes
Jahr zu dienen, wenn
ihre Geſundheit es erlaubt. —
Hierauf ward das vom
Herrn Chapelier vorgeſchlagene
Decret, daß die Nationalverſammlung ihre Sitzun-
gen ſo lange fortſetzen
ſolle, bis die Conſtitution
des Reichs zu Stande
ſeyn wird, nach vielen De-
batten
beſtaͤtigt. Nach dieſem Decret kann ſich
nun-
mehr die Nationalverſammlung ſo lange
perpetuiren,
als ſie will, wenn ſie zur Urſache
angiebt, daß die Con-
ſtitution noch nicht zu Stande
iſt. — Jn der Sitzung
vom 20ſten wurden noch
verſchiedene Artikel wegen
der Zehnten decretirt. Es
ſoll auch eine Erlaͤuterung
bekannt gemacht werden,
wie es eigentlich mit der
Ausgabe und dem Cours der Aßignate oder
National-
Billets beſchaffen ſeyn ſoll. Jn der
Sitzung vom 21ſten
wurden verſchiedene Artikel
uͤber die Jagd decretirt:
Keiner ſoll auf dem
Territorium eines anderen jagen, ꝛc.
Der Koͤnig kann
ſich die Oerter auswaͤhlen, wo er
jagen will.
Geſtern wurden noch mehrere Punkte uͤber die
Jagd
decretirt, die ſo eingeſchraͤnkt worden, daß
die Korn-
ſelder, ꝛc. keinen Schaden leiden, und die
bisherigen
Ausſchweifungen der Jagdliebhaber verboten
worden.
Jn der Abendſitzung dankte eine Deputation von
Cor-
ſika der Nationalverſammlung fuͤr die der
Jnſel er-
theilte Freyheit, wobey auch General Paoli eine
Rede
hielt.
Schreiben aus London, vom 23 April.
Da geſtern das Haſtingſche Verhoͤr in
Weſtminſter-
hall wieder erneuert worden,
ſo hat ſowol das Ober-
als Unterhaus nicht viele
andere Geſchaͤffte betreiben
koͤnnen. Herr
Anſtruther fuͤhrte die Rede als
Anklaͤ-
ger, und beſchuldigte Herrn
Haſtings, daß er ſich mit
40000 Pf. Sterl. habe
von jemanden beſtechen laſſen,
um ihn
uͤber die Provinz Bahar zu ſetzen, wodurch
die
Oſtindiſche Compagnie großen Nachtheil
erlitten.
Wie er dieſes letztere durch gehoͤrige
Belege und Zeu-
gen erweiſen wollte, ſetzte
ſich Herrn Haſtings Sach-
walter heftig dagegen.
Herr Burke, Herr Fox und
andere beſtanden darauf, daß es
geſchehen muͤſſe, und
die Lords, um
den Streit zu entſcheiden, giengen in
ihren eigenen
Verſammlungsſahl zuruͤck, um ſich
dar-
uͤber zu berathſchlagen, kamen aber nicht
wieder, wor-
auf das fernere Verhoͤr bis auf
kuͤnftigen Donnerſtag
verſchoben wurde.
Wenn das gegenwaͤrtige Parlement
aufgehoben wird,
ſo hat vermuthlich der Haſtingſche
Proceß
auch ſein Ende erreicht. Wie nun die Rede
gehet, wird die
gegenwaͤrtige Sitzung des Parlements
ſich am 3ten
Junius endigen.
Ungeachtet neulich Herr Dundas im Parlemente
den Zuſtand
der Finanzen der Oſtindiſchen Compagnie
als
aͤußerſt hoffnungsvoll und bluͤhend
beſchrieb, ſo hat
ſie doch vor ein paar
Tagen bey der Bank Anſuchung
gethan, ihr eine große Summe
Geldes zu leihen.
Sollte die Bank ſich dazu nicht
bequemen wollen, ſo
wird die Compagnie genoͤthigt
ſeyn, wieder bey dem
Parlemente einzukommen, um von neuem
Erlaubniß
zu erhalten, Geld zu borgen, ungeachtet ſie
erſt kuͤrz-
lich ſo große Anleihen hat
machen laſſen.
Jn einer unſerer heutigen Engliſchen
Zeitungen
leſen wir folgendes, welches gleichwol noch
ſtarker Be-
ſtaͤtigung beduͤrfen
moͤchte: “Da Tippo Saib ſich
immer
ſehr unruhig und als ein Feind der
Britiſchen
Nation bewieſen hat, ſo
iſt von unſerer Regierung, in
Vereinigung
mit der Oſtindiſchen Compagnie,
be-
ſchloſſen worden, dieſen
Zeitpunkt, da er ſich keiner
Huͤlfe von Seiten
Frankreichs gewaͤrtigen kann, wahr-
zunehmen und ihn zu
bezwingen. Die Befehle dazu
ſind bereits uͤber
Land nach Jndien abgeſchickt worden.”
Jn den neueſten angekommenen Americaniſchen
Zei-
tungen finden wir einen vom Congreß bekannt gemach-
ten
Bericht, wie viel der im Auguſtmonate angelegte
Zoll auf
die Einfuhr fremder Waaren in Americani-
ſche
Haͤven bis zum 31ſten December vorigen
Jahrs
eingebracht hat. Er belaͤuft ſich in allen
Staaten zu-
ſammengerechnet auf 784487 Dollars.
Penſylvanien,
Neu-York,
Maſſachuſetsbay und Virginien haben dazu
am
meiſten beygetragen.
Herr Pitt hat ſeine diesjaͤhrige Lotterie, die
aber
vermuthlich erſt kuͤnftiges Jahr gezogen
wird, theurer
als jemals zuvor verkauft. Die Contrahenten, die
ſie
uͤbernommen, haben ihren Plan vor einigen
Tagen
bekannt gemacht. Es ſollen 3 Preiſe, jeder
von 20000
Pf. St. 2 von 10000, 3 von 5000, 5 von 2000,
15
von 1000, u. ſ. w. ſeyn. Das Neue, welches
dieſer
gegenwaͤrtige Plan hat, beſteht
darinn, daß die erſten
10000 Nieten, welche gezogen
werden, 4 Pf. Sterl.
erhalten. Die Lotterie beſtehet aus
50000 Looſen,
unter welchen ſich zuſammen
genommen 14333 Gewinne
und 35667 Nieten befinden, alſo
beynahe drittehalb
Nieten zu einem Gewinn.
Die Unkoſten, welche die Tobacks-Fabrikanten von
ihrer
Bittſchrift ans Parlement gehabt haben,
ſollen
ſich auf 20000 Pf. St. belauſen.
Haag, den 27 April.
Der Gouverneur von Breda, Graf von Maillebois,
iſt hier wieder
angekommen.
Die von den Generalſtaaten ernannten
Commiſſarien
zur Schließung eines Commerztractats mit
England,
ſind mit dem Engliſchen Bothſchafter
fleißig beſchaͤfftigt,
dieſen T
t
r
actat zu Stande zu bringen.
Antwerpen, den 24 April.
Am 19ten dieſes kam der Baron von Haveskerke,
Deputirter von
Flandern, bey dem Congreſſe in Be-
gleitung des Herrn
Staats Secretairs, van Eupen,
aus Bruͤſſel hier an.
Am folgenden Tage giengen un-
gefaͤhr 90 Karren und Wagens mit
Kanonenkugeln und
allerley Kriegsbeduͤrfniſſen
unter einer ſtarken Be-
deckung nach unſerer Haupt-Armee
ab, deren Vorpoſten
auf den Grenzen der Provinz Luxemburg
uͤberall ver-
ſtaͤrkt werden.
Herve, den 25 April.
Aus Brabant iſt ein ſtarkes Truppencorps in die
Provinz
Limburg eingeruͤckt, das ſich, dem Vernehmen
nach, dem
Durchmarſche aller fremden Truppen durch
dieſe Provinz
widerſetzen will. Dem Vernehmen nach
wird dieſes Corps
noch anſehnlich verſtaͤrkt
werden.
Jndeſſen ſind die Einwohner
dieſer Provinz mit dieſem
ungebetenen Beſuche
gar nicht zufrieden; ſie wuͤn-
ſchen vielmehr
ihre vorige Regierung zuruͤck, und den
ſogenannten
Patrioten eine baldige angemeſſene
Zuͤch-
tigung. Jn Luͤttich herrſchen auch nicht
einerley Ge-
ſinnungen. Der neulich von einigen Domherren
ein-
geſchickten ſchriftlichen Proteſtation
ſind neuerdings
6 Domkapitularen, naͤmlich die beyden
Herren von
Stockhem, Jenicho, Graf von Preſton, Warem,
Elert von
Egremont, und Ghiſels der juͤngere beyge-
treten.
Mecheln, den 24 April.
Heute ſind 3 Compagnien Truppen von hier nach
Namur
marſchirt.
Bruͤſſel, den 24
April.
Jn der Nacht vom verwichenen Sonnabend auf dem
Sonntage iſt
unſer General Major, Graf von Dolo-
mien, von Namur hieher
uͤberbracht, und gefaͤnglich
ins
Capuziner-Kloſter eingeſperrt worden.
General von der Meerſch hat ſich den
ehemaligen
Hof-Agenten, Herrn Sandelin, zu ſeinem
Aovocaten
gewaͤhlt.
Die beym Congreſſe befindlichen Flandriſchen
Depu-
tirten haben ſich nach Antwerpen zum General van
der
Meerſch begeben, wo ſich auch der Herr von Eupen
befindet,
und haben Conſerenzen mit dem General
gehalten.
Vorgeſtern ſind 2000 Mann wohlbewaffneter Trup-
pen von
hier nach Namur marſchirt.
Das Kriegs-Departement hat bekannt gemacht, daß
innerhalb 2 Monate kein
einziger neuer Officier, er
mag auch empfohlen ſeyn, von wem er
wolle, vom
Congreß ernannt werden wird.
Luͤttich, den 24 April.
Man hat hier Nachricht erhalten, daß geſtern und
vorgeſtern
ein neues Corps Muͤnſterſchen Truppen
auf-
gebrochen ſey, um die bey Aachen gelegene
Mannſchaft
zu verſtaͤrken, und in Vereinigung
der Pfalzer, die
ebenfalls einige 1000 Mann
Verſtaͤrkung erhalten, die
Reichskammer-Gerichtliche
Urtheile wieder uns zu voll-
ſtrecken. Das General Commando
daruͤber iſt bereits
dem Gouverneur von
Duͤſſeldorf, Freyherrn von
Win-
kelhauſen, uͤbertragen worden. Man glaubt,
daß
nicht allein die zu Stavelot und Malmedy
liegenden
Chur-Coͤllniſchen Executions Truppen,
ſondern auch
noch einige tauſend Wuͤrtemberger,
Wuͤrzburger, und
andere aus dem Ober-Rheiniſchen
Kreiſe dazu ſtoßen
werden, die zu gleicher Zeit dazu
dienen ſollen, um
die Sache Oeſterreichs in den
empoͤrten Niederlanden
verfechten zu helfen. Bey
dieſer kritiſchen Lage iſt alles
hier in
Bewegung, und morgen werden vermuthlich
ſchon
verſchiedene Corps von unſeren National
Truppen
vorruͤcken, um die gefaͤhrlichſten
Grenzpoſten zu beſetzen.
Die Ausfuhr von Waffen und anderer Kriegsge-
raͤthſchaften
aus dem Lande iſt aufs ſtrengſte verboten
worden;
auch hat der dritte Stand befohlen, daß ſich
die Buͤrger
und Landleute in Compagnien formiren,
und nach der Stadt kommen
ſollen, um ſelbige gegen
die fremden Truppen, womit
ſie bedrohet wird, zu
vertheidigen. Jeder Mann ſoll
taͤglich 8 Sous, auch
Fleiſch und Brod erhalten.
Maſtricht, den 24 April.
Die Muͤnſterſchen Truppen ſind vorgeſtern
Nachmit-
tags bereits in Stockhem und Dilſen eingeruͤckt;
konnten
ſich aber in Maaſeick nicht einquartiren, weil die
Pfaͤlzer
bereits fuͤr ſich da Quartier gemacht
hatten. Da zu
Stockhem und Dilſen durch die vorhergegangenen
Durch-
zuͤge der abmarſchirenden Preußiſchen
Truppen alles auf-
gezehrt, mithin den neuen Executions-Truppen
nichts
uͤbrig war, ſo hieß es noch naͤmlichen Tages, daß
ſie
von da weiter auf Haſſelt
vorruͤcken ſollten. Ob dieſer
Marſch
wirklich Statt gefunden habe, ſind wir noch
nicht unterrichtet;
allein, es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß
es in
dieſem Fall zu Scharmuͤtzeln kommen werde, in-
dem nicht
allein im Luͤtticher Lande, und beſonders in
den
Welſchen Bezirken, alles unter den Waffen
ſteht,
ſondern man auch, dem Vernehmen nach, eben im
Begriff
war, eine hinlaͤngliche Zahl National-Truppen
dahin
abzuſchicken.
Da die aus dem Reiche erwarteten Executions-Trup-
pen vielleicht ihren
Weg durch die Provinz Limburg ins
Luͤtticher Land nehmen
duͤrften, ſo haben die Luͤtticher
bey den
Staͤnden dieſer Provinz um einen freyen
Durch-
marſch fuͤr 2000 Mann ihrer National-Truppen
ange-
ſucht, ſolchen auch, dem Verlauten nach, von
denſelben
mit der Verſicherung erhalten, daß ein Corps
Brabaͤn-
tiſcher Truppen ſich dem Einmarſch
aller fremder Reichs-
Truppen in dieſe Provinz
widerſetzen, und den Luͤttichern
allen moͤglichen
Beyſtand leiſten wuͤrden.
Luͤttich, den 25 April.
Nach einem von den Deputirten des dritten Land-
ſtandes von
Luͤttich und der Grafſchaft Looz in
ihrer
Verſammlung am 21ſten d. M. abgefaßten, und
den
beyden uͤbrigen Landſtaͤnden mitgetheilten
Schluſſe, wer-
den die beym Domſtifte noch wirklich
reſidirenden Capi-
tularen erſucht, ihre von hier
entwichene Mitcapitula-
ren abzuladen, daß ſie ſich
entweder in Zeit von 3 Tagen
bey ihrem Domſtifte wieder
einfinden, oder im Aus-
bleibungsfalle gewaͤrtigen ſollen,
als Fremde ihrer Ein-
kuͤnfte fuͤr verluſtig
erklaͤret zu werden, mit dem Beyſatze,
daß, wenn
dieſelben fortfahren wuͤrden, durch ihr un-
gleiches
Verfahren das Vaterland in Schaden zu bringen,
ſie alsdann als
Feinde und Meineidige des Staats an-
zuſehen, und ihre
Guͤter zum Beſten der
Staats-Caſſe
eingezogen werden ſollen. Jn
Anſehung des ſeit 8 Mo-
naten von hier abweſenden
Fuͤrſtbiſchofs iſt noch weniger
Schonung
gebraucht worden, wie aus folgendem Ab-
ſchluſſe zu
erſehen iſt;
Jn der Verſammlung der Herren vom dritten
Land-
ſtande zu Luͤttich und der Grafſchaft
Looz vom
21ſten April 1790.
“Jn Ruͤckſicht, daß es bey gegenwaͤrtiger Lage
der
Sachen eine der groͤßten Ungereimtheiten
waͤre, die
Biſchoͤflichen Einkuͤnfte
demjenigen zufließen zu laſſen,
der ſich
offenbar als ein Feind der Nation darſtellt,
und
ſich ſolcher in keiner andern Abſicht
zu bedienen ſcheint,
als den Untergang derſelben
dadurch zu beſchleunigen;
ſo haben die Herren vom
dritten Landſtande
beſchloſſen,
einen Ausſchuß zu
ernennen, der ſolche Guͤter im Na-
men der Nation
verwalte, dergeſtalt, daß einſtweilen
und bis zur
naͤhern Verfuͤgung alle Biſchoͤfliche
Gefaͤlle
bey der oͤffentlichen
Staatscaſſe ſo lange hinterlegt wer-
den
ſollen, bis die Koſten, welche der Aufenthalt
der
von Sr. Hochfuͤrſtl. Gnaden
ſelbſt ins Land berufenen
Kriegs-Truppen
verurſacht hat, daraus erſetzet
werden
koͤnnen. Der des Endes noͤthige
Ausſchuß ſoll vor der
Hand aus dem
Buͤrgermeiſter, Herrn von Fabry; dem
Advocaten,
Herrn Deltour; dem Herrn Petitbois, und
dem
Buͤrgermeiſter von Wareme, Herrn
Lagaſſe, be-
ſtehen, und jeder
dieſer Herren die Verwaltung unent-
geldlich
fuͤhren. Die Herren ſind ferner der Meynung,
daß der hieſige Stadtzinsheber, Herr von Fabry,
als
Einnehmer angeſtellt, und dem Herrn von Harletz,
ſei-
nem Beygeordneten, ſo wie allen andern
Einnehmern
Sr. Hochfuͤrſtl. Gnaden, befohlen
werde, demſelben in
dieſer Sache mit allen
noͤtigen Aufklaͤrungen zur Hand
zu gehen, unter
dem ſchaͤrfſten Verbot, keine Gelder
aus
ihren Caſſen anderwaͤrts, an wen es immer
ſeyn
moͤge, verabfolgen zu laſſen,
und unter Strafe dafuͤr
im Vergehungsfall haften zu
muͤſſen. Zuletzt wird be-
fohlen,
dieſen Abſchluß beyden uͤbrigen Staͤnden
mitzu-
theilen, und werden dieſelben erſucht,
demſelben unver-
zuͤglich beyzutreten.
Auf Befehl vorgedachter Herren.
P. J. Vroonen.
Luͤttich, den 26 April.
Geſtern ſind die Luͤtticher gegen Matryck
aufge-
brochen, um den Pfaͤlziſchen und
Muͤnſterſchen Truppen
entgegen zu gehen.
Aachen, den 26 April.
Die Preußiſchen Truppen ſind uͤber die Maas
nach
Geldern gegangen. Die Muͤnſterſchen haben
ſich mit
den Pfaͤlziſchen vereinigt, und ſie
werden in wenig Ta-
gen 5000 Mann ſtark ſeyn. Die
benachbaren Provinzen
werden, wie es heißt, auch noch 5000 Mann,
liefern,
die zu Juͤlich ewartet werden. Alsdann ſollen
noch
20000 Mann bereit gehalten werden, die erſten
im
Nothfall zu unterſtuͤtzen. Man meldet aber nicht,
wer
dieſe Truppen liefern wird. Zu Thuin im
Luͤttichſchen
iſt der Laͤrm ſchon
losgegangen; 32 Patrioten ſollen ge-
toͤdtet,
verſchiedene verwundet, und 4 gefangen genom-
men worden
ſeyn. Sie ſollen große Geheimniſſe
aus-
geſagt haben. Von der Gegenparthey ſind auch
einige
verwundet worden.
Trier, den 25 April.
Zwiſchen dem 10ten und 13ten May werden 1 Divi-
ſion vom
Eſterhaziſchen, und 1 vom Wurmſer
Huſaren-
Regimente, nebſt 1 vom Coburger Dragoner
Regimente,
und noch 1 Diviſion leichter Reuterey hier
durchpaßiren.
Die Beſatzung von Freyburg in Brisgau wird
ſo, wie
noch mehrere Tiroler Garniſons nebſt
einigen Reichstrup-
pen folgen, und alle werden nach Luxemburg
marſchiren.
Von da aus an den Grenzen ſoll laͤngs
der Maas ein
Cordon gezogen werden, um dadurch den Bauern in
den
Grafſchaften Namur und Hennegau es leichter zu
machen, zu den
Niederlaͤndiſchen National-Regimentern
zu ſtoßen,
welche dadurch in kurzem vollzaͤhlig ſeyn
werden.
Alſo ungefaͤhr 20000 Mann im Lande, durch
15000 Mann von
Deutſchland aus verſtaͤrkt, werden
wohl hinreichen,
den dortigen Unruhen ein baldiges
Ende zu machen.
Duisburg, den 20 April.
Vorgeſtern iſt der Koͤnigl. Preußiſche General
von
Budberg hier angelangt, und den 24ſten wird das
Re-
giment Budberg hier erwartet, zu deſſen
Einquartie-
rung bereits alle Anſtalten gemacht worden
ſind. Den
15ten May werden alle Stuͤck- und
Artilleriepferde
nach Weſel gebracht. Die Feldbaͤckerey
wird in Em-
merich zurechte gemacht, welches vermuthen
laͤßt,
daß ſich ein anſehnliches Corps Preußen in
dieſer
Gegend verſammeln werde.
Genua, den 10 April.
Noch kommen taͤglich Rekruten fuͤr unſere
Truppen
an, welche zum Schutz der Wohlfahrt unſerer
Republik
in unſere Veſtungen vertheilt werden. Dem
Verneh-
men nach ſollen wir bald eine anſehnliche
Flotte einer
Europaͤiſchen Macht in unſerm
Haven einlaufen ſehen,
wovon dem Commandanten erſt auf
einer gewiſſen
Hoͤhe ſeine
Depeſche zu eroͤffnen erlaubt ſeyn ſoll.
Sweaborg, den 10 April.
Die hier befindliche Flotte der Koͤnigl. Armee oder
die
Scheerhofs-Eskadre liegt ganz ſegelfertig, und
wird
auslauſen, ſo bald beyde Seiten der Scheeren
vom
Eiſe frey ſind, welches man den 15ten dieſes
vermu-
thete. Etliche Barkaſſen ſind bereits
ausgelaufen ge-
weſen, um zu recognoſciren.
Schreiben aus Stockholm, vom 23
April.
Man hat die angenehme Nachricht erhalten, daß
unſere
Oſtindiſchen Schiffe aus England gluͤcklich am
9ten
dieſes zu Gothenburg eingetroffen ſind.
Das Staats-Comtoir hat bekannt gemacht, daß die
Jnhaber ſeiner
Obligationen das Geld dafuͤr in Species
in Empfang nehmen
koͤnnen. Hiedurch wird der Credit
dieſes Comtoirs
ſehr vermehrt.
Geſtern kam der Adjutant des Koͤnigs, Graf
Gobert
Roſen, als Courier vom Koͤnige mit der
angenehmen
Nachricht bey der Koͤniginn an, daß Se.
Majeſtaͤt am
15ten April Kiarmakoszi und Suomeniemi, 2
wichtige
Poſten im Rußiſchen Savolax angegriffen und
erobert
habe, bey welcher Gelegenheit aus 2 metallene Ka-
nonen,
viel Proviſion an Mehl, viel Ammunition, Silber
und Waffen,
nebſt 14000 Rubeln in baarem Gelde erbeu-
tet worden ſind.
Der Major beym Regiment Willi-
kaleuski, Baron Ungern von Sternberg
iſt mit
80 Soldaten in unſere Gefangenſchaft
gerathen.
Das Regiment von Dalecarlien und das neue
Corps haben die
Kanonen genommen. Der Baron
Armfeldt hat dieſe Affaire unter den
Augen des Koͤnigs
ausgefuͤhrt. Unſer Verluſt
beſteht in 10 Todten und
einigen leicht Verwundeten. Unſer
Corps beſtand
aus dem Regiment Dalekarlien, dem neuen
Corps,
aus den Regimentern Helſings, Joͤncoͤping,
und 2 Ba-
taillons des Wermelandſchen Regiments. Der
Oberſt-
Lieutenant Jaͤgerhorn hat die Avantgarde
commandirt,
und der Koͤnig ertheilt ihm große
Lobſpruͤche.
Schreiben aus Copenhagen, vom 27 April.
Geſtern Nachmittag iſt der Kronprinz mit
ſeinem
Gefolge von Schleswig wieder auf dem
Schloſſe Chri-
ſtiansburg eingetroffen.
Abends war das gewoͤhnliche 14taͤgige Apartement
bey Hofe,
wo das Verloͤbniß des Grafen Hans Bern-
ſtorf mit der
Comteſſe Conſtantia Knuth publicirt
wurde. Der
Braͤutigam iſt der aͤlteſte Sohn
des
Grafen Bernſtorf, Staatsminiſter, und die Braut
die
aͤlteſte Tochter des Grafen Knuth, welcher als
Koͤnigl. Daͤ-
niſcher Geſandter an dem
Dresdner Hof accreditirt iſt.
Dem Verlaute nach ſoll der ſich gegenwaͤrtig in
Pe-
tersburg befindende und die hieſigen
Geſchaͤffte beſor-
gende Kammerherr
Roſenkranz, als Koͤnigl.
Daͤniſchen
Miniſter daſelbſt
angeſtellt werden, und deſſen bisher
als
Reſident zu Warſchau bekleidete Stelle, der dortige
Chargé d’Affaires von Bourke bekommen.
Hamburg, den 30 April.
Der April des politiſchen Journals
enthaͤlt:
1) Betrachtungen uͤber Joſeph des II. Leben, Regierung
und Abſterben von einem
Augenzeugen in Wien. Jn-
ſchrift auf Joſeph den II. aus der Jnſel Bornholm
ein-
geſandt. 2) Reichsvicariat, und andere Deutſche
Reich
ch
angelegenheiten. Beſondere Umſtaͤnde bey
den
Biſchofswahlen zu Freyſingen und
Regenſpurg. 3)
Edict der Spaniſchen Jnquiſition
wegen des Verbots
Franzoͤſiſcher Schriften. 4)
Frankreich. Was die
Nationalverſammlung noch zu thun hat.
Beſchluͤſſe.
Begebenheiten; in der
Hauptſtadt, in den Provinzen.
5) Ein Schreiben aus Stockholm.
Abreiſe des Koͤnigs.
Gegenwaͤrtige Staats- und
Regierungsverfaſſung in
Schweden. 6) Pohlniſche
Reichstags- und andere
Merkwuͤrdigkeiten. 7) Tagebuch des
Großbritanni-
ſchen Parlements. (Vom 9ten Maͤrz bis
12ten April.)
8) Koͤnigl. Preußiſches Memoire
uͤber die Luͤtticher
Unruhen. Final-Entſchluß.
Umſtaͤnde in Luͤttich.
9) Ein Schreiben aus
Regenſpurg. Reichstags- und
andere Deutſche
Denkwuͤrdigkeiten. 10) Jnnerliche
und kriegeriſche
Haͤndel in den Belgiſchen Provinzen.
11)
Tuͤrkiſche, Nordiſche und anderweitige
Kriege-
und Staatsvorfaͤlle. 12) Auszug der Depeſche
an den
Rußiſch-Kayſerl. Geſandten zu Berlin,
Grafen von
Neſſelrode. Authentiſche
Rußiſche Friedensvorſchlaͤge.
13)
Allianz-Tractat zwiſchen dem Koͤnige von Preußen
und
der Republik Pohlen. 14) Zwey Schreiben aus
Wien.
Oeſterreichiſche Merkwuͤrdigkeiten. 15)
Nach-
richten von verſchiedenen Laͤndern. Jtalien.
Spanien.
Rußland. Preußen. Deutſchland. Belgiſche
Pro-
vinzen. Frankreich. Luͤttich. 16) Briefe. Aus
dem
Haag. Berlin. Magdeburg, Wien. Regenſpurg.
Frankfurt am Mayn.
Copenhagen. London. Buͤckeburg.
Aus Curland. 17) Allgemeiner
Bericht von den poli-
tiſchen Merkwuͤrdigkeiten. 18)
Vermiſchte Nachrichten.
Nachricht fuͤr die Freunde der
Mineralogie, von
Bened. Fr. Joh.
Hermann, Rußiſch-Kayſerl. Hof-
rath, Director
der Kayſerl. Stahlwerke in Sibirien,
Academicus ordinarius
und Profeſſor der Minera-
logie bey der
Kayſerl. Akademie der Wiſſenſchaften
in
St. Petersburg, ꝛc.
Das Studium der Mineralogie wird gegenwaͤrtig
mit ſo vielem
Eifer getrieben, daß den Freunden deſſel-
ben gewiß
jede Gelegenheit willkommen ſeyn muß, wo-
durch die
Kenntniſſe in dieſer eben ſo
nuͤtzlichen als
angenehmen Wiſſenſchaft
erweitert werden koͤnnen;
und da die Gebuͤrgskunde ein ſehr wichtiger Theil
der
Mineralogie iſt, ſo iſt die
Gefaͤlligkeit, mit welchen die
Herren von
Charpentier, Voigt, Laſius, u. ſ. w.
das
mineralogiſche Publicum ſeit einiger Zeit mit
Bergarten aus ihren Gegenden verſehen
haben, ohne
Zweifel ein Dienſt, der zur Ausbreitung und
Vervoll-
kommung dieſer Wiſſenſchaft
ungemein viel beytraͤgt.
Jch glaube mir alſo nicht nur
um dieſes Studium
uͤberhaupt ein gleiches
Verdienſt zu erwerben, wenn ich
denen Mineralogen einen
aͤhnlichen Dienſt anbiete,
ſondern ich bin auch
uͤberzeugt, daß ſolcher
insbeſondere
fuͤr die Ausbreitung
mineralogiſcher Kenntniſſe in dem
an Bergwerken
ſo geſegneten Rußiſchen Reiche von
ſehr
weſentlichen Nutzen ſeyn werde. Jch
erbiete mich
naͤmlich, den Liebhabern dieſer
Wiſſenſchaft die
in-
tereſſanteſten Bergarten des Uraliſchen Erzgebuͤrges
zu
liefern, zu deren Herbeyſchaffung mir der allerhoͤchſte
Befehl, wodurch
mein Aufenthalt wieder in den dor-
tigen Gegenden beſtimmt
iſt, Gelegenheit geben wird.
Jch denke dieſe Bergarten
in eine Suite einzutheilen,
welche nicht
unter 100 Nummern enthalten wird, und
aus den
inſtruktiveſten Exemplaren, ſowol der
alten
Felsarten- als Floͤzgebirge, beſtehen
ſoll. Die Stuͤcke
werden die Groͤße haben, wie
ſie von andern in der-
gleichen Sammlungen geliefert worden.
Eine ſolche
Suite will ich
fuͤr fuͤnf und dreyßig Rubel nach
St.
Petersburg ſtellen. Wer den Preis der Mineralien
in
Rußland uͤberhaupt kennt, und wem die
Schwierig-
keiten und die Koſten bekannt ſind, die man
anwenden
muß, um ſolche in den weitlaͤuftigen
Gebuͤrgen Sibi-
riens ſammlen zu laſſen,
der wird dieſen Preis gewiß
nicht anders, als
aͤußerſt gering finden, und
uͤberzeugt
ſeyn, daß ich hiebey keinen andern
Vortheil, als das
Vergnuͤgen zu erwarten hade, den Freunden
der Mine-
ralogie, und dieſer beſonders fuͤr
Rußland ſo wichtigen
Wiſſenſchaft
ſelbſt einen weſentlichen Dienſt zu
leiſten.
Um aber wegen der deshalb im Voraus
aufzuwenden-
den betraͤchtlichen Koſten
geſichert zu ſeyn, kann ich dieſe
Sammlung
nicht wohl anders, als auf
Praͤnumeration
verſprechen.
Herr Akademicus und Profeſſor George
in St. Petersburg wird die Gefaͤlligkeit
haben, in
meinem Namen die Beſtellungen zu beſorgen.
Da
aber derſelbe wegen ſeiner Lage und uͤbrigen
Geſchaͤffte
ſich mit der directen Verſendung und Correſpondenz
nicht
befaſſen kann, ſo hat jedermann, welcher
dieſe
Suite von Bergarten zu
erhalten wuͤnſcht, durch irgend
einen Kaufmann, oder
durch einen andern Correſpon-
denten an dem Orte
ſeines Auſenthalts, an ein oder
das andere
Handlungshaus in St. Petersburg die Be-
ſtellung zu geben,
welches an den gedachten Herrn Pro-
feſſor Georgi die Praͤnumerationsgelder
abgeben, und
von demſelben die Kuͤſten zur
weitern Expedition erhal-
ten kann. Zu gleicher Zeit denke ich ein
orographi-
ſches Verzeichniß
dieſer Bergarten durch den Druck
bekannt zu machen, welchem
alle Herren Praͤnumeran-
ten namentlich werden vorgedruckt
werden. Fuͤr die-
jenigen, ſo bis zum 1ſten
Julii 1790 praͤnumeriren,
werden die Sammlungen in
demſelben Jahre beſorgt,
und mit der erſten
Schiffahrt 1791 abgeſendet werden.
Diejenigen aber, welche
dieſe Unternehmung nicht mit
Praͤnumeration unterſtuͤtzen,
koͤnnen in der Folge dieſe
Sammlung, die gewiß
fuͤr jeden Mineralogen ſehr
intereſſant
ſeyn wird, nicht unter funfzig Rubel er-
halten. Jch darf
mich uͤbrigens in Ruͤckſicht
deſſen,
was man in derſelben ungefaͤhr
zu erwarten hat, auf
meine mineralogiſche
Beſchreibung des Uraliſchen
Erzgebuͤrges beziehen.
Bilderbuch für Kinder,
enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren,
Pflanzen,
Blumen, Früchten,
Jnſecten, Trachten, und allerhand
unterrichtenden
Gegenſtänden aus dem Reiche der Natur,
der
Künſte und der
Wiſſenſchaften; alle nach den
beſten
Originalen gewählt, in Kupfer
geſtochen, und mit
kurzen
wiſſenſchaftlichen und den
Verſtandeskräften eines
Kindes
angemeſſenen Erklärungen
begleitet, gr. 4. 1790. Wei-
mar, zu finden in der
Expedition des Journals des Luxus
und der Moden; und Gotha,
in der Ettingerſchen Buch-
handlung, mit
ſchwarzen Kupfern.
Daſſelbe Werk mit ausgemahlten
Kupfern.
Daſſelbe Werk mit
Franzöſiſchem Text, unter dem Titel:
Le Portefeuille des Enfans, &c.
ebenfalls mit ſchwarzen
oder ausgemahlten Kupfern.
Ein Bilderbuch iſt für eine Kinderſtube
ein eben ſo weſent-
liches und noch
unentbehrlicheres Meuble als die Wiege, eine
Puppe, oder das
Steckenpferd. Dieſe Wahrheit kennt jeder
Vater, jeder,
der Kinder erzogen hat, und von Locke an bis
auf Baſedow,
Campe und Salzmann, empfiehlt jeder ver-
nünftige Pädagog den
früheſten Unterricht des Kindes durchs
Auge anzufangen,
und ihm ſo viel gute und richtige Bilder
und Figuren, als
man nur kann, vor das Geſicht zu bringen.
Seit der alte
Comenius den erſten glücklichen Gedanken
hatte,
dieſem weſentlichen
Bedürfniſſe der Erziehung durch
ſeinen
famoſen Orbis
pictus abzuhelfen, und dieſe Jdee aber noch
roh
genug auszuführen, haben mehrere Kinderfreunde der
Pädagogik und
unſerer kleinen Welt ein ſolches Geſchenk
zu
machen geſucht, aber freylich nicht immer mit gleichem
Glücke
und gleicher Brauchbarkeit. Jch fühle keinen Beruf,
ihre
Fehler hier zu entwickeln, die ein jeder leicht finden
wird; ich
will vielmehr nur einen Fingerzeig auf die
Eigenſchaften ge-
ben, die ein gutes Bilderbuch für
Kinder haben muß.
1) Es muß ſchön und richtig gezeichnete, und keine
ſchlecht
geſtochne Kupfer haben, weil
nichts wichtiger iſt, als das Auge
des Kindes
gleich vom Anfange an nur an wahre
Darſtellung
der Gegenſtände, richtige
Verhältniſſe, Eindrücke und Be-
griffe,
die es der Seele geben kann, und an ſchöne
Formen
und guten Geſchmack zu gewöhnen. Man kann
nicht glauben,
wie begierig die Einbildungskraft eines
Kindes die erſten bild-
lichen Eindrücke faßt,
wie veſt ſie dieſelben hält, und wie
ſchwer
es hernach iſt, falſche
Bilder und Begriffe, die ſie dadurch
empfieng, in
der Folge wieder wegzuſchaffen. Gute
oder
ſchlechte Kupfer thun hierbey alles, und
können bey Kindern
entweder großen Nutzen oder wahres
Unheil ſtiften. Ein der-
gleichen Bilderbuch muß
daher durchaus nicht von Einem
Zeichner nur aus der Jdee
hingezeichnet und componirt wer-
den; denn ein Zeichner
iſt meiſtens nur in Darſtellung
Einer
Art von Gegenſtänden, z. E. Menſchen
zahmen Vieh, wilden
Thieren, Vögeln, Blumen, u.
ſ. w. ganz Meiſter, und in
allen andern
unwahr und manierirt; ſondern es muß vom
Reacteur mit Sachentniß, Auswahl und gutem
Geſchmacke
aus einer großen Menge Werke, deren
man jedes für das
vollkommenſte in dieſem
oder jenem Fache hält, zuſammenge-
tragen und
ſorgfältig copirt werden.
2) Es muß nicht zu viele und zu ſehr
verſchiedene Gegen-
ſtände auf Einer Tafel
zuſammendrängen; ſonſt verwirrt
es
die Jmagination des Kindes, und zerſtreut
ſeine Aufmerkſam-
keit, wenn der Lehrer
ſie gern auf einen einzigen Gegenſtand
der
Tafel heften möchte. Das Auge des lebhaften
Kindes
ſteht ganz anders, als das Auge des
Mannes, das ſich be-
ſchränken und
abſtrahiren kann. Das Kind aber ſieht
die
ganze Menge höchſt verſchiedener
Bilder und Gegenſtände, die
auf der Tafel
ſtehen, alle auf einmal, ſpringt mit einer
leb-
haften Jmagination von einem zum andern über, und
ſo iſts
dem Lehrer nicht möglich,
ſeine Aufmerkſamkeit nur auf
Einen
Gegenſtand zu fixiren. Die Kupfer zu
Baſedows Elementar-
Werke, und noch mehr, Stoys
Bilder Academie, haben dieſen
weſentlichen
Fehler.
3) Es muß die Gegenſtände nicht zu klein
darſtellen, und
die auf einer Tafel
zuſammengeſtellten müſſen, wo
möglich,
in Rückſicht ihrer natürlichen
Größe richtige Verhältniſſe gegen
einander
haben. Ein Umſtand, den ich faſt in allen
vernach-
läßigt gefunden habe. So iſt, z. E. im
neuen Orbis pictus,
auf Taf.
III. eine Weintreube ſo
groß, als ein Stuhl, ein
Beil ſo groß, als ein
Thurm, und auf Taf. V. ein
Eichhorn
ſo groß, als ein Rennthier. Wie
ſoll nun das Kind Jdeen
von richtigen
Verhältniſſen der Größe der Dinge
bekommen?
4) Es muß ſehr wenig und nicht gelehrten Text
haben;
denn das Kind lieſet und ſtudirt ja
ſein Bilderduch nicht, ſon-
dern will
ſich damit amüſiren. Der richtige Name und
eine
kurze Erklärung des auf dem Kupfer
vorgeſtellten Gegenſtan-
des; dies
iſt Text genug. Das Uebrige muß der Lehrer
hin-
zuthun, wenn er eins oder das andere Kupfer des
Bilder-
buchs zur Grundlage einer Unterhaltung oder
Lection mit dem
Kinde macht. Er mag vorher
ausführlichere Werke darüber
nachleſen, und
ſich mit der Materie, über die er ſprechen
will,
vollſtändig bekannt machen; denn für ihn
ſoll ja das Bilder-
buch nicht unterrichtend
ſeyn.
5) Es muß, wo möglich, fremde und ſeltene,
jedoch in-
ſtructive Gegenſtände
enthalten, die das Kind nicht ohnedies
täglich
ſieht. Jene intereßiren und unterhalten es nur,
weil
ſie den Reiz des Raren und Wunderbaren
haben. Bilder von
bekannten und alltäglichen
Dingen reizen und amüſiren hin-
gegen das
Kind nicht, weil es die Manier und Kunſt der
Dar-
ſtellung bey weitem noch nicht, wie der
Mann, fühlen und
einſehen kann, und bloß
auf den fremden und neuen, oder
ſchon bekannten
Gegenſtand ſieht, der ihm Freude und
Zeit-
vertreib, oder Langeweile macht. An dieſe
gewiß wichtige
Bemerkung ſcheinen die bisherigen
Orbis-Pictus-Macher
wenig
oder gar nicht gedacht zu haben.
6) Es muß gut, aber nicht zu koſtbar, und ſo
vom Preiſe
und Werthe ſeyn, daß auch
mittelmäßig bemittelte Eltern
daſſelbe
nach und nach anſchaffen, und dem Kinde ganz
zum
Gebrauche übergeben können. Das Kind muß damit
völlig
umgehen können, wie mit einem Spielzeuge; es muß
darinn
zu allen Stunden bildern, es muß es illuminiren,
ja, ſogar
mit Erlaubniß des Lehrers, die Bilder
ausſchneiden und auf
Pappendeckel kleben dürfen.
Der Vater muß ein Bilderbuch
für Kinder nicht als ein
gutes Bibliotheken-Werk, das ohne-
dies nicht in Kinder
Hände gehört, behandeln, es ſchonen,
und nur
zuweilen zum Anſehen hergeben wollen.
Koſtbare
Bilder-Bücher, welche Kinder
ſchonen müſſen, und nur zuwei-
len
unter ſtrenger Aufſicht zu ſehen
bekommen, unterrichten
das Kind bey weitem nicht
ſo gut, als ein minder koſtbares,
das es
aber immer in den Händen und vor Augen hat.
7) Es muß dem Kinde nicht auf einmal ganz, und etwa
in
einem großen dicken Bande, ſondern einzeln und
nur Heftweiſe
von den Eltern oder Lehrer
übergeben werden, denn dadurch
wird der Genuß und die
Freude des Kindes an demſelben gar
ſehr
erhöhet und verlängert; und dieſe ſucceßiven
Lieferungen
können ſelbſt, als eben
ſo viele aufmunternde und
belohnende
Geſchenke fur ſein
Wohlverhalten, von den Eltern oder dem
Lehrer behandelt
werden.
8) Es muß, bey aller anſcheinenden
Regelloſigkeit der An-
ordnung, dennoch eine
gewiſſe verſteckte Ordnung in der
Folge
der Gegenſtände darinn herrſchen,
welche der Lehrer alsdann,
wenn das Kind reifer wird,
benutzen, und es dadurch auf
ein
ſyſtematiſches Arrangement
ſeines Bilderbuchs führen kann.
Dies ſind nur einige der
weſentlichſten Eigenſchaften
eines
brauchbaren Bilderbuchs für Kinder, und die ich
gegenwärti-
gem neuen, das ich hierdurch anzeige, zu geben
gedenke. Ein
zu Paris im Jahre 1786 erſchienener
ähnlicher Verſuch, der
unter dem Titel: Le Portefeuille des Enſans, unter
des
Herrn Cochins Direction Heftweiſe erſchien,
der aber nichts
weniger, als Fehlerfrey, iſt, hat mich
auf den Gedanken ge-
leitet, dieſe Einrichtung für
unſere junge Welt nachzuahmen,
und, ſo viel
möglich, ſeine Fehler in meinem Bilderbuche für
Kinder zu
vermeiden. Einige junge Kupferſtecher und
Künſt-
ler, welche, als geſchickte Zöglinge des
hieſtgen Fürſtl. freyen
Zeichen Jnſtituts,
ſich unter der Special Direction und Füh-
rung des Herrn
Rath Kraus und Herrn Kupferſtecher Lips in
ihrer
Kunſt üben und vervollkommnen, bieten mir hierzu
die
beſte Gelegenheit dar.
Dies Bilderbuch für Kinder wird alſo unter
Aufſicht des
hieſigen Fürſtl. Freyen
Zeichen-Jnſtituts, und unter Sperial-
Direction des Herrn
Kupferſtechers Lips, erſcheinen, und von
mir, nach
obigen Grundſätzen, mit möglichſter Sorgfalt
zu-
ſammengetragen und bearbeitet werden.
1) Es erſcheint von nächſter
Leipziger Oſtermeſſe an,
ohne
Subſcription, in groß Quart-Format, in
einzelnen Hef-
ten; jeder Heft iſt in einem
rothen ſtarken Umſchlag ge-
heftet, und
enthält 5 Tafeln Kupfer, und eben ſo
viele
Blätter Text, oder Erklärung der
Kupfer.
2) Man kann die Hefte ſowol mit Deutſchem
als auch mit
Franzöſiſchem Texte,
wie obige Titel der verſchiedenen
Ausgaben
zeigen, haben; und Eltern und Lehrer kön-
nen es
daher ſowol zum Deutſchen als
Franzöſiſchen Un-
terrichte der
Kinder gebrauchen.
3) Die Kupfer werden alle auf ſchönes
Holländiſches Schreib-
papier abgedruckt,
damit Kinder ſie auch zu ihrem
Ver-
gnügen illuminiren können.
4) Der Ladenpreis von jedem Hefte mit ſchwarzen
Kupfern
iſt acht Groſchen
Sächſiſch Courant; ein
ſucceßiver Auf-
wand, den hoffentlich kein auch
nicht reich bemittelter
Vater ſcheuen wird, um
ſeinen geliebten Kindern Ver-
gnügen und
Ausbildung zu verſchaffen.
5) Für reichere Eltern ſind auch Exemplare, mit
ſorgfältig
nach Natur oder den beſten
Originalen ausgemahlten
Kupfern, zu haben. Der
Ladenpreis eines Hefts von
dieſen wird ein Gulden
oder ſechszehn Groſchen
Sächſiſch
Courant ſeyn; doch
müſſen ausgemahlte Exemplare
aus-
drücklich beſtellt werden, weil ohne
Beſtellung keine der-
gleichen vorräthig
ſind.
6) Die Nummern der Hefte laufen von Nr. 1. an immer
in
ihrer Folge fort; und da weder die Heſte noch
die
Kupfertafeln einen Zuſammenhang oder
Verbindung mit
und untereinander haben, ſo kann
jeder Liebhaber bey
dieſem Werke antreten und
abgehen wann und wie er
will, auch einzelne Hefte
bekommen, ohne die Suite vom
Anfange an, oder die Folge
davon mit kaufen zu müſſen.
Eine
Bequemlichkeit, die jedem Käufer angenehm
ſeyn
wird. Jch habe indeſſen für
Liebhaber, die dies Werk
ſammlen und binden
laſſen wollen, die Einrichtung
ge-
troffen, daß immer 20 Hefte oder 100 Kupfer und
eben
ſo viele Blätter Text einen Band, mit dazu
gehbrigen
Titel und Regiſter, machen
ſollen, und es alſo dadurch
auch ein Werk
für eine Bibliothek werden kann.
7) Die Hauptbeſorgung des Debits hat
Die
Expedition des Journals des Luxus und der Moden
allhier
zu Weimar, und
Die Ettingerſche Buchhandlung zu
Gotha
übernommen, an welche man ſich mit
Beſtellungen wen-
den kann. Außer dieſen
beyden Haupt-Commißionairs
aber können Liebhaber auch
dies Bilderbuch für Kinder
in allen Buch- und
Kunſthandlungen in und außer
Deutſchland
um obgedachten Ladenpreis haben.
Weimar, den 27ſten Februar
1790.
Der Herausgeber.
(Jn Hamburg iſt dieſes Bilderbuch
für Kinder auf dem
Addreß-Comtoir zu
haben.)
AVERTISSEMENT.
Der Operateur Bernhardt, welcher von dem
Koͤn.
Preußiſchen, wie auch von dem
Goͤttingiſchen und
Kielſchen
Ober-Collegio-Medico, und auch von be-
ruͤhmten Aerzten und
hohen Herrſchaften mit den
beſten Atteſtaten
ſeiner Geſchicklichkeit verſehen,
iſt
von Hannover allhier angekommen.
Er nimmt Zaͤhne mit der groͤßten
Geſchicklichkeit
heraus, ſetzt neue wieder ein, und
reiniget die Zaͤhne
vom Scharbock und Brand aufs
beſte, dabey ſie ihre
Glaſur behalten.
Auch iſt bey ihm zu haben, ein Zahnpulver, die
Zaͤhne damit
zu reinigen, die Schachtel koſtet 1 Mk.;
ferner noch eine
Tinctur, die loſen Zaͤhne damit wie-
der veſt zu
machen, das Glas zu 1 Mk.
Auch nimmt er gleichfalls Leichdornen und Kraͤhen-
Augen mit
großer Geſchicklichkeit heraus, vertreibet
Warzen an den
Haͤnden, und befreyet von angewach-
ſenen
Naͤgeln.
Arme erhalten unentgeldliche Huͤlfsmittel,
nur
muͤſſen ſich ſelbige bey ihm in
der beſtimmten Zeit,
des Morgens von 8 bis 9, und Nachmittags von
3 bis
4 Uhr, einfinden.
Sein Logis iſt auf dem Kamp, im Hotel de
Saxe.