Herrn von Humboldt's Antwortſchreiben
an Wilhelm Heine.
Jch danke Jhnen auf das Jnnigſte, theurer Herr Wilhelm Heine,
für Jhre freundlichen Zeilen und das ehrenvolle Anerbieten, Jhrem
wichtigen Reiſewerke meinen Namen vorſetzen zu wollen! Alles iſt
wahr, was Jhnen mein vortrefflicher Freund, der Herr Geſandte
von Gerolt, von dem Lobe geſagt hat, das Jhre ſchönen maleriſchen
Darſtellungen, die ich öffentlich habe ausſtellen laſſen, eingeerndtet
haben, aus dem Munde unſeres großen Meiſters Rauch, wie aus
dem meines Königs, deſſen Kunſtgeſchmack ein ſehr geläuterter iſt
und der ſich freut, daß es zuerſt einem Künſtler aus unſerem Vater-
lande gelungen iſt, die individuellen Züge der Natur an den lange
verſchloſſenen Küſten des japaniſchen Reiches ſinnig aufzufaſſen. Nicht
blos der landſchaftliche Charakter Jhrer ſchönen Blätter iſt zu loben,
ſondern vor allem auch die Sorgfalt, mit der es Jhnen gelungen iſt,
die Geſichtszüge von ſo ſonderbar gebildeten Stämmen wiederzugeben.
Jhr eigenes, ächtdeutſches Buch wird, wenn es erſcheint, hier
gewiß das lebhafteſte Jntereſſe erregen. Wer die Natur ſo wahr auf-
zufaſſen, und im Bilde darzuſtellen weiß, der findet auch leicht das
Naturwahre in der Sprache. Laſſen Sie nur ja Alles in der
primitiven Einfachheit Jhres Styls.
Empfangen Sie, theurer Mann, den erneuerten Ausdruck der
herzlichſten Theilnahme und der Hochachtung, die Jhrem Talente,
Jhren Beſtrebungen und Jhrer muthigen Ausdauer gebührt.
Freundlichſt
Berlin, 6. Jan. 1856.
Jhr
Al. v. Humboldt.