Allerneueſte
Autentique
Nachricht,
Von den jetzigen Zuſtand
Jn den Koͤnigreich Corſica und der
ohnlaͤngſt mit denen Rebellen gehaltenen
BATALLIE,
Jn welcher uͤber 4000. rebellirende
Corſen und etliche hundert Genueſer todt ge-
blieben, dabey beſonders die Propoſitiones de-
rer Rebellen, mittelſt welcher ſie ſich untern
Schutz einer Großmaͤchtigen Puiſſance bege-
ben wollen, von einen unter den Kayſerlichen
Trouppen ſich daſelbſt beſindenden Teutſchen
Officier in einen Schreiben an einen gewiſſen
General entdecket, und mit deſſen Genehmhal-
tung wegen der darinn befindenden Merck-
wuͤrdigkeiten durch den Druck
publiciret.
1731.
JN meinen letztern habe die Ehre gehabt, mon tres cher Pere
gehorſamſt zu melden, daß man allhier Hoffnung gehabt,
daß Accomodement, zwiſchen der Republique, und de-
ren Rebellirenden Unterthanen, bald zu ſehen; Jn die-
ſer nun haben wir faſt 14. Tage nach einander geſtanden,
indem die liſtigen Corſer, alles was noͤthig geweſen, uns
ſolches glaubend zumachen, ſehr wohl zu incaminiren
gewuſt, wie ſie denn den Anfang dieſer Tractaten, ſo
wohl eingerichtet, als wohl Richellieu ſelbſt nicht beſſer gethan haben wuͤrde,
wann er noch lebete. Sie haben auch zu dieſem Ende beſtaͤndig des Ta-
ges offtmahls zwey auch drey Mahl den Obriſten von Wachtendonck mit
ihren Deputirten, bald mit dieſen bald mit einen andern Verlangen be-
ſchicket, und hat der einzige Punct, daß ſelbige mit den Genueſiſchen allhie-
ſigen General Gouverneur Segnor la Variano nichts, ſondern immediate
mit den Obriſt Wachtendonck, dieſerhalb zuthun haben wolten, das
Werck einiger Maaſſen und das gantze Negotium ſehr trainiret, welches
ſich denn endlich gedachter General-Gouverneur, gefallen laſſen muͤſſen,
doch geſchiehet ihm von allen Communication, und wird ohne deſſen Con-
ſentement nicht das Geringſte expediret.
Den 26. Octobr. kam von denen Corſern eine Solenne Deputation
in 12. Perſonen beſtehende zu uns, und brachten von den Cheff allerhand
auf der Jnſul wachſende Fruͤchten, an den Obriſten Wachtendonck zum
Geſchencke, zugleich Klage fuͤhrende, daß ein Detachement, unſerer Hu-
ſaren Tages vorhero in dem Kloſter al Volo allwohin ſie commendirt
geweſen, Feuer angeleget, ſo daß dadurch nach ihren Ab-march wuͤrck-
lich ein Feuer entſtanden, und wann ſolches nicht bey Zeiten von denen
Kloſter Leuten decouvriret und geloͤſchet worden, das ſaͤmmtliche Kloſter
in Feuer aufgegangen waͤre, ſtelleten dannenhero vor, daß da ſie zum Ac-
commodement bereit, und willig waͤhren man ſie doch nicht auf die Art
tractiren moͤchte.
2) Begehrten ſie, der Obriſter Wachtendonck, moͤchte ſich
mit ſeinen Trouppen 2. Meilen von Torre Bellegrino zuruͤck ziehen, in die
Ebene Mao genannt, und die beſetzte Hoͤhen Cariola und Miſſa (wel-
che beyde Aveniien gegen Weſcovvato commendiren) verlaſſen, wobey
der Cheff dieſer Rebellen Segnor Medriomaro, wie er ſich nennet, ver-
ſichern ließ, daß dadurch die Bahne zum Vergleiche welches ohne das gantz
nahe waͤre, gebahnet, und es weiter keine Difficultæten ihre Deputirten
A 2an
an den Ort ſo ausgemacht werden wuͤrde, zu ſchicken, geben duͤrfften
ingleichen hielten ſie an daß weiter keine Trouppen nach Corſica transpor-
tiret werden ſolten, NB. denn ſie ſtehen in der Meynung daß nach fuͤnff
Bataillons uͤbergeſetzt werden ſollen.
Jngleichen wolten ſie zwey ihrer Mitt-Bruͤder welche von dem Gre-
nadier Capitaine Graff Moravvsky als er ein Detachement der Rebel-
len bey Hui, vor einiger Zeit aus einandergejaget, und ſolche Gefangen
eingebracht, looß haben, und endlich nur mit ihnen ſprechen.
Gedachte Deputirte wurden gantz kurtz abgefertiget, und ihnen an-
gedeutet, ſich einen Ernſt ſeyn zu laſſen, zur Submiſſion zu ſchreiten, und
da die Sache wegen der Huſaren ihren Anbringen zu wider, nach einer
gehaltenen Unterſuchung falſch gefunden, ihnen ſolches ihr Anbringen
verwieſen, und das Ubrige alles abgeſchlagen, auch dabey nachdruͤcklich
zu verſtehen gegeben, daß man davor hielte, ſie ſuchten nur Verzoͤge-
rung zu machen, welche man im Geringſten nicht geſtatten wuͤrde, ſelbige
verſicherten, und betheuerten das Gegentheil, und nahmen alſo ihren Ab-
ſchied.
Tages darauf kamen wieder zwey Deputirten, welche aber weiter
nichts anzubringen hatten, ſondern nur ſehr beweglich bathen, dem ge-
ſtern auf ſie gefaßten Argwohn fahren zu laſſen, und nur noch zwey oder
hoͤchſtens drey Tage Friſt ſich ausbathen, damit der Plan des Verglei-
ches ausgearbeitet werden koͤnte, welches ihnen dann accordiret wur-
de; Jndeß wurde von Seiten des Obriſten Wachtendonck, als
welcher dieſen Leuten nicht das Geringſte trauete, alle vorſichtige Mittel
vorgekehret, vor einer Sourpriſe, verſichert zu ſeyn, der General
Gouverneur la Variano hingegen ware dieſes Obriſten Meynung
zuwider, und vermeynte es waͤre nicht noͤthig ein Muͤßtrauen zu ha-
ben er kenne die Nation und wiſſe dannenhero, wann ihnen zu trauen,
oder nicht, der Obriſte Wachtendonck aber bliebe bey ſeiner Mey-
nung, und lieſſe zu dem Ende dem Capitaine Graff Erlach mit 1200. Mann
eine Hoͤhe occupiren, welche die Aveniien des Gebuͤrges Radreppo com-
mendiret, ſo die Rebellen vorhero 24. Stunden verlaſſen, durch welche
man alſo verhindern koͤnnte, daß ſich die Rebellen von Weſcovvato aus,
lincker Hand gegen Torre Bellegrino nicht extendiren, oder von denen
Gebuͤrgen herunter laſſen, ſondern auf dieſen Fall, zwiſchen, und bey de-
nen Hoͤhen, Cariola, und Miſſa, ſolches bewerckſtelligen muͤſten, welches
ihnen aber faſt unmoͤglich fallen wuͤrde; Wir aber vermeyneten in dem
Stande zu ſeyn, vermoͤge gedachter zwey, und dieſer einen Hoͤhe ob zwar
nicht
nicht ohne groſſe Difficultæten, ihnen auf 2. Seiten beyzukommen; Als
ſie nun dieſes wahr genommen, kamen gleich wieder Deputirte, proteſtir-
ten darwieder, und gaben vor daß ſolches anzuſehen waͤre daß man nnſerunſer
Seits kein Accommadement, mit ihnen verlange, weil man dergleichen
Mouvements vornehme und die Poſten, welche ſie wieder beſetzen wollen oc-
cupirte. Bathen dannenhero, man mochte doch die erwehnt, und in Be-
ſitz genommene Hoͤhe, ver- und ihnen wieder uͤberlaſſen; Sie wurden aber
gantz kurtz, und mit abſchlaͤgiger Antwort abgewieſen, und hielte der
Obriſte Wachtendonck gewiß davor, welches auch der Ausgang nicht
anders gewieſen, die Rebellen ſuchten uns nur zu amuſiren, haͤtte auch
gewiß, daß zum Frieden von ihnen vorgebende Negotium aufgehoben,
wann der General Gouverneur hierinne nicht contrairer Mey-
nung geweſen, indes kehrte er alles vor, was ein vorſichtiger Commen-
dant, der mit einen dergleich Feinde zu thun hat, noͤthig hat, um vor al-
len nachtheiligen Suiten geſichert zu ſeyn.
Nun kam endlich der Tag herbey da die verſprochene Friedens De-
putation anlangen ſolte, welche man acceptirte, und ihre Propoſitiones
hoͤrete, welche darinne beſtunden.
Sie waͤren Jhro Roͤmiſch Kayſerl. Majeſt. in allerunterthaͤnigkeit
verbunden, daß ſich ſelbte ihrer, in ihren Bedraͤngniſſe angenommen, und
ſie wieder die Genueſer, als welche nicht als Chriſten mit ihnen umbge-
gangen waͤren, in Schutz genommen haͤtten, indem ſie die Uberſetzung der
Kayſerl. Trouppen in ihre Jnſul, vor einen Schutz, und nicht Bekrie-
gung hielten, als wodurch die Genueſer gehindert worden, ihre ander-
weitige Deſſains, wieder ſie arme Bedraͤngte, auszufuͤhren, recommen-
dirten ſich dann fernerweit zu Kayſerl. Gnaden, und Protection, wolten
ſich auch zu dem Ende, allem unterwerffen, was Kaͤyſerl. Majeſtaͤt ihnen
vorzuſchreiben geruhen wolten, baͤthen ſich aber aus, auf nachſtehende
Puncte allergnaͤdigſt zu reflectiren, als:
1) Sollen alle Hoſtilitæten aufhoͤren, und beyden Theilen frey ſte-
hen ohne das Geringſte zubeſorgen, hin und her zu reiſen, es ſey dann daß
das Heylſame Werck des Friedens welches jedoch GOtt verhuͤten wolle,
abrumpiret werden ſolte, und auf dieſen Fall, ſollen dennoch, erſt nach
Verflieſſung dreyer Tage die Hoſtilitæten angehen.
2) Jhre wieder die Genueſer eingegebene Gravamina, welche ſie
hierdurch uͤbergeben, ſo aber ein groß Volumen ausmachen, in gnaͤdige
Conſideration zuziehen, und daß ſie, wie Jnhalt ſolcher zeigen wird, we-
gen der vielen Oppreſſions nicht anders thun koͤnnen, als zum Waffen zu-
A 3greif-
greiffen, umb ſich das Wiederrechtliche Joch vom Halſe zu ſchuͤtten, dabey
fuͤhren ſie alle ihre Privilegia, Pacta und Vergleiche an, und beſchweren
ſich inſonderheit uͤber eine Genueſiſche Familie, von welcher eine gewiſſe
Zeit faſt beſtaͤndig einige in Regierungs Sachen, in Corſica employret
geweſen, in welchen Beſchwerden ſehr viel harte, und zugleich laͤcher-
liche Expreſſions enthalten, die Familie aber iſt von Calvaro.
3) Sie bitten gehorſambſt, den Ort allwo gehandelt werden ſoll, aus-
zumachen, ſchlagen dazu das Gebuͤrge St. Andre vor ſtellen zugleich vor,
daß ſie ihrer Seits dieſerhalb ſich nicht aus der Jnſul begeben koͤnten.
4) Damit ſie Kayſerl. Majeſt vor eine freye Republique declariren
und dabey mainteniren moͤchte, und ihnen das Genueſiſche Joch, und Un-
terthaͤnigkeit, welches ihnen dieſe wiederrechtlich aufgeleget, annehmen.
5) Davor wolten ſie, jedoch auf eine gewiſſe Art (welche ausge-
macht werden koͤnte, und ſie ſich ſolche, wann es nur von Kayſerl. Sei-
ten geſchaͤhe, gefallen laſſen wollen) von Kayſerl. Maj. und deren Schutz
dependiren und ihnen davor eine Jaͤhrl. Erkaͤndlichkeit contribuiren welche
ſie, jedoch nach Proportion ihres Armuths einzurichten erſuchen.
6) Alles was nur ein Genueſer hieſe, ſolte die Jnſul raͤumen, auch
hinfuͤhro nicht betreten, und ſolte die Republique Genua, aller Herrſchafft
derer ſie ſich Zeithero, uͤber ſie angemaſſet, ſich looß ſagen, und ſie die Cor-
ſikaner vor eine freye Republique erkennen, und ihnen das Praͤdicat Illu-
ſtris zugeſtehen.
7) Jnnerhalb 4. Wochen, ſolte dieſes alles abgethan, und geſchloſ-
ſen, denen Genueſern aber nicht geſtattet ſeyn, Ausfluͤchte, und Einwendun-
gen zu machen.
8) Die freye Schiffarth und Handlung, gleich wie andre Republi-
quen ſollen ihnen ebenfalls frey ſtehen.
9) Jedoch wollen ſie niemahlen wieder den Kayſer, als ihren Schutz-
Herren, weder vor ſich, noch mit andern was Feindſeeliges intendiren.
10) Bitten ſich dargegen, auf benoͤthigten Fall Kayſerl. Maj. Schutz,
und Huͤlffe, wieder alle diejenigen, ſo ihnẽ Feindſeelig begegnen moͤchten, aus.
Woruͤber ein a parter Vergleich, nach Kayſerl. Maj. hohen Gefallen ge-
richtet werden ſoll.
11) Gewiſſe Familien aus ihren Nation welche ſie ſelbſt, unter ſich
ausmachen und in Vorſchlag bringen wollen, ſollen von Kaͤyſerl. Majeſt.
vor Nobles declariret, und hernach von jedermann in perpetuum, davor
gehalten, auch aus dieſen die Aembter, und Chargen beſetzet werden.
12) Aus dieſen Noblen Familien ſoll auch das Haupt, jedoch von ih-
nen
nen ſelbſt, allemahl erwehlet werden, ohne jemands Confirmation, daruͤber
einholen zu duͤrffen, welcher das Prædicat Duca fuͤhren ſoll, NB. Wozu
ſie vors erſt ihren eintzigen Cheff oder Anfuͤhrer welcher nur eiu Auge hat,
haben wollen.
13) Jhre Iuſtice, und andere Verfaſſungen, wollen ſie ſelbſt reguli-
ren, laſſen ſich jedoch gefallen, ſolche bey Angang ihrer Republique dieſes
mahl an die Kaͤyſerl. Maj. zu communiciren, und wann ſelbige darwieder
was einzuwenden faͤnden, ſolches abzuſtellen oder zu aͤndern, wie wohl in
allen dieſen, ihrer Seits nichts als Billichkeit, zum Fundament genommen
werden ſolle.
14) Gleich bey Anfang derer Tractaten, bitten ſelbige in aller Sub-
miſſion daß die Zuruͤckſendung der ſaͤmmtlichen Trouppen angefangen wer-
den moͤchte, und zwar erſtlich alles, was Genueſiſch, in der Jnſul befindl.
1000. Mann aber Kayſerl. ſolten in Baſtia bis zur voͤlligen Ratification
ſtehen bleiben, nach ſolcher aber auch ihren Ruͤckweg nehmen, und ihnen
den, Ort einraͤumen, und uͤbergeben.
15) Sie die Corſicaner wollen, oder vielmehr der aus ihren Mittel
erwehlte Duca, und eine Anzahl Nobles in Præſence der Kayſerl. Ge-
vollmaͤchtigten, daß ſie alles geſchloſſene, unverbruͤchlich halten wollen,
mit einen Eyde verſichern, wobey jedoch niemand, ſo der Republique
Genua angehoͤrig, zugegen ſeyn ſoll.
Nachdem nun der Obriſte von Wachtendonck, alle dieſe Pro-
poſitiones ſo das Accommodement befoͤrdern ſollen, ſo beſchaffen gefun-
den, daß darunter nichts als Arges verborgen, hat er ſolche zwar angehoͤ-
ret, und davon ſeinen Bericht gethan, ihnen als den Deputirten aber
auch alles, was er darinne unnoͤthig gefunden, verwieſen, und ſie bis auf
weitere Nachricht, nach Hauſe gehen laſſen, und indeß alle noͤthige Vor-
ſichtigkeit continairet, und fleißig recognoſciren laſſen, auch ein, und an-
dere detachirte Poſten, ſo wie er es vor noͤthig gefunden, verflaͤrcket; Bis
endlich den 5. dieſen der Herr Obriſt-Wachtmeiſter Fleydel von den loͤbl.
Harrachiſchen Regim. ſo das Thal Diu vor, und hinter der beſatzten Hoͤ-
he Miffa zu recognoſciren commenuirt geweſen, die Nachricht eingebracht,
daß er die Rebellen, eine halbe Meile, von gedachter Hoͤhe, in vollen Mou-
vement gefunden, daher er ſich, umb ihr Vorhaben beſſer gewahr zu wer-
den, da er ihnen ohne das, da ſie, ſeinen Befinden nach, bey 25000. Mann
geweſen, nicht hindern koͤnnen, und als er geſehen, daß ſie ihren Marchre-
cta nach der Hoͤhe Miffa gerichtet, genoͤthiget geſeheu ſeine bey ſich haben-
de 60. Grenadier, um ſolche Hoͤhe, zu der ſchon auf ſelbiger ſtehenden
Mann-
Mannſchafft ſtoſſen zu laſſen, damit ſolche deſto beſſer Defendiret werden
koͤnten, mit noch 25. bey ſich gehabten Huſſaren aber, wovon er jedoch
noch 6. und den Cornet zuruͤck gelaſſen, um daß Ferner paſſirende zu aviſiren,
iſt er eyligſt allhier eingetroffen, und hat der Herr Obriſte Wachtendonck,
von der Rebellen Mouvement Bericht abgeſtattet. Woraus ſo gleich der
Herr Obriſte Wachtendonck, geurtheilet, es moͤchte wohl die Attaque der
Hoͤhe von Miffa, in dem ſolche, von ſelbiger Seite, ſehr difficile, nur eine
Fouſe ſeyn, und daß vielmehr der Rebellen wahre Abſicht waͤre uns durch
dieſen Allarm nach bemeldter Hoͤhe zu ziehen, und indes von der andern
Seite der Ebene zu gewinnen, gleich wie ihr Deffiliren ſolches andeutete,
und uns alſo in Ruͤcken zu uͤberfallen; Es machte dahero ſelbiger gleich
ſeine Anſtalt, und ließ ein Bataillon von jung Dbaun nebſt einer Grena-
dier Compag. nach gedachter Hoͤhe marchiren, umb ſolche ſouteniren zu
helffen, mit 4. Bataillons aber marchirte er, und ſo viel Grenadier Com-
pag. durch die allhier ſich haͤuffig befindl. Straͤucher, laͤngſt der Ebene von
Diu verdecket, da den der von den Obriſt Wachtmeiſter Fleydel juruͤck
gelaſſene Cornet zuruͤck kam, mit der Nachricht, daß die Rebellen die
Hoͤhe von Miffa attaquireten. Jndeß wurde der March vorgeſetzter
Maſſen, auf bey den Seiten continuiret, und die Huſſaren zu recognoſci-
ren fortgeſchicket, welche zu unterſchiedenen mahlen, eben die gemeldte
Nachricht brachten, jedoch unter andern der letzte, wie das Feuer, auf der
Attaque gegen die Hoͤhe Miffa gar ſparſam gegeben wuͤrden, nachdem man
alſo in dieſer Situation 3. Stunden verdecket marchiret, und man in et-
was Plane den March bis wieder an dero brouſaillen continuiren mußte,
kam ein ausgeſchicktes Commando Huſaren, und brachte die Nachricht,
daß es die Rebellen wuͤrcklich uͤber die Berge herunter, bey den kleinen Fle-
cken Triffolli defeliren geſehen, weilen nun juſt das Deſſein der Feinde
ſo wahr, als es der Herr Obriſte Wachtendonck vorhero geurtheilet, ließ er
einen kleinen Halt, machen, und die ſaͤmmtl. Commendanten, und Ober-
Officiers zuſammen kommen, wiederholte kuͤrtzlich ſeine gemachte Diſpoſi-
tion, und erinnerte daß ein jeder, weilen ſie ohnfehlbahr, mit den Feinde
zuthun bekommen wuͤrden, das ſeinige thun, und ſeine Leute encouragiren
ſolte, detachirte auch zu gleich 2. Grenadier Compag. und 200. Mousquetier
mit den Obriſt. Lieut. Nadaſti, rechter Hand naͤher den Gebuͤrge zu mar-
chiren und zwar ſo viel moͤglich mit ihn in einer Linie, daſelbſt den Feind
zu verhindern, ſich derſeits an das kleine Gebuͤrge, Maſai zu poſtiren, und
da wurde der march, nachdem alles diſponiret, wieder angetreten, und
nachdem man kaum eine halbe Stunde marchiret wurden wir des Feindes,
die
die Berge herunter defiliren gewahr, und daß ſchon eine groſſe Anzahl, da-
von ſich in der Ebene poſtiret hatten, unſer march wurde dieſem nach,
ſo ſtarck wie moͤgl. continuiret, der Feind wurde gar bald gewahr, kon-
te aber nicht ſo geſchwinde, ſich retiriren, wie nachgehendes erfahren wor-
den, wolte er es nicht thun, ſondern vielmehr uns erwarten, ſich auf ſeine
Staͤrcke verlaſſende, derowegen wir alſo gar balde, zuſammen kamen,
weilen aber das Terrain, eine kleine Diſtance, die wir pasſiren muͤſſen,
enge wahr, daß wir ohngefehr 300 Schritt nicht anders als Diviſions
weiſe, enfronte marchiren konten, wurden uns viele Leuthe zu Schanden
gemacht, indem ſich die Rebellen, an gedachte Enge poſtiret, die unſrigen
Thaten ihr Devoir zwar, doch wurden die 2 Grenadier Compagnien als
die von Braun, gantz, und die von Hamilton faſt ruiniret, welche jedoch
von den Uberreſt, nicht nur Souteniret, ſondern auch courageſement ſe-
cundiret, und der Obriſt Lieut: Nadaſti kam, nachdem Er viele diffi-
cile paſſagen pasſiret, attaquirete den Feind auf ſeiner Seiten, zu rech-
ter Zeit, welches ſie ſich gar nicht verſehen, und nachdem wir endlich auch
Terrain gewonnen, uns extendiren zu koͤnnen, fingen die Rebellen an
ſich in groſſer Confuſion nach dem Gebuͤrge zuruͤck zu ziehen, wiewohl
ſie ſich zu zweyen mahlen geſetzet, allemahl aber wieder durch unſer Feu-
er zur reteraite gezwungen worden, bis ſie endlich in der groͤſten Unord-
nung fluͤchtig worden, und da das Gebuͤrge dieſes Orths, faſt in inaceſ-
ſible, und die Paſſagen uͤber ſolches ſehr klein ſeyn, wurden ſelbige mei-
ſtens an dem Gebuͤrge von denen unſrigen maſſacriret und haben wir
alſo eine vollkommene Victorice uͤber die Feinde erhalten.
Welche bey 5000. ſchon von denen Gebuͤrgen in der Ebene geweſen,
ſo aber auch mehrentheils Maſſacriret, indem man ſchon uͤber 4000.
Todte zehlete, haͤtten ſie aber Zeit gehabt, mit ihrer voͤlligen Macht in
die Ebene herunter zu kommen, wuͤrden ſie uns viel zuthun gemacht ha-
ben, wie dann ihre Jntention geweſen, uns von denen beſetzt habenden
Hoͤhen, zu coupiren, und folglich da ſie etliche 30000. Mann wahren, uns
zu attaquiren, welches aber alles durch des Obriſten Wachtendonck. Vor-
ſichtigkeit nicht nur gehindert, ſondern ſie in groſſe Conſternation geſetzet
worden, unſerſeits ſeynd uͤber 200. Mann theils todte, theils blesſirte, wor-
unter viele brawe Officier, von welchen allen, wie auch die Situation, und
Ordre de Battaille und mehrere Umbſtaͤnde, gehorſambſt mit nechſten zu-
ſenden werden, unter denen Todten Kayſerl. ſeits befindet ſich der Obriſt-
Lieut. Nadaſti, und unter denen blesſirten der Obriſte Wachtendonck,
Bder
der Lieut, Buchner, welchen ich mit anhero genommen, und in unſern
Dienſten geſtanden, hat gleichfalls das ungluͤckl. Sort gehabt, todt geſchoſ-
ſen zu werden; Man haͤlt davor, die Rebellen, muͤſſen mit einer gewiſ-
ſen Puiſance, in guten Vernehmen ſtehen, und mit ſelbigen en-concert die
Friedens Propoſition gemacht haben, in der Meynung uns damit ſicher zu
machen, und endlich durch das vorgehabte Deſſein, uns eines anzuhaͤngen,
und den gar aus zumachen, gewiß iſt es, wann ſelbige dieſen ihren End-
zweck erreichet haͤtten, wuͤrden wir einen ſchweren Stand gehabt haben,
ohne daß es verhindert werden koͤnnen.
Corſica, eine der groͤſten Jnſeln des Mittellaͤndiſchen Meers, zwiſchen
den Genueſiſchen Kuͤſten und der Jnſul Sardinien. Sie wird in vier
Theile abgetheilet, di qua monte gegen Norden, di la monti, gegen Suͤ-
den, Banda di dentro gegen Oſten, Banda di fuora gegen Weſten. Sie
wurde zu erſt von den Griecher Tercepne und hernach Cyrne, nach Cyr-
no, welcher des Herculis Sohn geweſen, ſeyn ſoll, genennet. Den Nah-
men Corſica aber ſoll ſie von einer gewiſſen Weibs-Perſon aus Ligurien,
nahmens Corſa Babulca, bekommen haben, welche ſo behertzt geweſen, daß
ſie aus bemeldter Landſchafft eine Colonie hieher gefuͤhret. Die vor Zei-
in dieſer Jnſul beruͤhmte Staͤdte waren Aleria und Mariana, deren jene
von Sylla, dieſe aber von Mario zu einer Roͤmiſchen Colonie gemacht wor-
den, da ſonſten Aleria ſchon vor einigen Seculis durch die Phocenſer war
erbauet, und nachdem von den Roͤmern in erſten Puniſchen Kriege unter
den aͤltern L. Scipione erobert worden. Allein vorjetzo haben ſie beyde kaum
noch einige Merckmale von ihrer alten Herrlichkeit uͤbrig. Nunmehro ſind
die beſten, Baſtia, welches die Haupt-Stadt iſt, alsdann Ajazzo, Nebio,
Calvi, Corte, Bonifacio, &c. Es ſind 5. Bißthuͤmer darinnen, als zu
Ajazzo, Aleria, Sagona, Mariana und Nebio. Die 4. letztern Oerter
aber ſind dergeſtallt ruiniret, daß die Biſchoͤffe ſich entweder zu Baſtia
oder in den benachbarten Doͤrffern aufhalten muͤſſen. Corſica hat 3. groſſe
Fluͤſſe unter welchen Liamon und Tavignan aus dem See Crena entſprin-
gen, welcher auf den Berge Gradaccio gegen die mitten der Jnſul zu liegt.
Daſelbſt iſt auch der See Juo, woraus der Fluß Guolo kommt. Die
Lufft iſt ſehr ungeſund, das Erdreich aber bergicht, ſteinigt und nicht gar
fruchtbar; jedennoch waͤchſet guter Wein auf derſelben, wie auch Ge-
traͤyde und Baumfruͤchte, als Oliven, Feigen, Mandeln und Caſtanien,
und an ihren Kuͤſten findet man viel Corallen. Man trifft auch einen
Stein darinnen an, welcher Catochites genennet wird, und an der Hand
kle-
kleben bleibet. Der bequemeſte Hafen iſt Bonifacio, welcher eine gute
Veſtung hat. Das Capo Corſo oder punta di Morono iſt der alten ſa-
cram promotorium, und das Capo di Manza iſt das promontorium Gra-
niacum.
Die Toſcaner eroberten anfaͤnglich dieſe Jnſul, hernach nahmen
die Carthagimenſer ſie ihnen wieder weg; Worauf die Roͤmer unter
Scipiore ſich davon Meiſter machten. Die Saracenen fielen zwar im
8ten Seculo hinein, wurden aber bald wiederum daraus vertrieben.
Nach dieſem ſtritten die Grauneſer und die von Piſa eine lange Zeit um
derſelben Beſitz; endlich egneten ſich jene dieſelben zu, und ſchicken
nunmehro alle zwey Jahr einen Gouverneur und General-Lieutenant hie-
her. Die Corſen ſind gute Soldaten, aber uͤberaus grauſam, rachgie-
rich und von ſchlechten Sitten; wie man den auch dafuͤr haͤlt, daß ihr
Rauben und Pluͤndern die Urſache geweſen, warum alle diejenigen, wel-
che See-Raͤuberey treiben, Coſaren pflegen genennet zu werden. Weil
wegen der boͤſen Lufft die Jnſul wenig bewohnt iſt, ſo haben im 17ten
Seculo die Genueſer 5. oder 600. Magnoten oder Mainoten dahin auf-
genommen, welche ſonſt in Form einer Republic an den Kuͤſten von Mo-
rea gegen die Oeſtliche Seite des Meer-Buſens von Coron zu, von
dem Vorgebuͤrge Metapan an, bis an den Fluß Calamata ſich aufgehal-
ten, und ſeit der Tuͤrckiſchen Eroberung der Jnſul Candia
Anno 1669. ihr Vaterland verlaſſen hatten.