Herrn Fritz Reuter
Höchst geehrter Herr.
Wie ich dazu kom̃e, Ihnen das beifolgende Büchlein zu übersenden?
Weñ Sie das verwundert fragen, so schelten Sie Ihren Freund, Herrn Karl
Kräpelin, der vor längerer Zeit zu meiner freudigen Überraschung
mir Grüße von Ihnen überbracht mit der erfreulichen Versiche-
rung, daß Sie meiner wohlwollend gedächten. Diese Grüße nun
des von mir so hoch verehrten Dichters aufs freundlichste zu erwi-
dern, wählte ich die Übersendung des Büchleins; aber ich muß
allerdings zugleich gestehen, daß ich dabei auch noch eine etwas
selbstische Absicht habe. Ich sagte mir nämlich, daß Sie bei der
Feststellung Ihrer Orthographie für das Plattdeutsche schon fast alle
hier zur Erwägung kom̃enden Fragen geprüft haben müssen und
vielleicht entschlössen Sie Sichsich bei einer An- und Durchsicht des Büchleins
auszusprechen, wo Sie den von mir gemachten Vorschlägen zustim̃en und
wo Sie von denselben abweichen zu müssen glauben. Hier würde ich
Ihnen für Ihre Belehrung nicht minder dankbar sein als dort er-
freut über Ihre Zustim̃ung. Deñ es liegt mir eben nur an meiner
allseitigen Erörterung und Erwägung der Fragen, die das Richtige zu Tage
fördert, nicht an dem unbedingten Durchgehen meiner Vorschläge.
Nur möchte ich dem geeinten Vaterland auch in der für die allgemeinen
Volksbildung so ungemein wichtigen Rechtschreibung eine Einheit herbei-
zuführen ein meinen Theil mithelfen und ich gebe mich gern
der Hoffnung hin, dass Sie vielleicht durch eine Besprechung des
Buches dies gewiss von Ihren gebilligte Streben befördernwerden
Wie dem nun aber auch sein möge, jedenfalls
erlauben Sie mir, der Verehrung Ausdruck zu geben,
mit der ich bin
Ihr ergebenster,
Daniel Sanders
Altstrelitz 18/4 73.