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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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im Glauben/ vnd in der Keuschheit/ wie St. Paulus einen Kir-
chendiener beschreibet 1. Tim. 4.

Ob er wol auch mit Menschlichen Schwachheiten/ wie alle
andere Menschen/ behafftet ware/ hat ers doch an sich erkennet/
dem lieben Gott es geklaget/ vnd jhme vielfältig in seinem täg-
lichen Gebet abgebeten/ sonderlich aber hat er solches gethan/
wann er sich zur Beicht vnd Gebrauch deß heiligen Abendmals
eingefunden/ welches er mit den Seinen in der Kirchen zum öff-
tern verrichtet/ für sich aber vnd insonderheit am vergangenen
Montag 8. Tage/ zu Hause/ als er kranck worden. Wie de-
mütig er dazumal seine Sünde gebeichtet/ wie hertzlich er Gott
vmb Verzeihung derselben gebeten/ wie höchlich er sich der Ge-
rechtigkeit Christi erfrewet vnd getröstet/ vnd wie wol er sich zu
einem seligen Ende geschicket/ wie andächtig er auch dazumal
das hochwürdige Abendmal empfangen/ vnd dem HErrn JE-
su für sein Leiden vnd Sterben gedancket/ ist dem lieben GOtt
zuförderst vnd mir Vnwürdigen wol bewust.

Als er auch dazumal gefraget worden/ ob er sich nicht et-
wan mit jemand zu versöhnen hätte? Hat er sich wol besonnen/
vnd endlich gesagt/ er wüste keinen Menschen auff dieser Welt/
dem er feind were/ auch niemand/ den er beleidiget hätte: Were
vielleicht bey einem oder dem andern was fürgangen/ so were es
Ambts- vnd Gewissens halben geschehen/ derowegen zweiffele
er nicht/ es were allbereit vom Gegentheil erkennet worden/ wie
gut es von jhme gemeinet gewest: Wo nicht/ so hoffe er/ vnnd
bitte GOtt/ daß sie es noch erkennen mögen.

Erscheinet also hierauß gnugsam vnnd vnwidersprechlich/
daß wir an vnserm Sel. Herrn Sauberto einen solchen Ge-
rechten haben/ wie jhn der heilige Geist in vnserm Text be-
schreibet.

Beschawen wir nun ferner seinen Zustand/ vnnd zwar
erstlich sein zeitliches Leben/ Sihe/ so ist er warhafftig deren

einer

im Glauben/ vnd in der Keuſchheit/ wie St. Paulus einen Kir-
chendiener beſchreibet 1. Tim. 4.

Ob er wol auch mit Menſchlichen Schwachheiten/ wie alle
andere Menſchen/ behafftet ware/ hat ers doch an ſich erkeñet/
dem lieben Gott es geklaget/ vnd jhme vielfaͤltig in ſeinem taͤg-
lichen Gebet abgebeten/ ſonderlich aber hat er ſolches gethan/
wann er ſich zur Beicht vnd Gebrauch deß heiligẽ Abendmals
eingefunden/ welches er mit den Seinen in der Kirchen zum oͤff-
tern verrichtet/ fuͤr ſich aber vnd inſonderheit am vergangenen
Montag 8. Tage/ zu Hauſe/ als er kranck worden. Wie de-
muͤtig er dazumal ſeine Suͤnde gebeichtet/ wie hertzlich er Gott
vmb Verzeihung derſelben gebeten/ wie hoͤchlich er ſich der Ge-
rechtigkeit Chriſti erfrewet vnd getroͤſtet/ vnd wie wol er ſich zu
einem ſeligen Ende geſchicket/ wie andaͤchtig er auch dazumal
das hochwuͤrdige Abendmal empfangen/ vnd dem HErrn JE-
ſu fuͤr ſein Leiden vnd Sterben gedancket/ iſt dem lieben GOtt
zufoͤrderſt vnd mir Vnwuͤrdigen wol bewuſt.

Als er auch dazumal gefraget worden/ ob er ſich nicht et-
wan mit jemand zu verſoͤhnen haͤtte? Hat er ſich wol beſonnen/
vnd endlich geſagt/ er wuͤſte keinen Menſchẽ auff dieſer Welt/
dem er feind were/ auch niemand/ den er beleidiget haͤtte: Were
vielleicht bey einem oder dem andern was fuͤrgangen/ ſo were es
Ambts- vnd Gewiſſens halben geſchehen/ derowegen zweiffele
er nicht/ es were allbereit vom Gegentheil erkennet worden/ wie
gut es von jhme gemeinet geweſt: Wo nicht/ ſo hoffe er/ vnnd
bitte GOtt/ daß ſie es noch erkennen moͤgen.

Erſcheinet alſo hierauß gnugſam vnnd vnwiderſprechlich/
daß wir an vnſerm Sel. Herrn Sauberto einen ſolchen Ge-
rechten haben/ wie jhn der heilige Geiſt in vnſerm Text be-
ſchreibet.

Beſchawen wir nun ferner ſeinen Zuſtand/ vnnd zwar
erſtlich ſein zeitliches Leben/ Sihe/ ſo iſt er warhafftig deren

einer
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[15/0022] im Glauben/ vnd in der Keuſchheit/ wie St. Paulus einen Kir- chendiener beſchreibet 1. Tim. 4. Ob er wol auch mit Menſchlichen Schwachheiten/ wie alle andere Menſchen/ behafftet ware/ hat ers doch an ſich erkeñet/ dem lieben Gott es geklaget/ vnd jhme vielfaͤltig in ſeinem taͤg- lichen Gebet abgebeten/ ſonderlich aber hat er ſolches gethan/ wann er ſich zur Beicht vnd Gebrauch deß heiligẽ Abendmals eingefunden/ welches er mit den Seinen in der Kirchen zum oͤff- tern verrichtet/ fuͤr ſich aber vnd inſonderheit am vergangenen Montag 8. Tage/ zu Hauſe/ als er kranck worden. Wie de- muͤtig er dazumal ſeine Suͤnde gebeichtet/ wie hertzlich er Gott vmb Verzeihung derſelben gebeten/ wie hoͤchlich er ſich der Ge- rechtigkeit Chriſti erfrewet vnd getroͤſtet/ vnd wie wol er ſich zu einem ſeligen Ende geſchicket/ wie andaͤchtig er auch dazumal das hochwuͤrdige Abendmal empfangen/ vnd dem HErrn JE- ſu fuͤr ſein Leiden vnd Sterben gedancket/ iſt dem lieben GOtt zufoͤrderſt vnd mir Vnwuͤrdigen wol bewuſt. Als er auch dazumal gefraget worden/ ob er ſich nicht et- wan mit jemand zu verſoͤhnen haͤtte? Hat er ſich wol beſonnen/ vnd endlich geſagt/ er wuͤſte keinen Menſchẽ auff dieſer Welt/ dem er feind were/ auch niemand/ den er beleidiget haͤtte: Were vielleicht bey einem oder dem andern was fuͤrgangen/ ſo were es Ambts- vnd Gewiſſens halben geſchehen/ derowegen zweiffele er nicht/ es were allbereit vom Gegentheil erkennet worden/ wie gut es von jhme gemeinet geweſt: Wo nicht/ ſo hoffe er/ vnnd bitte GOtt/ daß ſie es noch erkennen moͤgen. Erſcheinet alſo hierauß gnugſam vnnd vnwiderſprechlich/ daß wir an vnſerm Sel. Herrn Sauberto einen ſolchen Ge- rechten haben/ wie jhn der heilige Geiſt in vnſerm Text be- ſchreibet. Beſchawen wir nun ferner ſeinen Zuſtand/ vnnd zwar erſtlich ſein zeitliches Leben/ Sihe/ ſo iſt er warhafftig deren einer

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/22>, abgerufen am 28.03.2024.