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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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Bald hernacher ward entzucket
Vnsrer Stadt verpflichtes Pfand;
Nun Corneli ist gerucket
zu der Engel Vatterland.
Jetzt wird er (O Kummer-Leiden!)
nimmer vnsre Seele weiden.
Jetzund/ da der Herbst entzogen
die geschmückte Sommerszeit/
ist auch Saubert hingeflogen
zu der langgewünschten Frewd:
Hin zu der Befreunden Wohnung/
dort ist seiner Arbeit Lohnung.
Wie? Soll Eros ohne Pfeile/
Mercur ohne Friedstab seyn?
Juppiter ohn Donnerkeule/
Bacchus ohn verfüsten Wein?
Neptun/ als ein Meergott prangen
ohne die gezänckte Stangen?
Wie soll Nürmberg ferner stehen
als der Pierinnen Schoß?
Weil jhr solche Zierd entgehen/
soll sie seyn deß Glückes Schloß?
Zittern nicht der Thürme Zinnen?
Pegnitz will vor Leid nicht rinnen!
Künfftig/ so die Dächer gläntzen
von dem Silberschnee belaubt/
wolle wider Gott ergäntzen/
was verflossne Zeit geraubt.
Frülings/ Sommers/ Herbstes Schade
werd ersetzt durch seine Gnade.
Dieses wünschet/ den grossen Riß betrawrend/
seinem lieben Vatterland zu Ehren/

Georg Stephan Geiger.
Epi-
Bald hernacher ward entzucket
Vnſrer Stadt verpflichtes Pfand;
Nun Corneli iſt gerucket
zu der Engel Vatterland.
Jetzt wird er (O Kummer-Leiden!)
nimmer vnſre Seele weiden.
Jetzund/ da der Herbſt entzogen
die geſchmuͤckte Sommerszeit/
iſt auch Saubert hingeflogen
zu der langgewuͤnſchten Frewd:
Hin zu der Befreunden Wohnung/
dort iſt ſeiner Arbeit Lohnung.
Wie? Soll Eros ohne Pfeile/
Mercur ohne Friedſtab ſeyn?
Juppiter ohn Donnerkeule/
Bacchus ohn verfuͤſten Wein?
Neptun/ als ein Meergott prangen
ohne die gezaͤnckte Stangen?
Wie ſoll Nuͤrmberg ferner ſtehen
als der Pierinnen Schoß?
Weil jhr ſolche Zierd entgehen/
ſoll ſie ſeyn deß Gluͤckes Schloß?
Zittern nicht der Thuͤrme Zinnen?
Pegnitz will vor Leid nicht rinnen!
Kuͤnfftig/ ſo die Daͤcher glaͤntzen
von dem Silberſchnee belaubt/
wolle wider Gott ergaͤntzen/
was verfloſſne Zeit geraubt.
Fruͤlings/ Sommers/ Herbſtes Schade
werd erſetzt durch ſeine Gnade.
Dieſes wuͤnſchet/ den groſſen Riß betrawrend/
ſeinem lieben Vatterland zu Ehren/

Georg Stephan Geiger.
Epi-
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[0236] Bald hernacher ward entzucket Vnſrer Stadt verpflichtes Pfand; Nun Corneli iſt gerucket zu der Engel Vatterland. Jetzt wird er (O Kummer-Leiden!) nimmer vnſre Seele weiden. Jetzund/ da der Herbſt entzogen die geſchmuͤckte Sommerszeit/ iſt auch Saubert hingeflogen zu der langgewuͤnſchten Frewd: Hin zu der Befreunden Wohnung/ dort iſt ſeiner Arbeit Lohnung. Wie? Soll Eros ohne Pfeile/ Mercur ohne Friedſtab ſeyn? Juppiter ohn Donnerkeule/ Bacchus ohn verfuͤſten Wein? Neptun/ als ein Meergott prangen ohne die gezaͤnckte Stangen? Wie ſoll Nuͤrmberg ferner ſtehen als der Pierinnen Schoß? Weil jhr ſolche Zierd entgehen/ ſoll ſie ſeyn deß Gluͤckes Schloß? Zittern nicht der Thuͤrme Zinnen? Pegnitz will vor Leid nicht rinnen! Kuͤnfftig/ ſo die Daͤcher glaͤntzen von dem Silberſchnee belaubt/ wolle wider Gott ergaͤntzen/ was verfloſſne Zeit geraubt. Fruͤlings/ Sommers/ Herbſtes Schade werd erſetzt durch ſeine Gnade. Dieſes wuͤnſchet/ den groſſen Riß betrawrend/ ſeinem lieben Vatterland zu Ehren/ Georg Stephan Geiger. Epi-

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/236>, abgerufen am 19.04.2024.