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Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647.

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Wer wolte dann nicht froh seyn/ wann sein Tag vnd sein
Taglohn ein End hat/ vnd die stille Nacht seines arbeitseligen
Lebens jhn zum Schlaff vnd Ruhe einschlummern will? So
nennts die Offenbarung/ wann sie spricht: Selig sind/ die
im HErrn sterben/ von nun an! Ja/ der Geist spricht;
daß sie ruhen von jhrer Arbeit/
im 14. Cap. So ruhet
nunmehr der alte David/ der sich schon längst schlaffen ge-
legt mit seinen Vättern/
wie der HErr zu jhm sagt/ im 2.
Sam. 7. So schlaffen die lieben Propheten/ die beständige
Märterer: So schläfft Stephanus/ Act. 7. Lazarus vn-
ser Freund schläfft
auch/ Joh. 11.

Vnter vns ein betrübte Nachfrag anzustellen/ vnnd doch
nicht aller zu gedencken/ die vns dieses Jahr entgangen. Du
Edles Rahthauß!
wo ist dein arbeitsamer Herr Tetzel?
Er schläfft. Du liebe Cantzel! wo ist dein Herr Cornelius?
Er schläfft. Jhr Glocken jenseit über dem Wasser/ warumb
habt jhr vorgestern so geklungen/ vnd gleichsam geheulet? Ach!
antworten sie: vnser Herr Saubertus hat sich am Montag
schlaffen gelegt/ vnd am Freytag in sein Kämmerlein verschlos-
sen: wir aber haben andeuten müssen/ daß man jhn in seiner
Ruhe nimmer verstören soll!

Jst er dann tod? Nein: Er ist nicht tod: sondern er schläfft.
Du seliger Herr! so wollen wir noch einWort mit dir reden.
Last jhn schlaffen! Hörstu dann nicht? Last jhn schlaffen! Hör
doch die Mutter mit den Kindern! GOtt/ vnd Obrigkeit/
vnd ein jedes Christliches Hertz vnter seinen gewesenen lieben
Zuhörern wird hören. Er schläfft. Es haben seine steinschwere
Glieder schon offt einschlummern wollen: Nun aber ruhen sie
vollend. So schlaffet in ewrem Schlaffkämmerlein ohne fer-
nere Plag! Ewer Siech-vnd Schmertzenbettlein ist außge-

sch lagen/
M iij

Wer wolte dann nicht froh ſeyn/ wann ſein Tag vnd ſein
Taglohn ein End hat/ vnd die ſtille Nacht ſeines arbeitſeligen
Lebens jhn zum Schlaff vnd Ruhe einſchlummern will? So
nennts die Offenbarung/ wann ſie ſpricht: Selig ſind/ die
im HErrn ſterben/ von nun an! Ja/ der Geiſt ſpricht;
daß ſie ruhen von jhrer Arbeit/
im 14. Cap. So ruhet
nunmehr der alte David/ der ſich ſchon laͤngſt ſchlaffen ge-
legt mit ſeinen Vaͤttern/
wie der HErr zu jhm ſagt/ im 2.
Sam. 7. So ſchlaffen die lieben Propheten/ die beſtaͤndige
Maͤrterer: So ſchlaͤfft Stephanus/ Act. 7. Lazarus vn-
ſer Freund ſchlaͤfft
auch/ Joh. 11.

Vnter vns ein betruͤbte Nachfrag anzuſtellen/ vnnd doch
nicht aller zu gedencken/ die vns dieſes Jahr entgangen. Du
Edles Rahthauß!
wo iſt dein arbeitſamer Herr Tetzel?
Er ſchlaͤfft. Du liebe Cantzel! wo iſt dein Herr Cornelius?
Er ſchlaͤfft. Jhr Glocken jenſeit uͤber dem Waſſer/ warumb
habt jhr vorgeſtern ſo geklungen/ vnd gleichſam geheulet? Ach!
antworten ſie: vnſer Herr Saubertus hat ſich am Montag
ſchlaffen gelegt/ vnd am Freytag in ſein Kaͤmmerlein verſchloſ-
ſen: wir aber haben andeuten muͤſſen/ daß man jhn in ſeiner
Ruhe nimmer verſtoͤren ſoll!

Jſt er dann tod? Nein: Er iſt nicht tod: ſondern er ſchlaͤfft.
Du ſeliger Herr! ſo wollen wir noch einWort mit dir reden.
Laſt jhn ſchlaffen! Hoͤrſtu dann nicht? Laſt jhn ſchlaffen! Hoͤr
doch die Mutter mit den Kindern! GOtt/ vnd Obrigkeit/
vnd ein jedes Chriſtliches Hertz vnter ſeinen geweſenen lieben
Zuhoͤrern wird hoͤren. Er ſchlaͤfft. Es haben ſeine ſteinſchwere
Glieder ſchon offt einſchlummern wollen: Nun aber ruhen ſie
vollend. So ſchlaffet in ewrem Schlaffkaͤmmerlein ohne fer-
nere Plag! Ewer Siech-vnd Schmertzenbettlein iſt außge-

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[86/0095] Wer wolte dann nicht froh ſeyn/ wann ſein Tag vnd ſein Taglohn ein End hat/ vnd die ſtille Nacht ſeines arbeitſeligen Lebens jhn zum Schlaff vnd Ruhe einſchlummern will? So nennts die Offenbarung/ wann ſie ſpricht: Selig ſind/ die im HErrn ſterben/ von nun an! Ja/ der Geiſt ſpricht; daß ſie ruhen von jhrer Arbeit/ im 14. Cap. So ruhet nunmehr der alte David/ der ſich ſchon laͤngſt ſchlaffen ge- legt mit ſeinen Vaͤttern/ wie der HErr zu jhm ſagt/ im 2. Sam. 7. So ſchlaffen die lieben Propheten/ die beſtaͤndige Maͤrterer: So ſchlaͤfft Stephanus/ Act. 7. Lazarus vn- ſer Freund ſchlaͤfft auch/ Joh. 11. Vnter vns ein betruͤbte Nachfrag anzuſtellen/ vnnd doch nicht aller zu gedencken/ die vns dieſes Jahr entgangen. Du Edles Rahthauß! wo iſt dein arbeitſamer Herr Tetzel? Er ſchlaͤfft. Du liebe Cantzel! wo iſt dein Herr Cornelius? Er ſchlaͤfft. Jhr Glocken jenſeit uͤber dem Waſſer/ warumb habt jhr vorgeſtern ſo geklungen/ vnd gleichſam geheulet? Ach! antworten ſie: vnſer Herr Saubertus hat ſich am Montag ſchlaffen gelegt/ vnd am Freytag in ſein Kaͤmmerlein verſchloſ- ſen: wir aber haben andeuten muͤſſen/ daß man jhn in ſeiner Ruhe nimmer verſtoͤren ſoll! Jſt er dann tod? Nein: Er iſt nicht tod: ſondern er ſchlaͤfft. Du ſeliger Herr! ſo wollen wir noch einWort mit dir reden. Laſt jhn ſchlaffen! Hoͤrſtu dann nicht? Laſt jhn ſchlaffen! Hoͤr doch die Mutter mit den Kindern! GOtt/ vnd Obrigkeit/ vnd ein jedes Chriſtliches Hertz vnter ſeinen geweſenen lieben Zuhoͤrern wird hoͤren. Er ſchlaͤfft. Es haben ſeine ſteinſchwere Glieder ſchon offt einſchlummern wollen: Nun aber ruhen ſie vollend. So ſchlaffet in ewrem Schlaffkaͤmmerlein ohne fer- nere Plag! Ewer Siech-vnd Schmertzenbettlein iſt außge- ſch lagen/ M iij

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Zitationshilfe: Weber, Michael: Christliche Trawr- und Leichpredigt. [Nürnberg], 1647, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/346672/95>, abgerufen am 18.04.2024.