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[N. N.]: Unsterbliches Ehren-Gedächtnüß. Breslau, 1669.

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Jch weiß kaum Traurens-voll mit diesen schwachen
Sinnen
Mein Leid zu sänfftigen/ und was ich soll beginnen!
Mein Auffenchalt ist hin/ mein Trost und meine
Cron'/
Auff den ich sicher mich verlassen durff't/ ob schon
Die ungestüme See deß Unglücks wolte schrecken/
Und mit dem grossen Sturm der wüsten Wellen decken;
Hier war jedennoch Rath; Last stündlich wird ge-
ritzt
Der Schmertz/ der tieffe Schmertz/ so mein Gemüth
besitzt.
Unschätzbar er Verlust! dann kennen wir die Gaben/
Wann wir sie auß der Welt und dem Besitzthum haben
Verlohrn; Ein grimmes Thier hat warlich den ge-
trag'n
Jm dürren Lybien/ der hier nicht wolte klag'n.
Doch Christliche Gedult! Hier ist deß Höchsten Wille/
Dem man/ wie schwer es fällt/ muß Christlich halten stille/
Nun ist die Schwachheit weg/ nun weichet Creutz und
Noth/
Ein längst-gewüntschter Schlaf folgt nun durch die-
sen Todt.
Er ruhet Sorgen frey in seines Grabes-Kammer/
Verschläffet sanfft und wol den über-grossen Jammer/
Von dem die Welt ist voll; Jetzt ist die Seel' ergetzt/
Deß Lebens-müdes Schiff an sichern Port gesetzt.
Jndes-
Jch weiß kaum Traurens-voll mit dieſen ſchwachen
Sinnen
Mein Leid zu ſaͤnfftigen/ und was ich ſoll beginnen!
Mein Auffenchalt iſt hin/ mein Troſt und meine
Cron’/
Auff den ich ſicher mich verlaſſen durff’t/ ob ſchon
Die ungeſtuͤme See deß Ungluͤcks wolte ſchrecken/
Und mit dem groſſen Sturm der wuͤſten Wellen decken;
Hier war jedennoch Rath; Laſt ſtuͤndlich wird ge-
ritzt
Der Schmertz/ der tieffe Schmertz/ ſo mein Gemuͤth
beſitzt.
Unſchaͤtzbar er Verluſt! dann kennen wir die Gaben/
Wann wir ſie auß der Welt und dem Beſitzthum haben
Verlohrn; Ein grimmes Thier hat warlich den ge-
trag’n
Jm duͤrren Lybien/ der hier nicht wolte klag’n.
Doch Chriſtliche Gedult! Hier iſt deß Hoͤchſten Wille/
Dem man/ wie ſchwer es faͤllt/ muß Chriſtlich haltẽ ſtille/
Nun iſt die Schwachheit weg/ nun weichet Creutz und
Noth/
Ein laͤngſt-gewuͤntſchter Schlaf folgt nun durch die-
ſen Todt.
Er ruhet Sorgen frey in ſeines Grabes-Kammer/
Verſchlaͤffet ſanfft und wol den uͤber-groſſen Jammer/
Von dem die Welt iſt voll; Jetzt iſt die Seel’ ergetzt/
Deß Lebens-muͤdes Schiff an ſichern Port geſetzt.
Jndeſ-
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[[6]/0006] Jch weiß kaum Traurens-voll mit dieſen ſchwachen Sinnen Mein Leid zu ſaͤnfftigen/ und was ich ſoll beginnen! Mein Auffenchalt iſt hin/ mein Troſt und meine Cron’/ Auff den ich ſicher mich verlaſſen durff’t/ ob ſchon Die ungeſtuͤme See deß Ungluͤcks wolte ſchrecken/ Und mit dem groſſen Sturm der wuͤſten Wellen decken; Hier war jedennoch Rath; Laſt ſtuͤndlich wird ge- ritzt Der Schmertz/ der tieffe Schmertz/ ſo mein Gemuͤth beſitzt. Unſchaͤtzbar er Verluſt! dann kennen wir die Gaben/ Wann wir ſie auß der Welt und dem Beſitzthum haben Verlohrn; Ein grimmes Thier hat warlich den ge- trag’n Jm duͤrren Lybien/ der hier nicht wolte klag’n. Doch Chriſtliche Gedult! Hier iſt deß Hoͤchſten Wille/ Dem man/ wie ſchwer es faͤllt/ muß Chriſtlich haltẽ ſtille/ Nun iſt die Schwachheit weg/ nun weichet Creutz und Noth/ Ein laͤngſt-gewuͤntſchter Schlaf folgt nun durch die- ſen Todt. Er ruhet Sorgen frey in ſeines Grabes-Kammer/ Verſchlaͤffet ſanfft und wol den uͤber-groſſen Jammer/ Von dem die Welt iſt voll; Jetzt iſt die Seel’ ergetzt/ Deß Lebens-muͤdes Schiff an ſichern Port geſetzt. Jndeſ-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Unsterbliches Ehren-Gedächtnüß. Breslau, 1669, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354496/6>, abgerufen am 28.03.2024.