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Bänisch, Christoff: Einfältige Trauer- und Trost-Gedancken. Zittau, 1671.

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Wo Creutz und Kummer stets auf uns zu Felde lieget/
Und unser bester Tag ist voller Furcht und Qvaal;
Wohl dem/ der alles dies wohl weiß zu überwinden/
Und alles Flüchtige den Füssen gleiche legt;
Es läst kein Lorber sich umb dessen Schläffe binden/
Der nicht den Sieges-Krantz von seinem Feinde trägt.
Jch weiß es wol; Sie ist von mir hinweg gegangen
Durch Streit und Leyd in Fried'/ in Freud und Herrligkeit/
Sie hat von Michael den Sieges-Zweig empfangen;
Jch aber kämpfe noch/ ich bin in Krieg und Streit.
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Sie lebt ein besser Leben/
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Die Thränen helffen nicht.
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Gott nimmt/ was Er gegeben
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: uns fugt ein ander Licht.
Der Schmertz ist aber groß/ und wil mir nicht verschwinden.
Jch gehe aus und ein/ Jch lieg'/ Jch sitz'/ Jch steh/
So bin ich Traurens-voll/ kan kein' Ergötzung finden/
Jch seufz'/ Jch ruff'/ Ach Gott! Ach Angst! Ach Leyh!
Ach Weh!
O Allerliebstes Hertz! O Theil von meinem Hertzen!
Wie nenn' Jch dich? O Theil vom schönen Engel-Heer!
Ach! Ach! verzeihe mir/ daß in den Trauer-Schmertzen/
Jch denck, Als wenn dein Geist noch in dem Kercker wär!
Ach! Ach! Jch liebte dich mehr/ denn Jch kan erwähnen:
Ein Blick/ ein Wort von dir/ wahr als der Morgen-Thau/
Nun aber wässert sich mein Wangen-Feld mit Thränen/
Das scharffe Saltz verzehrt den Boden solcher Au!
Ach daß so eylend ist der herbe Riß geschehen!
Doch kommt ein matter Trost von Ferne bey mir an/
Daß man die Jenigen sol endlich wiedersehen/
So man verlohren hat hier auf der Wahlfahrts-Bahn.
Ja


Wo Creutz und Kummer ſtets auf uns zu Felde lieget/
Und unſer beſter Tag iſt voller Furcht und Qvaal;
Wohl dem/ der alles dies wohl weiß zu uͤberwinden/
Und alles Fluͤchtige den Fuͤſſen gleiche legt;
Es laͤſt kein Lorber ſich umb deſſen Schlaͤffe binden/
Der nicht den Sieges-Krantz von ſeinem Feinde traͤgt.
Jch weiß es wol; Sie iſt von mir hinweg gegangen
Durch Streit und Leyd in Fried’/ in Freud und Herrligkeit/
Sie hat von Michael den Sieges-Zweig empfangen;
Jch aber kaͤmpfe noch/ ich bin in Krieg und Streit.
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Sie lebt ein beſſer Leben/
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Die Thraͤnen helffen nicht.
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Gott nim̃t/ was Er gegeben
Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: uns fugt ein ander Licht.
Der Schmertz iſt aber groß/ und wil mir nicht verſchwinden.
Jch gehe aus und ein/ Jch lieg’/ Jch ſitz’/ Jch ſteh/
So bin ich Traurens-voll/ kan kein’ Ergoͤtzung finden/
Jch ſeufz’/ Jch ruff’/ Ach Gott! Ach Angſt! Ach Leyh!
Ach Weh!
O Allerliebſtes Hertz! O Theil von meinem Hertzen!
Wie nenn’ Jch dich? O Theil vom ſchoͤnen Engel-Heer!
Ach! Ach! verzeihe mir/ daß in den Trauer-Schmertzen/
Jch denck, Als wenn dein Geiſt noch in dem Kercker waͤr!
Ach! Ach! Jch liebte dich mehr/ denn Jch kan erwaͤhnen:
Ein Blick/ ein Wort von dir/ wahr als der Morgen-Thau/
Nun aber waͤſſert ſich mein Wangen-Feld mit Thraͤnen/
Das ſcharffe Saltz verzehrt den Boden ſolcher Au!
Ach daß ſo eylend iſt der herbe Riß geſchehen!
Doch kom̃t ein matter Troſt von Ferne bey mir an/
Daß man die Jenigen ſol endlich wiederſehen/
So man verlohren hat hier auf der Wahlfahrts-Bahn.
Ja
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[0004] Wo Creutz und Kummer ſtets auf uns zu Felde lieget/ Und unſer beſter Tag iſt voller Furcht und Qvaal; Wohl dem/ der alles dies wohl weiß zu uͤberwinden/ Und alles Fluͤchtige den Fuͤſſen gleiche legt; Es laͤſt kein Lorber ſich umb deſſen Schlaͤffe binden/ Der nicht den Sieges-Krantz von ſeinem Feinde traͤgt. Jch weiß es wol; Sie iſt von mir hinweg gegangen Durch Streit und Leyd in Fried’/ in Freud und Herrligkeit/ Sie hat von Michael den Sieges-Zweig empfangen; Jch aber kaͤmpfe noch/ ich bin in Krieg und Streit. Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Sie lebt ein beſſer Leben/ Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Die Thraͤnen helffen nicht. Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: Gott nim̃t/ was Er gegeben Jch weiß/ Ach! weiß es wohl: uns fugt ein ander Licht. Der Schmertz iſt aber groß/ und wil mir nicht verſchwinden. Jch gehe aus und ein/ Jch lieg’/ Jch ſitz’/ Jch ſteh/ So bin ich Traurens-voll/ kan kein’ Ergoͤtzung finden/ Jch ſeufz’/ Jch ruff’/ Ach Gott! Ach Angſt! Ach Leyh! Ach Weh! O Allerliebſtes Hertz! O Theil von meinem Hertzen! Wie nenn’ Jch dich? O Theil vom ſchoͤnen Engel-Heer! Ach! Ach! verzeihe mir/ daß in den Trauer-Schmertzen/ Jch denck, Als wenn dein Geiſt noch in dem Kercker waͤr! Ach! Ach! Jch liebte dich mehr/ denn Jch kan erwaͤhnen: Ein Blick/ ein Wort von dir/ wahr als der Morgen-Thau/ Nun aber waͤſſert ſich mein Wangen-Feld mit Thraͤnen/ Das ſcharffe Saltz verzehrt den Boden ſolcher Au! Ach daß ſo eylend iſt der herbe Riß geſchehen! Doch kom̃t ein matter Troſt von Ferne bey mir an/ Daß man die Jenigen ſol endlich wiederſehen/ So man verlohren hat hier auf der Wahlfahrts-Bahn. Ja

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Zitationshilfe: Bänisch, Christoff: Einfältige Trauer- und Trost-Gedancken. Zittau, 1671, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354513/4>, abgerufen am 18.04.2024.