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Albinus, Friedrich: Der Wackeren Christen und Kämpffer. Brieg, 1661.

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men/ daß sie im 6ten Jahr ihres Alters schöne
Sprüche und Psalmen bey und vor Tische auß-
wendig hat vorbringen können; Die Frau Mut-
ter nebst dem Herren Stieff-Vatern auch an ler-
nung gutter sitten/ gebärden und Adel wolanste-
hender Aufferziehung sonst nichts ermangeln las-
sen/ ihr eine eigne Lehr Meisterin lange Zeit ge-
halten/ die sie mit Stück-Drat und anderer dem
Frauenzimmer ziemender Arbeit unterwiesen/
welches sie nachmals bey herantretung der Jahre
mit Ruhm gebrauchet und sonderlich das schreiben
ihr sehr nütze gemacht. Mit dem Herren
Stieff-Vatern hat sie so wissen umbzugehen/ daß
er sie mehr als seine eigene Kinder geliebet/ und
weil er solche gutte hervorspriessende Tugenden an
Jhr vermerckt/ hat er selbige auf seinem Todtbet-
te zu Wintzenberg im jahr 1611. seinem Eltern
Herren Sohne/ welcher damals in frembden Lan-
den/ beyde aber einander noch vor dem Abreisen
hertzlich geliebet/ von der Frau Mutter ihme dem
Sohne zuversprechen begehret/ welchem eignem
Außbieten und Väterlich en wolwollen die seelige
Frau nebst ihrer Frau Mutter willige folge gelei-
stet. Und weil der Herr Vater selbiges La-
gers nicht aufkommen/ sondern seinen Geist auf-
geben müssen/ als ist nach volbrachtem Begräbnis
dem verreiseten Herren Sohne geschrieben/ des

Herren

men/ daß ſie im 6ten Jahr ihres Alters ſchoͤne
Spruͤche und Pſalmen bey und vor Tiſche auß-
wendig hat vorbringen koͤnnen; Die Frau Mut-
ter nebſt dem Herren Stieff-Vatern auch an ler-
nung gutter ſitten/ gebaͤrden und Adel wolanſte-
hender Aufferziehung ſonſt nichts ermangeln laſ-
ſen/ ihr eine eigne Lehr Meiſterin lange Zeit ge-
halten/ die ſie mit Stuͤck-Drat und anderer dem
Frauenzimmer ziemender Arbeit unterwieſen/
welches ſie nachmals bey herantretung der Jahre
mit Ruhm gebrauchet und ſonderlich das ſchreiben
ihr ſehr nuͤtze gemacht. Mit dem Herren
Stieff-Vatern hat ſie ſo wiſſen umbzugehen/ daß
er ſie mehr als ſeine eigene Kinder geliebet/ und
weil er ſolche gutte hervorſprieſſende Tugenden an
Jhr vermerckt/ hat er ſelbige auf ſeinem Todtbet-
te zu Wintzenberg im jahr 1611. ſeinem Eltern
Herren Sohne/ welcher damals in frembden Lan-
den/ beyde aber einander noch vor dem Abreiſen
hertzlich geliebet/ von der Frau Mutter ihme dem
Sohne zuverſprechen begehret/ welchem eignem
Außbieten und Vaͤterlich en wolwollen die ſeelige
Frau nebſt ihrer Frau Mutter willige folge gelei-
ſtet. Und weil der Herr Vater ſelbiges La-
gers nicht aufkommen/ ſondern ſeinen Geiſt auf-
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Herren
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[0039] men/ daß ſie im 6ten Jahr ihres Alters ſchoͤne Spruͤche und Pſalmen bey und vor Tiſche auß- wendig hat vorbringen koͤnnen; Die Frau Mut- ter nebſt dem Herren Stieff-Vatern auch an ler- nung gutter ſitten/ gebaͤrden und Adel wolanſte- hender Aufferziehung ſonſt nichts ermangeln laſ- ſen/ ihr eine eigne Lehr Meiſterin lange Zeit ge- halten/ die ſie mit Stuͤck-Drat und anderer dem Frauenzimmer ziemender Arbeit unterwieſen/ welches ſie nachmals bey herantretung der Jahre mit Ruhm gebrauchet und ſonderlich das ſchreiben ihr ſehr nuͤtze gemacht. Mit dem Herren Stieff-Vatern hat ſie ſo wiſſen umbzugehen/ daß er ſie mehr als ſeine eigene Kinder geliebet/ und weil er ſolche gutte hervorſprieſſende Tugenden an Jhr vermerckt/ hat er ſelbige auf ſeinem Todtbet- te zu Wintzenberg im jahr 1611. ſeinem Eltern Herren Sohne/ welcher damals in frembden Lan- den/ beyde aber einander noch vor dem Abreiſen hertzlich geliebet/ von der Frau Mutter ihme dem Sohne zuverſprechen begehret/ welchem eignem Außbieten und Vaͤterlich en wolwollen die ſeelige Frau nebſt ihrer Frau Mutter willige folge gelei- ſtet. Und weil der Herr Vater ſelbiges La- gers nicht aufkommen/ ſondern ſeinen Geiſt auf- geben muͤſſen/ als iſt nach volbrachtem Begraͤbnis dem verreiſeten Herren Sohne geſchrieben/ des Herren

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Zitationshilfe: Albinus, Friedrich: Der Wackeren Christen und Kämpffer. Brieg, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354521/39>, abgerufen am 28.03.2024.