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Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

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Christliche Leich-Predigt.

Resp. Er nante Sie so/ non qvoad partem majorem, sed qvoad meliorem,
nicht im absehen auff die Meisten/ sondern auff die Besten. Wir sagen/ daß so und so viel
Schock Korn auff dem Felde ist/ da doch bisweilen das gröste theil Tresp und Vnkraut ist. Zu-
geschweigen/ daß Paulus nach dem Vrtheil der Liebe also geredet habe.

Obj. 3. David bethet ja/ daß seine Feinde möchten außgelöschet werden auß dem Buche
des Lebens: Tilge Sie auß dem Buche der Ledendigen/ daß Sie mit den Gerechten nicht ge-
schrieben werden. Ps. 69/29.

Resp. Das war nicht Votum precantis, sondern Vaticinium Prophetantis. Es war
nicht ein Verlangen des Anbethers/ sondern eine Weis-sagung des Propheten. Tilge Sie/
q. d. denn ich weiß daß Sie ohne dem nicht drinne seyn.

Obj. 4. JEsus aber spricht; Er habe Zwölff erwehlet/ und einer auß Jhnen sey ein Teu-
fel worden. Joh. 6/ 70. Kan auß den Außerwehlten einer ein Teuffel werden/ wie kan denn
Jemand seiner Gnaden-Wahl sicher seyn?

Resp. Christus redet von der Erwehlung zum Apostel-Ampte/ nicht aber von der Erweh-
lung zum ewigen Leben. Jene war zeitlich und der Veränderung unterworffen. Diese hinge-
gen ist ewig/ fest gegründet und versiegelt.

Ad II.

Jch habe noch zwey Theile des Leich-Texts zu erklären/ das ist
mir ohnmöglich. Jch dörffte dafür noch zweymal so viel Zeit.
Jch muß abbrechen/ berühre nur die Sache.

Die andere Periodus ist/ des Gebeths und letzten Willens
Christi Zweck und Ziel. Tx. Daß Sie meine Herrligkeit se-
hen/ die du mir gegeben hast.
Davon wer viel zu sagen. Chri-
sti Zweck ist: daß seine Gläubigen seine Herrligkeit sehen.

Occ. Erst sehen/ süsser JESU? Sie haben Sie ja schon
vorhin gesehen. Das Wort ward Fleisch/ und wohnete unter
Joh. 1. v. 14.uns/ und wir sahen seine Herrligkeit/ eine Herrligkeit als des einge-
bohrnen Sohns vom Vater/ voller Gnad und Warheit. Saget
der viel-geliebte Jünger.

Resp. Das war nur ein kleiner Strahl davon/ der durch die
Wolcken der tieffsten Erniedrigung hier auff Erden/ in seiner
Krafft/ Predigten/ Wunder-wercken/ Verklärungen durchge-
drungen. Wo Christus nu ist/ da ist die Herrligkeit viel anders/
gantz vollkommen im höchsten Grad der ewigen Ehren. Besser
ists daß ich davon schweige/ als zu wenig sage/ was kein Mensch sa-
gen kan.

Bey-
Chriſtliche Leich-Predigt.

Reſp. Er nante Sie ſo/ non qvoad partem majorem, ſed qvoad meliorem,
nicht im abſehen auff die Meiſten/ ſondern auff die Beſten. Wir ſagen/ daß ſo und ſo viel
Schock Korn auff dem Felde iſt/ da doch bisweilen das groͤſte theil Treſp und Vnkraut iſt. Zu-
geſchweigen/ daß Paulus nach dem Vrtheil der Liebe alſo geredet habe.

Obj. 3. David bethet ja/ daß ſeine Feinde moͤchten außgeloͤſchet werden auß dem Buche
des Lebens: Tilge Sie auß dem Buche der Ledendigen/ daß Sie mit den Gerechten nicht ge-
ſchrieben werden. Pſ. 69/29.

Reſp. Das war nicht Votum precantis, ſondern Vaticinium Prophetantis. Es war
nicht ein Verlangen des Anbethers/ ſondern eine Weiſ-ſagung des Propheten. Tilge Sie/
q. d. denn ich weiß daß Sie ohne dem nicht drinne ſeyn.

Obj. 4. JEſus aber ſpricht; Er habe Zwoͤlff erwehlet/ und einer auß Jhnen ſey ein Teu-
fel worden. Joh. 6/ 70. Kan auß den Außerwehlten einer ein Teuffel werden/ wie kan denn
Jemand ſeiner Gnaden-Wahl ſicher ſeyn?

Reſp. Chriſtus redet von der Erwehlung zum Apoſtel-Ampte/ nicht aber von der Erweh-
lung zum ewigen Leben. Jene war zeitlich und der Veraͤnderung unterworffen. Dieſe hinge-
gen iſt ewig/ feſt gegruͤndet und verſiegelt.

Ad II.

Jch habe noch zwey Theile des Leich-Texts zu erklaͤren/ das iſt
mir ohnmoͤglich. Jch doͤrffte dafuͤr noch zweymal ſo viel Zeit.
Jch muß abbrechen/ berühre nur die Sache.

Die andere Periodus iſt/ des Gebeths und letzten Willens
Chriſti Zweck und Ziel. Tx. Daß Sie meine Herꝛligkeit ſe-
hen/ die du mir gegeben haſt.
Davon wer viel zu ſagen. Chri-
ſti Zweck iſt: daß ſeine Glaͤubigen ſeine Herꝛligkeit ſehen.

Occ. Erſt ſehen/ ſüſſer JESU? Sie haben Sie ja ſchon
vorhin geſehen. Das Wort ward Fleiſch/ und wohnete unter
Joh. 1. v. 14.uns/ und wir ſahen ſeine Herꝛligkeit/ eine Herꝛligkeit als des einge-
bohrnen Sohns vom Vater/ voller Gnad und Warheit. Saget
der viel-geliebte Juͤnger.

Reſp. Das war nur ein kleiner Strahl davon/ der durch die
Wolcken der tieffſten Erniedrigung hier auff Erden/ in ſeiner
Krafft/ Predigten/ Wunder-wercken/ Verklaͤrungen durchge-
drungen. Wo Chriſtus nu iſt/ da iſt die Herꝛligkeit viel anders/
gantz vollkommen im hoͤchſten Grad der ewigen Ehren. Beſſer
iſts daß ich davon ſchweige/ als zu wenig ſage/ was kein Menſch ſa-
gen kan.

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[34/0036] Chriſtliche Leich-Predigt. Reſp. Er nante Sie ſo/ non qvoad partem majorem, ſed qvoad meliorem, nicht im abſehen auff die Meiſten/ ſondern auff die Beſten. Wir ſagen/ daß ſo und ſo viel Schock Korn auff dem Felde iſt/ da doch bisweilen das groͤſte theil Treſp und Vnkraut iſt. Zu- geſchweigen/ daß Paulus nach dem Vrtheil der Liebe alſo geredet habe. Obj. 3. David bethet ja/ daß ſeine Feinde moͤchten außgeloͤſchet werden auß dem Buche des Lebens: Tilge Sie auß dem Buche der Ledendigen/ daß Sie mit den Gerechten nicht ge- ſchrieben werden. Pſ. 69/29. Reſp. Das war nicht Votum precantis, ſondern Vaticinium Prophetantis. Es war nicht ein Verlangen des Anbethers/ ſondern eine Weiſ-ſagung des Propheten. Tilge Sie/ q. d. denn ich weiß daß Sie ohne dem nicht drinne ſeyn. Obj. 4. JEſus aber ſpricht; Er habe Zwoͤlff erwehlet/ und einer auß Jhnen ſey ein Teu- fel worden. Joh. 6/ 70. Kan auß den Außerwehlten einer ein Teuffel werden/ wie kan denn Jemand ſeiner Gnaden-Wahl ſicher ſeyn? Reſp. Chriſtus redet von der Erwehlung zum Apoſtel-Ampte/ nicht aber von der Erweh- lung zum ewigen Leben. Jene war zeitlich und der Veraͤnderung unterworffen. Dieſe hinge- gen iſt ewig/ feſt gegruͤndet und verſiegelt. Ad II. Jch habe noch zwey Theile des Leich-Texts zu erklaͤren/ das iſt mir ohnmoͤglich. Jch doͤrffte dafuͤr noch zweymal ſo viel Zeit. Jch muß abbrechen/ berühre nur die Sache. Die andere Periodus iſt/ des Gebeths und letzten Willens Chriſti Zweck und Ziel. Tx. Daß Sie meine Herꝛligkeit ſe- hen/ die du mir gegeben haſt. Davon wer viel zu ſagen. Chri- ſti Zweck iſt: daß ſeine Glaͤubigen ſeine Herꝛligkeit ſehen. Occ. Erſt ſehen/ ſüſſer JESU? Sie haben Sie ja ſchon vorhin geſehen. Das Wort ward Fleiſch/ und wohnete unter uns/ und wir ſahen ſeine Herꝛligkeit/ eine Herꝛligkeit als des einge- bohrnen Sohns vom Vater/ voller Gnad und Warheit. Saget der viel-geliebte Juͤnger. Joh. 1. v. 14. Reſp. Das war nur ein kleiner Strahl davon/ der durch die Wolcken der tieffſten Erniedrigung hier auff Erden/ in ſeiner Krafft/ Predigten/ Wunder-wercken/ Verklaͤrungen durchge- drungen. Wo Chriſtus nu iſt/ da iſt die Herꝛligkeit viel anders/ gantz vollkommen im hoͤchſten Grad der ewigen Ehren. Beſſer iſts daß ich davon ſchweige/ als zu wenig ſage/ was kein Menſch ſa- gen kan. Bey-

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Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/36>, abgerufen am 18.04.2024.