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Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722.

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der Gerechten.
den. Endlich bejammern Sie zum dritten an Jhr/ eine um-
gerissene Schutz-Mauer,
wegen Jhres um Sie stets zu
GOTT abgelassenen inbrünstigen Gebets. Denn wie dieses
unumstößlich/ daß nach dem Zeugniße Esaiä und EzechielisEs. 49. v. 16.
Ezech. 22.
v.
30.

sich ein Mensch mit seinem gläubigen Gebete zu einer Mauer
vor GOtt/ wider alle gefährliche Anläuffe machen kan/ daß
sie ohne Schaden müssen vorüber gehen; So kan man diß
wol mit Grund der Wahrheit von Dero Höchstseligsten Ma-
ma
bestätigen/ daß Sie sich stets vor Sie mit Jhrem gläubi-
gen Gebet und Seuffzen zu einer so bewährten Schutz-
Mauer
gemacht/ daß Sie so wol einheimisch als ausländisch/
und die meisten unter Jhnen/ durch eine offtmals geraume
Zeit Jhres Aussenbleibens von 11/ 12. und mehrern Jahren/
unter den allergefährlichsten Campagnien und Belagerungen/
vor allen unglückseligen Zufällen und Anstössen frey und sicher
sind bisanher erhalten worden. O unglückselige Hertzen! die
einen so köstlichen/ vortrefflichen und fast nach GOtt dem aller-
höchsten Gut unschätzbaren Schatz an Dero Wohlseligst ent-
zogenen Mama
an Jhrem letzten Ehr- und Gedächtniß-Ta-
ge beklagen müssen.

Unglücklich/ ach! höchst unglücklich schätzet sich ein hin-
terlassen beliebtes Kleeblatt dreyer respective Herren Eyd-
männer,
eine eintzige hinterlassene Frau Schwieger-Tochter,
sammt allen Hoch-Leydtragenden Enckeln und Enckelinnen.
Sie vermissen und beklagen unsere Wohlseligste Frau Baro-
neßin,
gleich Jhren leiblichen Frauen Müttern. Und ge-
wiß nicht unbillich; Denn wenn Sie Allerseits recht gewissen-
hafft zugestehen solten/ wie Sie von Jhr in Jhrem Leben sind
aestimiret und gehalten worden? Würden Sie/ glaub ich/ nicht
anders als mit Grunde der Wahrheit bezeugen können: Sie
hätten an Jhr nicht eine Schwieger-Mama/ sondern fast leib-

eige-

der Gerechten.
den. Endlich bejammern Sie zum dritten an Jhr/ eine um-
geriſſene Schutz-Mauer,
wegen Jhres um Sie ſtets zu
GOTT abgelaſſenen inbruͤnſtigen Gebets. Denn wie dieſes
unumſtoͤßlich/ daß nach dem Zeugniße Eſaiaͤ und EzechielisEſ. 49. v. 16.
Ezech. 22.
v.
30.

ſich ein Menſch mit ſeinem glaͤubigen Gebete zu einer Mauer
vor GOtt/ wider alle gefaͤhrliche Anlaͤuffe machen kan/ daß
ſie ohne Schaden muͤſſen voruͤber gehen; So kan man diß
wol mit Grund der Wahrheit von Dero Hoͤchſtſeligſten Ma-
ma
beſtaͤtigen/ daß Sie ſich ſtets vor Sie mit Jhrem glaͤubi-
gen Gebet und Seuffzen zu einer ſo bewaͤhrten Schutz-
Mauer
gemacht/ daß Sie ſo wol einheimiſch als auslaͤndiſch/
und die meiſten unter Jhnen/ durch eine offtmals geraume
Zeit Jhres Auſſenbleibens von 11/ 12. und mehrern Jahren/
unter den allergefaͤhrlichſten Campagnien und Belagerungen/
vor allen ungluͤckſeligen Zufaͤllen und Anſtoͤſſen frey und ſicher
ſind bisanher erhalten worden. O ungluͤckſelige Hertzen! die
einen ſo koͤſtlichen/ vortrefflichen und faſt nach GOtt dem aller-
hoͤchſten Gut unſchaͤtzbaren Schatz an Dero Wohlſeligſt ent-
zogenen Mama
an Jhrem letzten Ehr- und Gedaͤchtniß-Ta-
ge beklagen muͤſſen.

Ungluͤcklich/ ach! hoͤchſt ungluͤcklich ſchaͤtzet ſich ein hin-
terlaſſen beliebtes Kleeblatt dreyer reſpectivè Herren Eyd-
maͤnner,
eine eintzige hinterlaſſene Frau Schwieger-Tochter,
ſammt allen Hoch-Leydtragenden Enckeln und Enckelinnen.
Sie vermiſſen und beklagen unſere Wohlſeligſte Frau Baro-
neßin,
gleich Jhren leiblichen Frauen Muͤttern. Und ge-
wiß nicht unbillich; Denn wenn Sie Allerſeits recht gewiſſen-
hafft zugeſtehen ſolten/ wie Sie von Jhr in Jhrem Leben ſind
æſtimiret und gehalten worden? Wuͤrden Sie/ glaub ich/ nicht
anders als mit Grunde der Wahrheit bezeugen koͤnnen: Sie
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[7/0007] der Gerechten. den. Endlich bejammern Sie zum dritten an Jhr/ eine um- geriſſene Schutz-Mauer, wegen Jhres um Sie ſtets zu GOTT abgelaſſenen inbruͤnſtigen Gebets. Denn wie dieſes unumſtoͤßlich/ daß nach dem Zeugniße Eſaiaͤ und Ezechielis ſich ein Menſch mit ſeinem glaͤubigen Gebete zu einer Mauer vor GOtt/ wider alle gefaͤhrliche Anlaͤuffe machen kan/ daß ſie ohne Schaden muͤſſen voruͤber gehen; So kan man diß wol mit Grund der Wahrheit von Dero Hoͤchſtſeligſten Ma- ma beſtaͤtigen/ daß Sie ſich ſtets vor Sie mit Jhrem glaͤubi- gen Gebet und Seuffzen zu einer ſo bewaͤhrten Schutz- Mauer gemacht/ daß Sie ſo wol einheimiſch als auslaͤndiſch/ und die meiſten unter Jhnen/ durch eine offtmals geraume Zeit Jhres Auſſenbleibens von 11/ 12. und mehrern Jahren/ unter den allergefaͤhrlichſten Campagnien und Belagerungen/ vor allen ungluͤckſeligen Zufaͤllen und Anſtoͤſſen frey und ſicher ſind bisanher erhalten worden. O ungluͤckſelige Hertzen! die einen ſo koͤſtlichen/ vortrefflichen und faſt nach GOtt dem aller- hoͤchſten Gut unſchaͤtzbaren Schatz an Dero Wohlſeligſt ent- zogenen Mama an Jhrem letzten Ehr- und Gedaͤchtniß-Ta- ge beklagen muͤſſen. Eſ. 49. v. 16. Ezech. 22. v. 30. Ungluͤcklich/ ach! hoͤchſt ungluͤcklich ſchaͤtzet ſich ein hin- terlaſſen beliebtes Kleeblatt dreyer reſpectivè Herren Eyd- maͤnner, eine eintzige hinterlaſſene Frau Schwieger-Tochter, ſammt allen Hoch-Leydtragenden Enckeln und Enckelinnen. Sie vermiſſen und beklagen unſere Wohlſeligſte Frau Baro- neßin, gleich Jhren leiblichen Frauen Muͤttern. Und ge- wiß nicht unbillich; Denn wenn Sie Allerſeits recht gewiſſen- hafft zugeſtehen ſolten/ wie Sie von Jhr in Jhrem Leben ſind æſtimiret und gehalten worden? Wuͤrden Sie/ glaub ich/ nicht anders als mit Grunde der Wahrheit bezeugen koͤnnen: Sie haͤtten an Jhr nicht eine Schwieger-Mama/ ſondern faſt leib- eige-

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Zitationshilfe: Kleiner, Johann Georg: Die doppelte Glückseligkeit der Gerechten. Brieg, 1722, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358654/7>, abgerufen am 29.03.2024.