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Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693.

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Leichen-Predigt.
wie es Paulus giebet: Jch bin gewiß/ daß weder Tod/
noch Leben/ weder Engel/ noch Fürstenthumb/ noch Ge-
walt/ weder Gegenwärtiges/ noch Zukünfftiges/ weder
Hohes/ noch Tieffes/ noch keine andere Creatur/ mag uns
(mich) scheiden/ von der Liebe GOttes/ die/ in CHristo
JEsu ist/ unserm HErrn. Rom. VIII, 39. Denn das ist
des wahren Glaubens Arth/ daß er allen Zweiffel auß-
schleüsset/ so/ daß die auch nur/ im Glauben/ bitten wol-
len/ nicht zweiffeln sollen/ wie Jacobus anzeiget/ wann er
schreibet: Er bitte aber/ im Glauben/ und zweiffele nicht.
Denn wer da zweiffelt/ der ist gleich/ wie die Meers-woge/
die/ vom Winde/ gewebt und getrieben wird. Solcher
Mensch gedencket nicht/ daß er etwas/ von dem HErrn/
empfahen werde. Ein Zweiffeler ist unbeständig/ in allen
seinen Wegen. Jac. II, 6 seq. O! der wüchtigen Gründe/
womit hier Jacobus den Zweiffel seinen Seelen-Kindern zu-
verleiden suchet! Zwar fürnemlich/ im Gebete; Aber doch
auch/ in dem Glauben/ daher aus jenes geben soll; Wie
er dann offenbarlich Glauben und Zweiffel gegen einan-
der setzet/ und damit bezeüget/ daß sie nicht beysammen
stehen können. Entweder kan man/ nach dem Willen
GOttes/ zugleich zweiffeln und glaüben/ oder nicht? Kan
man; So bedarffs keiner Erinnerung/ vielweniger Er-
mahnung/ daß das Gebet/ im Glauben und nicht Zweif-
fel/ geschehe. Kan man nicht; So muß eines das andere
nothwendig auffheben/ und der Glaube keinen Zweiffel
neben/ und noch minder/ in ihm selber/ leiden. Gehet der
Zweiffel weg/ wird ihm hoffentlich die Gewißheit folgen;
weil sie beyde auch wieder einander sind/ und deshalb/ wie

derglei-
E 3

Leichen-Predigt.
wie es Paulus giebet: Jch bin gewiß/ daß weder Tod/
noch Leben/ weder Engel/ noch Fuͤrſtenthumb/ noch Ge-
walt/ weder Gegenwaͤrtiges/ noch Zukuͤnfftiges/ weder
Hohes/ noch Tieffes/ noch keine andere Creatur/ mag uns
(mich) ſcheiden/ von der Liebe GOttes/ die/ in CHriſto
JEſu iſt/ unſerm HErꝛn. Rom. VIII, 39. Denn das iſt
des wahren Glaubens Arth/ daß er allen Zweiffel auß-
ſchleuͤſſet/ ſo/ daß die auch nur/ im Glauben/ bitten wol-
len/ nicht zweiffeln ſollen/ wie Jacobus anzeiget/ wann er
ſchreibet: Er bitte aber/ im Glauben/ und zweiffele nicht.
Denn wer da zweiffelt/ der iſt gleich/ wie die Meers-woge/
die/ vom Winde/ gewebt und getrieben wird. Solcher
Menſch gedencket nicht/ daß er etwas/ von dem HErꝛn/
empfahen werde. Ein Zweiffeler iſt unbeſtaͤndig/ in allen
ſeinen Wegen. Jac. II, 6 ſeq. O! der wuͤchtigen Gruͤnde/
womit hier Jacobus den Zweiffel ſeinen Seelen-Kindern zu-
verleiden ſuchet! Zwar fuͤrnemlich/ im Gebete; Aber doch
auch/ in dem Glauben/ daher aus jenes geben ſoll; Wie
er dann offenbarlich Glauben und Zweiffel gegen einan-
der ſetzet/ und damit bezeuͤget/ daß ſie nicht beyſammen
ſtehen koͤnnen. Entweder kan man/ nach dem Willen
GOttes/ zugleich zweiffeln und glauͤben/ oder nicht? Kan
man; So bedarffs keiner Erinnerung/ vielweniger Er-
mahnung/ daß das Gebet/ im Glauben und nicht Zweif-
fel/ geſchehe. Kan man nicht; So muß eines das andere
nothwendig auffheben/ und der Glaube keinen Zweiffel
neben/ und noch minder/ in ihm ſelber/ leiden. Gehet der
Zweiffel weg/ wird ihm hoffentlich die Gewißheit folgen;
weil ſie beyde auch wieder einander ſind/ und deshalb/ wie

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[37/0037] Leichen-Predigt. wie es Paulus giebet: Jch bin gewiß/ daß weder Tod/ noch Leben/ weder Engel/ noch Fuͤrſtenthumb/ noch Ge- walt/ weder Gegenwaͤrtiges/ noch Zukuͤnfftiges/ weder Hohes/ noch Tieffes/ noch keine andere Creatur/ mag uns (mich) ſcheiden/ von der Liebe GOttes/ die/ in CHriſto JEſu iſt/ unſerm HErꝛn. Rom. VIII, 39. Denn das iſt des wahren Glaubens Arth/ daß er allen Zweiffel auß- ſchleuͤſſet/ ſo/ daß die auch nur/ im Glauben/ bitten wol- len/ nicht zweiffeln ſollen/ wie Jacobus anzeiget/ wann er ſchreibet: Er bitte aber/ im Glauben/ und zweiffele nicht. Denn wer da zweiffelt/ der iſt gleich/ wie die Meers-woge/ die/ vom Winde/ gewebt und getrieben wird. Solcher Menſch gedencket nicht/ daß er etwas/ von dem HErꝛn/ empfahen werde. Ein Zweiffeler iſt unbeſtaͤndig/ in allen ſeinen Wegen. Jac. II, 6 ſeq. O! der wuͤchtigen Gruͤnde/ womit hier Jacobus den Zweiffel ſeinen Seelen-Kindern zu- verleiden ſuchet! Zwar fuͤrnemlich/ im Gebete; Aber doch auch/ in dem Glauben/ daher aus jenes geben ſoll; Wie er dann offenbarlich Glauben und Zweiffel gegen einan- der ſetzet/ und damit bezeuͤget/ daß ſie nicht beyſammen ſtehen koͤnnen. Entweder kan man/ nach dem Willen GOttes/ zugleich zweiffeln und glauͤben/ oder nicht? Kan man; So bedarffs keiner Erinnerung/ vielweniger Er- mahnung/ daß das Gebet/ im Glauben und nicht Zweif- fel/ geſchehe. Kan man nicht; So muß eines das andere nothwendig auffheben/ und der Glaube keinen Zweiffel neben/ und noch minder/ in ihm ſelber/ leiden. Gehet der Zweiffel weg/ wird ihm hoffentlich die Gewißheit folgen; weil ſie beyde auch wieder einander ſind/ und deshalb/ wie derglei- E 3

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Zitationshilfe: Langen, Samuel: Die Selige Glaubitzin. Schlichtingsheim, 1693, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/359520/37>, abgerufen am 29.03.2024.