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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Den sich selbst und die ihn hören
Sünde eine Abirrung von dem was GOtt vorgeschrieben. Sie ist anomia
ohne das ja wider das Gesetze/ 1. Joh. III, 4. oder ein rechtes schicken in die
Zeit und Ort/ (24) denn so machts der Sünder/ er weiß sich gar seine
in alles zu schicken. Die Personen siehet und findet er bald/ und Satan
weiß sie demselben bald an die Hand zu führen/ den Ort und Zeit weiß er auch
wohl in acht zu nehmen. Es ist finster um mich/ und die Wände ver-
bergen mich/ daß mich niemand siehet/ Sir. XXIII, 27. Wenn wir
die Heilige Schrifft ansehen/ wird es von allerley Sünden gebrauchet. (25.)
Hier an diesem Orte kan man in Absicht der Conne xion oder Zusammenhen-
gung des Textes gar leichte mercken welcherley Sünde Johannes meyne.
Er sagte im vorhergehenden: Meine Kindlein solches schreibe ich Euch/
daß ihr nicht sündiget/ und ob jemand/ setzt er in unserm Worten dazu/)
sündiget/ etc. Da denn von denen Auslegern (26) recht bemercket wird/
Johannes habe diese Epistel zu der Zeit geschrieben/ da die Ebioniten
und Cerinthianer/ und andere/ so denen Novatianern den Weeg ge-
bahnet/ die Kirche Christi verunruhiget. Weil nun unter denenfür-
nehmsten Jrrlehren dieser Leute auch diese war: Das Gesetz könne
nicht allein/ sondern müsse auch von denen Wiedergebohrnen erfül-
let werden/ also/ daß sie gantz heilig seyn/ und wo einer sündige/ er
keine Vergebung zu gewarten habe/ womit denn zugleich auch CHristi
Verdienst von ihnen zernichtet wurde/ so wolle der Apostel Johannes die
Leute von solcher Leute Gemeinschafft abhalten/ und die etwa mit ihnen in sol-
cher Einbildung zu sündigen angefangen/ zurücke ruffen/ und zugleich den
Trost einsprechen/ daß wo sie etwa also gesündiget/ deswegen nicht verzagen
folten/ weil wir ja einen Fürbitter bey GOtt/ der für unsere und der gantzen
Welt Sünde bezahlet und genung gethan habe/ wo wir nur unsere Sünde

be-
(24) ab ama & aro non peccant homines nisi apto loco & opportuno tempore vid.
Schrevelin Lex. sub
amartano.
(25.) vid. Leigh CriticaS. loco cit. sub amartano.
(26) Vide Estium vel potius Continuatorem Estii, Bartholom. Petri (qui teste Va-
lerio Andrea Desselt IC in Bibliotheca Belgica, ea propter quod Estius labori
immortuus, Auctarium in Epistolas Canon. Joh. adjecit) in argumento Epi-
stolae p. m. 1246. it. S. Schmid Commentar. in 1. Joh. p. 125. &c.

Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
Suͤnde eine Abirrung von dem was GOtt vorgeſchrieben. Sie iſt ἀνομια
ohne das ja wider das Geſetze/ 1. Joh. III, 4. oder ein rechtes ſchicken in die
Zeit und Ort/ (24) denn ſo machts der Suͤnder/ er weiß ſich gar ſeine
in alles zu ſchicken. Die Perſonen ſiehet und findet er bald/ und Satan
weiß ſie demſelben bald an die Hand zu fuͤhren/ den Ort und Zeit weiß er auch
wohl in acht zu nehmen. Es iſt finſter um mich/ und die Waͤnde ver-
bergen mich/ daß mich niemand ſiehet/ Sir. XXIII, 27. Wenn wir
die Heilige Schrifft anſehen/ wird es von allerley Suͤnden gebrauchet. (25.)
Hier an dieſem Orte kan man in Abſicht der Conne xion oder Zuſammenhen-
gung des Textes gar leichte mercken welcherley Suͤnde Johannes meyne.
Er ſagte im vorhergehenden: Meine Kindlein ſolches ſchreibe ich Euch/
daß ihr nicht ſuͤndiget/ und ob jemand/ ſetzt er in unſerm Worten dazu/)
ſuͤndiget/ etc. Da denn von denen Auslegern (26) recht bemercket wird/
Johannes habe dieſe Epiſtel zu der Zeit geſchrieben/ da die Ebioniten
und Cerinthianer/ und andere/ ſo denen Novatianern den Weeg ge-
bahnet/ die Kirche Chriſti verunruhiget. Weil nun unter denenfuͤr-
nehmſten Jrrlehren dieſer Leute auch dieſe war: Das Geſetz koͤnne
nicht allein/ ſondern muͤſſe auch von denen Wiedergebohrnen erfuͤl-
let werden/ alſo/ daß ſie gantz heilig ſeyn/ und wo einer ſuͤndige/ er
keine Vergebung zu gewarten habe/ womit denn zugleich auch CHriſti
Verdienſt von ihnen zernichtet wurde/ ſo wolle der Apoſtel Johannes die
Leute von ſolcher Leute Gemeinſchafft abhalten/ und die etwa mit ihnen in ſol-
cher Einbildung zu ſuͤndigen angefangen/ zuruͤcke ruffen/ und zugleich den
Troſt einſprechen/ daß wo ſie etwa alſo geſuͤndiget/ deswegen nicht verzagen
folten/ weil wir ja einen Fuͤrbitter bey GOtt/ der fuͤr unſere und der gantzen
Welt Suͤnde bezahlet und genung gethan habe/ wo wir nur unſere Suͤnde

be-
(24) ab ἄμα & ἄρω non peccant homines niſi apto loco & opportuno tempore vid.
Schrevelin Lex. ſub
ἁμαρτὰνω.
(25.) vid. Leigh CriticaS. loco cit. ſub ἁμαρτάνω.
(26) Vide Eſtium vel potius Continuatorem Eſtii, Bartholom. Petri (qui teſte Va-
lerio Andrea Deſſelt IC in Bibliotheca Belgica, ea propter quod Eſtius labori
immortuus, Auctarium in Epiſtolas Canon. Joh. adjecit) in argumento Epi-
ſtolæ p. m. 1246. it. S. Schmid Commentar. in 1. Joh. p. 125. &c.
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[20/0022] Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren Suͤnde eine Abirrung von dem was GOtt vorgeſchrieben. Sie iſt ἀνομια ohne das ja wider das Geſetze/ 1. Joh. III, 4. oder ein rechtes ſchicken in die Zeit und Ort/ (24) denn ſo machts der Suͤnder/ er weiß ſich gar ſeine in alles zu ſchicken. Die Perſonen ſiehet und findet er bald/ und Satan weiß ſie demſelben bald an die Hand zu fuͤhren/ den Ort und Zeit weiß er auch wohl in acht zu nehmen. Es iſt finſter um mich/ und die Waͤnde ver- bergen mich/ daß mich niemand ſiehet/ Sir. XXIII, 27. Wenn wir die Heilige Schrifft anſehen/ wird es von allerley Suͤnden gebrauchet. (25.) Hier an dieſem Orte kan man in Abſicht der Conne xion oder Zuſammenhen- gung des Textes gar leichte mercken welcherley Suͤnde Johannes meyne. Er ſagte im vorhergehenden: Meine Kindlein ſolches ſchreibe ich Euch/ daß ihr nicht ſuͤndiget/ und ob jemand/ ſetzt er in unſerm Worten dazu/) ſuͤndiget/ etc. Da denn von denen Auslegern (26) recht bemercket wird/ Johannes habe dieſe Epiſtel zu der Zeit geſchrieben/ da die Ebioniten und Cerinthianer/ und andere/ ſo denen Novatianern den Weeg ge- bahnet/ die Kirche Chriſti verunruhiget. Weil nun unter denenfuͤr- nehmſten Jrrlehren dieſer Leute auch dieſe war: Das Geſetz koͤnne nicht allein/ ſondern muͤſſe auch von denen Wiedergebohrnen erfuͤl- let werden/ alſo/ daß ſie gantz heilig ſeyn/ und wo einer ſuͤndige/ er keine Vergebung zu gewarten habe/ womit denn zugleich auch CHriſti Verdienſt von ihnen zernichtet wurde/ ſo wolle der Apoſtel Johannes die Leute von ſolcher Leute Gemeinſchafft abhalten/ und die etwa mit ihnen in ſol- cher Einbildung zu ſuͤndigen angefangen/ zuruͤcke ruffen/ und zugleich den Troſt einſprechen/ daß wo ſie etwa alſo geſuͤndiget/ deswegen nicht verzagen folten/ weil wir ja einen Fuͤrbitter bey GOtt/ der fuͤr unſere und der gantzen Welt Suͤnde bezahlet und genung gethan habe/ wo wir nur unſere Suͤnde be- (24) ab ἄμα & ἄρω non peccant homines niſi apto loco & opportuno tempore vid. Schrevelin Lex. ſub ἁμαρτὰνω. (25.) vid. Leigh CriticaS. loco cit. ſub ἁμαρτάνω. (26) Vide Eſtium vel potius Continuatorem Eſtii, Bartholom. Petri (qui teſte Va- lerio Andrea Deſſelt IC in Bibliotheca Belgica, ea propter quod Eſtius labori immortuus, Auctarium in Epiſtolas Canon. Joh. adjecit) in argumento Epi- ſtolæ p. m. 1246. it. S. Schmid Commentar. in 1. Joh. p. 125. &c.

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/22>, abgerufen am 28.03.2024.