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Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635.

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O factum male! dum Te mors inopina peremit,
Deferis, heu! moestos, dum tua fata subis.
O factum bene! quae nunc terq; quaterq; beata
Aspectu gaudes, Alloquioq; Dei.
Nec tamen in video aeternam Matrona salutem:
Sed simili potius me ratione paro.
Observantiae & moeroris ergo
scripsi
Fridericus
Arndt March-
Lusat:Schol: Leorinae Alum.


WAs GOtt beschliessen thut/ das muß also ergehen/
Solt' auch die gantze Welt darüber nicht bestehen
Hat GOtt dem Menschen hier/ einmahl seins lebens Ziel
Gestackt/ so muß er fort/ wenn GOtt/ nicht wenn er/ wil.
Drumb zuverwundern nicht/ daß der Poete singet:
Was man nicht hoffen thut in Jahre/ das gelinget
Gar offt in kurtzer zeit/ in sehr geschwinder eil
Geschehen offtermahls die grösten dinge: weil
Der Mensch/ so heute roth vnd newlich ist gewesen
Voll frewd' vnd wolgemuth/ ligt vnd kan nicht genesen
Itzund in höchster Noth/ die jhn zum überfluß
So hefftig setzet zu/ daß er verbleichen muß.
Da ist nun widerumb kein vnterscheidt zu mercken;
Die weil der grimmig' Todt sich immerdar thut stercken:
Er führet ja so bald auff seinen todten Kahn
Ein junges Menschen Kind: als einen alten Man.
Wie hierauff denn gar recht das alte Sprüchwort deutet:
Das man so bald dem Kind'/ als einem Mann' außleutet
Dem sey nun wie jhm wil: wir müssen alle dran:
Wie die erfahrung selbst genugsam zeiget an.
So
O factum male! dum Te mors inopina peremit,
Deferis, heu! mœſtos, dum tua fata ſubis.
O factum bene! quæ nunc terq; quaterq; beata
Aſpectu gaudes, Alloquioq; Dei.
Nec tamen in video æternam Matrona ſalutem:
Sed ſimili potius me ratione paro.
Obſervantiæ & mœroris ergò
ſcripſi
Fridericus
Arndt March-
Luſat:Schol: Leorinæ Alum.


WAs GOtt beſchlieſſen thut/ das muß alſo ergehen/
Solt’ auch die gantze Welt daruͤber nicht beſtehen
Hat GOtt dem Menſchen hier/ einmahl ſeins lebens Ziel
Geſtackt/ ſo muß er fort/ wenn GOtt/ nicht wenn er/ wil.
Drumb zuverwundern nicht/ daß der Poëte ſinget:
Was man nicht hoffen thut in Jahre/ das gelinget
Gar offt in kurtzer zeit/ in ſehr geſchwinder eil
Geſchehen offtermahls die groͤſten dinge: weil
Der Menſch/ ſo heute roth vnd newlich iſt geweſen
Voll frewd’ vnd wolgemuth/ ligt vnd kan nicht geneſen
Itzund in hoͤchſter Noth/ die jhn zum uͤberfluß
So hefftig ſetzet zu/ daß er verbleichen muß.
Da iſt nun widerumb kein vnterſcheidt zu mercken;
Die weil der grimmig’ Todt ſich immerdar thut ſtercken:
Er fuͤhret ja ſo bald auff ſeinen todten Kahn
Ein junges Menſchen Kind: als einen alten Man.
Wie hierauff denn gar recht das alte Spruͤchwort deutet:
Das man ſo bald dem Kind’/ als einem Mann’ außleutet
Dem ſey nun wie jhm wil: wir muͤſſen alle dran:
Wie die erfahrung ſelbſt genugſam zeiget an.
So
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[0063] O factum male! dum Te mors inopina peremit, Deferis, heu! mœſtos, dum tua fata ſubis. O factum bene! quæ nunc terq; quaterq; beata Aſpectu gaudes, Alloquioq; Dei. Nec tamen in video æternam Matrona ſalutem: Sed ſimili potius me ratione paro. Obſervantiæ & mœroris ergò ſcripſi Fridericus Arndt March- Luſat:Schol: Leorinæ Alum. WAs GOtt beſchlieſſen thut/ das muß alſo ergehen/ Solt’ auch die gantze Welt daruͤber nicht beſtehen Hat GOtt dem Menſchen hier/ einmahl ſeins lebens Ziel Geſtackt/ ſo muß er fort/ wenn GOtt/ nicht wenn er/ wil. Drumb zuverwundern nicht/ daß der Poëte ſinget: Was man nicht hoffen thut in Jahre/ das gelinget Gar offt in kurtzer zeit/ in ſehr geſchwinder eil Geſchehen offtermahls die groͤſten dinge: weil Der Menſch/ ſo heute roth vnd newlich iſt geweſen Voll frewd’ vnd wolgemuth/ ligt vnd kan nicht geneſen Itzund in hoͤchſter Noth/ die jhn zum uͤberfluß So hefftig ſetzet zu/ daß er verbleichen muß. Da iſt nun widerumb kein vnterſcheidt zu mercken; Die weil der grimmig’ Todt ſich immerdar thut ſtercken: Er fuͤhret ja ſo bald auff ſeinen todten Kahn Ein junges Menſchen Kind: als einen alten Man. Wie hierauff denn gar recht das alte Spruͤchwort deutet: Das man ſo bald dem Kind’/ als einem Mann’ außleutet Dem ſey nun wie jhm wil: wir muͤſſen alle dran: Wie die erfahrung ſelbſt genugſam zeiget an. So

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Zitationshilfe: Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386414/63>, abgerufen am 28.03.2024.