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Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635.

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mane, vel usq; mane: Ach nur biß morgen/ nur biß morgen
schrey jener vnbußfertige Mensch dorte beym Greg: M.
da er die bösen Geister vmb sich sahe: Aber es war zu lan-
ge geharret/ sie nehmen seine Seele vnd führen sie zum
reichen Manne in die Hellen. Derowegen spare deine
Busse nicht biß du kranck wirst: sondern besser dich/ weil
du n[o]ch sündigen kanst. Sirac: 15.

Es geschiehet die demuth vns wol ein zubilden. Ach
wie leichte erhebt sich einer der Kron vnd Scepter trä-
get über den Sohn des Gefangenen im Gefängniße Wie
leicht erbricht sich die/ so in Seiden herein gehet über die/
so einen Leimeten Kittel an hat Sirac: 40. Exod: 12. Aber
wer sind sie? Candidati mortis, Heut König/ morgen todt/
Heute Doctor, morgen vnter dem Thor/ Heute Magister,
morgen ins Tods Regiester/ Heute Student/ morgen
dein Endt/ Heute Bräutgam/ morgen Leichnam. Was
erhebt sich denn die arme Erde vnd Asche? Sirac: 10.

Es geschiehet Geitz vnd Karckheit zuverhütten.
Ach was würde für kargen vnd sorgen sein? Wenn einer
wüste/ vnd gewiß wüste/ daß er noch 30. 40. 50. Jahr zu
leben hette. Weil wirs aber nicht wissen/ welch Augen-
blick wir werden sterben müssen/ so dencket ein Christ-
liches Hertze: Es ist gnug/ das ein jeglich Tag seine ei-
gene plage habe Matth: 6. Giebet vns Gott das leben/ so
wird Er vns auch das/ was zum leben gehöret/ bescheren.

Es geschiehet der verschwendung vorzubawen/ daß
wir nicht alles durch die gurgel jagen. O wenn manch
nasser Bruder wüste: das sein Stündlein so nahe were:
O wie bald würde er das Schlemmer Liedlein singen:
Lasset vns essen vnd trincken/ denn morgen sind wir todt
Esai: 22. Er würde practiciren was jener saget: Alles ver-
soffen für seinen Endt/ das macht ein richtig Testament.

Es geschiehet die Todesfurcht zuversüssen: O Todt
wie bitter bistu/ spricht Syrach am 41. c. Wenn an dich

gedencket

mane, vel usq́; mane: Ach nur biß morgen/ nur biß morgen
ſchrey jener vnbußfertige Menſch dorte beym Greg: M.
da er die boͤſen Geiſter vmb ſich ſahe: Aber es war zu lan-
ge geharret/ ſie nehmen ſeine Seele vnd fuͤhren ſie zum
reichen Manne in die Hellen. Derowegen ſpare deine
Buſſe nicht biß du kranck wirſt: ſondern beſſer dich/ weil
du n[o]ch ſuͤndigen kanſt. Sirac: 15.

Es geſchiehet die demuth vns wol ein zubilden. Ach
wie leichte erhebt ſich einer der Kron vnd Scepter traͤ-
get uͤber den Sohn des Gefangenen im Gefaͤngniße Wie
leicht erbricht ſich die/ ſo in Seiden herein gehet uͤber die/
ſo einen Leimeten Kittel an hat Sirac: 40. Exod: 12. Aber
wer ſind ſie? Candidati mortis, Heut Koͤnig/ morgen todt/
Heute Doctor, morgen vnter dem Thor/ Heute Magiſter,
morgen ins Tods Regieſter/ Heute Student/ morgen
dein Endt/ Heute Braͤutgam/ morgen Leichnam. Was
erhebt ſich denn die arme Erde vnd Aſche? Sirac: 10.

Es geſchiehet Geitz vnd Karckheit zuverhuͤtten.
Ach was wuͤrde fuͤr kargen vnd ſorgen ſein? Wenn einer
wuͤſte/ vnd gewiß wuͤſte/ daß er noch 30. 40. 50. Jahr zu
leben hette. Weil wirs aber nicht wiſſen/ welch Augen-
blick wir werden ſterben muͤſſen/ ſo dencket ein Chriſt-
liches Hertze: Es iſt gnug/ das ein jeglich Tag ſeine ei-
gene plage habe Matth: 6. Giebet vns Gott das leben/ ſo
wird Er vns auch das/ was zum leben gehoͤret/ beſcheren.

Es geſchiehet der verſchwendung vorzubawen/ daß
wir nicht alles durch die gurgel jagen. O wenn manch
naſſer Bruder wuͤſte: das ſein Stuͤndlein ſo nahe were:
O wie bald wuͤrde er das Schlemmer Liedlein ſingen:
Laſſet vns eſſen vnd trincken/ denn morgen ſind wir todt
Eſai: 22. Er wuͤrde practiciren was jener ſaget: Alles ver-
ſoffen fuͤr ſeinen Endt/ das macht ein richtig Teſtament.

Es geſchiehet die Todesfurcht zuverſuͤſſen: O Todt
wie bitter biſtu/ ſpricht Syrach am 41. c. Wenn an dich

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[0024] mane, vel usq́; mane: Ach nur biß morgen/ nur biß morgen ſchrey jener vnbußfertige Menſch dorte beym Greg: M. da er die boͤſen Geiſter vmb ſich ſahe: Aber es war zu lan- ge geharret/ ſie nehmen ſeine Seele vnd fuͤhren ſie zum reichen Manne in die Hellen. Derowegen ſpare deine Buſſe nicht biß du kranck wirſt: ſondern beſſer dich/ weil du noch ſuͤndigen kanſt. Sirac: 15. Es geſchiehet die demuth vns wol ein zubilden. Ach wie leichte erhebt ſich einer der Kron vnd Scepter traͤ- get uͤber den Sohn des Gefangenen im Gefaͤngniße Wie leicht erbricht ſich die/ ſo in Seiden herein gehet uͤber die/ ſo einen Leimeten Kittel an hat Sirac: 40. Exod: 12. Aber wer ſind ſie? Candidati mortis, Heut Koͤnig/ morgen todt/ Heute Doctor, morgen vnter dem Thor/ Heute Magiſter, morgen ins Tods Regieſter/ Heute Student/ morgen dein Endt/ Heute Braͤutgam/ morgen Leichnam. Was erhebt ſich denn die arme Erde vnd Aſche? Sirac: 10. Es geſchiehet Geitz vnd Karckheit zuverhuͤtten. Ach was wuͤrde fuͤr kargen vnd ſorgen ſein? Wenn einer wuͤſte/ vnd gewiß wuͤſte/ daß er noch 30. 40. 50. Jahr zu leben hette. Weil wirs aber nicht wiſſen/ welch Augen- blick wir werden ſterben muͤſſen/ ſo dencket ein Chriſt- liches Hertze: Es iſt gnug/ das ein jeglich Tag ſeine ei- gene plage habe Matth: 6. Giebet vns Gott das leben/ ſo wird Er vns auch das/ was zum leben gehoͤret/ beſcheren. Es geſchiehet der verſchwendung vorzubawen/ daß wir nicht alles durch die gurgel jagen. O wenn manch naſſer Bruder wuͤſte: das ſein Stuͤndlein ſo nahe were: O wie bald wuͤrde er das Schlemmer Liedlein ſingen: Laſſet vns eſſen vnd trincken/ denn morgen ſind wir todt Eſai: 22. Er wuͤrde practiciren was jener ſaget: Alles ver- ſoffen fuͤr ſeinen Endt/ das macht ein richtig Teſtament. Es geſchiehet die Todesfurcht zuverſuͤſſen: O Todt wie bitter biſtu/ ſpricht Syrach am 41. c. Wenn an dich gedencket

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Zitationshilfe: Seiler, Tobias: De praefixo vitae termino. [Görlitz], 1635, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386414/24>, abgerufen am 28.03.2024.