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Adolph, Christian: Daktulion (he)pomnematikon. Breslau, 1641.

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Vnsere seel: Fr: Bürgermeisterin aber/ noch
ein Jahr länger/ nemlich in 13. Jahr Siech vnd vnpäß-
lich sein müssen/ welches fürwar nicht für eine geringe
Züchtigung zu halten ist. Möchte hier Fleisch vnnd
Blut dencken vnd sagen: Ach das kan ja nicht Liebe sein/ so
hart vnd lange züchtigen!

Wieder solche Gedancken protestiret nun Salomo
strack in vnserm Text/ wenn er spricht: Welchen der
HErr lieb hat/ den züchtiget Er/ vnd hat wolgefal-
len an jhm/ wie ein Vater an seinem Sohne.

Nimbt also ein Gleichnüß von Eltern vnd Kindern.
So lange ein Kind vnter Väterlicher Gewalt ist/ so lan-
ge ist es auch vnter der Straffe vnnd Züchtigung: sind
wir denn nun nicht alle/ vnd allezeit vnter Gottes Gewalt/
Drumb sols nun auch mit vns allen heissen: Demütti-
get euch vnter die Gewaltige Hand Gottes/
1. Pet.
5. .
6.

Darzu/ solte das nicht Liebe sein/ was dem Fleisch
vnd Blut ein wenig wiederwertig fürkompt?

Ein Medicus gibt seinem Patienten offt bittere vnd
wiederwertige Artzneyen vnd doch auß Liebe vnnd vmb sei-
nes besten willen. Nun ist das Creutz ein heilsame Artz-
ney. Denn gleich wie die bittere Fischgalle dem Tobiae
die Augen außklärete Tob. 11. . 13. Also macht das
Creutze/ daß wir vns nach Gott vnd nach dem Himmli-
schen vmbsehen.

Denn wenns ginge nach deß Fleisches Muth/
Jn Gunst vnd Gesund mit grossem Gut
Würdn wir gar bald erkalten/
Darumb

Vnſere ſeel: Fr: Buͤrgermeiſterin aber/ noch
ein Jahr laͤnger/ nemlich in 13. Jahr Siech vnd vnpaͤß-
lich ſein muͤſſen/ welches fuͤrwar nicht fuͤr eine geringe
Zuͤchtigung zu halten iſt. Moͤchte hier Fleiſch vnnd
Blut dencken vnd ſagen: Ach das kan ja nicht Liebe ſein/ ſo
hart vnd lange zuͤchtigen!

Wieder ſolche Gedancken protestiret nun Salomo
ſtrack in vnſerm Text/ wenn er ſpricht: Welchen der
HErꝛ lieb hat/ den zuͤchtiget Er/ vnd hat wolgefal-
len an jhm/ wie ein Vater an ſeinem Sohne.

Nimbt alſo ein Gleichnuͤß von Eltern vnd Kindern.
So lange ein Kind vnter Vaͤterlicher Gewalt iſt/ ſo lan-
ge iſt es auch vnter der Straffe vnnd Zuͤchtigung: ſind
wir denn nun nicht alle/ vnd allezeit vnter Gottes Gewalt/
Drumb ſols nun auch mit vns allen heiſſen: Demuͤtti-
get euch vnter die Gewaltige Hand Gottes/
1. Pet.
5. ꝟ.
6.

Darzu/ ſolte das nicht Liebe ſein/ was dem Fleiſch
vnd Blut ein wenig wiederwertig fuͤrkompt?

Ein Medicus gibt ſeinem Patienten offt bittere vnd
wiederwertige Artzneyen vnd doch auß Liebe vnnd vmb ſei-
nes beſten willen. Nun iſt das Creutz ein heilſame Artz-
ney. Denn gleich wie die bittere Fiſchgalle dem Tobiæ
die Augen außklaͤrete Tob. 11. ꝟ. 13. Alſo macht das
Creutze/ daß wir vns nach Gott vnd nach dem Himmli-
ſchen vmbſehen.

Denn wenns ginge nach deß Fleiſches Muth/
Jn Gunſt vnd Geſund mit groſſem Gut
Wuͤrdn wir gar bald erkalten/
Darumb
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[[22]/0022] Vnſere ſeel: Fr: Buͤrgermeiſterin aber/ noch ein Jahr laͤnger/ nemlich in 13. Jahr Siech vnd vnpaͤß- lich ſein muͤſſen/ welches fuͤrwar nicht fuͤr eine geringe Zuͤchtigung zu halten iſt. Moͤchte hier Fleiſch vnnd Blut dencken vnd ſagen: Ach das kan ja nicht Liebe ſein/ ſo hart vnd lange zuͤchtigen! Wieder ſolche Gedancken protestiret nun Salomo ſtrack in vnſerm Text/ wenn er ſpricht: Welchen der HErꝛ lieb hat/ den zuͤchtiget Er/ vnd hat wolgefal- len an jhm/ wie ein Vater an ſeinem Sohne. Nimbt alſo ein Gleichnuͤß von Eltern vnd Kindern. So lange ein Kind vnter Vaͤterlicher Gewalt iſt/ ſo lan- ge iſt es auch vnter der Straffe vnnd Zuͤchtigung: ſind wir denn nun nicht alle/ vnd allezeit vnter Gottes Gewalt/ Drumb ſols nun auch mit vns allen heiſſen: Demuͤtti- get euch vnter die Gewaltige Hand Gottes/ 1. Pet. 5. ꝟ. 6. Darzu/ ſolte das nicht Liebe ſein/ was dem Fleiſch vnd Blut ein wenig wiederwertig fuͤrkompt? Ein Medicus gibt ſeinem Patienten offt bittere vnd wiederwertige Artzneyen vnd doch auß Liebe vnnd vmb ſei- nes beſten willen. Nun iſt das Creutz ein heilſame Artz- ney. Denn gleich wie die bittere Fiſchgalle dem Tobiæ die Augen außklaͤrete Tob. 11. ꝟ. 13. Alſo macht das Creutze/ daß wir vns nach Gott vnd nach dem Himmli- ſchen vmbſehen. Denn wenns ginge nach deß Fleiſches Muth/ Jn Gunſt vnd Geſund mit groſſem Gut Wuͤrdn wir gar bald erkalten/ Darumb

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Zitationshilfe: Adolph, Christian: Daktulion (he)pomnematikon. Breslau, 1641, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386427/22>, abgerufen am 16.04.2024.