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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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alle masse wichtige Herrlichkeit. Röm. VIII, 33. Wer will die
Auserwehlten GOttes beschuldigen? Wer will uns scheiden
von der Liebe GOttes?
Ap. Gesch. IV, 12. Es ist in keinem an-
dern Heil.
1 Timoth. II, 5. Es ist Ein GOTT und Ein Mitt-
ler.
Röm. III, 24. Wir werden ohne Verdienst gerecht aus
seiner Gnade.
1 Cor. X, 13. GOtt ist getreu etc. und weil ihm
das Reden beschwerlich ward, überließ er mir, dieselben vollends
bis zu Ende vorzusagen, welches denn niemals ohne dienliche Ap-
plication geschehen.

§. 36.

Jch fing den Spruch an: Das ist ie gewißlich wahr, und
ein theuer werthes Wort, daß JEsus Christus kommen ist
in die Welt, die Sünder selig zu machen, unter welchen
ich
(hier schlug der Sterbende auf die Brust, und sagte: Jch, Wal-
ther) der vornehmste bin. Aber deswegen ist mir Barm-
hertzigkeit wiederfahren, auf daß an mir
(der Sterbende
schlug abermal auf die Brust, und sagte: Mir, Walther) vornehm-
lich JEsus Christus erzeigte alle Geduld zum Exempel denen,
die an ihn gläuben sollen zum ewigen Leben. GOtt aber,
dem ewigen Könige, dem unvergänglichen, unsichtbaren
und allein weisen, sey Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit
zu Ewigkeit, Amen.
Dieses Amen wiederholte er allezeit, wie
man denn aus seinem Munde die gantze Zeit vielmals Ja und Amen
gehöret hat. Der Bruder muste ihm den 23. Psalm vorbeten,
bey dessen andern Vers rief er aus: Er führet mich zum frischen
Wasser, recht frischen Wasser. Er wird mich leiten zu dem
lebendigen Wasserbrunn, zu dem Strom des lebendigen
Wassers.
Bey dem vierten Verse fragte er: Was ist das vor ein
Thal? und als ihm geantwortet ward: das Todes-Thal, gab er
zu verstehen, daß solches recht sey, und setzte die hebräischen Worte
tvmlts ; yg darzu, welches eben das Todes-Thal bedeutet.

Als ihm der Bruder den Schweiß abtrucknete, sagte er: Wa-
chet, Wachet. Weiter: Es wird nun bald vollendet seyn, hoffe
ich. Jtem: Jch kan nicht viel mehr reden, ich werde alle Augen-
blick schwächer. Dabey aber doch dieses zu erinnern, daß, da er
sich die Tage seines Lagers auf Einrathen derer Herren Medicorum

immer
D 3

alle maſſe wichtige Herrlichkeit. Roͤm. VIII, 33. Wer will die
Auserwehlten GOttes beſchuldigen? Wer will uns ſcheiden
von der Liebe GOttes?
Ap. Geſch. IV, 12. Es iſt in keinem an-
dern Heil.
1 Timoth. II, 5. Es iſt Ein GOTT und Ein Mitt-
ler.
Roͤm. III, 24. Wir werden ohne Verdienſt gerecht aus
ſeiner Gnade.
1 Cor. X, 13. GOtt iſt getreu ꝛc. und weil ihm
das Reden beſchwerlich ward, uͤberließ er mir, dieſelben vollends
bis zu Ende vorzuſagen, welches denn niemals ohne dienliche Ap-
plication geſchehen.

§. 36.

Jch fing den Spruch an: Das iſt ie gewißlich wahr, und
ein theuer werthes Wort, daß JEſus Chriſtus kommen iſt
in die Welt, die Suͤnder ſelig zu machen, unter welchen
ich
(hier ſchlug der Sterbende auf die Bruſt, und ſagte: Jch, Wal-
ther) der vornehmſte bin. Aber deswegen iſt mir Barm-
hertzigkeit wiederfahren, auf daß an mir
(der Sterbende
ſchlug abermal auf die Bruſt, und ſagte: Mir, Walther) vornehm-
lich JEſus Chriſtus erzeigte alle Geduld zum Exempel denen,
die an ihn glaͤuben ſollen zum ewigen Leben. GOtt aber,
dem ewigen Koͤnige, dem unvergaͤnglichen, unſichtbaren
und allein weiſen, ſey Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit
zu Ewigkeit, Amen.
Dieſes Amen wiederholte er allezeit, wie
man denn aus ſeinem Munde die gantze Zeit vielmals Ja und Amen
gehoͤret hat. Der Bruder muſte ihm den 23. Pſalm vorbeten,
bey deſſen andern Vers rief er aus: Er fuͤhret mich zum friſchen
Waſſer, recht friſchen Waſſer. Er wird mich leiten zu dem
lebendigen Waſſerbrunn, zu dem Strom des lebendigen
Waſſers.
Bey dem vierten Verſe fragte er: Was iſt das vor ein
Thal? und als ihm geantwortet ward: das Todes-Thal, gab er
zu verſtehen, daß ſolches recht ſey, und ſetzte die hebraͤiſchen Worte
תומלצ ; איג darzu, welches eben das Todes-Thal bedeutet.

Als ihm der Bruder den Schweiß abtrucknete, ſagte er: Wa-
chet, Wachet. Weiter: Es wird nun bald vollendet ſeyn, hoffe
ich. Jtem: Jch kan nicht viel mehr reden, ich werde alle Augen-
blick ſchwaͤcher. Dabey aber doch dieſes zu erinnern, daß, da er
ſich die Tage ſeines Lagers auf Einrathen derer Herren Medicorum

immer
D 3
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[29/0029] alle maſſe wichtige Herrlichkeit. Roͤm. VIII, 33. Wer will die Auserwehlten GOttes beſchuldigen? Wer will uns ſcheiden von der Liebe GOttes? Ap. Geſch. IV, 12. Es iſt in keinem an- dern Heil. 1 Timoth. II, 5. Es iſt Ein GOTT und Ein Mitt- ler. Roͤm. III, 24. Wir werden ohne Verdienſt gerecht aus ſeiner Gnade. 1 Cor. X, 13. GOtt iſt getreu ꝛc. und weil ihm das Reden beſchwerlich ward, uͤberließ er mir, dieſelben vollends bis zu Ende vorzuſagen, welches denn niemals ohne dienliche Ap- plication geſchehen. §. 36. Jch fing den Spruch an: Das iſt ie gewißlich wahr, und ein theuer werthes Wort, daß JEſus Chriſtus kommen iſt in die Welt, die Suͤnder ſelig zu machen, unter welchen ich (hier ſchlug der Sterbende auf die Bruſt, und ſagte: Jch, Wal- ther) der vornehmſte bin. Aber deswegen iſt mir Barm- hertzigkeit wiederfahren, auf daß an mir (der Sterbende ſchlug abermal auf die Bruſt, und ſagte: Mir, Walther) vornehm- lich JEſus Chriſtus erzeigte alle Geduld zum Exempel denen, die an ihn glaͤuben ſollen zum ewigen Leben. GOtt aber, dem ewigen Koͤnige, dem unvergaͤnglichen, unſichtbaren und allein weiſen, ſey Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen. Dieſes Amen wiederholte er allezeit, wie man denn aus ſeinem Munde die gantze Zeit vielmals Ja und Amen gehoͤret hat. Der Bruder muſte ihm den 23. Pſalm vorbeten, bey deſſen andern Vers rief er aus: Er fuͤhret mich zum friſchen Waſſer, recht friſchen Waſſer. Er wird mich leiten zu dem lebendigen Waſſerbrunn, zu dem Strom des lebendigen Waſſers. Bey dem vierten Verſe fragte er: Was iſt das vor ein Thal? und als ihm geantwortet ward: das Todes-Thal, gab er zu verſtehen, daß ſolches recht ſey, und ſetzte die hebraͤiſchen Worte תומלצ ; איג darzu, welches eben das Todes-Thal bedeutet. Als ihm der Bruder den Schweiß abtrucknete, ſagte er: Wa- chet, Wachet. Weiter: Es wird nun bald vollendet ſeyn, hoffe ich. Jtem: Jch kan nicht viel mehr reden, ich werde alle Augen- blick ſchwaͤcher. Dabey aber doch dieſes zu erinnern, daß, da er ſich die Tage ſeines Lagers auf Einrathen derer Herren Medicorum immer D 3

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/29>, abgerufen am 23.04.2024.