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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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mit himmlischer Weisheit ausgezierten Wahrheiten des göttlichen
Worts, dergleichen Speise für vernünftige Menschen zubereitet ist.
Da solte man lernen sterben, und dem alten Seneca folgen, wel-
cher ein nicht geringer Philosophe war, und diese treffliche Wahr-
heit erkannt hat, die Philosophie sey nichts, als eine Meditation des
Todes und eine Vorbereitung zu demselben. GOTT gebe, daß bey
manchen nicht die Worte wahr werden: So fahren sie ihren Vä-
tern nach, und sehen das Licht nimmermehr:
und wie die
Worte ferner lauten.

§. 46.

Ein rechtschaffener Christ läßt sich durch dergleichen schöne Ex-
empel, welche er für nichts anders, als Wirckungen des Heiligen
Geistes anzusehen hat, ermuntern, seinem GOTT in Erkenntniß
der Wahrheit und Ausübung der Gottseligkeit zu dienen, und sich
deswegen zu einem frölichen und seligen Ende zu bereiten. O wie
schön stehet es um so ein Sterbe-Bette aus, wenn so wol auf Sei-
ten der Sterbenden, als auch der Herumstehenden, Freudigkeit und
Vergnügen anzutreffen. Wenn bey dem Sterbenden keine Todes-
Angst, sondern Freude; bey den Hinterbliebenen nicht Trauren
und Betrübniß, sondern Trost und Ermunterung vorhanden.
Das findet sich bey Gottlosen nicht, sondern sie müssen klagen:
Meine Sünde mich werden kräncken sehr, mein Gewissen
wird mich nagen;
und weiter kommen sie nicht. Da hingegen
bey einem Gläubigen dieses eintrifft: Es ist nichts verdammli-
ches an denen, die in CHristo JEsu sind.

GOTT schicke unsere Hertzen so zu, daß wir täglich uns
zum letzten Ende bereiten, und zu seiner Zeit
frölich und selig sterben.
Amen.



mit himmliſcher Weisheit ausgezierten Wahrheiten des goͤttlichen
Worts, dergleichen Speiſe fuͤr vernuͤnftige Menſchen zubereitet iſt.
Da ſolte man lernen ſterben, und dem alten Seneca folgen, wel-
cher ein nicht geringer Philoſophe war, und dieſe treffliche Wahr-
heit erkannt hat, die Philoſophie ſey nichts, als eine Meditation des
Todes und eine Vorbereitung zu demſelben. GOTT gebe, daß bey
manchen nicht die Worte wahr werden: So fahren ſie ihren Vaͤ-
tern nach, und ſehen das Licht nimmermehr:
und wie die
Worte ferner lauten.

§. 46.

Ein rechtſchaffener Chriſt laͤßt ſich durch dergleichen ſchoͤne Ex-
empel, welche er fuͤr nichts anders, als Wirckungen des Heiligen
Geiſtes anzuſehen hat, ermuntern, ſeinem GOTT in Erkenntniß
der Wahrheit und Ausuͤbung der Gottſeligkeit zu dienen, und ſich
deswegen zu einem froͤlichen und ſeligen Ende zu bereiten. O wie
ſchoͤn ſtehet es um ſo ein Sterbe-Bette aus, wenn ſo wol auf Sei-
ten der Sterbenden, als auch der Herumſtehenden, Freudigkeit und
Vergnuͤgen anzutreffen. Wenn bey dem Sterbenden keine Todes-
Angſt, ſondern Freude; bey den Hinterbliebenen nicht Trauren
und Betruͤbniß, ſondern Troſt und Ermunterung vorhanden.
Das findet ſich bey Gottloſen nicht, ſondern ſie muͤſſen klagen:
Meine Suͤnde mich werden kraͤncken ſehr, mein Gewiſſen
wird mich nagen;
und weiter kommen ſie nicht. Da hingegen
bey einem Glaͤubigen dieſes eintrifft: Es iſt nichts verdammli-
ches an denen, die in CHriſto JEſu ſind.

GOTT ſchicke unſere Hertzen ſo zu, daß wir taͤglich uns
zum letzten Ende bereiten, und zu ſeiner Zeit
froͤlich und ſelig ſterben.
Amen.



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[36/0036] mit himmliſcher Weisheit ausgezierten Wahrheiten des goͤttlichen Worts, dergleichen Speiſe fuͤr vernuͤnftige Menſchen zubereitet iſt. Da ſolte man lernen ſterben, und dem alten Seneca folgen, wel- cher ein nicht geringer Philoſophe war, und dieſe treffliche Wahr- heit erkannt hat, die Philoſophie ſey nichts, als eine Meditation des Todes und eine Vorbereitung zu demſelben. GOTT gebe, daß bey manchen nicht die Worte wahr werden: So fahren ſie ihren Vaͤ- tern nach, und ſehen das Licht nimmermehr: und wie die Worte ferner lauten. §. 46. Ein rechtſchaffener Chriſt laͤßt ſich durch dergleichen ſchoͤne Ex- empel, welche er fuͤr nichts anders, als Wirckungen des Heiligen Geiſtes anzuſehen hat, ermuntern, ſeinem GOTT in Erkenntniß der Wahrheit und Ausuͤbung der Gottſeligkeit zu dienen, und ſich deswegen zu einem froͤlichen und ſeligen Ende zu bereiten. O wie ſchoͤn ſtehet es um ſo ein Sterbe-Bette aus, wenn ſo wol auf Sei- ten der Sterbenden, als auch der Herumſtehenden, Freudigkeit und Vergnuͤgen anzutreffen. Wenn bey dem Sterbenden keine Todes- Angſt, ſondern Freude; bey den Hinterbliebenen nicht Trauren und Betruͤbniß, ſondern Troſt und Ermunterung vorhanden. Das findet ſich bey Gottloſen nicht, ſondern ſie muͤſſen klagen: Meine Suͤnde mich werden kraͤncken ſehr, mein Gewiſſen wird mich nagen; und weiter kommen ſie nicht. Da hingegen bey einem Glaͤubigen dieſes eintrifft: Es iſt nichts verdammli- ches an denen, die in CHriſto JEſu ſind. GOTT ſchicke unſere Hertzen ſo zu, daß wir taͤglich uns zum letzten Ende bereiten, und zu ſeiner Zeit froͤlich und ſelig ſterben. Amen.

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/36>, abgerufen am 19.04.2024.