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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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Des grossen Abrahams
Wahrheit der Tausende nicht bringen kan. Die Semisecula-
res
oder halb-hundert-Jährige Pfarr-Herren müssen gar weit ge-
sucht werden/ wer dergleichen Catalogum will ans Licht brin-
gen/ und lassen sich in einer Dioeces nicht viel beysammen finden.
Das rühmliche hohe Alter erkannte der liebe Mann auch vor ei-
ne grosse Wohlthat/ wie Er solches mehrmahls wuste an der hei-
ligen Stätte der Versöhnung seinem GOtt zu dancken/ als der
Jhn durch so mancherley Trübsal/ auch Anfänglich bey schwachen
Leibe/ dennoch in ein solch hohes Alter gebracht. Aber was folgt
denn nun endlich auf das hohe liebe Alter? Nichts anders/ als der
Todt. Und da sehen wir nun und hören bey des grossen Abra-
hams gesegneten Gedächtniß/
wie/ nach Anleitung des Textes/
gedacht wird

II. Des sanfften und seligen Todtes/ da es heisset:
Abraham nahm ab/ und starb in einem ruhigen Alter/ da
er alt und Lebens satt war/ und ward versamlet zu seinen
Vätern.

Abraham starb 1.) eines sanfften Todtes. (a) Er nahm
ab/ nicht an Gemüths- und Seelen-Kräfften/ denn da ward A-
braham immer stärcker im Geist/ also/ daß er/ biß auff seinen
Abdruck im Glauben/ als ein Vater der Gläubigen/ bestän-
dig und tapffer aushielt/ er nahm ab an Kräfften des Leibes/ es
neigte sich mit ihm/ er begunte nach und nach Bettlägerig zu
werden/ und auszulöschen/ wie etwan ein Licht nach und nach im-
mer mehr dunckel wird/ und endlich gar auslöscht/ wenn der Tacht
oder das Oel gebricht. So nahm auch allsachte der Lebens-Bal-
sam ab/ und die natürliche Wärme erkaltete/ und die Lebens-Gei-
ster verschwunden/ und da hieß es sodann: Er starb. Denn
wider den Todt oder wider das Sterben konte Abraham nichts
schützen/ der Glaube in ihm mochte noch so starck/ und der Geist noch
so frisch seyn/ Abraham muste sterben/ wie vor ihm alle seine Vä-
ter/ also auch er/ er starb eines sanfften Todtes.

(b) Er

Des groſſen Abrahams
Wahrheit der Tauſende nicht bringen kan. Die Semiſecula-
res
oder halb-hundert-Jaͤhrige Pfarr-Herren muͤſſen gar weit ge-
ſucht werden/ wer dergleichen Catalogum will ans Licht brin-
gen/ und laſſen ſich in einer Diœces nicht viel beyſammen finden.
Das ruͤhmliche hohe Alter erkannte der liebe Mann auch vor ei-
ne groſſe Wohlthat/ wie Er ſolches mehrmahls wuſte an der hei-
ligen Staͤtte der Verſoͤhnung ſeinem GOtt zu dancken/ als der
Jhn durch ſo mancherley Truͤbſal/ auch Anfaͤnglich bey ſchwachen
Leibe/ dennoch in ein ſolch hohes Alter gebracht. Aber was folgt
denn nun endlich auf das hohe liebe Alter? Nichts anders/ als der
Todt. Und da ſehen wir nun und hoͤren bey des groſſen Abra-
hams geſegneten Gedaͤchtniß/
wie/ nach Anleitung des Textes/
gedacht wird

II. Des ſanfften und ſeligen Todtes/ da es heiſſet:
Abraham nahm ab/ und ſtarb in einem ruhigen Alter/ da
er alt und Lebens ſatt war/ und ward verſamlet zu ſeinen
Vaͤtern.

Abraham ſtarb 1.) eines ſanfften Todtes. (α) Er nahm
ab/ nicht an Gemuͤths- und Seelen-Kraͤfften/ denn da ward A-
braham immer ſtaͤrcker im Geiſt/ alſo/ daß er/ biß auff ſeinen
Abdruck im Glauben/ als ein Vater der Glaͤubigen/ beſtaͤn-
dig und tapffer aushielt/ er nahm ab an Kraͤfften des Leibes/ es
neigte ſich mit ihm/ er begunte nach und nach Bettlaͤgerig zu
werden/ und auszuloͤſchen/ wie etwan ein Licht nach und nach im-
mer mehr dunckel wird/ und endlich gar ausloͤſcht/ wenn der Tacht
oder das Oel gebricht. So nahm auch allſachte der Lebens-Bal-
ſam ab/ und die natuͤrliche Waͤrme erkaltete/ und die Lebens-Gei-
ſter verſchwunden/ und da hieß es ſodann: Er ſtarb. Denn
wider den Todt oder wider das Sterben konte Abraham nichts
ſchuͤtzen/ der Glaube in ihm mochte noch ſo ſtarck/ und der Geiſt noch
ſo friſch ſeyn/ Abraham muſte ſterben/ wie vor ihm alle ſeine Vaͤ-
ter/ alſo auch er/ er ſtarb eines ſanfften Todtes.

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[18/0018] Des groſſen Abrahams Wahrheit der Tauſende nicht bringen kan. Die Semiſecula- res oder halb-hundert-Jaͤhrige Pfarr-Herren muͤſſen gar weit ge- ſucht werden/ wer dergleichen Catalogum will ans Licht brin- gen/ und laſſen ſich in einer Diœces nicht viel beyſammen finden. Das ruͤhmliche hohe Alter erkannte der liebe Mann auch vor ei- ne groſſe Wohlthat/ wie Er ſolches mehrmahls wuſte an der hei- ligen Staͤtte der Verſoͤhnung ſeinem GOtt zu dancken/ als der Jhn durch ſo mancherley Truͤbſal/ auch Anfaͤnglich bey ſchwachen Leibe/ dennoch in ein ſolch hohes Alter gebracht. Aber was folgt denn nun endlich auf das hohe liebe Alter? Nichts anders/ als der Todt. Und da ſehen wir nun und hoͤren bey des groſſen Abra- hams geſegneten Gedaͤchtniß/ wie/ nach Anleitung des Textes/ gedacht wird II. Des ſanfften und ſeligen Todtes/ da es heiſſet: Abraham nahm ab/ und ſtarb in einem ruhigen Alter/ da er alt und Lebens ſatt war/ und ward verſamlet zu ſeinen Vaͤtern. Abraham ſtarb 1.) eines ſanfften Todtes. (α) Er nahm ab/ nicht an Gemuͤths- und Seelen-Kraͤfften/ denn da ward A- braham immer ſtaͤrcker im Geiſt/ alſo/ daß er/ biß auff ſeinen Abdruck im Glauben/ als ein Vater der Glaͤubigen/ beſtaͤn- dig und tapffer aushielt/ er nahm ab an Kraͤfften des Leibes/ es neigte ſich mit ihm/ er begunte nach und nach Bettlaͤgerig zu werden/ und auszuloͤſchen/ wie etwan ein Licht nach und nach im- mer mehr dunckel wird/ und endlich gar ausloͤſcht/ wenn der Tacht oder das Oel gebricht. So nahm auch allſachte der Lebens-Bal- ſam ab/ und die natuͤrliche Waͤrme erkaltete/ und die Lebens-Gei- ſter verſchwunden/ und da hieß es ſodann: Er ſtarb. Denn wider den Todt oder wider das Sterben konte Abraham nichts ſchuͤtzen/ der Glaube in ihm mochte noch ſo ſtarck/ und der Geiſt noch ſo friſch ſeyn/ Abraham muſte ſterben/ wie vor ihm alle ſeine Vaͤ- ter/ alſo auch er/ er ſtarb eines ſanfften Todtes. (β) Er

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/18>, abgerufen am 19.04.2024.