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Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.

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J. N. J.
KAns seyn/ so gieb durch deine HandVotum.
Mir ein vernü[n]fftig Ende/
Daß ich mein Seel fein mit Verstand
Befehl in deine Hände/
Und so im Glauben sanfft und froh/
Auff meinem Bettlein oder Stroh/
Aus diesem Elend fahre.
So du mich aber in dem Feld/
Durch Raub (Geschoß) auff fremder Grentze/
Jn Wassers-Noth/ Hitz oder Kält/
Oder durch Pestilentze/
Nach deinem Rath wollst nehmen hin/
So richt nicht/ HErr/ nach meinem Sinn/
Den ich im Leben führe! Amen.
HERR JESU hilff! laß wohl gelingen! Amen.
Vorbereitung.

SO spricht Hiskia: Das ist ein Tag des Trübsals/ Schel-Praeloqvi-
um ex
Jes. XXXVII.
v.
3.

tens und Lästerns. Mit diesen höchst-schmertzlichen Wor-
ten/ geliebten Zuhörer/ fang ich nicht unbillig gegenwärtige
betrübte und Thränen-volle Leichen-Predigt an/ welche wir
unsern im HErrn zwar plötzlich/ doch selig-verstorbenen Mit-
Bruder/ dem weyland Ehrsamen und Nahmhafften Hanß
Saupen/
gewesenen Einwohner und Müller zu Loschwitz/ anitzo in der Furcht
des HErrn halten sollen/ und ruffen darüber unter vielfachen Thränen aus:
Das ist ein Tag des Trübsals/ Scheltens und Lästerns. Wir lesen
diese Worte beym Propheten (Jesaia XXXVII, 3.) Es sind sonsten Worte
des Königes Hiskiä/ welche er zur Zeit grosser Krieges-Noth von sich hören/
und dem Propheten Esaiä zu entbiethen ließ/ wie aus dem vorhergehenden
36. Cap. zu ersehen ist. Hiskia war anitzo von dem Könige zu Assyrien/ dem
Sannherib/ in seinem Lande und Residentz-Stadt Jerusalem belägert/ daß
kein Mensch weder aus noch ein konte; Jerusalem hatte fast alle Mann-

schafft
A 2


J. N. J.
KAns ſeyn/ ſo gieb durch deine HandVotum.
Mir ein vernuͤ[n]fftig Ende/
Daß ich mein Seel fein mit Verſtand
Befehl in deine Haͤnde/
Und ſo im Glauben ſanfft und froh/
Auff meinem Bettlein oder Stroh/
Aus dieſem Elend fahre.
So du mich aber in dem Feld/
Durch Raub (Geſchoß) auff fremder Grentze/
Jn Waſſers-Noth/ Hitz oder Kaͤlt/
Oder durch Peſtilentze/
Nach deinem Rath wollſt nehmen hin/
So richt nicht/ HErr/ nach meinem Sinn/
Den ich im Leben fuͤhre! Amen.
HERR JESU hilff! laß wohl gelingen! Amen.
Vorbereitung.

SO ſpricht Hiskia: Das iſt ein Tag des Truͤbſals/ Schel-Præloqvi-
um ex
Jeſ. XXXVII.
v.
3.

tens und Laͤſterns. Mit dieſen hoͤchſt-ſchmertzlichen Wor-
ten/ geliebten Zuhoͤrer/ fang ich nicht unbillig gegenwaͤrtige
betruͤbte und Thraͤnen-volle Leichen-Predigt an/ welche wir
unſern im HErrn zwar ploͤtzlich/ doch ſelig-verſtorbenen Mit-
Bruder/ dem weyland Ehrſamen und Nahmhafften Hanß
Saupen/
geweſenen Einwohner und Muͤller zu Loſchwitz/ anitzo in der Furcht
des HErrn halten ſollen/ und ruffen daruͤber unter vielfachen Thraͤnen aus:
Das iſt ein Tag des Truͤbſals/ Scheltens und Laͤſterns. Wir leſen
dieſe Worte beym Propheten (Jeſaia XXXVII, 3.) Es ſind ſonſten Worte
des Koͤniges Hiskiaͤ/ welche er zur Zeit groſſer Krieges-Noth von ſich hoͤren/
und dem Propheten Eſaiaͤ zu entbiethen ließ/ wie aus dem vorhergehenden
36. Cap. zu erſehen iſt. Hiskia war anitzo von dem Koͤnige zu Aſſyrien/ dem
Sannherib/ in ſeinem Lande und Reſidentz-Stadt Jeruſalem belaͤgert/ daß
kein Menſch weder aus noch ein konte; Jeruſalem hatte faſt alle Mann-

ſchafft
A 2
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Zitationshilfe: Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392439/3>, abgerufen am 19.03.2024.