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Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701].

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Das unschuldig vergossene Blut.
sen/ wie er sich immer rühmete/ wie lieb er sein Kind hätte/ allermas-
sen er/ wie offte gedacht/ durch des Teuffels Trieb sein liebes Söhn-
gen jämmerlicher Weise ermordet. Der Todtschlag ist allerdings
eine schwere und abscheuliche Sünde/ ja eine Himmel-schreyende
Sünde/ denn so sagt Göttliche Majestät in dem erklärten Texte:
Die Stimme deines Bruders Blut schreyet zu mir von der
Erden.
Mord und Todtschlag hat GOtt in seinem heiligen Gesetze
ernstlich verboten/ denn da heists: Du solt nicht tödten/ Exod.
20, 3. Der HErr hat Greuel an denen Blutgierigen/ Psal. 5, 7.
Deswegen hat auch GOtt der HErr der weltlichen Obrigkeit das
Schwerdt in die Hände gegeben/ und gesagt: Wer Menschen-Blut
vergeust/ des Blut soll wieder vergossen werden/ denn GOTT
hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht/
Gen. 9, 6. Der ge-
rechte GOtt will über solche Mörder gar keine Versöhnung anneh-
men: Ihr solt keine Versöhnung nehmen über die Seele des
Todschlägers/ denn er ist des Todes schuldig/ und er soll des To-
des sterben/
Num. 35, 31. Die ordentliche leibliche Straffe der Todt-
schläger haben auch die Heyden gewust/ daher der weise Plato sagt/ Lib.
9. de Leg. Majora supplicia illis decet imponere, qvi consulto
per iram interfecerunt: illis contra, qvirepente & inconsulto,
leniora.
Das ist: Welche aus Vorsatz einen Menschen grimmiglich
ermordet/ dieselben soll man mit harter Straffe: die aber plötzlich und
unversehens jemand getödtet/ mit gelinderer Straffe belegen. Es ist
aber an der leiblichen Straffe nicht genug/ wenn der Mörder mit dem
Cain in seinen Sünden noch trotzig und verstockt dahin gehet/ so soll
auch folgen die ewige Straffe/ und diese ist ihnen vorlängst angekündi-
get: Ein Todtschläger hat nicht das ewige Leben bey ihm blei-
bend/
1. Joh. 3, 15. Der Greulichen und Todschläger ihr Theil soll
seyn in dem Pfuhl/ der mit Feuer und Schwefel brennet/ wel-
ches ist der andere Tod/
Apoc. 21, 15. Ausser dem himmlischen Je-
rusalem sind die Todtschläger/
Apoc. 22, 15. Wisset ihr nun dieses/
meine hertzallerliebsten Zuhörer/ daß Mord und Todtschlag eine schwe-
re und abscheuliche Sünde sey/ ey so hütet euch dafür/ last euch Sünder

die-

Das unſchuldig vergoſſene Blut.
ſen/ wie er ſich immer ruͤhmete/ wie lieb er ſein Kind haͤtte/ allermaſ-
ſen er/ wie offte gedacht/ durch des Teuffels Trieb ſein liebes Soͤhn-
gen jaͤmmerlicher Weiſe ermordet. Der Todtſchlag iſt allerdings
eine ſchwere und abſcheuliche Suͤnde/ ja eine Himmel-ſchreyende
Suͤnde/ denn ſo ſagt Goͤttliche Majeſtaͤt in dem erklaͤrten Texte:
Die Stimme deines Bruders Blut ſchreyet zu mir von der
Erden.
Mord und Todtſchlag hat GOtt in ſeinem heiligen Geſetze
ernſtlich verboten/ denn da heiſts: Du ſolt nicht toͤdten/ Exod.
20, 3. Der HErr hat Greuel an denen Blutgierigen/ Pſal. 5, 7.
Deswegen hat auch GOtt der HErr der weltlichen Obrigkeit das
Schwerdt in die Haͤnde gegeben/ und geſagt: Wer Menſchen-Blut
vergeuſt/ des Blut ſoll wieder vergoſſen werden/ denn GOTT
hat den Menſchen zu ſeinem Bilde gemacht/
Gen. 9, 6. Der ge-
rechte GOtt will uͤber ſolche Moͤrder gar keine Verſoͤhnung anneh-
men: Ihr ſolt keine Verſoͤhnung nehmen uͤber die Seele des
Todſchlaͤgers/ denn er iſt des Todes ſchuldig/ und er ſoll des To-
des ſterben/
Num. 35, 31. Die ordentliche leibliche Straffe der Todt-
ſchlaͤger haben auch die Heyden gewuſt/ daher der weiſe Plato ſagt/ Lib.
9. de Leg. Majora ſupplicia illis decet imponere, qvi conſultò
per iram interfecerunt: illis contrà, qvirepentè & inconſultò,
leniora.
Das iſt: Welche aus Vorſatz einen Menſchen grimmiglich
ermordet/ dieſelben ſoll man mit harter Straffe: die aber ploͤtzlich und
unverſehens jemand getoͤdtet/ mit gelinderer Straffe belegen. Es iſt
aber an der leiblichen Straffe nicht genug/ wenn der Moͤrder mit dem
Cain in ſeinen Suͤnden noch trotzig und verſtockt dahin gehet/ ſo ſoll
auch folgen die ewige Straffe/ und dieſe iſt ihnen vorlaͤngſt angekuͤndi-
get: Ein Todtſchlaͤger hat nicht das ewige Leben bey ihm blei-
bend/
1. Joh. 3, 15. Der Greulichen und Todſchlaͤger ihr Theil ſoll
ſeyn in dem Pfuhl/ der mit Feuer und Schwefel brennet/ wel-
ches iſt der andere Tod/
Apoc. 21, 15. Auſſer dem him̃liſchen Je-
ruſalem ſind die Todtſchlaͤger/
Apoc. 22, 15. Wiſſet ihr nun dieſes/
meine hertzallerliebſten Zuhoͤrer/ daß Mord und Todtſchlag eine ſchwe-
re und abſcheuliche Suͤnde ſey/ ey ſo huͤtet euch dafuͤr/ laſt euch Suͤnder

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[28[26]/0026] Das unſchuldig vergoſſene Blut. ſen/ wie er ſich immer ruͤhmete/ wie lieb er ſein Kind haͤtte/ allermaſ- ſen er/ wie offte gedacht/ durch des Teuffels Trieb ſein liebes Soͤhn- gen jaͤmmerlicher Weiſe ermordet. Der Todtſchlag iſt allerdings eine ſchwere und abſcheuliche Suͤnde/ ja eine Himmel-ſchreyende Suͤnde/ denn ſo ſagt Goͤttliche Majeſtaͤt in dem erklaͤrten Texte: Die Stimme deines Bruders Blut ſchreyet zu mir von der Erden. Mord und Todtſchlag hat GOtt in ſeinem heiligen Geſetze ernſtlich verboten/ denn da heiſts: Du ſolt nicht toͤdten/ Exod. 20, 3. Der HErr hat Greuel an denen Blutgierigen/ Pſal. 5, 7. Deswegen hat auch GOtt der HErr der weltlichen Obrigkeit das Schwerdt in die Haͤnde gegeben/ und geſagt: Wer Menſchen-Blut vergeuſt/ des Blut ſoll wieder vergoſſen werden/ denn GOTT hat den Menſchen zu ſeinem Bilde gemacht/ Gen. 9, 6. Der ge- rechte GOtt will uͤber ſolche Moͤrder gar keine Verſoͤhnung anneh- men: Ihr ſolt keine Verſoͤhnung nehmen uͤber die Seele des Todſchlaͤgers/ denn er iſt des Todes ſchuldig/ und er ſoll des To- des ſterben/ Num. 35, 31. Die ordentliche leibliche Straffe der Todt- ſchlaͤger haben auch die Heyden gewuſt/ daher der weiſe Plato ſagt/ Lib. 9. de Leg. Majora ſupplicia illis decet imponere, qvi conſultò per iram interfecerunt: illis contrà, qvirepentè & inconſultò, leniora. Das iſt: Welche aus Vorſatz einen Menſchen grimmiglich ermordet/ dieſelben ſoll man mit harter Straffe: die aber ploͤtzlich und unverſehens jemand getoͤdtet/ mit gelinderer Straffe belegen. Es iſt aber an der leiblichen Straffe nicht genug/ wenn der Moͤrder mit dem Cain in ſeinen Suͤnden noch trotzig und verſtockt dahin gehet/ ſo ſoll auch folgen die ewige Straffe/ und dieſe iſt ihnen vorlaͤngſt angekuͤndi- get: Ein Todtſchlaͤger hat nicht das ewige Leben bey ihm blei- bend/ 1. Joh. 3, 15. Der Greulichen und Todſchlaͤger ihr Theil ſoll ſeyn in dem Pfuhl/ der mit Feuer und Schwefel brennet/ wel- ches iſt der andere Tod/ Apoc. 21, 15. Auſſer dem him̃liſchen Je- ruſalem ſind die Todtſchlaͤger/ Apoc. 22, 15. Wiſſet ihr nun dieſes/ meine hertzallerliebſten Zuhoͤrer/ daß Mord und Todtſchlag eine ſchwe- re und abſcheuliche Suͤnde ſey/ ey ſo huͤtet euch dafuͤr/ laſt euch Suͤnder die-

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Zitationshilfe: Bahn, Nikolaus: Das unschuldig vergoßne Blut. [Pirna], [1701], S. 28[26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/421583/26>, abgerufen am 29.03.2024.