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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Jst freylich wunderbar. Doch aber seine Thaten
Sind auch von Weisheit voll, wenn niemand uns zu rathen
Und Trost zu geben weiß. Es ist gewiß, daß er uns liebt,
Wenn auch nach seiner Macht uns ein Verlust betrübt.
Er nimmt Dir Deinen Freund, da er durch Fleiß und Wissen
Der Schule Ruhm erwirbt. Hier kanst du sicher schliessen:
GOtt, welcher alles weiß, und stets das Beste kennt,
Hat Dich und Deinen Schatz nicht ohngefehr getrennt,
So dunckel und verdeckt Dir auch sein Absehn scheinet.
So dämpfe Deinen Schmerz, Du hast genung geweinet.
Dein Herr, und Mann, und Freund, der Schule Haupt und Zier,
Und Laubans Ehr und Schmuck entfernt sich nun von Dir,
Sein Geist denkt noch an Dich. Der Ruf von seinem Fleisse,
Womit Laubanien, womit die edle Pleisse
Beständig prangen wird, bleibt Böttners Eigenthum,
Bleibt seiner Schüler Lust, bleibt seiner Freundinn Ruhm.
Dieses schrjeb aus wahrer Hochachtung gegen den seelig verstorbenen
Herrn Rector.
Johann Heinrich Winkler,
Prof. Philosoph. Extr. zu Leipzig.




Wie? ist der Himmel denn so eisern,
Daß auch der Andacht fromme Pflicht
Aus mancher Stadt, aus manchen Häusern
Des Schicksals Huld umsonst bespricht?
Wie? Böttner, kan Dir unser Bethen,
Jn dem die reinste Treue glimmt,
Nicht mehr den Weg zur Grufft vertreten,
Die uns an Dir das Beste nimmt?
Lauba-
H 3
Jſt freylich wunderbar. Doch aber ſeine Thaten
Sind auch von Weisheit voll, wenn niemand uns zu rathen
Und Troſt zu geben weiß. Es iſt gewiß, daß er uns liebt,
Wenn auch nach ſeiner Macht uns ein Verluſt betruͤbt.
Er nimmt Dir Deinen Freund, da er durch Fleiß und Wiſſen
Der Schule Ruhm erwirbt. Hier kanſt du ſicher ſchlieſſen:
GOtt, welcher alles weiß, und ſtets das Beſte kennt,
Hat Dich und Deinen Schatz nicht ohngefehr getrennt,
So dunckel und verdeckt Dir auch ſein Abſehn ſcheinet.
So daͤmpfe Deinen Schmerz, Du haſt genung geweinet.
Dein Herr, und Mann, und Freund, der Schule Haupt und Zier,
Und Laubans Ehr und Schmuck entfernt ſich nun von Dir,
Sein Geiſt denkt noch an Dich. Der Ruf von ſeinem Fleiſſe,
Womit Laubanien, womit die edle Pleiſſe
Beſtaͤndig prangen wird, bleibt Boͤttners Eigenthum,
Bleibt ſeiner Schuͤler Luſt, bleibt ſeiner Freundinn Ruhm.
Dieſes ſchrjeb aus wahrer Hochachtung gegen den ſeelig verſtorbenen
Herrn Rector.
Johann Heinrich Winkler,
Prof. Philoſoph. Extr. zu Leipzig.




Wie? iſt der Himmel denn ſo eiſern,
Daß auch der Andacht fromme Pflicht
Aus mancher Stadt, aus manchen Haͤuſern
Des Schickſals Huld umſonſt beſpricht?
Wie? Boͤttner, kan Dir unſer Bethen,
Jn dem die reinſte Treue glimmt,
Nicht mehr den Weg zur Grufft vertreten,
Die uns an Dir das Beſte nimmt?
Lauba-
H 3
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[61/0062] Jſt freylich wunderbar. Doch aber ſeine Thaten Sind auch von Weisheit voll, wenn niemand uns zu rathen Und Troſt zu geben weiß. Es iſt gewiß, daß er uns liebt, Wenn auch nach ſeiner Macht uns ein Verluſt betruͤbt. Er nimmt Dir Deinen Freund, da er durch Fleiß und Wiſſen Der Schule Ruhm erwirbt. Hier kanſt du ſicher ſchlieſſen: GOtt, welcher alles weiß, und ſtets das Beſte kennt, Hat Dich und Deinen Schatz nicht ohngefehr getrennt, So dunckel und verdeckt Dir auch ſein Abſehn ſcheinet. So daͤmpfe Deinen Schmerz, Du haſt genung geweinet. Dein Herr, und Mann, und Freund, der Schule Haupt und Zier, Und Laubans Ehr und Schmuck entfernt ſich nun von Dir, Sein Geiſt denkt noch an Dich. Der Ruf von ſeinem Fleiſſe, Womit Laubanien, womit die edle Pleiſſe Beſtaͤndig prangen wird, bleibt Boͤttners Eigenthum, Bleibt ſeiner Schuͤler Luſt, bleibt ſeiner Freundinn Ruhm. Dieſes ſchrjeb aus wahrer Hochachtung gegen den ſeelig verſtorbenen Herrn Rector. Johann Heinrich Winkler, Prof. Philoſoph. Extr. zu Leipzig. Wie? iſt der Himmel denn ſo eiſern, Daß auch der Andacht fromme Pflicht Aus mancher Stadt, aus manchen Haͤuſern Des Schickſals Huld umſonſt beſpricht? Wie? Boͤttner, kan Dir unſer Bethen, Jn dem die reinſte Treue glimmt, Nicht mehr den Weg zur Grufft vertreten, Die uns an Dir das Beſte nimmt? Lauba- H 3

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/62>, abgerufen am 28.03.2024.