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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Zeugen der Frömmigkeit, der Wissenschafft, der Treue, und
des Fleisses, womit der Hochseelige Herr Rector der Schu-
le vorgestanden! Ja, die weisen Vorsteher unsers Lycei
preisen die sonderbaren Verdienste des allzufrüh erblaßten
Herrn Rectoris!

Jch habe die Ehre von seinen Verdiensten anitzo zu re-
den, ob ich zwar dieselben bey einer andern Gelegenheit lie-
ber rühmen wolte. Unterdessen habe das Amt bey seiner
Beerdigung der Hoch- und Wehrtgeschätzten Ver-
sammlung vor ihre
geehrteste Gegenwart schuldigsten
Danck abzustatten nicht unwillig übernommen; weil mir die
Wahrheit überflüßige Beweißthümer an die Hand giebet,
daß der Hochseelige Herr Rector unter die verdienten
Männer
gehöre, und ich solchergestalt zugleich die be-
qvemste Gelegenheit gewinne, meinen aufrichtigsten Danck
zu entdecken, womit ich des Hochseeligen Herrn Böttners An-
dencken vor die von ihm genossene Unterweisung auch in sei-
nem Sarge noch verehre.

Zwar ist es bey allen noch nicht ausser Widerspruch, ob
Schul-Männer unter diejenigen Männer zu zehlen, welchen
man Verdienste beylegen könne? Die Jnwohner der Welt
haben nicht einerley Geschmack, und weil über den grösten
Hauffen derselben Thorheit und Unverstand noch herrschet; da
sie noch unter einander streiten, worinn des menschlichen Ge-
schlechts höchste Glückseeligkeit bestehe; so wollen viele die Ver-
dienste getreuer und geschickter Schul-Lehrer nicht erken-
nen. (*)

Nicht
(*) Vulgo videmus nihil fere abjectius esse praeceptoribus,
schreibet Hieronymus Ziegler, in Johannis Aventini Lebens-
Beschrei-

Zeugen der Froͤmmigkeit, der Wiſſenſchafft, der Treue, und
des Fleiſſes, womit der Hochſeelige Herr Rector der Schu-
le vorgeſtanden! Ja, die weiſen Vorſteher unſers Lycei
preiſen die ſonderbaren Verdienſte des allzufruͤh erblaßten
Herrn Rectoris!

Jch habe die Ehre von ſeinen Verdienſten anitzo zu re-
den, ob ich zwar dieſelben bey einer andern Gelegenheit lie-
ber ruͤhmen wolte. Unterdeſſen habe das Amt bey ſeiner
Beerdigung der Hoch- und Wehrtgeſchaͤtzten Ver-
ſammlung vor ihre
geehrteſte Gegenwart ſchuldigſten
Danck abzuſtatten nicht unwillig uͤbernommen; weil mir die
Wahrheit uͤberfluͤßige Beweißthuͤmer an die Hand giebet,
daß der Hochſeelige Herr Rector unter die verdienten
Maͤnner
gehoͤre, und ich ſolchergeſtalt zugleich die be-
qvemſte Gelegenheit gewinne, meinen aufrichtigſten Danck
zu entdecken, womit ich des Hochſeeligen Herrn Boͤttners An-
dencken vor die von ihm genoſſene Unterweiſung auch in ſei-
nem Sarge noch verehre.

Zwar iſt es bey allen noch nicht auſſer Widerſpruch, ob
Schul-Maͤnner unter diejenigen Maͤnner zu zehlen, welchen
man Verdienſte beylegen koͤnne? Die Jnwohner der Welt
haben nicht einerley Geſchmack, und weil uͤber den groͤſten
Hauffen derſelben Thorheit und Unverſtand noch herrſchet; da
ſie noch unter einander ſtreiten, worinn des menſchlichen Ge-
ſchlechts hoͤchſte Gluͤckſeeligkeit beſtehe; ſo wollen viele die Ver-
dienſte getreuer und geſchickter Schul-Lehrer nicht erken-
nen. (*)

Nicht
(*) Vulgo videmus nihil fere abjectius eſſe præceptoribus,
ſchreibet Hieronymus Ziegler, in Johannis Aventini Lebens-
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[40/0041] Zeugen der Froͤmmigkeit, der Wiſſenſchafft, der Treue, und des Fleiſſes, womit der Hochſeelige Herr Rector der Schu- le vorgeſtanden! Ja, die weiſen Vorſteher unſers Lycei preiſen die ſonderbaren Verdienſte des allzufruͤh erblaßten Herrn Rectoris! Jch habe die Ehre von ſeinen Verdienſten anitzo zu re- den, ob ich zwar dieſelben bey einer andern Gelegenheit lie- ber ruͤhmen wolte. Unterdeſſen habe das Amt bey ſeiner Beerdigung der Hoch- und Wehrtgeſchaͤtzten Ver- ſammlung vor ihre geehrteſte Gegenwart ſchuldigſten Danck abzuſtatten nicht unwillig uͤbernommen; weil mir die Wahrheit uͤberfluͤßige Beweißthuͤmer an die Hand giebet, daß der Hochſeelige Herr Rector unter die verdienten Maͤnner gehoͤre, und ich ſolchergeſtalt zugleich die be- qvemſte Gelegenheit gewinne, meinen aufrichtigſten Danck zu entdecken, womit ich des Hochſeeligen Herrn Boͤttners An- dencken vor die von ihm genoſſene Unterweiſung auch in ſei- nem Sarge noch verehre. Zwar iſt es bey allen noch nicht auſſer Widerſpruch, ob Schul-Maͤnner unter diejenigen Maͤnner zu zehlen, welchen man Verdienſte beylegen koͤnne? Die Jnwohner der Welt haben nicht einerley Geſchmack, und weil uͤber den groͤſten Hauffen derſelben Thorheit und Unverſtand noch herrſchet; da ſie noch unter einander ſtreiten, worinn des menſchlichen Ge- ſchlechts hoͤchſte Gluͤckſeeligkeit beſtehe; ſo wollen viele die Ver- dienſte getreuer und geſchickter Schul-Lehrer nicht erken- nen. (*) Nicht (*) Vulgo videmus nihil fere abjectius eſſe præceptoribus, ſchreibet Hieronymus Ziegler, in Johannis Aventini Lebens- Beſchrei-

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/41>, abgerufen am 29.03.2024.