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Hentschelius, Adamus: TrostPredigt Wider die schweresten zwo Anfechtungen. Schweidnitz, 1623.

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Christliche
Frucht zu schaffen/ so weis ich nicht/ welches ich er-
wehlen sol/ denn es lieget mir beydes hart an.

Also vnd der gestalt ängstiget manchen Men-
schen/ wenn er alles Zeitliche verlassen sol/ tempora-
lium appetitus,
Die Lust vnd Liebe zum Zeitlichen/
die vns nicht angeschworen/ Sondern angeboren ist.

Hierzu kömpt fürs Ander auch Mortis aculeus,
Wenn der Mensch gleich alle schwermütige Gedan-
cken des Zeitlichen halben/ überwunden/ So ängsti-
get jhn nicht wenig die schröckliche gestalt des Todes
vnd seine Vorboten/ allerley beschwerliche Kranckhei-
ten. Welche Vorboten des Todes Salomon mit
artigen/ verblümeten vnd recht Poetischen Worten
c. 12.beschrieben hat in seinem Prediger/ vnd gesprochen;
Zur zeit wenn die Hüter des Hauses zittern. Durch das
Hauß wird gemeinet vnd verstanden des Menschen
Leib/ der gleichsam eine Behausung vnd Wohnung
der Seelen ist. Die Hüter dieses Hauses sind Hände
vnd Arme/ darmit der Mensch sich/ so viel an jhm/ wi-
der Gewalt schützet vnd behütet; Die zittern im Alter
am Menschen. Die Starcken/ dz seyn die Schenckel
krümmen sich; Worüber man denn Alte Leute offt
höret klagen vnd sagen; Die Beine wollen nicht mehr
mitte/ die Schenckel wollen mich nicht mehr tragen.
Die Müller stehen müssig/ die Zähne können die Spei-
se nicht mehr beissen noch käwen. Die Gesichte durch
die Fenster werden finster/ Alte Leute sehen nicht mehr
so scharff/ Sondern alles durch die Brille. Die Thür
auff der Gassen wird geschlossen/ Alte Leute thun nicht
mehr so gerne den Mund auff/ sie seyn verdrossen

zum

Chriſtliche
Frucht zu ſchaffen/ ſo weis ich nicht/ welches ich er-
wehlen ſol/ denn es lieget mir beydes hart an.

Alſo vnd der geſtalt aͤngſtiget manchen Men-
ſchen/ wenn er alles Zeitliche verlaſſen ſol/ tempora-
lium appetitus,
Die Luſt vnd Liebe zum Zeitlichen/
die vns nicht angeſchworen/ Sondern angeboren iſt.

Hierzu koͤmpt fuͤrs Ander auch Mortis aculeus,
Wenn der Menſch gleich alle ſchwermuͤtige Gedan-
cken des Zeitlichen halben/ uͤberwunden/ So aͤngſti-
get jhn nicht wenig die ſchroͤckliche geſtalt des Todes
vnd ſeine Vorboten/ allerley beſchwerliche Kranckhei-
ten. Welche Vorboten des Todes Salomon mit
artigen/ verbluͤmeten vnd recht Poetiſchen Worten
c. 12.beſchrieben hat in ſeinem Prediger/ vnd geſprochen;
Zur zeit weñ die Huͤter des Hauſes zittern. Durch das
Hauß wird gemeinet vnd verſtanden des Menſchen
Leib/ der gleichſam eine Behauſung vnd Wohnung
der Seelen iſt. Die Huͤter dieſes Hauſes ſind Haͤnde
vñ Arme/ darmit der Menſch ſich/ ſo viel an jhm/ wi-
der Gewalt ſchuͤtzet vnd behuͤtet; Die zittern im Alter
am Menſchen. Die Starcken/ dz ſeyn die Schenckel
kruͤmmen ſich; Woruͤber man denn Alte Leute offt
hoͤret klagen vnd ſagen; Die Beine wollen nicht mehr
mitte/ die Schenckel wollen mich nicht mehr tragen.
Die Muͤller ſtehen muͤſſig/ die Zaͤhne koͤñen die Spei-
ſe nicht mehr beiſſen noch kaͤwen. Die Geſichte durch
die Fenſter werden finſter/ Alte Leute ſehen nicht mehr
ſo ſcharff/ Sondern alles durch die Brille. Die Thuͤr
auff der Gaſſen wird geſchloſſen/ Alte Leute thun nicht
mehr ſo gerne den Mund auff/ ſie ſeyn verdroſſen

zum
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[20/0020] Chriſtliche Frucht zu ſchaffen/ ſo weis ich nicht/ welches ich er- wehlen ſol/ denn es lieget mir beydes hart an. Alſo vnd der geſtalt aͤngſtiget manchen Men- ſchen/ wenn er alles Zeitliche verlaſſen ſol/ tempora- lium appetitus, Die Luſt vnd Liebe zum Zeitlichen/ die vns nicht angeſchworen/ Sondern angeboren iſt. Hierzu koͤmpt fuͤrs Ander auch Mortis aculeus, Wenn der Menſch gleich alle ſchwermuͤtige Gedan- cken des Zeitlichen halben/ uͤberwunden/ So aͤngſti- get jhn nicht wenig die ſchroͤckliche geſtalt des Todes vnd ſeine Vorboten/ allerley beſchwerliche Kranckhei- ten. Welche Vorboten des Todes Salomon mit artigen/ verbluͤmeten vnd recht Poetiſchen Worten beſchrieben hat in ſeinem Prediger/ vnd geſprochen; Zur zeit weñ die Huͤter des Hauſes zittern. Durch das Hauß wird gemeinet vnd verſtanden des Menſchen Leib/ der gleichſam eine Behauſung vnd Wohnung der Seelen iſt. Die Huͤter dieſes Hauſes ſind Haͤnde vñ Arme/ darmit der Menſch ſich/ ſo viel an jhm/ wi- der Gewalt ſchuͤtzet vnd behuͤtet; Die zittern im Alter am Menſchen. Die Starcken/ dz ſeyn die Schenckel kruͤmmen ſich; Woruͤber man denn Alte Leute offt hoͤret klagen vnd ſagen; Die Beine wollen nicht mehr mitte/ die Schenckel wollen mich nicht mehr tragen. Die Muͤller ſtehen muͤſſig/ die Zaͤhne koͤñen die Spei- ſe nicht mehr beiſſen noch kaͤwen. Die Geſichte durch die Fenſter werden finſter/ Alte Leute ſehen nicht mehr ſo ſcharff/ Sondern alles durch die Brille. Die Thuͤr auff der Gaſſen wird geſchloſſen/ Alte Leute thun nicht mehr ſo gerne den Mund auff/ ſie ſeyn verdroſſen zum c. 12.

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Zitationshilfe: Hentschelius, Adamus: TrostPredigt Wider die schweresten zwo Anfechtungen. Schweidnitz, 1623, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509545/20>, abgerufen am 29.03.2024.