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Silber, Wolffgang: Septem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Görlitz, 1618.

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Denn sehet/ Wer ist der/ zu welchem der HErr
Christus das wort redet? Ein Schecher/ ein Vbelthät-
ter/ ein Mörder/ vnd böser Bube/ der wol sein lebetage
nicht viel guttes gestifftet. Er bleibet aber nicht in sei-
nen Sünden/ vnd boßhafftigen Hertzen/ sondern be-
keret sich noch auff der letzten hinfarth: Erkennet vnd
bekennet seine Sünden/ lesset jhm dieselbigen hertzlich
leid sein: Gläubet an den HErren Christum/ helt jhn
für Gerecht/ der nichts vngeschicktes gehandelt/ dazu
für einen solchen König/ der ein Himlisches Ewiges
Reich habe: Vnd bittet/ das jhm dasselbe auch zu theil
werde. Beweiset auch seinen Glauben mit guten Früch-
ten/ In dem er seinen Mitgesellen wegen seiner Gottes-
lesterung straffet/ vnd beharret in seinem glauben/ be-
kentnüß vnd gutem vorsatz bestendig: Da höret er aus
dem holdseligen Munde Christi das hochtröstliche wort
der Gnaden:
Amen, hodie mecum eris in Paradyso: War-
lich/ ich sage dir/ Heute wirstu bey mir im Paradyß sein. Das
heisset:
Gratia exuberat super delictum: Rom. 5. Wo aber die
Sünde mächtig worden ist/ da ist doch die Gnade viel mächtiger
worden.

Diß Bladt grunet noch heutiges Tages/ vnd hat
seine krafft in aller Bußfertigen Sünder hertzen. Denn
Christus saget
Iohan. 12. Wenn ich erhöhet werde von der Er-
den/ so wil ich sie alle zu mir ziehen. Kompt her zu mir alle/ die
jhr müheselig vnd beladen seyd/ Ich wil euch erquicken/ Matth. 11.
da sollet jhr ruhe finden für ewre Seelen. Denn wer zu mir köm-
met/ den werde ich nicht hienauß stossen. Ioh. 16. Des tröste
dich du Bußfertiger Sünder/ Spare aber deine Busse
nicht biß du kranck wirst/ vnd warte nicht mit besserung
deines Lebens biß in den todt: Sondern bessere dich/
weil du noch sündigen kanst. Vnd wenn dich deine
Sünden anfechten auff deinem Siechbette/ so verzage
nicht: Sondern sprich mit
S. Augustino: Turbabor, sed non
perturbabor, quia vulnerum Christi recordabor.

Denn ſehet/ Wer iſt der/ zu welchem der HErr
Chriſtus das wort redet? Ein Schecher/ ein Vbelthaͤt-
ter/ ein Moͤrder/ vnd boͤſer Bube/ der wol ſein lebetage
nicht viel guttes geſtifftet. Er bleibet aber nicht in ſei-
nen Suͤnden/ vnd boßhafftigen Hertzen/ ſondern be-
keret ſich noch auff der letzten hinfarth: Erkennet vnd
bekennet ſeine Suͤnden/ leſſet jhm dieſelbigen hertzlich
leid ſein: Glaͤubet an den HErren Chriſtum/ helt jhn
fuͤr Gerecht/ der nichts vngeſchicktes gehandelt/ dazu
fuͤr einen ſolchen Koͤnig/ der ein Himliſches Ewiges
Reich habe: Vnd bittet/ das jhm daſſelbe auch zu theil
werde. Beweiſet auch ſeinen Glauben mit guten Fruͤch-
ten/ In dem er ſeinen Mitgeſellen wegen ſeiner Gottes-
leſterung ſtraffet/ vnd beharret in ſeinem glauben/ be-
kentnuͤß vnd gutem vorſatz beſtendig: Da hoͤret er aus
dem holdſeligẽ Munde Chriſti das hochtroͤſtliche wort
der Gnaden:
Amen, hodie mecum eris in Paradyſo: War-
lich/ ich ſage dir/ Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. Das
heiſſet:
Gratia exuberat ſuper delictum: Rom. 5. Wo aber die
Suͤnde maͤchtig worden iſt/ da iſt doch die Gnade viel maͤchtiger
worden.

Diß Bladt grunet noch heutiges Tages/ vnd hat
ſeine krafft in aller Bußfertigen Suͤnder hertzen. Denn
Chriſtus ſaget
Iohan. 12. Wenn ich erhoͤhet werde von der Er-
den/ ſo wil ich ſie alle zu mir ziehen. Kompt her zu mir alle/ die
jhr muͤheſelig vnd beladen ſeyd/ Ich wil euch erquicken/ Matth. 11.
da ſollet jhr ruhe finden fuͤr ewre Seelen. Denn wer zu mir koͤm-
met/ den werde ich nicht hienauß ſtoſſen. Ioh. 16. Des troͤſte
dich du Bußfertiger Suͤnder/ Spare aber deine Buſſe
nicht biß du kranck wirſt/ vnd warte nicht mit beſſerung
deines Lebens biß in den todt: Sondern beſſere dich/
weil du noch ſuͤndigen kanſt. Vnd wenn dich deine
Suͤnden anfechten auff deinem Siechbette/ ſo verzage
nicht: Sondern ſprich mit
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perturbabor, quia vulnerum Chriſti recordabor.

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[0023] Denn ſehet/ Wer iſt der/ zu welchem der HErr Chriſtus das wort redet? Ein Schecher/ ein Vbelthaͤt- ter/ ein Moͤrder/ vnd boͤſer Bube/ der wol ſein lebetage nicht viel guttes geſtifftet. Er bleibet aber nicht in ſei- nen Suͤnden/ vnd boßhafftigen Hertzen/ ſondern be- keret ſich noch auff der letzten hinfarth: Erkennet vnd bekennet ſeine Suͤnden/ leſſet jhm dieſelbigen hertzlich leid ſein: Glaͤubet an den HErren Chriſtum/ helt jhn fuͤr Gerecht/ der nichts vngeſchicktes gehandelt/ dazu fuͤr einen ſolchen Koͤnig/ der ein Himliſches Ewiges Reich habe: Vnd bittet/ das jhm daſſelbe auch zu theil werde. Beweiſet auch ſeinen Glauben mit guten Fruͤch- ten/ In dem er ſeinen Mitgeſellen wegen ſeiner Gottes- leſterung ſtraffet/ vnd beharret in ſeinem glauben/ be- kentnuͤß vnd gutem vorſatz beſtendig: Da hoͤret er aus dem holdſeligẽ Munde Chriſti das hochtroͤſtliche wort der Gnaden: Amen, hodie mecum eris in Paradyſo: War- lich/ ich ſage dir/ Heute wirſtu bey mir im Paradyß ſein. Das heiſſet: Gratia exuberat ſuper delictum: Rom. 5. Wo aber die Suͤnde maͤchtig worden iſt/ da iſt doch die Gnade viel maͤchtiger worden. Diß Bladt grunet noch heutiges Tages/ vnd hat ſeine krafft in aller Bußfertigen Suͤnder hertzen. Denn Chriſtus ſaget Iohan. 12. Wenn ich erhoͤhet werde von der Er- den/ ſo wil ich ſie alle zu mir ziehen. Kompt her zu mir alle/ die jhr muͤheſelig vnd beladen ſeyd/ Ich wil euch erquicken/ Matth. 11. da ſollet jhr ruhe finden fuͤr ewre Seelen. Denn wer zu mir koͤm- met/ den werde ich nicht hienauß ſtoſſen. Ioh. 16. Des troͤſte dich du Bußfertiger Suͤnder/ Spare aber deine Buſſe nicht biß du kranck wirſt/ vnd warte nicht mit beſſerung deines Lebens biß in den todt: Sondern beſſere dich/ weil du noch ſuͤndigen kanſt. Vnd wenn dich deine Suͤnden anfechten auff deinem Siechbette/ ſo verzage nicht: Sondern ſprich mit S. Auguſtino: Turbabor, ſed non perturbabor, quia vulnerum Chriſti recordabor.

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Zitationshilfe: Silber, Wolffgang: Septem folia sem per virentia, quæ vitis nostra in crucem elevata emisit. Görlitz, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509925/23>, abgerufen am 28.03.2024.