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Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601.

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Christliche Leichpredigt.
dienet. Dargegen aber/ wo Gott die sünde am menschen
hie nicht straffet/ da ist zu besorgen/ er werde sie mit ewi-
gem hellischen fewer straffen. Daher hat Augustinus sehr
wol geschrieben/ Psal. 98. Illi Devs irascitur, quem pec-
cantem non flagellat. Nam cui vere propitius est, non
tantum donat peccata, ne noceant ad futurum secu-
lum, sed etiam castigat, ne semper peccare delectet.
Jst
auff Deutsch so viel gesagt: Mit deme zürnet Gott/ wel-
chen er in seinen sünden nicht strafft/ Denn welchem Gott
recht gnedig ist/ deme schenckt vnd vergiebt er nicht allein
die Sünden/ das sie jm nicht schaden in der zukünfftigen
Welt/ sondern er zuchtiget jhn auch (er belegt jn mit man-
cherley creutz vnd trubsal) damit er nicht jmmer lust habe
zu sündigen. So ist nun Creutz vnd Trübsal bey den recht-
gleubigen ein gewiß merckzeichen der gnade vnd liebe Got-
tes. Denn also stehet geschrieben/ Prouer. 3. Mein Kind/
verwirff die zucht des Herrn nicht/ vnd sey nicht vn-
gedültig vber seiner straffe/ Denn welchen der Herr
liebet/ den straffet er/ vnd hat wolgefallen an jhme/ wie
ein Vater am Sohne. Diesen Spruch zeucht die Epistel
an die Ebreer cap. 12 an/ vnd erkläret jn folgender weise/
Mein sohn/ achte nicht geringe die züchtigung des Her-
ren/
vnd verzage nicht/ wenn du von jhme gestraffet
wirst/ Denn welchen der Herr lieb hat/ den züchtiget
er/ Er steupt aber einen jeglichen Sohn/ den er auffnimpt.
So jhr die zuchtigung erduldet/ so erbeut sich euch Gott
als Kindern. Denn wo ist ein Sohn/ den der Vater nicht
züchtiget? Seid jhr aber ohne züchtigung/ welcher sie alle
seind theilhafftig worden/ so seid jhr Bastarte/ vnd nicht
Kinder. Auch so wir haben vnsere leibliche Väter zu züch-

tigern
D ij

Chriſtliche Leichpredigt.
dienet. Dargegen aber/ wo Gott die ſuͤnde am menſchen
hie nicht ſtraffet/ da iſt zu beſorgen/ er werde ſie mit ewi-
gem helliſchen fewer ſtraffen. Daher hat Auguſtinus ſehr
wol geſchrieben/ Pſal. 98. Illi Devs iraſcitur, quem pec-
cantem non flagellat. Nam cui verè propitius eſt, non
tantùm donat peccata, ne noceant ad futurum ſecu-
lum, ſed etiam caſtigat, ne ſemper peccare delectet.
Jſt
auff Deutſch ſo viel geſagt: Mit deme zuͤrnet Gott/ wel-
chen er in ſeinen ſuͤnden nicht ſtrafft/ Denn welchem Gott
recht gnedig iſt/ deme ſchenckt vnd vergiebt er nicht allein
die Suͤnden/ das ſie jm nicht ſchaden in der zukuͤnfftigen
Welt/ ſondern er zůchtiget jhn auch (er belegt jn mit man-
cherley creutz vnd trůbſal) damit er nicht jmmer luſt habe
zu ſuͤndigen. So iſt nun Creutz vnd Truͤbſal bey den recht-
gleubigen ein gewiß merckzeichen der gnade vnd liebe Got-
tes. Denn alſo ſtehet geſchrieben/ Prouer. 3. Mein Kind/
verwirff die zucht des Herrn nicht/ vnd ſey nicht vn-
geduͤltig vber ſeiner ſtraffe/ Denn welchen der Herr
liebet/ den ſtraffet er/ vnd hat wolgefallen an jhme/ wie
ein Vater am Sohne. Dieſen Spruch zeucht die Epiſtel
an die Ebreer cap. 12 an/ vnd erklaͤret jn folgender weiſe/
Mein ſohn/ achte nicht geringe die zuͤchtigung des Her-
ren/
vnd verzage nicht/ wenn du von jhme geſtraffet
wirſt/ Denn welchen der Herr lieb hat/ den zuͤchtiget
er/ Er ſteupt aber einen jeglichen Sohn/ den er auffnimpt.
So jhr die zůchtigung erduldet/ ſo erbeut ſich euch Gott
als Kindern. Denn wo iſt ein Sohn/ den der Vater nicht
zuͤchtiget? Seid jhr aber ohne zuͤchtigung/ welcher ſie alle
ſeind theilhafftig worden/ ſo ſeid jhr Baſtarte/ vnd nicht
Kinder. Auch ſo wir haben vnſere leibliche Vaͤter zu zuͤch-

tigern
D ij
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[[27]/0027] Chriſtliche Leichpredigt. dienet. Dargegen aber/ wo Gott die ſuͤnde am menſchen hie nicht ſtraffet/ da iſt zu beſorgen/ er werde ſie mit ewi- gem helliſchen fewer ſtraffen. Daher hat Auguſtinus ſehr wol geſchrieben/ Pſal. 98. Illi Devs iraſcitur, quem pec- cantem non flagellat. Nam cui verè propitius eſt, non tantùm donat peccata, ne noceant ad futurum ſecu- lum, ſed etiam caſtigat, ne ſemper peccare delectet. Jſt auff Deutſch ſo viel geſagt: Mit deme zuͤrnet Gott/ wel- chen er in ſeinen ſuͤnden nicht ſtrafft/ Denn welchem Gott recht gnedig iſt/ deme ſchenckt vnd vergiebt er nicht allein die Suͤnden/ das ſie jm nicht ſchaden in der zukuͤnfftigen Welt/ ſondern er zůchtiget jhn auch (er belegt jn mit man- cherley creutz vnd trůbſal) damit er nicht jmmer luſt habe zu ſuͤndigen. So iſt nun Creutz vnd Truͤbſal bey den recht- gleubigen ein gewiß merckzeichen der gnade vnd liebe Got- tes. Denn alſo ſtehet geſchrieben/ Prouer. 3. Mein Kind/ verwirff die zucht des Herrn nicht/ vnd ſey nicht vn- geduͤltig vber ſeiner ſtraffe/ Denn welchen der Herr liebet/ den ſtraffet er/ vnd hat wolgefallen an jhme/ wie ein Vater am Sohne. Dieſen Spruch zeucht die Epiſtel an die Ebreer cap. 12 an/ vnd erklaͤret jn folgender weiſe/ Mein ſohn/ achte nicht geringe die zuͤchtigung des Her- ren/ vnd verzage nicht/ wenn du von jhme geſtraffet wirſt/ Denn welchen der Herr lieb hat/ den zuͤchtiget er/ Er ſteupt aber einen jeglichen Sohn/ den er auffnimpt. So jhr die zůchtigung erduldet/ ſo erbeut ſich euch Gott als Kindern. Denn wo iſt ein Sohn/ den der Vater nicht zuͤchtiget? Seid jhr aber ohne zuͤchtigung/ welcher ſie alle ſeind theilhafftig worden/ ſo ſeid jhr Baſtarte/ vnd nicht Kinder. Auch ſo wir haben vnſere leibliche Vaͤter zu zuͤch- tigern D ij

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Zitationshilfe: Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601, S. [27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510288/27>, abgerufen am 29.03.2024.