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Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673.

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matt wil ihn gleichsam einen Kammer-Wagen nennen/ da
man voller Freuden Himmel-an fähret: HErr nun lässestLuc. 2.
du deinen Diener im Friede fahren. Summa; Fromme
sagen im sterben: Mori Lucrum: Sterben ist mein Gewin!Phil. 1.

Den Tod hält Paulus und mit ihm unser selige Frau
Johanna Elisabeth sehr hoch

B. Jugi meditatione, so zuersehen auß stetiger Betrach-
tung. Da saget Paulus ede ietzt verhanden. Dieses sollen
wir ihme ja wol ablernen/ haben doch die Heyden dieses ge-
lehret/ daß ein ieder Mensch offt sich seinen Todes-Tag für-
bilden soll/ nach deß Horatii Außspruch:

Omnem crede diem tibi diluxisse supremum.
So offt der Sonnen Licht auffs neue gehet auff.

Gedenck obs nicht das End mit bring im Lebens-Lauff.
Fragt aber iemand/ was nutzet dieses? Es machet melan-
cholisch Geblüt? Es nutzet und machet frölich Geblütt.
Tela praevisa minus nocent.

a. Securitatem expellit. Den allerbesten Nutzen brin-
get den Tod stetig betrachten/ daß wir nicht in Sicherheit
sündigen/ und in selbter nicht hingeraffet werden/ wie die er-Gen. 7. c. 19.
ste Welt und Sodom. Es lese täglich/ ists möglich/ stünd-Syr. 7. 40.
lich ein ieder diese Hauß-Vermahnung: Was du thust be-
denck das Ende/ so wirst du nimmermehr übels thun. Hö-Gen. 25. 8.
restu daß man erzehlet von einem alten/ wie von Abraham/
Er starb alt und Lebens satt im 175. Jahr. Oder von einemLuc. 5.
blühenden Jüngling wie zu Nain/ oder gar von einem zar-2. Sam. 12,
25. 18.

ten Kind wie Davids: Der Herr schlug das Kind Da-
vids und starb am 7. Tage: Richte bald ein Epitaphium
auff in deinem Hertzen/ mahle darein einen Todtenkopff eig-
ner Sterbligkeit mit der Uberschrifft: Heri mihi, hodieSyr. 38. 23.
tibi: Gestern wars an mir/ heute an dir. Und das da-
rumb/ damit Niemand/ er sey alt oder jung/ in Sicherheit

gerathe

matt wil ihn gleichſam einen Kammer-Wagen nennen/ da
man voller Freuden Himmel-an faͤhret: HErr nun laͤſſeſtLuc. 2.
du deinen Diener im Friede fahren. Summa; Fromme
ſagen im ſterben: Mori Lucrum: Sterben iſt mein Gewin!Phil. 1.

Den Tod haͤlt Paulus und mit ihm unſer ſelige Frau
Johanna Eliſabeth ſehr hoch

B. Jugi meditatione, ſo zuerſehen auß ſtetiger Betrach-
tung. Da ſaget Paulus ἤδη ietzt verhanden. Dieſes ſollen
wir ihme ja wol ablernen/ haben doch die Heyden dieſes ge-
lehret/ daß ein ieder Menſch offt ſich ſeinen Todes-Tag fuͤr-
bilden ſoll/ nach deß Horatii Außſpruch:

Omnem crede diem tibi diluxiſse ſupremum.
So offt der Sonnen Licht auffs neue gehet auff.

Gedenck obs nicht das End mit bring im Lebens-Lauff.
Fragt aber iemand/ was nutzet dieſes? Es machet melan-
choliſch Gebluͤt? Es nutzet und machet froͤlich Gebluͤtt.
Tela præviſa minus nocent.

a. Securitatem expellit. Den allerbeſten Nutzen brin-
get den Tod ſtetig betrachten/ daß wir nicht in Sicherheit
ſuͤndigen/ und in ſelbter nicht hingeraffet werden/ wie die er-Gen. 7. c. 19.
ſte Welt und Sodom. Es leſe taͤglich/ iſts moͤglich/ ſtuͤnd-Syr. 7. 40.
lich ein ieder dieſe Hauß-Vermahnung: Was du thuſt be-
denck das Ende/ ſo wirſt du nimmermehr uͤbels thun. Hoͤ-Gen. 25. 8.
reſtu daß man erzehlet von einem alten/ wie von Abraham/
Er ſtarb alt und Lebens ſatt im 175. Jahr. Oder von einemLuc. 5.
bluͤhenden Juͤngling wie zu Nain/ oder gar von einem zar-2. Sam. 12,
25. 18.

ten Kind wie Davids: Der Herr ſchlug das Kind Da-
vids und ſtarb am 7. Tage: Richte bald ein Epitaphium
auff in deinem Hertzen/ mahle darein einen Todtenkopff eig-
ner Sterbligkeit mit der Uberſchrifft: Heri mihi, hodieSyr. 38. 23.
tibi: Geſtern wars an mir/ heute an dir. Und das da-
rumb/ damit Niemand/ er ſey alt oder jung/ in Sicherheit

gerathe
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Zitationshilfe: Burckhard, Gottfried: Himmlische Johanna Elisabeth. Breslau, 1673, S. [15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511301/15>, abgerufen am 28.03.2024.