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Leyser, Polycarp: Ein Christliche Leichpredigt. Wittenberg, 1583.

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Leichpredigt
Wechter/ vnd anders/ aber wider die freche/ tolle Jugend ist dieses
zu wenig/ vnd helffen auch schier keine Mauren/ Heuser oder an-
ders. Was sol denn wunder sein/ wenn hernach die Obrigkeit mit
ernst straffen mus/ dieweil sie das Schwert nicht vmbsonst tregt/
sondern ist Gottes dienerin/ ein Recherin zur straff vber den/ der
böses thut. Rom. 13. Darumb so sey nu ein jeder/ der sich
selbs nicht regieren kan/ aus not vnterthan/ nicht allein vmb der
straff willen/ sondern auch vmbs gewissens willen.

Zum dritten aber/ sollen für allen dingen/ in dem Geistlichen
Wesen alle Christen dessen sich befleissen/ das sie Gottes Wort
vleissig hören/ vnd demselben gehorsam leisten. Wie Adam bey dem
verbotenen Baum sich des willens vnd gebotes Gottes seines
Schöpffers/ auch seines gehorsams erinnert haben solte. So ist es
nun nicht gnug/ das einer nur in die Kirchen gehe/ vnd Gottes wort
höre/ aber hernach nichts mehr darnach frage/ sondern der ge-
horsam wird erfordert/ den man in dem gantzen Leben spüren
sol lassen. Denn nicht/ die das Gesetz hören/ sondern/ die darnach
leben/ werden in heiliger Schrifft gerümpt/ Auch der Herr Chri-
stus wil die nicht für die seinen erkennen/ die sich nur seines Worts
rühmen/ sondern die den willen thun seines Himlischen Vaters.

Vnd ist hie nichts/ das einer die Gebot GOTtes für ein
gering ding ansehe/ an denen nicht hochlige/ ob man sie halte
oder vbertrete/ Wie es ein gering ding scheinet gewest zusein/ das
Adam vnd Eua ein Apffel oder zween geessen haben/ derwegen Gott
so hoch nicht solte gezürnet haben/ Sondern je geringer die Gebot
des Herrn sich ansehen lassen/ je mehr wir vns befleissen sollen/
das wir sie halten. Denn wer Gott dem Herrn nicht gehorsam lei-
sten wil/ in geringen leichten sachen/ wie solte der in schweren
vnd fürnemen dingen/ zur folge gebracht werden können? Vnd
sind ja fast alle Gebot Gottes also beschaffen/ das einem die gute

Werck/

Leichpredigt
Wechter/ vñ anders/ aber wider die freche/ tolle Jugend iſt dieſes
zu wenig/ vnd helffen auch ſchier keine Mauren/ Heuſer oder an-
ders. Was ſol denn wunder ſein/ wenn hernach die Obrigkeit mit
ernſt ſtraffẽ mus/ dieweil ſie das Schwert nicht vmbſonſt tregt/
ſondern iſt Gottes dienerin/ ein Recherin zur ſtraff vber den/ der
boͤſes thut. Rom. 13. Darumb ſo ſey nu ein jeder/ der ſich
ſelbs nicht regieren kan/ aus not vnterthan/ nicht allein vmb der
ſtraff willen/ ſondern auch vmbs gewiſſens willen.

Zum dritten aber/ ſollen fuͤr allen dingen/ in dem Geiſtlichen
Weſen alle Chriſten deſſen ſich befleiſſen/ das ſie Gottes Wort
vleiſſig hoͤren/ vñ demſelbẽ gehorſam leiſten. Wie Adam bey dem
verbotenen Baum ſich des willens vnd gebotes Gottes ſeines
Schoͤpffers/ auch ſeines gehorſams erinnert haben ſolte. So iſt es
nun nicht gnug/ das einer nur in die Kirchen gehe/ vñ Gottes wort
hoͤre/ aber hernach nichts mehr darnach frage/ ſondern der ge-
horſam wird erfordert/ den man in dem gantzen Leben ſpuͤren
ſol laſſen. Denn nicht/ die das Geſetz hoͤren/ ſondern/ die darnach
leben/ werden in heiliger Schrifft geruͤmpt/ Auch der Herr Chri-
ſtus wil die nicht fuͤr die ſeinẽ erkennen/ die ſich nur ſeines Worts
ruͤhmen/ ſondern die den willen thun ſeines Himliſchen Vaters.

Vnd iſt hie nichts/ das einer die Gebot GOTtes fuͤr ein
gering ding anſehe/ an denen nicht hochlige/ ob man ſie halte
oder vbertrete/ Wie es ein gering ding ſcheinet geweſt zuſein/ das
Adam vñ Eua ein Apffel oder zween geeſſen habẽ/ derwegen Gott
ſo hoch nicht ſolte gezuͤrnet haben/ Sondern je geringer die Gebot
des Herrn ſich anſehen laſſen/ je mehr wir vns befleiſſen ſollen/
das wir ſie halten. Denn wer Gott dem Herrn nicht gehorſam lei-
ſten wil/ in geringen leichten ſachen/ wie ſolte der in ſchweren
vnd fuͤrnemen dingen/ zur folge gebracht werden koͤnnen? Vnd
ſind ja faſt alle Gebot Gottes alſo beſchaffen/ das einem die gute

Werck/
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[[16]/0016] Leichpredigt Wechter/ vñ anders/ aber wider die freche/ tolle Jugend iſt dieſes zu wenig/ vnd helffen auch ſchier keine Mauren/ Heuſer oder an- ders. Was ſol denn wunder ſein/ wenn hernach die Obrigkeit mit ernſt ſtraffẽ mus/ dieweil ſie das Schwert nicht vmbſonſt tregt/ ſondern iſt Gottes dienerin/ ein Recherin zur ſtraff vber den/ der boͤſes thut. Rom. 13. Darumb ſo ſey nu ein jeder/ der ſich ſelbs nicht regieren kan/ aus not vnterthan/ nicht allein vmb der ſtraff willen/ ſondern auch vmbs gewiſſens willen. Zum dritten aber/ ſollen fuͤr allen dingen/ in dem Geiſtlichen Weſen alle Chriſten deſſen ſich befleiſſen/ das ſie Gottes Wort vleiſſig hoͤren/ vñ demſelbẽ gehorſam leiſten. Wie Adam bey dem verbotenen Baum ſich des willens vnd gebotes Gottes ſeines Schoͤpffers/ auch ſeines gehorſams erinnert haben ſolte. So iſt es nun nicht gnug/ das einer nur in die Kirchen gehe/ vñ Gottes wort hoͤre/ aber hernach nichts mehr darnach frage/ ſondern der ge- horſam wird erfordert/ den man in dem gantzen Leben ſpuͤren ſol laſſen. Denn nicht/ die das Geſetz hoͤren/ ſondern/ die darnach leben/ werden in heiliger Schrifft geruͤmpt/ Auch der Herr Chri- ſtus wil die nicht fuͤr die ſeinẽ erkennen/ die ſich nur ſeines Worts ruͤhmen/ ſondern die den willen thun ſeines Himliſchen Vaters. Vnd iſt hie nichts/ das einer die Gebot GOTtes fuͤr ein gering ding anſehe/ an denen nicht hochlige/ ob man ſie halte oder vbertrete/ Wie es ein gering ding ſcheinet geweſt zuſein/ das Adam vñ Eua ein Apffel oder zween geeſſen habẽ/ derwegen Gott ſo hoch nicht ſolte gezuͤrnet haben/ Sondern je geringer die Gebot des Herrn ſich anſehen laſſen/ je mehr wir vns befleiſſen ſollen/ das wir ſie halten. Denn wer Gott dem Herrn nicht gehorſam lei- ſten wil/ in geringen leichten ſachen/ wie ſolte der in ſchweren vnd fuͤrnemen dingen/ zur folge gebracht werden koͤnnen? Vnd ſind ja faſt alle Gebot Gottes alſo beſchaffen/ das einem die gute Werck/

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Zitationshilfe: Leyser, Polycarp: Ein Christliche Leichpredigt. Wittenberg, 1583, S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522222/16>, abgerufen am 19.04.2024.