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Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617.

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Bester Weiberschmuck.
Kinder zeugen: Sey derwegen der Weiber Stand vmb
solches Beruffes willen ein recht seliger Stand.

Diese vnterschiedliche Meynung/ wenn sie nur nach
den Worten Pauli recht vnterschieden/ vnnd auff dieselben
gedeutet wird/ kan inn diesem Spruch nützlich gebraucht
vnd behalten werden/ weil Paulus bey des hier/ des Kinder-
zeugens/ als eines eusserlichen vnd leiblichen Mittels/ vnd
auch des Glaubens sampt seinen Früchten/ als eines jnner-
lichen Mittels bey der Weiber Seligkeit vnterschiedlich ge-
3. Per.dencket/ wie wir auch hernach davon hören werden.

So sind auch etliche KirchenLehrer/ welche das Wört-
lein dia, Per oder Durch auff mancherley weise erkleret vnd
außgelegt haben. Etliche verstehen es in gemeiner Bedeu-
tung/ daß das Weib selig gepreist werde durch oder von we-
gen des Kinder zeugens: Etzliche aber erkleren es durch
das Wörtlein en oder in, wie es Paulus zum Römern am 4.
Rom. 4.Cap. branchet/ do er saget: Abraham sey ein Vater al-
ler Gläubigen worden/ di akrobustias per praeputium,
durch die Vorhaut/ welches so viel heist/ als en akrobustia in
praeputio,
oder in der Vorhaut. Also wollen sie auch daß
allhier dia tes teknogonias, per generationem liberorum,
durch Kinder zeugen/ so viel heisse/ als en teknogonia, In li-
berorum generatione,
Jn oder bey Kinder zengen/ Als
durch welches der Weiber Seligkeit nicht verhindert wird/
Sondern können im Ehestand eben so wol selig werden als
im Jungfrawen Stande/ oder wenn sie Witwen worden
sind.

Diese Außlegung kan wol passieren/ wenn wir die
Wort Pauli fein schlecht vnd einfeltig verstehen/ von vn-
gleichen/ nemlich/ eusser: vnnd jnnerlichen Schmuck der

Weibes

Beſter Weiberſchmuck.
Kinder zeugen: Sey derwegen der Weiber Stand vmb
ſolches Beruffes willen ein recht ſeliger Stand.

Dieſe vnterſchiedliche Meynung/ wenn ſie nur nach
den Worten Pauli recht vnterſchieden/ vnnd auff dieſelben
gedeutet wird/ kan inn dieſem Spruch nuͤtzlich gebraucht
vnd behalten werden/ weil Paulus bey des hier/ des Kinder-
zeugens/ als eines euſſerlichen vnd leiblichen Mittels/ vnd
auch des Glaubens ſampt ſeinen Fruͤchten/ als eines jnner-
lichen Mittels bey der Weiber Seligkeit vnterſchiedlich ge-
3. Per.dencket/ wie wir auch hernach davon hoͤren werden.

So ſind auch etliche KirchenLehrer/ welche das Woͤrt-
lein διὰ, Per oder Durch auff mancherley weiſe erkleret vnd
außgelegt haben. Etliche verſtehen es in gemeiner Bedeu-
tung/ daß das Weib ſelig gepreiſt werde durch oder von we-
gen des Kinder zeugens: Etzliche aber erkleren es durch
das Woͤrtlein ἐν oder in, wie es Paulus zum Roͤmern am 4.
Rom. 4.Cap. branchet/ do er ſaget: Abraham ſey ein Vater al-
ler Glaͤubigen worden/ δἰ ἀκροβυστίας per præputium,
durch die Vorhaut/ welches ſo viel heiſt/ als ἐν ἀκροβυστία in
præputio,
oder in der Vorhaut. Alſo wollen ſie auch daß
allhier διὰ τῆς τεκνογονίας, per generationem liberorum,
durch Kinder zeugen/ ſo viel heiſſe/ als ἐν τεκνόγονία, In li-
berorum generatione,
Jn oder bey Kinder zengen/ Als
durch welches der Weiber Seligkeit nicht verhindert wird/
Sondern koͤnnen im Eheſtand eben ſo wol ſelig werden als
im Jungfrawen Stande/ oder wenn ſie Witwen worden
ſind.

Dieſe Außlegung kan wol paſſieren/ wenn wir die
Wort Pauli fein ſchlecht vnd einfeltig verſtehen/ von vn-
gleichen/ nemlich/ euſſer: vnnd jnnerlichen Schmuck der

Weibes
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[8/0010] Beſter Weiberſchmuck. Kinder zeugen: Sey derwegen der Weiber Stand vmb ſolches Beruffes willen ein recht ſeliger Stand. Dieſe vnterſchiedliche Meynung/ wenn ſie nur nach den Worten Pauli recht vnterſchieden/ vnnd auff dieſelben gedeutet wird/ kan inn dieſem Spruch nuͤtzlich gebraucht vnd behalten werden/ weil Paulus bey des hier/ des Kinder- zeugens/ als eines euſſerlichen vnd leiblichen Mittels/ vnd auch des Glaubens ſampt ſeinen Fruͤchten/ als eines jnner- lichen Mittels bey der Weiber Seligkeit vnterſchiedlich ge- dencket/ wie wir auch hernach davon hoͤren werden. 3. Per. So ſind auch etliche KirchenLehrer/ welche das Woͤrt- lein διὰ, Per oder Durch auff mancherley weiſe erkleret vnd außgelegt haben. Etliche verſtehen es in gemeiner Bedeu- tung/ daß das Weib ſelig gepreiſt werde durch oder von we- gen des Kinder zeugens: Etzliche aber erkleren es durch das Woͤrtlein ἐν oder in, wie es Paulus zum Roͤmern am 4. Cap. branchet/ do er ſaget: Abraham ſey ein Vater al- ler Glaͤubigen worden/ δἰ ἀκροβυστίας per præputium, durch die Vorhaut/ welches ſo viel heiſt/ als ἐν ἀκροβυστία in præputio, oder in der Vorhaut. Alſo wollen ſie auch daß allhier διὰ τῆς τεκνογονίας, per generationem liberorum, durch Kinder zeugen/ ſo viel heiſſe/ als ἐν τεκνόγονία, In li- berorum generatione, Jn oder bey Kinder zengen/ Als durch welches der Weiber Seligkeit nicht verhindert wird/ Sondern koͤnnen im Eheſtand eben ſo wol ſelig werden als im Jungfrawen Stande/ oder wenn ſie Witwen worden ſind. Rom. 4. Dieſe Außlegung kan wol paſſieren/ wenn wir die Wort Pauli fein ſchlecht vnd einfeltig verſtehen/ von vn- gleichen/ nemlich/ euſſer: vnnd jnnerlichen Schmuck der Weibes

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Zitationshilfe: Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523541/10>, abgerufen am 29.03.2024.