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Friese, Abraham: Christliche Leichpredigt. Liegnitz, 1616.

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Menschen angebohren. Vnd Plato in Axiocho pag. 957.
wol sagt: Welch theil Menschliches lebens ist ohne Creutz
vnd Elende[?] Weinet nicht ein Kind/ so bald es auf diese
Weld kömbt/ vnd fehet das leben mit threnen vnd weinen
an[?] Hanc enim solam habet anxietatis suae qverelam,
Denn das ist die klage seines Elendes/ vnd was ist vor vn-
glück/ das ein Mensch nicht leiden mus[?]

3. Zum Dritten ist der Mensch vnterworffen allerley jrr-
thumben/ Daher AEschylus recht gesagt/ Errare etiam
sapiente sapientiorem,
Daß auch der Allerweiseste strau-
chelt: Vnd Simonides stimmet darmit/ in dem er stets ge-
saget: Neminem esse Tetragonon, Daß kein Mensch
sey/ der nirgends straucheln vnd fallen solle. Daß also ein
Mensch genungsam mit Feinden/ denen er vnterworffen/
zu streiten/ Wie auch Cicero lib. 4. Tuscul. qq. sagt:
Neqve tam terribilis [verlorenes Material - 2 Zeichen fehlen]la fando oratio est, neq; sors,
neq; ira Caelitum invectum malum, qvod non natura
humana patiendo ferat,
Das ist: Es könne nichts so
schrecklich gesagt werden/ köndt auch kein vnglück noch e-
lend aus Gottes zorn zugeschickt werden/ das die Mensch-
lich Natur nicht leide vnd trage. Daher auch Solon beim
Herodoto libro 1. schleust: Omnino calamitosum es-
se hominem,
Daß ohn einige einrede es ein elende ding
vmb den Menschen sey. Aber/ Andächtige Christen/ es
werden vns vber solche Feinde/ so in diesem Psalm in vor-
gehenden worten angedeutet werden/ vnd wir allhier mit
berühren wollen/ noch drey grosse HäubtFeinde in Gottes
Wort angekündiget:

I. Derer Erste ist/ der Sathanas/ so die gantze Weld
verführet/ vnd die Außerwehleten tag vnd nacht vor Gott

verkla-

Menſchen angebohren. Vnd Plato in Axiocho pag. 957.
wol ſagt: Welch theil Menſchliches lebens iſt ohne Creutz
vnd Elende[?] Weinet nicht ein Kind/ ſo bald es auf dieſe
Weld koͤmbt/ vnd fehet das leben mit threnen vnd weinen
an[?] Hanc enim ſolam habet anxietatis ſuæ qverelam,
Denn das iſt die klage ſeines Elendes/ vnd was iſt vor vn-
gluͤck/ das ein Menſch nicht leiden mus[?]

3. Zum Dritten iſt der Menſch vnterworffen allerley jrr-
thumben/ Daher Æſchylus recht geſagt/ Errare etiam
ſapiente ſapientiorem,
Daß auch der Allerweiſeſte ſtrau-
chelt: Vnd Simonides ſtimmet darmit/ in dem er ſtets ge-
ſaget: Neminem eſſe Tetragonon, Daß kein Menſch
ſey/ der nirgends ſtraucheln vnd fallen ſolle. Daß alſo ein
Menſch genungſam mit Feinden/ denen er vnterworffen/
zu ſtreiten/ Wie auch Cicero lib. 4. Tuſcul. qq. ſagt:
Neqve tam terribilis [verlorenes Material – 2 Zeichen fehlen]la fando oratio eſt, neq; ſors,
neq; irâ Cælitum invectum malum, qvod non natura
humana patiendo ferat,
Das iſt: Es koͤnne nichts ſo
ſchrecklich geſagt werden/ koͤndt auch kein vngluͤck noch e-
lend aus Gottes zorn zugeſchickt werden/ das die Menſch-
lich Natur nicht leide vnd trage. Daher auch Solon beim
Herodoto libro 1. ſchleuſt: Omninò calamitoſum eſ-
ſe hominem,
Daß ohn einige einrede es ein elende ding
vmb den Menſchen ſey. Aber/ Andaͤchtige Chriſten/ es
werden vns vber ſolche Feinde/ ſo in dieſem Pſalm in vor-
gehenden worten angedeutet werden/ vnd wir allhier mit
beruͤhren wollen/ noch drey groſſe HaͤubtFeinde in Gottes
Wort angekuͤndiget:

I. Derer Erſte iſt/ der Sathanas/ ſo die gantze Weld
verfuͤhret/ vnd die Außerwehleten tag vnd nacht vor Gott

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[[22]/0022] Menſchen angebohren. Vnd Plato in Axiocho pag. 957. wol ſagt: Welch theil Menſchliches lebens iſt ohne Creutz vnd Elende? Weinet nicht ein Kind/ ſo bald es auf dieſe Weld koͤmbt/ vnd fehet das leben mit threnen vnd weinen an? Hanc enim ſolam habet anxietatis ſuæ qverelam, Denn das iſt die klage ſeines Elendes/ vnd was iſt vor vn- gluͤck/ das ein Menſch nicht leiden mus? 3. Zum Dritten iſt der Menſch vnterworffen allerley jrr- thumben/ Daher Æſchylus recht geſagt/ Errare etiam ſapiente ſapientiorem, Daß auch der Allerweiſeſte ſtrau- chelt: Vnd Simonides ſtimmet darmit/ in dem er ſtets ge- ſaget: Neminem eſſe Tetragonon, Daß kein Menſch ſey/ der nirgends ſtraucheln vnd fallen ſolle. Daß alſo ein Menſch genungſam mit Feinden/ denen er vnterworffen/ zu ſtreiten/ Wie auch Cicero lib. 4. Tuſcul. qq. ſagt: Neqve tam terribilis __la fando oratio eſt, neq; ſors, neq; irâ Cælitum invectum malum, qvod non natura humana patiendo ferat, Das iſt: Es koͤnne nichts ſo ſchrecklich geſagt werden/ koͤndt auch kein vngluͤck noch e- lend aus Gottes zorn zugeſchickt werden/ das die Menſch- lich Natur nicht leide vnd trage. Daher auch Solon beim Herodoto libro 1. ſchleuſt: Omninò calamitoſum eſ- ſe hominem, Daß ohn einige einrede es ein elende ding vmb den Menſchen ſey. Aber/ Andaͤchtige Chriſten/ es werden vns vber ſolche Feinde/ ſo in dieſem Pſalm in vor- gehenden worten angedeutet werden/ vnd wir allhier mit beruͤhren wollen/ noch drey groſſe HaͤubtFeinde in Gottes Wort angekuͤndiget: I. Derer Erſte iſt/ der Sathanas/ ſo die gantze Weld verfuͤhret/ vnd die Außerwehleten tag vnd nacht vor Gott verkla-

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Zitationshilfe: Friese, Abraham: Christliche Leichpredigt. Liegnitz, 1616, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524994/22>, abgerufen am 19.04.2024.