Friese, Abraham: Christliche Leichpredigt. Liegnitz, 1616.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

klagen billich mit dem lieben Hiob am 9. Capittel/ Jch ha-
be nichts guttes erlebet/ Vnd am 30. Capittel: Wenn
ich gleich des gutten warte/ so kömbt doch das böse; Denn
wenn wir zu rücke gedencken/ befindet sichs/ daß der bösen
tage/ leider/ so viel gewesen Eccles. 11. Vnd kömbt auch
noch wol ein tag des Jammers darzu Ezech. 7. Ja wenn
vns Gott gleich bißweilen etwas guttes bescheret/ sind wir
doch so verterbet/ daß wir es nicht erkennen/ sondern noch
wol sagen: Böse/ böse Prov. 20. Denn wie Plautus in Ca-
ptivis saget; Tum deniq; homines nostra intelligimus
bona, cum ea, qvae in potestate habuimus, amisimus.

Das ist/ Als denn ein Mensch das gutt erkennt/
Wenn sichs im vnglück von jhm trennt.

Ja wenn alles in vnserm leben gleich aufs köstlichste ge-
wesen ist/ ist es doch nur mühe vnd arbeit gewesen/ Psal. 90.
Daß wir mit dem Altvater Jacob sagen/ Genes. 47. We-
nig vnd böse ist die zeit meiner Wahlfart. Vnd mit David
Psal. 39. Ach wie nichts sind alle Menschen/ die doch so si-
cher leben. Sie sind ja voller vnruh Job. 14. Es findet
sich von Mutter Leib an/ biß sie wieder in die Erde/ die vn-
ser aller Mutter ist/ verscharret werden/ sorge/ furchte/
hoffnung vnd zu letzt der Tod/ Sirach. am 40. Jn dem
wir durch Creutz vnd vnglück ins Himmelreich eingehen
mussen/ Actor. 14. Vnd alle die da Gottselig leben wol-
len/ in Christo JEsu Creutz vnd vnglück leiden mussen/
2. Tim. 3. Da wir gar offt im tieffen Schlam Habac. 4.
durch die Creutzwellen wahten mussen/ daß vns das angst-
wasser nicht allein vberm Kopff zusammen schläget Psal. 42.
Sondern auch biß an die Seele gehet Psal. 69. Jn dem
ein jeder tag sein eigne Plage hat/ Matth. 6. so lang wir

hier

klagen billich mit dem lieben Hiob am 9. Capittel/ Jch ha-
be nichts guttes erlebet/ Vnd am 30. Capittel: Wenn
ich gleich des gutten warte/ ſo koͤmbt doch das boͤſe; Denn
wenn wir zu ruͤcke gedencken/ befindet ſichs/ daß der boͤſen
tage/ leider/ ſo viel geweſen Eccleſ. 11. Vnd koͤmbt auch
noch wol ein tag des Jammers darzu Ezech. 7. Ja wenn
vns Gott gleich bißweilen etwas guttes beſcheret/ ſind wir
doch ſo verterbet/ daß wir es nicht erkennen/ ſondern noch
wol ſagen: Boͤſe/ boͤſe Prov. 20. Denn wie Plautus in Ca-
ptivis ſaget; Tum deniq̀; homines noſtra intelligimus
bona, cum ea, qvæ in poteſtate habuimus, amiſimus.

Das iſt/ Als denn ein Menſch das gutt erkennt/
Wenn ſichs im vngluͤck von jhm trennt.

Ja wenn alles in vnſerm leben gleich aufs koͤſtlichſte ge-
weſen iſt/ iſt es doch nur muͤhe vnd arbeit geweſen/ Pſal. 90.
Daß wir mit dem Altvater Jacob ſagen/ Geneſ. 47. We-
nig vnd boͤſe iſt die zeit meiner Wahlfart. Vnd mit David
Pſal. 39. Ach wie nichts ſind alle Menſchen/ die doch ſo ſi-
cher leben. Sie ſind ja voller vnruh Job. 14. Es findet
ſich von Mutter Leib an/ biß ſie wieder in die Erde/ die vn-
ſer aller Mutter iſt/ verſcharret werden/ ſorge/ furchte/
hoffnung vnd zu letzt der Tod/ Sirach. am 40. Jn dem
wir durch Creutz vnd vngluͤck ins Himmelreich eingehen
muſſen/ Actor. 14. Vnd alle die da Gottſelig leben wol-
len/ in Chriſto JEſu Creutz vnd vngluͤck leiden muſſen/
2. Tim. 3. Da wir gar offt im tieffen Schlam Habac. 4.
durch die Creutzwellen wahten muſſen/ daß vns das angſt-
waſſer nicht allein vberm Kopff zuſammen ſchlaͤget Pſal. 42.
Sondern auch biß an die Seele gehet Pſal. 69. Jn dem
ein jeder tag ſein eigne Plage hat/ Matth. 6. ſo lang wir

hier

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0012" n="[12]"/>
klagen billich mit dem lieben <hi rendition="#aq">Hiob</hi> am 9. Capittel/ Jch ha-<lb/>
be nichts guttes erlebet/ Vnd am 30. Capittel: Wenn<lb/>
ich gleich des gutten warte/ &#x017F;o ko&#x0364;mbt doch das bo&#x0364;&#x017F;e; Denn<lb/>
wenn wir zu ru&#x0364;cke gedencken/ befindet &#x017F;ichs/ daß der bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
tage/ leider/ &#x017F;o viel gewe&#x017F;en <hi rendition="#aq">Eccle&#x017F;.</hi> 11. Vnd ko&#x0364;mbt auch<lb/>
noch wol ein tag des Jammers darzu <hi rendition="#aq">Ezech.</hi> 7. Ja wenn<lb/>
vns Gott gleich bißweilen etwas guttes be&#x017F;cheret/ &#x017F;ind wir<lb/>
doch &#x017F;o verterbet/ daß wir es nicht erkennen/ &#x017F;ondern noch<lb/>
wol &#x017F;agen: Bo&#x0364;&#x017F;e/ bo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Prov.</hi> 20. Denn wie <hi rendition="#aq">Plautus in Ca-<lb/>
ptivis</hi> &#x017F;aget; <cit><quote><hi rendition="#aq">Tum deniq&#x0300;; homines no&#x017F;tra intelligimus<lb/>
bona, cum ea, qvæ in pote&#x017F;tate habuimus, ami&#x017F;imus.</hi></quote><bibl/></cit></p><lb/>
              <p>
                <lg type="poem">
                  <l>Das i&#x017F;t/<space dim="horizontal"/><hi rendition="#fr">Als denn ein Men&#x017F;ch das gutt erkennt/</hi></l><lb/>
                  <l>
                    <space dim="horizontal"/> <hi rendition="#fr">Wenn &#x017F;ichs im vnglu&#x0364;ck von jhm trennt.</hi> </l>
                </lg>
              </p><lb/>
              <p>Ja wenn alles in vn&#x017F;erm leben gleich aufs ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te ge-<lb/>
we&#x017F;en i&#x017F;t/ i&#x017F;t es doch nur mu&#x0364;he vnd arbeit gewe&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 90.<lb/>
Daß wir mit dem Altvater Jacob &#x017F;agen/ <hi rendition="#aq">Gene&#x017F;.</hi> 47. We-<lb/>
nig vnd bo&#x0364;&#x017F;e i&#x017F;t die zeit meiner Wahlfart. Vnd mit David<lb/><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 39. Ach wie nichts &#x017F;ind alle Men&#x017F;chen/ die doch &#x017F;o &#x017F;i-<lb/>
cher leben. Sie &#x017F;ind ja voller vnruh <hi rendition="#aq">Job.</hi> 14. Es findet<lb/>
&#x017F;ich von Mutter Leib an/ biß &#x017F;ie wieder in die Erde/ die vn-<lb/>
&#x017F;er aller Mutter i&#x017F;t/ ver&#x017F;charret werden/ &#x017F;orge/ furchte/<lb/>
hoffnung vnd zu letzt der Tod/ <hi rendition="#aq">Sirach.</hi> am 40. Jn dem<lb/>
wir durch Creutz vnd vnglu&#x0364;ck ins Himmelreich eingehen<lb/>
mu&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">Actor.</hi> 14. Vnd alle die da Gott&#x017F;elig leben wol-<lb/>
len/ in Chri&#x017F;to JE&#x017F;u Creutz vnd vnglu&#x0364;ck leiden mu&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
2. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 3. Da wir gar offt im tieffen Schlam <hi rendition="#aq">Habac.</hi> 4.<lb/>
durch die Creutzwellen wahten mu&#x017F;&#x017F;en/ daß vns das ang&#x017F;t-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er nicht allein vberm Kopff zu&#x017F;ammen &#x017F;chla&#x0364;get <hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 42.<lb/>
Sondern auch biß an die Seele gehet <hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 69. Jn dem<lb/>
ein jeder tag &#x017F;ein eigne Plage hat/ <hi rendition="#aq">Matth.</hi> 6. &#x017F;o lang wir<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">hier</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[12]/0012] klagen billich mit dem lieben Hiob am 9. Capittel/ Jch ha- be nichts guttes erlebet/ Vnd am 30. Capittel: Wenn ich gleich des gutten warte/ ſo koͤmbt doch das boͤſe; Denn wenn wir zu ruͤcke gedencken/ befindet ſichs/ daß der boͤſen tage/ leider/ ſo viel geweſen Eccleſ. 11. Vnd koͤmbt auch noch wol ein tag des Jammers darzu Ezech. 7. Ja wenn vns Gott gleich bißweilen etwas guttes beſcheret/ ſind wir doch ſo verterbet/ daß wir es nicht erkennen/ ſondern noch wol ſagen: Boͤſe/ boͤſe Prov. 20. Denn wie Plautus in Ca- ptivis ſaget; Tum deniq̀; homines noſtra intelligimus bona, cum ea, qvæ in poteſtate habuimus, amiſimus. Das iſt/ Als denn ein Menſch das gutt erkennt/ Wenn ſichs im vngluͤck von jhm trennt. Ja wenn alles in vnſerm leben gleich aufs koͤſtlichſte ge- weſen iſt/ iſt es doch nur muͤhe vnd arbeit geweſen/ Pſal. 90. Daß wir mit dem Altvater Jacob ſagen/ Geneſ. 47. We- nig vnd boͤſe iſt die zeit meiner Wahlfart. Vnd mit David Pſal. 39. Ach wie nichts ſind alle Menſchen/ die doch ſo ſi- cher leben. Sie ſind ja voller vnruh Job. 14. Es findet ſich von Mutter Leib an/ biß ſie wieder in die Erde/ die vn- ſer aller Mutter iſt/ verſcharret werden/ ſorge/ furchte/ hoffnung vnd zu letzt der Tod/ Sirach. am 40. Jn dem wir durch Creutz vnd vngluͤck ins Himmelreich eingehen muſſen/ Actor. 14. Vnd alle die da Gottſelig leben wol- len/ in Chriſto JEſu Creutz vnd vngluͤck leiden muſſen/ 2. Tim. 3. Da wir gar offt im tieffen Schlam Habac. 4. durch die Creutzwellen wahten muſſen/ daß vns das angſt- waſſer nicht allein vberm Kopff zuſammen ſchlaͤget Pſal. 42. Sondern auch biß an die Seele gehet Pſal. 69. Jn dem ein jeder tag ſein eigne Plage hat/ Matth. 6. ſo lang wir hier

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/524994
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/524994/12
Zitationshilfe:	Friese, Abraham: Christliche Leichpredigt. Liegnitz, 1616, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524994/12>, abgerufen am 25.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.