Friese, Abraham: Christliche Leichpredigt. Liegnitz, 1616.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

im Paradeis sein/ Vnd mit Christlicher geduld
meines grossen Creutzes/ in dem ich offt leiblich mit
Christo klage: Mein Gott/ mein Gott wie hastu
mich verlassen. Die Seel aber nach dem lebendi-
gen Brunnen des lebens Jesu Christo verlangen
hat vnd schreiet: Mich dürstet/ nach meiner See-
len seligkeit. Endlich/ dancke ich meinem Gott für
erzeigte hülffe in meiner grossen noth/ mit meinem
Erlöser Christo, Es ist vollbracht/ vnd halte die
von jhm erworbne/ vnd mir sambt allen gleubigen
versprochne Seligkeit/ festiglich in meinem hertzen/
vnd wil mit Christo den letzten Seufftzer thun:
Vater in deine hende befehle ich meinen Geist/
du hast mich erlöst/ HErr du trewer Gott.

Folgenden Montag nach Esto mihi, als sie auf
den abend sehr matt vnd kraftlos worden/ hat sie mit
seuftzen angefangen obgenandten 25. Psalm zu beten/
vnd da sie schwachheit halben die letzten Verß nicht
aussprechen können/ sind jhr dieselben fürgesprochen
worden/ sie aber mit regung jrer Lippen solche jnner-
lich geseufftzet. Dorauff auch der 91. Psalm/ so wol
die schöne Valet Predigt des HErrn Christi, Joh. am
14. 15. 16. vnd das 8. Capitel zun Römern jhr vorgele-
sen worden/ welche sie mit grosser andacht angehöret.

9. Her-

G ij

im Paradeis ſein/ Vnd mit Chriſtlicher geduld
meines groſſen Creutzes/ in dem ich offt leiblich mit
Chriſto klage: Mein Gott/ mein Gott wie haſtu
mich verlaſſen. Die Seel aber nach dem lebendi-
gen Brunnen des lebens Jeſu Chriſto verlangen
hat vnd ſchreiet: Mich duͤrſtet/ nach meiner See-
len ſeligkeit. Endlich/ dancke ich meinem Gott fuͤr
erzeigte huͤlffe in meiner groſſen noth/ mit meinem
Erloͤſer Chriſto, Es iſt vollbracht/ vnd halte die
von jhm erworbne/ vnd mir ſambt allen gleubigen
verſprochne Seligkeit/ feſtiglich in meinem hertzen/
vnd wil mit Chriſto den letzten Seufftzer thun:
Vater in deine hende befehle ich meinen Geiſt/
du haſt mich erloͤſt/ HErr du trewer Gott.

Folgenden Montag nach Eſto mihi, als ſie auf
den abend ſehr matt vnd kraftlos worden/ hat ſie mit
ſeuftzen angefangẽ obgenandten 25. Pſalm zu beten/
vnd da ſie ſchwachheit halben die letzten Verß nicht
ausſprechen koͤñen/ ſind jhr dieſelben fuͤrgeſprochen
worden/ ſie aber mit regung jrer Lippen ſolche jnner-
lich geſeufftzet. Dorauff auch der 91. Pſalm/ ſo wol
die ſchoͤne Valet Predigt des HErrn Chriſti, Joh. am
14. 15. 16. vnd das 8. Capitel zun Roͤmern jhr vorgele-
ſen wordẽ/ welche ſie mit groſſer andacht angehoͤret.

9. Her-

G ij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0051" n="[51]"/><hi rendition="#fr">im Paradeis &#x017F;ein/</hi> Vnd mit Chri&#x017F;tlicher geduld<lb/>
meines gro&#x017F;&#x017F;en Creutzes/ in dem ich offt leiblich mit<lb/><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;to</hi> klage: <hi rendition="#fr">Mein Gott/ mein Gott wie ha&#x017F;tu<lb/>
mich verla&#x017F;&#x017F;en.</hi> Die Seel aber nach dem lebendi-<lb/>
gen Brunnen des lebens <hi rendition="#aq">Je&#x017F;u Chri&#x017F;to</hi> verlangen<lb/>
hat vnd &#x017F;chreiet: <hi rendition="#fr">Mich du&#x0364;r&#x017F;tet/</hi> nach meiner See-<lb/>
len &#x017F;eligkeit. Endlich/ dancke ich meinem Gott fu&#x0364;r<lb/>
erzeigte hu&#x0364;lffe in meiner gro&#x017F;&#x017F;en noth/ mit meinem<lb/>
Erlo&#x0364;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;to,</hi> <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t vollbracht/</hi> vnd halte die<lb/>
von jhm erworbne/ vnd mir &#x017F;ambt allen gleubigen<lb/>
ver&#x017F;prochne Seligkeit/ fe&#x017F;tiglich in meinem hertzen/<lb/>
vnd wil mit <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;to</hi> den letzten Seufftzer thun:<lb/><hi rendition="#fr">Vater in deine hende befehle ich meinen Gei&#x017F;t/<lb/>
du ha&#x017F;t mich erlo&#x0364;&#x017F;t/ HErr du trewer Gott.</hi></p><lb/>
            <p>Folgenden Montag nach <hi rendition="#aq">E&#x017F;to mihi,</hi> als &#x017F;ie auf<lb/>
den abend &#x017F;ehr matt vnd kraftlos worden/ hat &#x017F;ie mit<lb/>
&#x017F;euftzen angefange&#x0303; obgenandten 25. P&#x017F;alm zu beten/<lb/>
vnd da &#x017F;ie &#x017F;chwachheit halben die letzten Verß nicht<lb/>
aus&#x017F;prechen ko&#x0364;n&#x0303;en/ &#x017F;ind jhr die&#x017F;elben fu&#x0364;rge&#x017F;prochen<lb/>
worden/ &#x017F;ie aber mit regung jrer Lippen &#x017F;olche jnner-<lb/>
lich ge&#x017F;eufftzet. Dorauff auch der 91. P&#x017F;alm/ &#x017F;o wol<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;ne Valet Predigt des HErrn <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;ti, Joh.</hi> am<lb/>
14. 15. 16. vnd das 8. Capitel zun Ro&#x0364;mern jhr vorgele-<lb/>
&#x017F;en worde&#x0303;/ welche &#x017F;ie mit gro&#x017F;&#x017F;er andacht angeho&#x0364;ret.</p>
          </div><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom">G ij</fw>
          <fw type="catch" place="bottom">9. Her-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[51]/0051] im Paradeis ſein/ Vnd mit Chriſtlicher geduld meines groſſen Creutzes/ in dem ich offt leiblich mit Chriſto klage: Mein Gott/ mein Gott wie haſtu mich verlaſſen. Die Seel aber nach dem lebendi- gen Brunnen des lebens Jeſu Chriſto verlangen hat vnd ſchreiet: Mich duͤrſtet/ nach meiner See- len ſeligkeit. Endlich/ dancke ich meinem Gott fuͤr erzeigte huͤlffe in meiner groſſen noth/ mit meinem Erloͤſer Chriſto, Es iſt vollbracht/ vnd halte die von jhm erworbne/ vnd mir ſambt allen gleubigen verſprochne Seligkeit/ feſtiglich in meinem hertzen/ vnd wil mit Chriſto den letzten Seufftzer thun: Vater in deine hende befehle ich meinen Geiſt/ du haſt mich erloͤſt/ HErr du trewer Gott. Folgenden Montag nach Eſto mihi, als ſie auf den abend ſehr matt vnd kraftlos worden/ hat ſie mit ſeuftzen angefangẽ obgenandten 25. Pſalm zu beten/ vnd da ſie ſchwachheit halben die letzten Verß nicht ausſprechen koͤñen/ ſind jhr dieſelben fuͤrgeſprochen worden/ ſie aber mit regung jrer Lippen ſolche jnner- lich geſeufftzet. Dorauff auch der 91. Pſalm/ ſo wol die ſchoͤne Valet Predigt des HErrn Chriſti, Joh. am 14. 15. 16. vnd das 8. Capitel zun Roͤmern jhr vorgele- ſen wordẽ/ welche ſie mit groſſer andacht angehoͤret. 9. Her- G ij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/524994
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/524994/51
Zitationshilfe:	Friese, Abraham: Christliche Leichpredigt. Liegnitz, 1616, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524994/51>, abgerufen am 23.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.