Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

Bild:
<< vorherige Seite
WEnn sich, Du Theurer Seidel, Du,
Der matte Sinn ein Labsal machte,
So sahen wir dem Glücke zu,
Wie Dirs Oliven-Kräntze brachte:
Allein, o daß des Schicksals Schluß
Uns dessen schon berauben muß!
Wir sehen Dich, Du windst die Hände,
Daß GOtt erbarm'! es stirbt Dein Kind,
Und macht, da Dichs recht lieb gewinnt,
Durch einen frühen Tod der zarten Lieb' ein Ende.
Nun Musen, habt ihr Geist und Muth,
Bey diesem Fall ein Lied zu singen,
So helfft auch die verborgne Gluth
Jn Feuer-reiche Flammen bringen.
Laßt Seideln, euerm Eigenthum,
Der eurer Hoheit Macht und Ruhm
Jn Cedern künstlich eingegraben,
Laßt dieses Lied Jhm tröstlich seyn,
Nur gebt uns solche Wörter ein,
Die Nachdruck, Regung, Krafft und grosse Würckung haben.
Uns selbst betrübt ein solcher Riß,
Wir machen uns die Post zu Steinen;
Doch, GOtt! in was vor Kümmerniß
Sieht man nicht Euch, Jhr Eltern, weinen.
Wenn Seidel den Verlust beklagt,
So könnet Jhr aus Angst verzagt
Kein Wort vor bangen Zähren sprechen.
Da fällt uns denn vor Mitleyd ein:
Dies mag wohl recht empfindlich seyn,
Und damit wollen uns die Hertzen selber brechen.
Wie,
WEnn ſich, Du Theurer Seidel, Du,
Der matte Sinn ein Labſal machte,
So ſahen wir dem Gluͤcke zu,
Wie Dirs Oliven-Kraͤntze brachte:
Allein, o daß des Schickſals Schluß
Uns deſſen ſchon berauben muß!
Wir ſehen Dich, Du windſt die Haͤnde,
Daß GOtt erbarm’! es ſtirbt Dein Kind,
Und macht, da Dichs recht lieb gewinnt,
Durch einen fruͤhen Tod der zarten Lieb’ ein Ende.
Nun Muſen, habt ihr Geiſt und Muth,
Bey dieſem Fall ein Lied zu ſingen,
So helfft auch die verborgne Gluth
Jn Feuer-reiche Flammen bringen.
Laßt Seideln, euerm Eigenthum,
Der eurer Hoheit Macht und Ruhm
Jn Cedern kuͤnſtlich eingegraben,
Laßt dieſes Lied Jhm troͤſtlich ſeyn,
Nur gebt uns ſolche Woͤrter ein,
Die Nachdruck, Regung, Krafft und groſſe Wuͤrckung haben.
Uns ſelbſt betruͤbt ein ſolcher Riß,
Wir machen uns die Poſt zu Steinen;
Doch, GOtt! in was vor Kuͤmmerniß
Sieht man nicht Euch, Jhr Eltern, weinen.
Wenn Seidel den Verluſt beklagt,
So koͤnnet Jhr aus Angſt verzagt
Kein Wort vor bangen Zaͤhren ſprechen.
Da faͤllt uns denn vor Mitleyd ein:
Dies mag wohl recht empfindlich ſeyn,
Und damit wollen uns die Hertzen ſelber brechen.
Wie,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <pb facs="#f0076" n="[76]"/>
        <div n="2">
          <head/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>Enn &#x017F;ich, Du <hi rendition="#fr">Theurer Seidel,</hi> Du,</l><lb/>
              <l>Der matte Sinn ein Lab&#x017F;al machte,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ahen wir dem Glu&#x0364;cke zu,</l><lb/>
              <l>Wie <hi rendition="#fr">Dirs</hi> Oliven-Kra&#x0364;ntze brachte:</l><lb/>
              <l>Allein, o daß des Schick&#x017F;als Schluß</l><lb/>
              <l>Uns de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chon berauben muß!</l><lb/>
              <l>Wir &#x017F;ehen Dich, Du wind&#x017F;t die Ha&#x0364;nde,</l><lb/>
              <l>Daß GOtt erbarm&#x2019;! es &#x017F;tirbt <hi rendition="#fr">Dein Kind,</hi></l><lb/>
              <l>Und macht, da Dichs recht lieb gewinnt,</l><lb/>
              <l>Durch einen fru&#x0364;hen Tod der zarten Lieb&#x2019; ein Ende.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Nun Mu&#x017F;en, habt ihr Gei&#x017F;t und Muth,</l><lb/>
              <l>Bey die&#x017F;em Fall ein Lied zu &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>So helfft auch die verborgne Gluth</l><lb/>
              <l>Jn Feuer-reiche Flammen bringen.</l><lb/>
              <l>Laßt <hi rendition="#fr">Seideln,</hi> euerm Eigenthum,</l><lb/>
              <l>Der eurer Hoheit Macht und Ruhm</l><lb/>
              <l>Jn Cedern ku&#x0364;n&#x017F;tlich eingegraben,</l><lb/>
              <l>Laßt die&#x017F;es Lied <hi rendition="#fr">Jhm</hi> tro&#x0364;&#x017F;tlich &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Nur gebt uns &#x017F;olche Wo&#x0364;rter ein,</l><lb/>
              <l>Die Nachdruck, Regung, Krafft und gro&#x017F;&#x017F;e Wu&#x0364;rckung haben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Uns &#x017F;elb&#x017F;t betru&#x0364;bt ein &#x017F;olcher Riß,</l><lb/>
              <l>Wir machen uns die Po&#x017F;t zu Steinen;</l><lb/>
              <l>Doch, GOtt! in was vor Ku&#x0364;mmerniß</l><lb/>
              <l>Sieht man nicht <hi rendition="#fr">Euch, Jhr Eltern,</hi> weinen.</l><lb/>
              <l>Wenn <hi rendition="#fr">Seidel</hi> den Verlu&#x017F;t beklagt,</l><lb/>
              <l>So ko&#x0364;nnet Jhr aus Ang&#x017F;t verzagt</l><lb/>
              <l>Kein Wort vor bangen Za&#x0364;hren &#x017F;prechen.</l><lb/>
              <l>Da fa&#x0364;llt uns denn vor Mitleyd ein:</l><lb/>
              <l>Dies mag wohl recht empfindlich &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Und damit wollen uns die Hertzen &#x017F;elber brechen.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wie,</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[76]/0076] WEnn ſich, Du Theurer Seidel, Du, Der matte Sinn ein Labſal machte, So ſahen wir dem Gluͤcke zu, Wie Dirs Oliven-Kraͤntze brachte: Allein, o daß des Schickſals Schluß Uns deſſen ſchon berauben muß! Wir ſehen Dich, Du windſt die Haͤnde, Daß GOtt erbarm’! es ſtirbt Dein Kind, Und macht, da Dichs recht lieb gewinnt, Durch einen fruͤhen Tod der zarten Lieb’ ein Ende. Nun Muſen, habt ihr Geiſt und Muth, Bey dieſem Fall ein Lied zu ſingen, So helfft auch die verborgne Gluth Jn Feuer-reiche Flammen bringen. Laßt Seideln, euerm Eigenthum, Der eurer Hoheit Macht und Ruhm Jn Cedern kuͤnſtlich eingegraben, Laßt dieſes Lied Jhm troͤſtlich ſeyn, Nur gebt uns ſolche Woͤrter ein, Die Nachdruck, Regung, Krafft und groſſe Wuͤrckung haben. Uns ſelbſt betruͤbt ein ſolcher Riß, Wir machen uns die Poſt zu Steinen; Doch, GOtt! in was vor Kuͤmmerniß Sieht man nicht Euch, Jhr Eltern, weinen. Wenn Seidel den Verluſt beklagt, So koͤnnet Jhr aus Angſt verzagt Kein Wort vor bangen Zaͤhren ſprechen. Da faͤllt uns denn vor Mitleyd ein: Dies mag wohl recht empfindlich ſeyn, Und damit wollen uns die Hertzen ſelber brechen. Wie,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/542451
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/542451/76
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/76>, abgerufen am 19.04.2024.