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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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SO muß demnach die Fluth der Thränen
Der bangen Seuffzer tieffes Ach
Den Weg zu grösserm Leyde bähnen?
So folgt auf dieses Ungemach
Ein Schlag, der Marck und Bein zersplittert,
Ein Schlag, der, da der Schmertz sich mehrt,
Und iedes Hertz und Brust erschüttert,
Uns nichts als bange Seuffzer lehrt.
Hier will sich Hand und Kiel bewegen;
Doch denckt die Demuths-volle Pflicht,
Da sich die matten Geister regen,
An die so vielen Schmertzen nicht.
Denn da sie nur daran gedachte,
So hemmte schon ein schwartzer Flor,
Der nichts als Weh und Trauren brachte,
Den Klang von unserm Dichter-Rohr.
Die Feder sinckt, da Böttner weinet;
Sie fällt, da Seidels schwacher Mund
Erblaßt, verzagt und trostloß scheinet,
Sie macht durch den die Schmertzen kund,
Den vormahls Zeit und Ort beglückte,
Der sonst in Hoffnung Palmen wand,
Und, wenn er seine Braut erblickte,
Den Kern vollkommner Anmuth fand.
Nun will Jhm Muth und Geist verschwinden;
Nun wird Jhm Lieb und Treu zur Last!
Nun sieht man Jhn die Hände winden;
Warum? Sein Schätzgen ist erblaßt!
Der Hoffnungs-Ancker seiner Freude
Will in der Thränen-Fluth vergehn,
Und
L 2
SO muß demnach die Fluth der Thraͤnen
Der bangen Seuffzer tieffes Ach
Den Weg zu groͤſſerm Leyde baͤhnen?
So folgt auf dieſes Ungemach
Ein Schlag, der Marck und Bein zerſplittert,
Ein Schlag, der, da der Schmertz ſich mehrt,
Und iedes Hertz und Bruſt erſchuͤttert,
Uns nichts als bange Seuffzer lehrt.
Hier will ſich Hand und Kiel bewegen;
Doch denckt die Demuths-volle Pflicht,
Da ſich die matten Geiſter regen,
An die ſo vielen Schmertzen nicht.
Denn da ſie nur daran gedachte,
So hemmte ſchon ein ſchwartzer Flor,
Der nichts als Weh und Trauren brachte,
Den Klang von unſerm Dichter-Rohr.
Die Feder ſinckt, da Boͤttner weinet;
Sie faͤllt, da Seidels ſchwacher Mund
Erblaßt, verzagt und troſtloß ſcheinet,
Sie macht durch den die Schmertzen kund,
Den vormahls Zeit und Ort begluͤckte,
Der ſonſt in Hoffnung Palmen wand,
Und, wenn er ſeine Braut erblickte,
Den Kern vollkommner Anmuth fand.
Nun will Jhm Muth und Geiſt verſchwinden;
Nun wird Jhm Lieb und Treu zur Laſt!
Nun ſieht man Jhn die Haͤnde winden;
Warum? Sein Schaͤtzgen iſt erblaßt!
Der Hoffnungs-Ancker ſeiner Freude
Will in der Thraͤnen-Fluth vergehn,
Und
L 2
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[[83]/0083] SO muß demnach die Fluth der Thraͤnen Der bangen Seuffzer tieffes Ach Den Weg zu groͤſſerm Leyde baͤhnen? So folgt auf dieſes Ungemach Ein Schlag, der Marck und Bein zerſplittert, Ein Schlag, der, da der Schmertz ſich mehrt, Und iedes Hertz und Bruſt erſchuͤttert, Uns nichts als bange Seuffzer lehrt. Hier will ſich Hand und Kiel bewegen; Doch denckt die Demuths-volle Pflicht, Da ſich die matten Geiſter regen, An die ſo vielen Schmertzen nicht. Denn da ſie nur daran gedachte, So hemmte ſchon ein ſchwartzer Flor, Der nichts als Weh und Trauren brachte, Den Klang von unſerm Dichter-Rohr. Die Feder ſinckt, da Boͤttner weinet; Sie faͤllt, da Seidels ſchwacher Mund Erblaßt, verzagt und troſtloß ſcheinet, Sie macht durch den die Schmertzen kund, Den vormahls Zeit und Ort begluͤckte, Der ſonſt in Hoffnung Palmen wand, Und, wenn er ſeine Braut erblickte, Den Kern vollkommner Anmuth fand. Nun will Jhm Muth und Geiſt verſchwinden; Nun wird Jhm Lieb und Treu zur Laſt! Nun ſieht man Jhn die Haͤnde winden; Warum? Sein Schaͤtzgen iſt erblaßt! Der Hoffnungs-Ancker ſeiner Freude Will in der Thraͤnen-Fluth vergehn, Und L 2

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. [83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/83>, abgerufen am 29.03.2024.