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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten

DAß man sich dem Sitzen zuviel
ergiebet/ ist nicht rathsam/ mein
Rath wäre/ man studirete vor
Mittag fleißig/ und ruminirete Nach-
Mittag/ das würde besser seyn/ als con-
fuse
Tag und Nacht über den Büchern
liegen: Denn gar keine Bewegung
haben erkältet die Natur und ma-
chet einen trägen Leib
/ daher aller-
hand Zufälle sich ereignen. Animus
cogitatione intentus, corpus deserit
das
Gemüth/ das mit stetigen Gedan-
cken angefüllet/ verläst den Leib end-
lich gar
/ hingegen Lectio temperata,
quam non lassitudo, sed consilium finit,
decet studiosos.
Mäßig über den Bü-
chern sitzen und lesen so daß man
nicht darüber gantz ermüdet/ son-
dern bey sich selbsten zu rath gehet/
das geziemet und bekömmt Stu-
denten wohl.
Nach Tisch ruhen ist
besser als vor Tisch/ dahero ist auf denen
Gymnasiis ein grosser Fehler/ daß man
die so genannte Freystunden nach und
nicht auch vor Tisch vergönnet/ und die

armen
Studenten-Kranckheiten

DAß man ſich dem Sitzen zuviel
ergiebet/ iſt nicht rathſam/ mein
Rath waͤre/ man ſtudirete vor
Mittag fleißig/ und ruminirete Nach-
Mittag/ das wuͤrde beſſer ſeyn/ als con-
fuſè
Tag und Nacht uͤber den Buͤchern
liegen: Denn gar keine Bewegung
haben erkaͤltet die Natur und ma-
chet einen traͤgen Leib
/ daher aller-
hand Zufaͤlle ſich ereignen. Animus
cogitatione intentus, corpus deſerit
das
Gemuͤth/ das mit ſtetigen Gedan-
cken angefuͤllet/ verlaͤſt den Leib end-
lich gar
/ hingegen Lectio temperata,
quam non laſſitudo, ſed conſilium finit,
decet ſtudioſos.
Maͤßig uͤber den Buͤ-
chern ſitzen und leſen ſo daß man
nicht daruͤber gantz ermuͤdet/ ſon-
dern bey ſich ſelbſten zu rath gehet/
das geziemet und bekoͤmmt Stu-
denten wohl.
Nach Tiſch ruhen iſt
beſſer als vor Tiſch/ dahero iſt auf denen
Gymnaſiis ein groſſer Fehler/ daß man
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nicht auch vor Tiſch vergoͤnnet/ und die

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[228/0254] Studenten-Kranckheiten DAß man ſich dem Sitzen zuviel ergiebet/ iſt nicht rathſam/ mein Rath waͤre/ man ſtudirete vor Mittag fleißig/ und ruminirete Nach- Mittag/ das wuͤrde beſſer ſeyn/ als con- fuſè Tag und Nacht uͤber den Buͤchern liegen: Denn gar keine Bewegung haben erkaͤltet die Natur und ma- chet einen traͤgen Leib/ daher aller- hand Zufaͤlle ſich ereignen. Animus cogitatione intentus, corpus deſerit das Gemuͤth/ das mit ſtetigen Gedan- cken angefuͤllet/ verlaͤſt den Leib end- lich gar/ hingegen Lectio temperata, quam non laſſitudo, ſed conſilium finit, decet ſtudioſos. Maͤßig uͤber den Buͤ- chern ſitzen und leſen ſo daß man nicht daruͤber gantz ermuͤdet/ ſon- dern bey ſich ſelbſten zu rath gehet/ das geziemet und bekoͤmmt Stu- denten wohl. Nach Tiſch ruhen iſt beſſer als vor Tiſch/ dahero iſt auf denen Gymnaſiis ein groſſer Fehler/ daß man die ſo genannte Freyſtunden nach und nicht auch vor Tiſch vergoͤnnet/ und die armen

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/254>, abgerufen am 25.04.2024.