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Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

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Nach Empfahung dieses Schreibens sind die König Ferdinand zum Hungarischen König erwöhlet. Stände zur Königlichen Wahl geschritten / vnd demnach sie noch vber etliche Special Conditionen / vnd sonderlich daß die Religions Vbung an allen Orten im gantzen Königreich männiglichen frey vnnd vnverhindert solte zugelassen werden / die Bestättigung erlanget! vnnd mit einhelliger Wahl Jhr. Königl. W. Ferdinandum zu einem Hungarischen König auff vnd angenommen / auch zugleich Herrn Sigismundum Graffen von Fortgatschy zu einem Palatin erwehlet. Die Königliche Krönung wurde auff den 1. Julij angestellet.

Denckwürdig Omen künfftiger Vnruhe zu Preßburg. Vnder wehrendem Landtag hat sich zu Preßburg eine denckwürdige Sach so von vielen für ein sonderlich Omen der künfftigen Vnruhe vnd Zerrüttungen gedeutet worden / zugetragen. Nemlich es ist eines Tags der Himmel / welcher zuvor hell war / plötzlich mit Gewölck vberzogen worden / vnd hat sich ein grosses Vngewitter erhaben / in welchem der Thurn im Schloß / darinn die Kron / Königliche Habit vnd andere Zierd verwahret wirdt / durch einen Donnerstreich entzündet worden. Aber es kame also bald ein solcher hefftiger Regen / daß davon die Brunst gedämpffet würde.

Ferdinadus II. wird zum König in Hungarn getröhnet. Als nun der zur Krönung bestimpte Tag herben kommen / wurde dieselbe auff nach folgende Weiß verrichtet: Deß Morgens frühe vmb 7. Vhren haben die Hungarische Stände auß dem Schloß die Königliche Kron mit grossem Pomp vnd vielen Soldaten getragen in die hohe Stiffts Kirchen / vnd darinn auff den hohen Altar gestellet. Nach solchem ist König Ferdinandus vmb 8. Vhr mit einem rothen Hungarischen Kleydt angethan / biß in die Sacristey derselben Stiffts Kirchen begleitet worden / deine ist Ertzhertzog Maximilian von Oesterreich auch in einem Hungarischen Habit zu nechst gefolget: Die Gassen sindt mit Brettern mit roth vnnd grünem Tuch vberzogen bedecket gewesen; auff beyden Seiten sindt die Soldaten / schön gebutzet vnnd gezieret in guter Ordnung gestanden.

Hungarische Krönungs Ceremonien. Der König ist nachmals auß der Sacristey mitten durch die Kirchen zum hohen Altar vnnd vor jhme her zehen Landherren gangen deren ein jeder ein Königliche Fahnen getragen / auff welcher jedem geschrieben stunde ein Nahme der jenigen Königreich / so vor Zeiten zu dem Königreich Hungarn gehöret hatten: Nach dem König sindt andere Freyherrn gefolget / deren einer hat getragen ein Creutz / ein anderer das Schwerd / ein anderer ein Pacem oder Friedensbildt / ein anderer ein Reichsapffel / ein anderer das Scepter / ein anderer die Kron / vnnd dergleichen Regalien mehr. Wie man nun zum hohen Altar kommen / ist der König auff die Erden geknyet / vnnd mit Königlichen Ornat angethan / gesalbet vnnd gekrönet worden mit gewöhnlichen Ceremonien vnnd Solenniteten. Vor der Krönung (welche vnder der Lesung deß Evangelij vnnd der Epistel geschehen) hat der Palatinus oder Königliche Statthalter Sigismundus Forgatsch die Kron in der Handt gehalten / vnd mit heller Stimm das Volck dreymal gefraget; Wollet jhr auch diesem geben die Kron deß Königreichs? Darauff dreymal geantwortet worden; Wir wollens vnd sinds zu frieden. Darauff dann jhme die Kron auff gesetzet worden: nach solchem ist dreymal außgeruffen worden viuat Rex, Glück dem König. Hierauff hat Jhre Majestät communiciret / vnd nachmals das Schwerdt auß der Scheyden gezogen / vnd drey Creutzstreich in die Lufft gethan. Als nun dieses also vollendet / ist man nach der Barfüsser Kirchen gangen / auff dem Weg sindt güldene vnnd silberne Müntzen außgestrewet worden / deren Vberschrifft war; Ferdinandus II. coronatur in Regem Hungariae primo die Iulii Anno 1618. In bemeldter Kirchen sindt viel zu Rittern geschlagen worden. Nach gehaltener Mittags Mahlzeit ist der König von den Hungarischen Ständen / Landherrn vnnd Rittern auff einen Hügel oder erhabenen Ort geführet worden / allda vnder andern etliche junge Landherrn Söhne in Lateinischer Spraach dem König Glück gewünschet. Folgenden Tags zu Abendt sindt kunstreiche Fewerwerck angestellet vnnd geworffen worden / etliche auff der Thonaw / daß sie ober vnnd vnder dem Wasser zierlich erschienen; etliche auff dem Felde / welche so kunstreich gemacht gewesen / daß es geschienen / als wann das Feldt voller Reysigen were: etlichs aber ist gleich als Drachen in der Höhe geflogen vnd mitten im Schloß nider geschossen. Es sind auch viel andere Frewdenspiel angestellet worden. Nach vollendter Krönung hat sich der König mit dem Ertzhertzog Maximilian vnd Cardinal Cleseln (welchem vnder dem Salueschiessen eine Dratkugel neben dem Kopff hin geflogen) wider auff die Reyß nacher Wien begeben.

Geschlecht Register der Ertzhertzogen zu Oesterreich / etc.

Cardinal Clesel zu Wien in Verhafftung genommen. Demnach nun König Ferdinand vnnd Ertzhertzog Maximilian auß Vngarn wider glücklich zu Wien angelangt / vnd von den Innwohnern daselbs wider stattlich gewillkompt worden; haben sie kurtz hernach nemblich den 20. Julij den Cardinal Clesel (deme zu Preßburg durch einen Schuß / so nach jhm geschehen / bey nahe der Garauß gemacht worden) zu sich in die Keys. Burgk erfordert / der dann so bald mit dem Nuncio Apostolico oder Päbstlichen Legaten auff einer Kutschen nach Hoff gefahren / da er / nach wider wegscheiden obberührtes Bäpstlichen Nuncii, seinen Dienern befohlen / daß sie bey der Hand bleiben / vnd auff jhne Achtung geben solten / hernach hinauff dem Ertzhertzogischen Zimmer zugangen / vnderwegens ist jhme ein Ertzhertzogischer Cammerhrr auff der Stiegen entgegen kommen / der den Ertzhertzogen / daß derselbe Leibsblödigkeit halben jme nit entgegen gehen könte entschuldiget / vnd

Nach Empfahung dieses Schreibens sind die König Ferdinand zum Hungarischen König erwöhlet. Stände zur Königlichen Wahl geschritten / vnd demnach sie noch vber etliche Special Conditionen / vnd sonderlich daß die Religions Vbung an allen Orten im gantzen Königreich männiglichen frey vnnd vnverhindert solte zugelassen werden / die Bestättigung erlanget! vnnd mit einhelliger Wahl Jhr. Königl. W. Ferdinandum zu einem Hungarischen König auff vnd angenommen / auch zugleich Herrn Sigismundum Graffen von Fortgatschy zu einem Palatin erwehlet. Die Königliche Krönung wurde auff den 1. Julij angestellet.

Denckwürdig Omen künfftiger Vnruhe zu Preßburg. Vnder wehrendem Landtag hat sich zu Preßburg eine denckwürdige Sach so von vielen für ein sonderlich Omen der künfftigen Vnruhe vnd Zerrüttungen gedeutet worden / zugetragen. Nemlich es ist eines Tags der Himmel / welcher zuvor hell war / plötzlich mit Gewölck vberzogen worden / vnd hat sich ein grosses Vngewitter erhaben / in welchem der Thurn im Schloß / darinn die Kron / Königliche Habit vnd andere Zierd verwahret wirdt / durch einen Donnerstreich entzündet worden. Aber es kame also bald ein solcher hefftiger Regen / daß davon die Brunst gedämpffet würde.

Ferdinadus II. wird zum König in Hungarn getröhnet. Als nun der zur Krönung bestimpte Tag herben kommen / wurde dieselbe auff nach folgende Weiß verrichtet: Deß Morgens frühe vmb 7. Vhren haben die Hungarische Stände auß dem Schloß die Königliche Kron mit grossem Pomp vnd vielen Soldaten getragen in die hohe Stiffts Kirchen / vnd darinn auff den hohen Altar gestellet. Nach solchem ist König Ferdinandus vmb 8. Vhr mit einem rothen Hungarischen Kleydt angethan / biß in die Sacristey derselben Stiffts Kirchen begleitet worden / deine ist Ertzhertzog Maximilian von Oesterreich auch in einem Hungarischen Habit zu nechst gefolget: Die Gassen sindt mit Brettern mit roth vnnd grünem Tuch vberzogen bedecket gewesen; auff beyden Seiten sindt die Soldaten / schön gebutzet vnnd gezieret in guter Ordnung gestanden.

Hungarische Krönungs Ceremonien. Der König ist nachmals auß der Sacristey mitten durch die Kirchen zum hohen Altar vnnd vor jhme her zehen Landherren gangen deren ein jeder ein Königliche Fahnen getragen / auff welcher jedem geschrieben stunde ein Nahme der jenigen Königreich / so vor Zeiten zu dem Königreich Hungarn gehöret hatten: Nach dem König sindt andere Freyherrn gefolget / deren einer hat getragen ein Creutz / ein anderer das Schwerd / ein anderer ein Pacem oder Friedensbildt / ein anderer ein Reichsapffel / ein anderer das Scepter / ein anderer die Kron / vnnd dergleichen Regalien mehr. Wie man nun zum hohen Altar kommen / ist der König auff die Erden geknyet / vnnd mit Königlichen Ornat angethan / gesalbet vnnd gekrönet worden mit gewöhnlichen Ceremonien vnnd Solenniteten. Vor der Krönung (welche vnder der Lesung deß Evangelij vnnd der Epistel geschehen) hat der Palatinus oder Königliche Statthalter Sigismundus Forgatsch die Kron in der Handt gehalten / vnd mit heller Stimm das Volck dreymal gefraget; Wollet jhr auch diesem geben die Kron deß Königreichs? Darauff dreymal geantwortet worden; Wir wollens vnd sinds zu frieden. Darauff dann jhme die Kron auff gesetzet wordẽ: nach solchem ist dreymal außgeruffen worden viuat Rex, Glück dem König. Hierauff hat Jhre Majestät communiciret / vnd nachmals das Schwerdt auß der Scheyden gezogen / vnd drey Creutzstreich in die Lufft gethan. Als nun dieses also vollendet / ist man nach der Barfüsser Kirchen gangen / auff dem Weg sindt güldene vnnd silberne Müntzen außgestrewet worden / deren Vberschrifft war; Ferdinandus II. coronatur in Regem Hungariae primo die Iulii Anno 1618. In bemeldter Kirchen sindt viel zu Rittern geschlagen worden. Nach gehaltener Mittags Mahlzeit ist der König von den Hungarischen Ständen / Landherrn vnnd Rittern auff einen Hügel oder erhabenen Ort geführet worden / allda vnder andern etliche junge Landherrn Söhne in Lateinischer Spraach dem König Glück gewünschet. Folgenden Tags zu Abendt sindt kunstreiche Fewerwerck angestellet vnnd geworffen worden / etliche auff der Thonaw / daß sie ober vnnd vnder dem Wasser zierlich erschienen; etliche auff dem Felde / welche so kunstreich gemacht gewesen / daß es geschienen / als wann das Feldt voller Reysigen were: etlichs aber ist gleich als Drachen in der Höhe geflogen vnd mitten im Schloß nider geschossen. Es sind auch viel andere Frewdenspiel angestellet worden. Nach vollendter Krönung hat sich der König mit dem Ertzhertzog Maximilian vnd Cardinal Cleseln (welchem vnder dem Salueschiessen eine Dratkugel neben dem Kopff hin geflogen) wider auff die Reyß nacher Wien begeben.

Geschlecht Register der Ertzhertzogen zu Oesterreich / etc.

Cardinal Clesel zu Wien in Verhafftung genommen. Demnach nun König Ferdinand vnnd Ertzhertzog Maximilian auß Vngarn wider glücklich zu Wien angelangt / vnd von den Innwohnern daselbs wider stattlich gewillkompt worden; haben sie kurtz hernach nemblich den 20. Julij den Cardinal Clesel (deme zu Preßburg durch einen Schuß / so nach jhm geschehen / bey nahe der Garauß gemacht worden) zu sich in die Keys. Burgk erfordert / der dann so bald mit dem Nuncio Apostolico oder Päbstlichen Legaten auff einer Kutschen nach Hoff gefahren / da er / nach wider wegscheiden obberührtes Bäpstlichen Nuncii, seinen Dienern befohlen / daß sie bey der Hand bleiben / vnd auff jhne Achtung geben solten / hernach hinauff dem Ertzhertzogischẽ Zimmer zugangen / vnderwegens ist jhme ein Ertzhertzogischer Cam̃erhrr auff der Stiegen entgegen kom̃en / der den Ertzhertzogen / daß derselbe Leibsblödigkeit halben jme nit entgegen gehen könte entschuldiget / vñ

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[47/0084] Nach Empfahung dieses Schreibens sind die Stände zur Königlichen Wahl geschritten / vnd demnach sie noch vber etliche Special Conditionen / vnd sonderlich daß die Religions Vbung an allen Orten im gantzen Königreich männiglichen frey vnnd vnverhindert solte zugelassen werden / die Bestättigung erlanget! vnnd mit einhelliger Wahl Jhr. Königl. W. Ferdinandum zu einem Hungarischen König auff vnd angenommen / auch zugleich Herrn Sigismundum Graffen von Fortgatschy zu einem Palatin erwehlet. Die Königliche Krönung wurde auff den 1. Julij angestellet. König Ferdinand zum Hungarischen König erwöhlet. Vnder wehrendem Landtag hat sich zu Preßburg eine denckwürdige Sach so von vielen für ein sonderlich Omen der künfftigen Vnruhe vnd Zerrüttungen gedeutet worden / zugetragen. Nemlich es ist eines Tags der Himmel / welcher zuvor hell war / plötzlich mit Gewölck vberzogen worden / vnd hat sich ein grosses Vngewitter erhaben / in welchem der Thurn im Schloß / darinn die Kron / Königliche Habit vnd andere Zierd verwahret wirdt / durch einen Donnerstreich entzündet worden. Aber es kame also bald ein solcher hefftiger Regen / daß davon die Brunst gedämpffet würde. Denckwürdig Omen künfftiger Vnruhe zu Preßburg. Als nun der zur Krönung bestimpte Tag herben kommen / wurde dieselbe auff nach folgende Weiß verrichtet: Deß Morgens frühe vmb 7. Vhren haben die Hungarische Stände auß dem Schloß die Königliche Kron mit grossem Pomp vnd vielen Soldaten getragen in die hohe Stiffts Kirchen / vnd darinn auff den hohen Altar gestellet. Nach solchem ist König Ferdinandus vmb 8. Vhr mit einem rothen Hungarischen Kleydt angethan / biß in die Sacristey derselben Stiffts Kirchen begleitet worden / deine ist Ertzhertzog Maximilian von Oesterreich auch in einem Hungarischen Habit zu nechst gefolget: Die Gassen sindt mit Brettern mit roth vnnd grünem Tuch vberzogen bedecket gewesen; auff beyden Seiten sindt die Soldaten / schön gebutzet vnnd gezieret in guter Ordnung gestanden. Ferdinadus II. wird zum König in Hungarn getröhnet. Der König ist nachmals auß der Sacristey mitten durch die Kirchen zum hohen Altar vnnd vor jhme her zehen Landherren gangen deren ein jeder ein Königliche Fahnen getragen / auff welcher jedem geschrieben stunde ein Nahme der jenigen Königreich / so vor Zeiten zu dem Königreich Hungarn gehöret hatten: Nach dem König sindt andere Freyherrn gefolget / deren einer hat getragen ein Creutz / ein anderer das Schwerd / ein anderer ein Pacem oder Friedensbildt / ein anderer ein Reichsapffel / ein anderer das Scepter / ein anderer die Kron / vnnd dergleichen Regalien mehr. Wie man nun zum hohen Altar kommen / ist der König auff die Erden geknyet / vnnd mit Königlichen Ornat angethan / gesalbet vnnd gekrönet worden mit gewöhnlichen Ceremonien vnnd Solenniteten. Vor der Krönung (welche vnder der Lesung deß Evangelij vnnd der Epistel geschehen) hat der Palatinus oder Königliche Statthalter Sigismundus Forgatsch die Kron in der Handt gehalten / vnd mit heller Stimm das Volck dreymal gefraget; Wollet jhr auch diesem geben die Kron deß Königreichs? Darauff dreymal geantwortet worden; Wir wollens vnd sinds zu frieden. Darauff dann jhme die Kron auff gesetzet wordẽ: nach solchem ist dreymal außgeruffen worden viuat Rex, Glück dem König. Hierauff hat Jhre Majestät communiciret / vnd nachmals das Schwerdt auß der Scheyden gezogen / vnd drey Creutzstreich in die Lufft gethan. Als nun dieses also vollendet / ist man nach der Barfüsser Kirchen gangen / auff dem Weg sindt güldene vnnd silberne Müntzen außgestrewet worden / deren Vberschrifft war; Ferdinandus II. coronatur in Regem Hungariae primo die Iulii Anno 1618. In bemeldter Kirchen sindt viel zu Rittern geschlagen worden. Nach gehaltener Mittags Mahlzeit ist der König von den Hungarischen Ständen / Landherrn vnnd Rittern auff einen Hügel oder erhabenen Ort geführet worden / allda vnder andern etliche junge Landherrn Söhne in Lateinischer Spraach dem König Glück gewünschet. Folgenden Tags zu Abendt sindt kunstreiche Fewerwerck angestellet vnnd geworffen worden / etliche auff der Thonaw / daß sie ober vnnd vnder dem Wasser zierlich erschienen; etliche auff dem Felde / welche so kunstreich gemacht gewesen / daß es geschienen / als wann das Feldt voller Reysigen were: etlichs aber ist gleich als Drachen in der Höhe geflogen vnd mitten im Schloß nider geschossen. Es sind auch viel andere Frewdenspiel angestellet worden. Nach vollendter Krönung hat sich der König mit dem Ertzhertzog Maximilian vnd Cardinal Cleseln (welchem vnder dem Salueschiessen eine Dratkugel neben dem Kopff hin geflogen) wider auff die Reyß nacher Wien begeben. Hungarische Krönungs Ceremonien. Geschlecht Register der Ertzhertzogen zu Oesterreich / etc. Demnach nun König Ferdinand vnnd Ertzhertzog Maximilian auß Vngarn wider glücklich zu Wien angelangt / vnd von den Innwohnern daselbs wider stattlich gewillkompt worden; haben sie kurtz hernach nemblich den 20. Julij den Cardinal Clesel (deme zu Preßburg durch einen Schuß / so nach jhm geschehen / bey nahe der Garauß gemacht worden) zu sich in die Keys. Burgk erfordert / der dann so bald mit dem Nuncio Apostolico oder Päbstlichen Legaten auff einer Kutschen nach Hoff gefahren / da er / nach wider wegscheiden obberührtes Bäpstlichen Nuncii, seinen Dienern befohlen / daß sie bey der Hand bleiben / vnd auff jhne Achtung geben solten / hernach hinauff dem Ertzhertzogischẽ Zimmer zugangen / vnderwegens ist jhme ein Ertzhertzogischer Cam̃erhrr auff der Stiegen entgegen kom̃en / der den Ertzhertzogen / daß derselbe Leibsblödigkeit halben jme nit entgegen gehen könte entschuldiget / vñ Cardinal Clesel zu Wien in Verhafftung genommen.

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  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



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Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/84>, abgerufen am 23.04.2024.