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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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GUARINI
Ich will sie durch diß Spiel zu einem Spiele führen/
Darüber sie die Lust zu Spielen wird verlieren.
Sie suche/ wie sie will/ verdeckter Worte Schatten/
Ihr Reden und ihr Thun wird sie mir doch verrathen/
Ja ihres Hertzens tieffster Grund
Muß meiner Klugheit werden kund.
Bin ich denn Meisterin von ihren Heimligkeiten/
Kan ich sie ohne Müh nach meinem Willen leiten/
Und also führen an/ daß iederman gedenckt/
Daß sie die Liebe/ nicht die List/ in solchen Unfall senckt.
Anderer Handlung sechster Eintritt.
Corisca. Satirus.
C. Ach weh! Ich sterb.
S. Ich leb.
C. Ach/ Amarillis/
halt/
Komm/ kehre wieder um: Man übt an mir Gewalt.
S. Dein Ruffen ist umsonst/ du must nur die Gefahr
Vor dißmahl überstehn.
C. Ach! Ach! mein Haar!
S. Corise' ich habe dir vorlängsten auffgepaßt/
Biß du dich nun ins Netz einmahl verworren hast/
Und Schwester/ wirst dus wohl gewahr?
Es ist der Mantel nicht/ es ist das Haar.
C. Verfährst du so mit mir?
S. Ja eben ja mit dir.
Bist du Corisea nicht/ die Meisterin zu lügen/
Gewohnt durch Worte-Blick und Wincken zu betrügen?
Die Falsche/ welche mich durch so viel Zeit und Weisen
Hat mit Verrätherey und Boßheit wust zu speisen?
C. Corisca bin ich wohl/ allein itzunder nicht/
Beliebter Satiro/ wie vor/ dein Schatz und Licht.
S. Bin ich itzund beliebt? Nicht aber dazumahl/
Als mich dem Coridon nachsezte deine Wahl.
C. Dich andern nachgesezt? S. Hört alle Wunder an!
Hört an die Einfalt/ die kein Wasser trüben kan!
Und/ als ich dir den Rock der Daffne muste holen/
Als ich auff dein Geheiß der Cloris Schleyr gestoh-
len/
Der
GUARINI
Ich will ſie durch diß Spiel zu einem Spiele fuͤhren/
Daruͤber ſie die Luſt zu Spielen wird verlieren.
Sie ſuche/ wie ſie will/ verdeckter Worte Schatten/
Ihr Reden und ihr Thun wird ſie mir doch verrathen/
Ja ihres Hertzens tieffſter Grund
Muß meiner Klugheit werden kund.
Bin ich denn Meiſterin von ihren Heimligkeiten/
Kan ich ſie ohne Muͤh nach meinem Willen leiten/
Und alſo fuͤhren an/ daß iederman gedenckt/
Daß ſie die Liebe/ nicht die Liſt/ in ſolchen Unfall ſenckt.
Anderer Handlung ſechſter Eintritt.
Coriſca. Satirus.
C. Ach weh! Ich ſterb.
S. Ich leb.
C. Ach/ Amarillis/
halt/
Komm/ kehre wieder um: Man uͤbt an mir Gewalt.
S. Dein Ruffen iſt umſonſt/ du muſt nur die Gefahr
Vor dißmahl uͤberſtehn.
C. Ach! Ach! mein Haar!
S. Coriſe’ ich habe dir vorlaͤngſten auffgepaßt/
Biß du dich nun ins Netz einmahl verworren haſt/
Und Schweſter/ wirſt dus wohl gewahr?
Es iſt der Mantel nicht/ es iſt das Haar.
C. Verfaͤhrſt du ſo mit mir?
S. Ja eben ja mit dir.
Biſt du Coriſea nicht/ die Meiſterin zu luͤgen/
Gewohnt durch Worte-Blick und Wincken zu betruͤgen?
Die Falſche/ welche mich durch ſo viel Zeit und Weiſen
Hat mit Verraͤtherey und Boßheit wuſt zu ſpeiſen?
C. Coriſca bin ich wohl/ allein itzunder nicht/
Beliebter Satiro/ wie vor/ dein Schatz und Licht.
S. Bin ich itzund beliebt? Nicht aber dazumahl/
Als mich dem Coridon nachſezte deine Wahl.
C. Dich andern nachgeſezt? S. Hoͤrt alle Wunder an!
Hoͤrt an die Einfalt/ die kein Waſſer truͤben kan!
Und/ als ich dir den Rock der Daffne muſte holen/
Als ich auff dein Geheiß der Cloris Schleyr geſtoh-
len/
Der
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[60/0160] GUARINI Ich will ſie durch diß Spiel zu einem Spiele fuͤhren/ Daruͤber ſie die Luſt zu Spielen wird verlieren. Sie ſuche/ wie ſie will/ verdeckter Worte Schatten/ Ihr Reden und ihr Thun wird ſie mir doch verrathen/ Ja ihres Hertzens tieffſter Grund Muß meiner Klugheit werden kund. Bin ich denn Meiſterin von ihren Heimligkeiten/ Kan ich ſie ohne Muͤh nach meinem Willen leiten/ Und alſo fuͤhren an/ daß iederman gedenckt/ Daß ſie die Liebe/ nicht die Liſt/ in ſolchen Unfall ſenckt. Anderer Handlung ſechſter Eintritt. Coriſca. Satirus. C. Ach weh! Ich ſterb. S. Ich leb. C. Ach/ Amarillis/ halt/ Komm/ kehre wieder um: Man uͤbt an mir Gewalt. S. Dein Ruffen iſt umſonſt/ du muſt nur die Gefahr Vor dißmahl uͤberſtehn. C. Ach! Ach! mein Haar! S. Coriſe’ ich habe dir vorlaͤngſten auffgepaßt/ Biß du dich nun ins Netz einmahl verworren haſt/ Und Schweſter/ wirſt dus wohl gewahr? Es iſt der Mantel nicht/ es iſt das Haar. C. Verfaͤhrſt du ſo mit mir? S. Ja eben ja mit dir. Biſt du Coriſea nicht/ die Meiſterin zu luͤgen/ Gewohnt durch Worte-Blick und Wincken zu betruͤgen? Die Falſche/ welche mich durch ſo viel Zeit und Weiſen Hat mit Verraͤtherey und Boßheit wuſt zu ſpeiſen? C. Coriſca bin ich wohl/ allein itzunder nicht/ Beliebter Satiro/ wie vor/ dein Schatz und Licht. S. Bin ich itzund beliebt? Nicht aber dazumahl/ Als mich dem Coridon nachſezte deine Wahl. C. Dich andern nachgeſezt? S. Hoͤrt alle Wunder an! Hoͤrt an die Einfalt/ die kein Waſſer truͤben kan! Und/ als ich dir den Rock der Daffne muſte holen/ Als ich auff dein Geheiß der Cloris Schleyr geſtoh- len/ Der

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/160>, abgerufen am 28.03.2024.