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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schäffer.
In heller Augen Licht/ in Flammen göldner Haare/
Was scheinet dir es nicht vor angenehme Waare/

Wie freundlich spilt sein Blitz mit Gold und Purpur-Strah-
Im fall sich aber will dein Vorwitz näher wagen/(len!
Und ihme Zeit vergönnt sich bey dir einzusetzen/
So darff kein Tyger-Thier auff dich die Zähne wetzen/
Es darff dir Libyen nicht Lew und Schlange tragen/
Dein Hertze nährt ihr auch. Es ist mit seinen Qualen
Des Pluto schwartzes Reich gelinder/ weder sie/
Sie tödtet ohne Tod/ macht sterben/ stirbt doch nie/
Ist Liebe/ die doch nichts von Liebe wissen wil/
Erbarmniß ist ihr Feind/ und Grausamkeit ihr Spiel.
Was aber hab' ich auch der Liebe zuzuschreiben/
Was Menschen nicht aus Lieb/ aus Wahnwitz leiden müssen.
O falscher Weiber-Sinn/ auff dir muß billig bleiben
Der Schimpff/ den sonst die Liebe trägt.
Die Liebe/ die allein mit Honig pflegt zu flissen/
Wird Galle neben dir; der Weg zu deinem Hertzen
Wird ihr durch dich verlegt.
Was ist dein Zeitvertreib/ dein Sorgen und dein Schertzen?
Nicht die erwiesne Treu mit Treue zu begleiten/
Ein Hertze/ das dich liebt/ mit Liebe zu bestreiten/
In Lieb' und Leid mit Hertz und Hand zu seyn gepaart:
Die Mängel der Natur mit Kunst zu übermeistern/
Diß ist dein falsches Thun/ nach Vogelstellers Art/
Der Stirne rauhes Feld mit Gummi zu bekleistern/
Aus deiner Haare Garn zu flechten falsche Schlingen/
Die manch verliebtes Hertz um seine Freyheit bringen.
Wem solte nicht vor Zorn die Seele zittern/
Wenn er dich vor dem Spiegel sieht/
Wie sich die leichte Faust bemüht
Der Wangen todten Glantz mit Purpur zu erheben/
Dem Schwartzen einen Schein mit Oel und Safft zu geben/
Der Runtzeln hole Schoß mit Bleyweiß auszufüttern/
Ein iedes Haar/ so nicht am rechten Orte steht/
(Und solte gleich ein Thränen-flissen
Der Hände Fehler zahlen müssen/)
Durch fremden Werckzeug auszuziehn/
Und
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treuer Schaͤffer.
In heller Augen Licht/ in Flammen goͤldner Haare/
Was ſcheinet dir es nicht vor angenehme Waare/

Wie freundlich ſpilt ſein Blitz mit Gold und Purpur-Strah-
Im fall ſich aber will dein Vorwitz naͤher wagen/(len!
Und ihme Zeit vergoͤnnt ſich bey dir einzuſetzen/
So darff kein Tyger-Thier auff dich die Zaͤhne wetzen/
Es darff dir Libyen nicht Lew und Schlange tragen/
Dein Hertze naͤhrt ihr auch. Es iſt mit ſeinen Qualen
Des Pluto ſchwartzes Reich gelinder/ weder ſie/
Sie toͤdtet ohne Tod/ macht ſterben/ ſtirbt doch nie/
Iſt Liebe/ die doch nichts von Liebe wiſſen wil/
Erbarmniß iſt ihr Feind/ und Grauſamkeit ihr Spiel.
Was aber hab’ ich auch der Liebe zuzuſchreiben/
Was Menſchen nicht aus Lieb/ aus Wahnwitz leiden muͤſſen.
O falſcher Weiber-Sinn/ auff dir muß billig bleiben
Der Schimpff/ den ſonſt die Liebe traͤgt.
Die Liebe/ die allein mit Honig pflegt zu fliſſen/
Wird Galle neben dir; der Weg zu deinem Hertzen
Wird ihr durch dich verlegt.
Was iſt dein Zeitvertreib/ dein Sorgen und dein Schertzen?
Nicht die erwieſne Treu mit Treue zu begleiten/
Ein Hertze/ das dich liebt/ mit Liebe zu beſtreiten/
In Lieb’ und Leid mit Hertz und Hand zu ſeyn gepaart:
Die Maͤngel der Natur mit Kunſt zu uͤbermeiſtern/
Diß iſt dein falſches Thun/ nach Vogelſtellers Art/
Der Stirne rauhes Feld mit Gummi zu bekleiſtern/
Aus deiner Haare Garn zu flechten falſche Schlingen/
Die manch verliebtes Hertz um ſeine Freyheit bringen.
Wem ſolte nicht vor Zorn die Seele zittern/
Wenn er dich vor dem Spiegel ſieht/
Wie ſich die leichte Fauſt bemuͤht
Der Wangen todten Glantz mit Purpur zu erheben/
Dem Schwartzen einen Schein mit Oel und Safft zu geben/
Der Runtzeln hole Schoß mit Bleyweiß auszufuͤttern/
Ein iedes Haar/ ſo nicht am rechten Orte ſteht/
(Und ſolte gleich ein Thraͤnen-fliſſen
Der Haͤnde Fehler zahlen muͤſſen/)
Durch fremden Werckzeug auszuziehn/
Und
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[37/0137] treuer Schaͤffer. In heller Augen Licht/ in Flammen goͤldner Haare/ Was ſcheinet dir es nicht vor angenehme Waare/ Wie freundlich ſpilt ſein Blitz mit Gold und Purpur-Strah- Im fall ſich aber will dein Vorwitz naͤher wagen/(len! Und ihme Zeit vergoͤnnt ſich bey dir einzuſetzen/ So darff kein Tyger-Thier auff dich die Zaͤhne wetzen/ Es darff dir Libyen nicht Lew und Schlange tragen/ Dein Hertze naͤhrt ihr auch. Es iſt mit ſeinen Qualen Des Pluto ſchwartzes Reich gelinder/ weder ſie/ Sie toͤdtet ohne Tod/ macht ſterben/ ſtirbt doch nie/ Iſt Liebe/ die doch nichts von Liebe wiſſen wil/ Erbarmniß iſt ihr Feind/ und Grauſamkeit ihr Spiel. Was aber hab’ ich auch der Liebe zuzuſchreiben/ Was Menſchen nicht aus Lieb/ aus Wahnwitz leiden muͤſſen. O falſcher Weiber-Sinn/ auff dir muß billig bleiben Der Schimpff/ den ſonſt die Liebe traͤgt. Die Liebe/ die allein mit Honig pflegt zu fliſſen/ Wird Galle neben dir; der Weg zu deinem Hertzen Wird ihr durch dich verlegt. Was iſt dein Zeitvertreib/ dein Sorgen und dein Schertzen? Nicht die erwieſne Treu mit Treue zu begleiten/ Ein Hertze/ das dich liebt/ mit Liebe zu beſtreiten/ In Lieb’ und Leid mit Hertz und Hand zu ſeyn gepaart: Die Maͤngel der Natur mit Kunſt zu uͤbermeiſtern/ Diß iſt dein falſches Thun/ nach Vogelſtellers Art/ Der Stirne rauhes Feld mit Gummi zu bekleiſtern/ Aus deiner Haare Garn zu flechten falſche Schlingen/ Die manch verliebtes Hertz um ſeine Freyheit bringen. Wem ſolte nicht vor Zorn die Seele zittern/ Wenn er dich vor dem Spiegel ſieht/ Wie ſich die leichte Fauſt bemuͤht Der Wangen todten Glantz mit Purpur zu erheben/ Dem Schwartzen einen Schein mit Oel und Safft zu geben/ Der Runtzeln hole Schoß mit Bleyweiß auszufuͤttern/ Ein iedes Haar/ ſo nicht am rechten Orte ſteht/ (Und ſolte gleich ein Thraͤnen-fliſſen Der Haͤnde Fehler zahlen muͤſſen/) Durch fremden Werckzeug auszuziehn/ Und C 3

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/137>, abgerufen am 24.04.2024.