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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schäffer.
Die abgefaßte Rach an selber wolt erfüllen.
Ein andre/ die durch sie um ihren Liebsten kommen/
Hätt' einen andern Weg aus Thorheit vorgenommen/
Sich ihrer Gegenwart mit allem Ernst entbrochen/
Mit Worten voller Gifft und Eyffer sie bestochen/
Und närrisch dran gethan. Man kan sich besser hütten
Vor offner Feinde Macht/ als vor verborgnem Wütten.
An blinden Felsen wird das beste Schiff zerschellt.
Der ist kein harter Feind/ der fich nicht freundlich stellt.
Die Welt soll heute noch mit Furcht und Wunder schauen/
Wie durch Coriscens Hand soll werden angericht
Ein Trauer-Spiel. Allein/ ich bin so närrisch nicht
Ihr keine Liebe noch im Ernste zuzutrauen:
Viel andern möchte sie wohl machen einen Dunst;
Mich überredt sie nicht/ die ich in solcher Kunst
Vorlängsten ausgelernt. Ein Kind von sechzehn Jahren/
Das noch der Männer List und Falsehheit nicht erfahren/
Das noch nicht schwartz und weiß recht weiß zu unterschei-
den/
Das von der Liebe muß den ersten Anstoß leiden/
Dem ein so wackrer Kerl so lange nachgegangen/
Und/ was am schlimmsten ist/ die Kuß um Kuß empfangen/
Soll unbewegt und frey von aller Liebe seyn?
Ein Thor ist/ welcher ihm dergleichen bildet ein.
Der Himmel/ seh ich/ schickt sie mir zum neuen Glücke dar.
Ich trete nach der Seit/ und will mich stellen an/
Als würd' ich ihrer nicht gewahr/
Daß ich sie unvermerckt zuvor bethören kan.
Anderer Handlung fünffter Aufftritt.
Amarillis. Corisca.
GEliebter Ort/ beglückter Wald/
Du Wohnung stiller Einsamkeit/
Der Ruhe sichrer Auffenthalt/
Was find ich so mit Lust mich wieder bey dir ein?
Wenn mich der Sternen Schluß mein eigen liesse seyn/
Und meinem Wunsche nach vollbringen meine Zeit/
Wie
D 3
treuer Schaͤffer.
Die abgefaßte Rach an ſelber wolt erfuͤllen.
Ein andre/ die durch ſie um ihren Liebſten kommen/
Haͤtt’ einen andern Weg aus Thorheit vorgenommen/
Sich ihrer Gegenwart mit allem Ernſt entbrochen/
Mit Worten voller Gifft und Eyffer ſie beſtochen/
Und naͤrriſch dran gethan. Man kan ſich beſſer huͤtten
Vor offner Feinde Macht/ als vor verborgnem Wuͤtten.
An blinden Felſen wird das beſte Schiff zerſchellt.
Der iſt kein harter Feind/ der fich nicht freundlich ſtellt.
Die Welt ſoll heute noch mit Furcht und Wunder ſchauen/
Wie durch Coriſcens Hand ſoll werden angericht
Ein Trauer-Spiel. Allein/ ich bin ſo naͤrriſch nicht
Ihr keine Liebe noch im Ernſte zuzutrauen:
Viel andern moͤchte ſie wohl machen einen Dunſt;
Mich uͤberredt ſie nicht/ die ich in ſolcher Kunſt
Vorlaͤngſten ausgelernt. Ein Kind von ſechzehn Jahren/
Das noch der Maͤnner Liſt und Falſehheit nicht erfahren/
Das noch nicht ſchwartz und weiß recht weiß zu unterſchei-
den/
Das von der Liebe muß den erſten Anſtoß leiden/
Dem ein ſo wackrer Kerl ſo lange nachgegangen/
Und/ was am ſchlimmſten iſt/ die Kuß um Kuß empfangen/
Soll unbewegt und frey von aller Liebe ſeyn?
Ein Thor iſt/ welcher ihm dergleichen bildet ein.
Der Himmel/ ſeh ich/ ſchickt ſie mir zum neuen Gluͤcke dar.
Ich trete nach der Seit/ und will mich ſtellen an/
Als wuͤrd’ ich ihrer nicht gewahr/
Daß ich ſie unvermerckt zuvor bethoͤren kan.
Anderer Handlung fuͤnffter Aufftritt.
Amarillis. Coriſca.
GEliebter Ort/ begluͤckter Wald/
Du Wohnung ſtiller Einſamkeit/
Der Ruhe ſichrer Auffenthalt/
Was find ich ſo mit Luſt mich wieder bey dir ein?
Wenn mich der Sternen Schluß mein eigen lieſſe ſeyn/
Und meinem Wunſche nach vollbringen meine Zeit/
Wie
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[53/0153] treuer Schaͤffer. Die abgefaßte Rach an ſelber wolt erfuͤllen. Ein andre/ die durch ſie um ihren Liebſten kommen/ Haͤtt’ einen andern Weg aus Thorheit vorgenommen/ Sich ihrer Gegenwart mit allem Ernſt entbrochen/ Mit Worten voller Gifft und Eyffer ſie beſtochen/ Und naͤrriſch dran gethan. Man kan ſich beſſer huͤtten Vor offner Feinde Macht/ als vor verborgnem Wuͤtten. An blinden Felſen wird das beſte Schiff zerſchellt. Der iſt kein harter Feind/ der fich nicht freundlich ſtellt. Die Welt ſoll heute noch mit Furcht und Wunder ſchauen/ Wie durch Coriſcens Hand ſoll werden angericht Ein Trauer-Spiel. Allein/ ich bin ſo naͤrriſch nicht Ihr keine Liebe noch im Ernſte zuzutrauen: Viel andern moͤchte ſie wohl machen einen Dunſt; Mich uͤberredt ſie nicht/ die ich in ſolcher Kunſt Vorlaͤngſten ausgelernt. Ein Kind von ſechzehn Jahren/ Das noch der Maͤnner Liſt und Falſehheit nicht erfahren/ Das noch nicht ſchwartz und weiß recht weiß zu unterſchei- den/ Das von der Liebe muß den erſten Anſtoß leiden/ Dem ein ſo wackrer Kerl ſo lange nachgegangen/ Und/ was am ſchlimmſten iſt/ die Kuß um Kuß empfangen/ Soll unbewegt und frey von aller Liebe ſeyn? Ein Thor iſt/ welcher ihm dergleichen bildet ein. Der Himmel/ ſeh ich/ ſchickt ſie mir zum neuen Gluͤcke dar. Ich trete nach der Seit/ und will mich ſtellen an/ Als wuͤrd’ ich ihrer nicht gewahr/ Daß ich ſie unvermerckt zuvor bethoͤren kan. Anderer Handlung fuͤnffter Aufftritt. Amarillis. Coriſca. GEliebter Ort/ begluͤckter Wald/ Du Wohnung ſtiller Einſamkeit/ Der Ruhe ſichrer Auffenthalt/ Was find ich ſo mit Luſt mich wieder bey dir ein? Wenn mich der Sternen Schluß mein eigen lieſſe ſeyn/ Und meinem Wunſche nach vollbringen meine Zeit/ Wie D 3

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/153>, abgerufen am 29.03.2024.