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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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treuer Schäffer.
Solt ich wieder gehen ein/
Müst' ich voller Thorheit seyn.
Brauche List/ Gewalt und Kunst/
Dein Bemühen ist umsunst.
Deine Lust/ dein bester Schertz
Endet sich mit Leid und Schmertz.
A. Ihr macht den Kreiß zu weit/ wolt euch zu wenig wagen.
Ihr möget wohl entfliehn/ doch solt ihr mich vor schlagen.
Ihr sollet mir gewiß nicht allezeit entwerden.
M. Was seh' ich? Wo bin ich? Im Himmel? Auff der Erden?
Das Auge wird durch holden Blick erquickt/
Das Ohre wird durch süssen Klang entzückt.
Chor der Nimphen.
Falsches Kind/ du ruffst mir wohl/
Daß ich mit dir spielen soll.
Nun ich finde mich bereit
Einzugehen in den Streit/
Der geschwinde Fuß entflieht/
Wenn die Hand dich zopfft und zieht.
Ich entreisse/ wenn du denckst/
Daß du mich am besten fängst.
Ich entweich'/ und trete zu/
Gönn dir selber keine Ruh.
Und du kehrst dich mit Beschwer
Nur vergebens um mich her.
Fühlst du/ wer dich selber sticht/
Und erwischest mich noch nicht?
Blinder Schütze/ lern hierbey/
Daß ich freyer Sinnen sey.
Ich dachte/ Licoris/ ich hätte dich gefaßt;
So hab' ich (spotte nur und lache/) diesen Ast.
Wär ich an seiner Stell! Ist nicht Corisca dort
Verborgen? Ja sie ists/ und winckt mir immer fort.
Chor der Nimphen.
Freyer Sinn macht leichten Fuß.
Lockst du mich durch einen Kuß?
Soll das Wincken deiner Hand
Werden meiner Armen Band?
Fal-
E 3
treuer Schaͤffer.
Solt ich wieder gehen ein/
Muͤſt’ ich voller Thorheit ſeyn.
Brauche Liſt/ Gewalt und Kunſt/
Dein Bemuͤhen iſt umſunſt.
Deine Luſt/ dein beſter Schertz
Endet ſich mit Leid und Schmertz.
A. Ihr macht den Kreiß zu weit/ wolt euch zu wenig wagen.
Ihr moͤget wohl entfliehn/ doch ſolt ihr mich vor ſchlagen.
Ihr ſollet mir gewiß nicht allezeit entwerden.
M. Was ſeh’ ich? Wo bin ich? Im Himmel? Auff der Erden?
Das Auge wird durch holden Blick erquickt/
Das Ohre wird durch ſuͤſſen Klang entzuͤckt.
Chor der Nimphen.
Falſches Kind/ du ruffſt mir wohl/
Daß ich mit dir ſpielen ſoll.
Nun ich finde mich bereit
Einzugehen in den Streit/
Der geſchwinde Fuß entflieht/
Wenn die Hand dich zopfft und zieht.
Ich entreiſſe/ wenn du denckſt/
Daß du mich am beſten faͤngſt.
Ich entweich’/ und trete zu/
Goͤnn dir ſelber keine Ruh.
Und du kehrſt dich mit Beſchwer
Nur vergebens um mich her.
Fuͤhlſt du/ wer dich ſelber ſticht/
Und erwiſcheſt mich noch nicht?
Blinder Schuͤtze/ lern hierbey/
Daß ich freyer Sinnen ſey.
Ich dachte/ Licoris/ ich haͤtte dich gefaßt;
So hab’ ich (ſpotte nur und lache/) dieſen Aſt.
Waͤr ich an ſeiner Stell! Iſt nicht Coriſca dort
Verborgen? Ja ſie iſts/ und winckt mir immer fort.
Chor der Nimphen.
Freyer Sinn macht leichten Fuß.
Lockſt du mich durch einen Kuß?
Soll das Wincken deiner Hand
Werden meiner Armen Band?
Fal-
E 3
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[69/0169] treuer Schaͤffer. Solt ich wieder gehen ein/ Muͤſt’ ich voller Thorheit ſeyn. Brauche Liſt/ Gewalt und Kunſt/ Dein Bemuͤhen iſt umſunſt. Deine Luſt/ dein beſter Schertz Endet ſich mit Leid und Schmertz. A. Ihr macht den Kreiß zu weit/ wolt euch zu wenig wagen. Ihr moͤget wohl entfliehn/ doch ſolt ihr mich vor ſchlagen. Ihr ſollet mir gewiß nicht allezeit entwerden. M. Was ſeh’ ich? Wo bin ich? Im Himmel? Auff der Erden? Das Auge wird durch holden Blick erquickt/ Das Ohre wird durch ſuͤſſen Klang entzuͤckt. Chor der Nimphen. Falſches Kind/ du ruffſt mir wohl/ Daß ich mit dir ſpielen ſoll. Nun ich finde mich bereit Einzugehen in den Streit/ Der geſchwinde Fuß entflieht/ Wenn die Hand dich zopfft und zieht. Ich entreiſſe/ wenn du denckſt/ Daß du mich am beſten faͤngſt. Ich entweich’/ und trete zu/ Goͤnn dir ſelber keine Ruh. Und du kehrſt dich mit Beſchwer Nur vergebens um mich her. Fuͤhlſt du/ wer dich ſelber ſticht/ Und erwiſcheſt mich noch nicht? Blinder Schuͤtze/ lern hierbey/ Daß ich freyer Sinnen ſey. Ich dachte/ Licoris/ ich haͤtte dich gefaßt; So hab’ ich (ſpotte nur und lache/) dieſen Aſt. Waͤr ich an ſeiner Stell! Iſt nicht Coriſca dort Verborgen? Ja ſie iſts/ und winckt mir immer fort. Chor der Nimphen. Freyer Sinn macht leichten Fuß. Lockſt du mich durch einen Kuß? Soll das Wincken deiner Hand Werden meiner Armen Band? Fal- E 3

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/169>, abgerufen am 20.04.2024.