Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Freyherrlich-Abschatzisches
zu Kaufung und dem Königl. Pfand-Schillinge Altenburg/
ein gleichmäßiges Valet durch einen geschwinden Tod im 74.
Jahr seines Alters/ dessen Ehren-volle Ehe-Liebste/ Frau An-
na gebohrne von Zedlitz/ solche angenehmste Schickung GOt-
tes/ da sie schon 14. Tage gekrancket/ mit diesen Worten bewill-
kommete: Ich dancke GOtt/ der mein Gebet erhöret und
mich sehen lassen/ wie mein Ehe-Herr gestorben/ dem ich/ mei-
nem steten Wunsche nach/ bald folgen will. Dessen sie auch
nach 27. Stunden glückseligst gewähret wurde. Und nun
liegen izt in Liegnitz/ zu unserer unversehenen Ehre derglei-
chen Seltenheiten vor Augen. Wir zeichnen uns billich den
22. Aprilis vor den Wohl-seligen Herrn Baron mit dem nota
bene
Davids: Des Gerechten werde nimmermehr verges-
sen/ und den 24. folgenden Tag zum Andencken der himmlisch-
erfreueten Frauen Baronesse mit dem Asterisco Daniels:
Sie leuchte/ wie die Sterne immer und ewiglich.

Wird iemand forthin im Plutarcho von der bey denen E-
gyptiern bekandten und vielleicht biß an Josephs Zeiten al-
ternden Gesellschafft ton sunapothneskonton, der mit einander
Sterbenden/ lesen/ der vergesse unsers Liegnitzischen/ so gar
dem Egyptischen Joseph und Assenath nach-ahnenden raren
Exempels nicht. Hingegen verzeihen uns alle Nationen/
welche iemahls was Ungemeines bey sich gerühmet/ daß wir
dißmahl ihre wunderwürdige Raritäten nur obenhin anse-
hen. Selbsten die admirablen Erfinder der künstlichen Sel-
tenheiten in Londen/ zu Paris/ und wo sie sonsten leben; der
gelehrte Cassin, hocherfahrne Hevel, weitberühmte Löwen-
bock/ Boyle in Londen/ Gverike zu Magdeburg/ Papin in
Marpurg/ Meretto, Kunckel/ düncken uns nichts Rares zu
haben vor uns. Denn so übergroß die Kunst ist selig zu ster-
ben/ vor allen Künsten/ um so vielmehr aestimiren wir das
Glück ehelich-unzertrennt und selig zu sterben.

Als der in Leiden über dem gewiß ungewöhnlich schönen
Abschiede der unvergleichlichen Maria/ Königin in Groß-
Britannien/ mitleidende Spanheim/ deßwegen seine Klag-
Rede hielte/ wuste er/ wie hochermeldte Regentin mit ihrem
allerliebsten Herrn Gemahl sich zulezt unterredet hätte/ und
da sie keine Rechnung länger mit selbtem zu leben/ vielweniger

zu-

Freyherrlich-Abſchatziſches
zu Kaufung und dem Koͤnigl. Pfand-Schillinge Altenburg/
ein gleichmaͤßiges Valet durch einen geſchwinden Tod im 74.
Jahr ſeines Alters/ deſſen Ehren-volle Ehe-Liebſte/ Frau An-
na gebohrne von Zedlitz/ ſolche angenehmſte Schickung GOt-
tes/ da ſie ſchon 14. Tage gekrancket/ mit dieſen Worten bewill-
kommete: Ich dancke GOtt/ der mein Gebet erhoͤret und
mich ſehen laſſen/ wie mein Ehe-Herr geſtorben/ dem ich/ mei-
nem ſteten Wunſche nach/ bald folgen will. Deſſen ſie auch
nach 27. Stunden gluͤckſeligſt gewaͤhret wurde. Und nun
liegen izt in Liegnitz/ zu unſerer unverſehenen Ehre derglei-
chen Seltenheiten vor Augen. Wir zeichnen uns billich den
22. Aprilis vor den Wohl-ſeligen Herrn Baron mit dem nota
bene
Davids: Des Gerechten werde nimmermehr vergeſ-
ſen/ und den 24. folgenden Tag zum Andencken der himmliſch-
erfreueten Frauen Baroneſſe mit dem Aſteriſco Daniels:
Sie leuchte/ wie die Sterne immer und ewiglich.

Wird iemand forthin im Plutarcho von der bey denen E-
gyptiern bekandten und vielleicht biß an Joſephs Zeiten al-
ternden Geſellſchafft τῶν συναποϑνησκόντων, der mit einander
Sterbenden/ leſen/ der vergeſſe unſers Liegnitziſchen/ ſo gar
dem Egyptiſchen Joſeph und Aſſenath nach-ahnenden raren
Exempels nicht. Hingegen verzeihen uns alle Nationen/
welche iemahls was Ungemeines bey ſich geruͤhmet/ daß wir
dißmahl ihre wunderwuͤrdige Raritaͤten nur obenhin anſe-
hen. Selbſten die admirablen Erfinder der kuͤnſtlichen Sel-
tenheiten in Londen/ zu Paris/ und wo ſie ſonſten leben; der
gelehrte Caſſin, hocherfahrne Hevel, weitberuͤhmte Loͤwen-
bock/ Boyle in Londen/ Gverike zu Magdeburg/ Papin in
Marpurg/ Meretto, Kunckel/ duͤncken uns nichts Rares zu
haben vor uns. Denn ſo uͤbergroß die Kunſt iſt ſelig zu ſter-
ben/ vor allen Kuͤnſten/ um ſo vielmehr æſtimiren wir das
Gluͤck ehelich-unzertrennt und ſelig zu ſterben.

Als der in Leiden uͤber dem gewiß ungewoͤhnlich ſchoͤnen
Abſchiede der unvergleichlichen Maria/ Koͤnigin in Groß-
Britannien/ mitleidende Spanheim/ deßwegen ſeine Klag-
Rede hielte/ wuſte er/ wie hochermeldte Regentin mit ihrem
allerliebſten Herrn Gemahl ſich zulezt unterredet haͤtte/ und
da ſie keine Rechnung laͤngeꝛ mit ſelbtem zu leben/ vielweniger

zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0032" n="12"/><fw place="top" type="header">Freyherrlich-Ab&#x017F;chatzi&#x017F;ches</fw><lb/>
zu Kaufung und dem Ko&#x0364;nigl. Pfand-Schillinge Altenburg/<lb/>
ein gleichma&#x0364;ßiges Valet durch einen ge&#x017F;chwinden Tod im 74.<lb/>
Jahr &#x017F;eines Alters/ de&#x017F;&#x017F;en Ehren-volle Ehe-Lieb&#x017F;te/ Frau An-<lb/>
na gebohrne von Zedlitz/ &#x017F;olche angenehm&#x017F;te Schickung GOt-<lb/>
tes/ da &#x017F;ie &#x017F;chon 14. Tage gekrancket/ mit die&#x017F;en Worten bewill-<lb/>
kommete: Ich dancke GOtt/ der mein Gebet erho&#x0364;ret und<lb/>
mich &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ wie mein Ehe-Herr ge&#x017F;torben/ dem ich/ mei-<lb/>
nem &#x017F;teten Wun&#x017F;che nach/ bald folgen will. De&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch<lb/>
nach 27. Stunden glu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;t gewa&#x0364;hret wurde. Und nun<lb/>
liegen izt in Liegnitz/ zu un&#x017F;erer unver&#x017F;ehenen Ehre derglei-<lb/>
chen Seltenheiten vor Augen. Wir zeichnen uns billich den<lb/>
22. Aprilis vor den Wohl-&#x017F;eligen Herrn <hi rendition="#aq">Baron</hi> mit dem <hi rendition="#aq">nota<lb/>
bene</hi> Davids: Des Gerechten werde nimmermehr verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und den 24. folgenden Tag zum Andencken der himmli&#x017F;ch-<lb/>
erfreueten Frauen <hi rendition="#aq">Barone&#x017F;&#x017F;e</hi> mit dem <hi rendition="#aq">A&#x017F;teri&#x017F;co</hi> Daniels:<lb/>
Sie leuchte/ wie die Sterne immer und ewiglich.</p><lb/>
            <p>Wird iemand forthin im <hi rendition="#aq">Plutarcho</hi> von der bey denen E-<lb/>
gyptiern bekandten und vielleicht biß an Jo&#x017F;ephs Zeiten al-<lb/>
ternden Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03C3;&#x03C5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03C0;&#x03BF;&#x03D1;&#x03BD;&#x03B7;&#x03C3;&#x03BA;&#x03CC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD;, der mit einander<lb/>
Sterbenden/ le&#x017F;en/ der verge&#x017F;&#x017F;e un&#x017F;ers Liegnitzi&#x017F;chen/ &#x017F;o gar<lb/>
dem Egypti&#x017F;chen Jo&#x017F;eph und A&#x017F;&#x017F;enath nach-ahnenden raren<lb/>
Exempels nicht. Hingegen verzeihen uns alle Nationen/<lb/>
welche iemahls was Ungemeines bey &#x017F;ich geru&#x0364;hmet/ daß wir<lb/>
dißmahl ihre wunderwu&#x0364;rdige Rarita&#x0364;ten nur obenhin an&#x017F;e-<lb/>
hen. Selb&#x017F;ten die <hi rendition="#aq">admirabl</hi>en Erfinder der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Sel-<lb/>
tenheiten in Londen/ zu Paris/ und wo &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten leben; der<lb/>
gelehrte <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;in,</hi> hocherfahrne <hi rendition="#aq">Hevel,</hi> weitberu&#x0364;hmte Lo&#x0364;wen-<lb/>
bock/ <hi rendition="#aq">Boyle</hi> in Londen/ <hi rendition="#aq">Gverike</hi> zu Magdeburg/ <hi rendition="#aq">Papin</hi> in<lb/>
Marpurg/ <hi rendition="#aq">Meretto,</hi> Kunckel/ du&#x0364;ncken uns nichts Rares zu<lb/>
haben vor uns. Denn &#x017F;o u&#x0364;bergroß die Kun&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;elig zu &#x017F;ter-<lb/>
ben/ vor allen Ku&#x0364;n&#x017F;ten/ um &#x017F;o vielmehr <hi rendition="#aq">æ&#x017F;timi</hi>ren wir das<lb/>
Glu&#x0364;ck ehelich-unzertrennt und &#x017F;elig zu &#x017F;terben.</p><lb/>
            <p>Als der in Leiden u&#x0364;ber dem gewiß ungewo&#x0364;hnlich &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Ab&#x017F;chiede der unvergleichlichen Maria/ Ko&#x0364;nigin in Groß-<lb/>
Britannien/ mitleidende Spanheim/ deßwegen &#x017F;eine Klag-<lb/>
Rede hielte/ wu&#x017F;te er/ wie hochermeldte Regentin mit ihrem<lb/>
allerlieb&#x017F;ten Herrn Gemahl &#x017F;ich zulezt unterredet ha&#x0364;tte/ und<lb/>
da &#x017F;ie keine Rechnung la&#x0364;nge&#xA75B; mit &#x017F;elbtem zu leben/ vielweniger<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0032] Freyherrlich-Abſchatziſches zu Kaufung und dem Koͤnigl. Pfand-Schillinge Altenburg/ ein gleichmaͤßiges Valet durch einen geſchwinden Tod im 74. Jahr ſeines Alters/ deſſen Ehren-volle Ehe-Liebſte/ Frau An- na gebohrne von Zedlitz/ ſolche angenehmſte Schickung GOt- tes/ da ſie ſchon 14. Tage gekrancket/ mit dieſen Worten bewill- kommete: Ich dancke GOtt/ der mein Gebet erhoͤret und mich ſehen laſſen/ wie mein Ehe-Herr geſtorben/ dem ich/ mei- nem ſteten Wunſche nach/ bald folgen will. Deſſen ſie auch nach 27. Stunden gluͤckſeligſt gewaͤhret wurde. Und nun liegen izt in Liegnitz/ zu unſerer unverſehenen Ehre derglei- chen Seltenheiten vor Augen. Wir zeichnen uns billich den 22. Aprilis vor den Wohl-ſeligen Herrn Baron mit dem nota bene Davids: Des Gerechten werde nimmermehr vergeſ- ſen/ und den 24. folgenden Tag zum Andencken der himmliſch- erfreueten Frauen Baroneſſe mit dem Aſteriſco Daniels: Sie leuchte/ wie die Sterne immer und ewiglich. Wird iemand forthin im Plutarcho von der bey denen E- gyptiern bekandten und vielleicht biß an Joſephs Zeiten al- ternden Geſellſchafft τῶν συναποϑνησκόντων, der mit einander Sterbenden/ leſen/ der vergeſſe unſers Liegnitziſchen/ ſo gar dem Egyptiſchen Joſeph und Aſſenath nach-ahnenden raren Exempels nicht. Hingegen verzeihen uns alle Nationen/ welche iemahls was Ungemeines bey ſich geruͤhmet/ daß wir dißmahl ihre wunderwuͤrdige Raritaͤten nur obenhin anſe- hen. Selbſten die admirablen Erfinder der kuͤnſtlichen Sel- tenheiten in Londen/ zu Paris/ und wo ſie ſonſten leben; der gelehrte Caſſin, hocherfahrne Hevel, weitberuͤhmte Loͤwen- bock/ Boyle in Londen/ Gverike zu Magdeburg/ Papin in Marpurg/ Meretto, Kunckel/ duͤncken uns nichts Rares zu haben vor uns. Denn ſo uͤbergroß die Kunſt iſt ſelig zu ſter- ben/ vor allen Kuͤnſten/ um ſo vielmehr æſtimiren wir das Gluͤck ehelich-unzertrennt und ſelig zu ſterben. Als der in Leiden uͤber dem gewiß ungewoͤhnlich ſchoͤnen Abſchiede der unvergleichlichen Maria/ Koͤnigin in Groß- Britannien/ mitleidende Spanheim/ deßwegen ſeine Klag- Rede hielte/ wuſte er/ wie hochermeldte Regentin mit ihrem allerliebſten Herrn Gemahl ſich zulezt unterredet haͤtte/ und da ſie keine Rechnung laͤngeꝛ mit ſelbtem zu leben/ vielweniger zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/32
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/32>, abgerufen am 20.04.2024.