Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Simson.
Der so viel Feinde war gewohnt zu überwinden/
Läst sich die schwache Faust der Philisterin binden.


Unterschied der Sprachen und
Gemütter.
Gemeines Sprüchwort schäzt den Mann aus seinem
Gange/
Den Groschen nach dem Klang/ und Vögel vom Gesange:
Der Frantzmann bricht die Red/ hält Sylb und Hertz zu-
rücke/
Der Welsche fälscht das Wort/ steckt insgemein voll Tücke/
Ein stoltzer Spanier wird Pracht in Worten führen/ o
Der Britten Wanckelmutt läst ihre Zunge spüren:
um Zeichen/ daß man deutsch und unverändert bleibt/
So schreibt man/ wie man redt/ und redet wie man schreibt.


Du wirst zwar Jungfrau noch/ doch zweiffelhafft genennt/
Ein Hauß das bleibt ein Hauß/ wiewohl es abgebrennt.
in Dieb muß offtermahls den Titel/ Ehrlich/ führen/
o will der Titel dir der Jungfrau auch gebühren.


Es lies um ihren Mann Mannholde Thränen flüssen/
Und schwur/ sie wolte sich nicht weiter ehlich wissen/
och als die Leinwand sie zum Sterbeküttel schneid/
rieff/ auff Befehl der Hand/ die Scheere nicht zu weit.
ie ward befragt/ warum sie spart in diesen Sachen:
amit man übers Jahr kan Hochzeit-Hemde machen.


[D]er Wirbel träget Gold und Ertz der rothe Bart/
Das Hertz ist grobes Bley/ das Antlitz Silber-Art/
Das
m 3
Vermiſchte Gedichte.
Simſon.
Der ſo viel Feinde war gewohnt zu uͤberwinden/
Laͤſt ſich die ſchwache Fauſt der Philiſterin binden.


Unterſchied der Sprachen und
Gemuͤtter.
Gemeines Spruͤchwort ſchaͤzt den Mann aus ſeinem
Gange/
Den Groſchen nach dem Klang/ und Voͤgel vom Geſange:
Der Frantzmann bricht die Red/ haͤlt Sylb und Hertz zu-
ruͤcke/
Der Welſche faͤlſcht das Wort/ ſteckt insgemein voll Tuͤcke/
Ein ſtoltzer Spanier wird Pracht in Worten fuͤhren/ o
Der Britten Wanckelmutt laͤſt ihre Zunge ſpuͤren:
um Zeichen/ daß man deutſch und unveraͤndert bleibt/
So ſchreibt man/ wie man redt/ und redet wie man ſchreibt.


Du wirſt zwar Jungfrau noch/ doch zweiffelhafft genennt/
Ein Hauß das bleibt ein Hauß/ wiewohl es abgebrennt.
in Dieb muß offtermahls den Titel/ Ehrlich/ fuͤhren/
o will der Titel dir der Jungfrau auch gebuͤhren.


Es lies um ihren Mann Mannholde Thraͤnen fluͤſſen/
Und ſchwur/ ſie wolte ſich nicht weiter ehlich wiſſen/
och als die Leinwand ſie zum Sterbekuͤttel ſchneid/
rieff/ auff Befehl der Hand/ die Scheere nicht zu weit.
ie ward befragt/ warum ſie ſpart in dieſen Sachen:
amit man uͤbers Jahr kan Hochzeit-Hemde machen.


[D]er Wirbel traͤget Gold und Ertz der rothe Bart/
Das Hertz iſt grobes Bley/ das Antlitz Silber-Art/
Das
m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0761" n="181"/>
        <fw place="top" type="header">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Sim&#x017F;on.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>er &#x017F;o viel Feinde war gewohnt zu u&#x0364;berwinden/</l><lb/>
          <l>La&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich die &#x017F;chwache Fau&#x017F;t der Phili&#x017F;terin binden.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Unter&#x017F;chied der Sprachen und<lb/>
Gemu&#x0364;tter.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">G</hi>emeines Spru&#x0364;chwort &#x017F;cha&#x0364;zt den Mann aus &#x017F;einem</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#c">Gange/</hi> </l><lb/>
          <l>Den Gro&#x017F;chen nach dem Klang/ und Vo&#x0364;gel vom Ge&#x017F;ange:</l><lb/>
          <l>Der Frantzmann bricht die Red/ ha&#x0364;lt Sylb und Hertz zu-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#c">ru&#x0364;cke/</hi> </l><lb/>
          <l>Der Wel&#x017F;che fa&#x0364;l&#x017F;cht das Wort/ &#x017F;teckt insgemein voll Tu&#x0364;cke/</l><lb/>
          <l>Ein &#x017F;toltzer Spanier wird Pracht in Worten fu&#x0364;hren/ o</l><lb/>
          <l>Der Britten Wanckelmutt la&#x0364;&#x017F;t ihre Zunge &#x017F;pu&#x0364;ren:</l><lb/>
          <l>um Zeichen/ daß man deut&#x017F;ch und unvera&#x0364;ndert bleibt/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chreibt man/ wie man redt/ und redet wie man &#x017F;chreibt.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>u wir&#x017F;t zwar Jungfrau noch/ doch zweiffelhafft genennt/</l><lb/>
          <l>Ein Hauß das bleibt ein Hauß/ wiewohl es abgebrennt.</l><lb/>
          <l>in Dieb muß offtermahls den Titel/ Ehrlich/ fu&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>o will der Titel dir der Jungfrau auch gebu&#x0364;hren.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">E</hi>s lies um ihren Mann Mannholde Thra&#x0364;nen flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chwur/ &#x017F;ie wolte &#x017F;ich nicht weiter ehlich wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>och als die Leinwand &#x017F;ie zum Sterbeku&#x0364;ttel &#x017F;chneid/</l><lb/>
          <l>rieff/ auff Befehl der Hand/ die Scheere nicht zu weit.</l><lb/>
          <l>ie ward befragt/ warum &#x017F;ie &#x017F;part in die&#x017F;en Sachen:</l><lb/>
          <l>amit man u&#x0364;bers Jahr kan Hochzeit-Hemde machen.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in"><supplied>D</supplied></hi>er Wirbel tra&#x0364;get Gold und Ertz der rothe Bart/</l><lb/>
          <l>Das Hertz i&#x017F;t grobes Bley/ das Antlitz Silber-Art/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">m 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0761] Vermiſchte Gedichte. Simſon. Der ſo viel Feinde war gewohnt zu uͤberwinden/ Laͤſt ſich die ſchwache Fauſt der Philiſterin binden. Unterſchied der Sprachen und Gemuͤtter. Gemeines Spruͤchwort ſchaͤzt den Mann aus ſeinem Gange/ Den Groſchen nach dem Klang/ und Voͤgel vom Geſange: Der Frantzmann bricht die Red/ haͤlt Sylb und Hertz zu- ruͤcke/ Der Welſche faͤlſcht das Wort/ ſteckt insgemein voll Tuͤcke/ Ein ſtoltzer Spanier wird Pracht in Worten fuͤhren/ o Der Britten Wanckelmutt laͤſt ihre Zunge ſpuͤren: um Zeichen/ daß man deutſch und unveraͤndert bleibt/ So ſchreibt man/ wie man redt/ und redet wie man ſchreibt. Du wirſt zwar Jungfrau noch/ doch zweiffelhafft genennt/ Ein Hauß das bleibt ein Hauß/ wiewohl es abgebrennt. in Dieb muß offtermahls den Titel/ Ehrlich/ fuͤhren/ o will der Titel dir der Jungfrau auch gebuͤhren. Es lies um ihren Mann Mannholde Thraͤnen fluͤſſen/ Und ſchwur/ ſie wolte ſich nicht weiter ehlich wiſſen/ och als die Leinwand ſie zum Sterbekuͤttel ſchneid/ rieff/ auff Befehl der Hand/ die Scheere nicht zu weit. ie ward befragt/ warum ſie ſpart in dieſen Sachen: amit man uͤbers Jahr kan Hochzeit-Hemde machen. Der Wirbel traͤget Gold und Ertz der rothe Bart/ Das Hertz iſt grobes Bley/ das Antlitz Silber-Art/ Das m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/761
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/761>, abgerufen am 24.04.2024.