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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Freyherrlich-Abschatzisches
Bey der
Frey-Herrlichen Abschatzischen
Grufft/
Führte nachfolgende Gedancken:
WO bin ich? unter Staub/ und Wust/ und schwartze[n]
Särgen.

Was hör' ich? Leider! nichts als Knall und Donner[-]
schlag.

Was seh' ich? Eine Wolck' auff den gekrönten Bergen/
Mit welchen Schlesien vorhin zu prangen pflag.
Die bringt uns nichts als Sturm und ungeheure Regen/
Und reist des Landes Heyl und überbliebnen Segen
Mit einem Wetter-Stral gantz unvermuttet ein.
Ach Elend! welches uns im Augenblick betroffen/
Was darff man Sicherheit und Heyl und Wohlstand hof-
fen/

Wenn auch die Lorbern selbst nicht frey und sicher seyn.
Dein schneller Untergang/ du Licht des Vaterlandes/
Du Krone des Geschlechts/ das keine Flecken kennt:
Du Preiß der Ritterschafft/ du Glantz des Herren-Stan-
des/

Den man mit guttem Recht klug und gelehrt genennt.
Dein schneller Untergang prest diese Thränen-Klage
Aus der gekränckten Brust; Was Wunder/ daß ich zage/
Wenn der gesammte Rath der grossen Männer weint?
Geht Pfeiler von dem Staat/ geht weise Censorinen/
Und zittert/ denn der Tod herscht izt auff Euren Bühuen/
Und fraget nichts nach dem was groß und edel scheint.
Wenn dieses richtig ist/ was helffen denn die Dienste/
Die das bedrängte Land von euch zu hoffen hat?
Bringt tausendfache Müh dergleichen Mord-Gewinste?
Warum verfügen sich die Väter in den Rath?
Geht[/]
Freyherrlich-Abſchatziſches
Bey der
Frey-Herrlichen Abſchatziſchen
Grufft/
Fuͤhrte nachfolgende Gedancken:
WO bin ich? unter Staub/ und Wuſt/ und ſchwartze[n]
Saͤrgen.

Was hoͤr’ ich? Leider! nichts als Knall und Donner[-]
ſchlag.

Was ſeh’ ich? Eine Wolck’ auff den gekroͤnten Bergen/
Mit welchen Schleſien vorhin zu prangen pflag.
Die bringt uns nichts als Sturm und ungeheure Regen/
Und reiſt des Landes Heyl und uͤberbliebnen Segen
Mit einem Wetter-Stral gantz unvermuttet ein.
Ach Elend! welches uns im Augenblick betroffen/
Was darff man Sicherheit und Heyl und Wohlſtand hof-
fen/

Wenn auch die Lorbern ſelbſt nicht frey und ſicher ſeyn.
Dein ſchneller Untergang/ du Licht des Vaterlandes/
Du Krone des Geſchlechts/ das keine Flecken kennt:
Du Preiß der Ritterſchafft/ du Glantz des Herren-Stan-
des/

Den man mit guttem Recht klug und gelehrt genennt.
Dein ſchneller Untergang preſt dieſe Thraͤnen-Klage
Aus der gekraͤnckten Bruſt; Was Wunder/ daß ich zage/
Wenn der geſammte Rath der groſſen Maͤnner weint?
Geht Pfeiler von dem Staat/ geht weiſe Cenſorinen/
Und zittert/ denn der Tod herſcht izt auff Euren Buͤhuen/
Und fraget nichts nach dem was groß und edel ſcheint.
Wenn dieſes richtig iſt/ was helffen denn die Dienſte/
Die das bedraͤngte Land von euch zu hoffen hat?
Bringt tauſendfache Muͤh dergleichen Mord-Gewinſte?
Warum verfuͤgen ſich die Vaͤter in den Rath?
Geht[/]
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[66/0086] Freyherrlich-Abſchatziſches Bey der Frey-Herrlichen Abſchatziſchen Grufft/ Fuͤhrte nachfolgende Gedancken: WO bin ich? unter Staub/ und Wuſt/ und ſchwartzen Saͤrgen. Was hoͤr’ ich? Leider! nichts als Knall und Donner- ſchlag. Was ſeh’ ich? Eine Wolck’ auff den gekroͤnten Bergen/ Mit welchen Schleſien vorhin zu prangen pflag. Die bringt uns nichts als Sturm und ungeheure Regen/ Und reiſt des Landes Heyl und uͤberbliebnen Segen Mit einem Wetter-Stral gantz unvermuttet ein. Ach Elend! welches uns im Augenblick betroffen/ Was darff man Sicherheit und Heyl und Wohlſtand hof- fen/ Wenn auch die Lorbern ſelbſt nicht frey und ſicher ſeyn. Dein ſchneller Untergang/ du Licht des Vaterlandes/ Du Krone des Geſchlechts/ das keine Flecken kennt: Du Preiß der Ritterſchafft/ du Glantz des Herren-Stan- des/ Den man mit guttem Recht klug und gelehrt genennt. Dein ſchneller Untergang preſt dieſe Thraͤnen-Klage Aus der gekraͤnckten Bruſt; Was Wunder/ daß ich zage/ Wenn der geſammte Rath der groſſen Maͤnner weint? Geht Pfeiler von dem Staat/ geht weiſe Cenſorinen/ Und zittert/ denn der Tod herſcht izt auff Euren Buͤhuen/ Und fraget nichts nach dem was groß und edel ſcheint. Wenn dieſes richtig iſt/ was helffen denn die Dienſte/ Die das bedraͤngte Land von euch zu hoffen hat? Bringt tauſendfache Muͤh dergleichen Mord-Gewinſte? Warum verfuͤgen ſich die Vaͤter in den Rath? Geht/

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/86>, abgerufen am 29.03.2024.