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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Ehren-Gedächtniß.
Freyherrliche Abschatzische
Lob-Schrifft.

DAs grosse Amt eines Königes lässet sich
durch einen Menschen nicht verwalten/
sondern es müssen damit viel Reyhen der
Diener bestellet werden: Diese aber hal-
ten des Landes Heyl für ihr eintziges Au-
gen-Merck/ und vermählen ihre Gedancken
nur mit der Wohlfarth der Unterthanen.
Zwar ist von vielen Rathgebern der erwünschte Ausschlag
der Sache so wenig/ als von vielen Aerzten die unfehlbare
Genesung eines Krancken zu hoffen. Sintemahl Franck-
reich durch kluge Veranstaltung eines vortrefflichen Staats-
Mannes so sehr sich vergrössert hat/ daß es/ wie ehemahls
die einköpffigte Herrschafft der Römer/ seiner eigenen Ge-
walt überlegen ist/ und ihm nichts so sehr/ als das Maaß
seiner Kräfften gebricht. Jedoch ist dieses mehr von den
Staats-Geschäfften eines Reiches/ als von Verwaltung der
Länder zu verstehen. Diese haben ihre Statthalter und
Landes-Haubt-Leute/ die über das Auffnehmen des gemei-
nen Wesens das Guttachten der Stände bey denen einer
Monarchie höchst-vorträglichen Zusammenkünfften verneh-
men/ und auff dem Lande und in Städten heilsame Gesetze
und gutte Ordnungen erhalten. Weil aber auch hier die
Menge derselben den Rathschlägen nicht weniger/ als im
Kriege viele Bunds-Genossen einander nur hinderlich sind/
und die abgegebenen Stimmen auff den Land-Tägen insge-
mein nur pflegen gezehlet/ nicht gewogen zu werden; so ist
in iedem Erb-Fürstenthum des Hertzogthumes Schlesien
noch ein engerer Rath der Landes-Eltisten und Landes-Be-
stellten verordnet/ die ihre Meynungen nach dem Willen
Unsers allergnädigsten Käysers und Herrn auff den Zweck
der Landes-Haubtmannschafft und Regierung richten/ die
Glieder mit dem Könige/ und jene unter sich selbst verknüpf-
fen helffen. Dieselben sind nun die Säulen der Ritter-

schafft/
(E) 5
Ehren-Gedaͤchtniß.
Freyherrliche Abſchatziſche
Lob-Schrifft.

DAs groſſe Amt eines Koͤniges laͤſſet ſich
durch einen Menſchen nicht verwalten/
ſondern es muͤſſen damit viel Reyhen der
Diener beſtellet werden: Dieſe aber hal-
ten des Landes Heyl fuͤr ihr eintziges Au-
gen-Merck/ und vermaͤhlen ihre Gedancken
nur mit der Wohlfarth der Unterthanen.
Zwar iſt von vielen Rathgebern der erwuͤnſchte Ausſchlag
der Sache ſo wenig/ als von vielen Aerzten die unfehlbare
Geneſung eines Krancken zu hoffen. Sintemahl Franck-
reich durch kluge Veranſtaltung eines vortrefflichen Staats-
Mannes ſo ſehr ſich vergroͤſſert hat/ daß es/ wie ehemahls
die einkoͤpffigte Herrſchafft der Roͤmer/ ſeiner eigenen Ge-
walt uͤberlegen iſt/ und ihm nichts ſo ſehr/ als das Maaß
ſeiner Kraͤfften gebricht. Jedoch iſt dieſes mehr von den
Staats-Geſchaͤfften eines Reiches/ als von Verwaltung der
Laͤnder zu verſtehen. Dieſe haben ihre Statthalter und
Landes-Haubt-Leute/ die uͤber das Auffnehmen des gemei-
nen Weſens das Guttachten der Staͤnde bey denen einer
Monarchie hoͤchſt-vortraͤglichen Zuſammenkuͤnfften verneh-
men/ und auff dem Lande und in Staͤdten heilſame Geſetze
und gutte Ordnungen erhalten. Weil aber auch hier die
Menge derſelben den Rathſchlaͤgen nicht weniger/ als im
Kriege viele Bunds-Genoſſen einander nur hinderlich ſind/
und die abgegebenen Stimmen auff den Land-Taͤgen insge-
mein nur pflegen gezehlet/ nicht gewogen zu werden; ſo iſt
in iedem Erb-Fuͤrſtenthum des Hertzogthumes Schleſien
noch ein engerer Rath der Landes-Eltiſten und Landes-Be-
ſtellten verordnet/ die ihre Meynungen nach dem Willen
Unſers allergnaͤdigſten Kaͤyſers und Herrn auff den Zweck
der Landes-Haubtmannſchafft und Regierung richten/ die
Glieder mit dem Koͤnige/ und jene unter ſich ſelbſt verknuͤpf-
fen helffen. Dieſelben ſind nun die Saͤulen der Ritter-

ſchafft/
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[73/0093] Ehren-Gedaͤchtniß. Freyherrliche Abſchatziſche Lob-Schrifft. DAs groſſe Amt eines Koͤniges laͤſſet ſich durch einen Menſchen nicht verwalten/ ſondern es muͤſſen damit viel Reyhen der Diener beſtellet werden: Dieſe aber hal- ten des Landes Heyl fuͤr ihr eintziges Au- gen-Merck/ und vermaͤhlen ihre Gedancken nur mit der Wohlfarth der Unterthanen. Zwar iſt von vielen Rathgebern der erwuͤnſchte Ausſchlag der Sache ſo wenig/ als von vielen Aerzten die unfehlbare Geneſung eines Krancken zu hoffen. Sintemahl Franck- reich durch kluge Veranſtaltung eines vortrefflichen Staats- Mannes ſo ſehr ſich vergroͤſſert hat/ daß es/ wie ehemahls die einkoͤpffigte Herrſchafft der Roͤmer/ ſeiner eigenen Ge- walt uͤberlegen iſt/ und ihm nichts ſo ſehr/ als das Maaß ſeiner Kraͤfften gebricht. Jedoch iſt dieſes mehr von den Staats-Geſchaͤfften eines Reiches/ als von Verwaltung der Laͤnder zu verſtehen. Dieſe haben ihre Statthalter und Landes-Haubt-Leute/ die uͤber das Auffnehmen des gemei- nen Weſens das Guttachten der Staͤnde bey denen einer Monarchie hoͤchſt-vortraͤglichen Zuſammenkuͤnfften verneh- men/ und auff dem Lande und in Staͤdten heilſame Geſetze und gutte Ordnungen erhalten. Weil aber auch hier die Menge derſelben den Rathſchlaͤgen nicht weniger/ als im Kriege viele Bunds-Genoſſen einander nur hinderlich ſind/ und die abgegebenen Stimmen auff den Land-Taͤgen insge- mein nur pflegen gezehlet/ nicht gewogen zu werden; ſo iſt in iedem Erb-Fuͤrſtenthum des Hertzogthumes Schleſien noch ein engerer Rath der Landes-Eltiſten und Landes-Be- ſtellten verordnet/ die ihre Meynungen nach dem Willen Unſers allergnaͤdigſten Kaͤyſers und Herrn auff den Zweck der Landes-Haubtmannſchafft und Regierung richten/ die Glieder mit dem Koͤnige/ und jene unter ſich ſelbſt verknuͤpf- fen helffen. Dieſelben ſind nun die Saͤulen der Ritter- ſchafft/ (E) 5

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/93>, abgerufen am 29.03.2024.