Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreyzehntes Capitel.

Dreyzehntes Capitel.
Von der Ausbreitung und Zertheilung flüßiger
Materien durch die Elektricität.

Wir sind die Kenntnisse des Gegenstandes, der den
Inhalt dieses Capitels ausmacht, größtentheils
dem Abt Nollet schuldig, welcher diese Materie mit
unglaublichem Fleiße und anhaltender Gedult untersucht
hat. Jch habe hier bloß die vornehmsten Resultate sei-
ner Versuche anführen können, und muß die Leser, in Ab-
sicht auf umständlichere Nachrichten, auf Nollet's eig-
ne Schriften oder auf des D. Priestley Geschichte der
Elektricität verweisen.

Die Electricität vermehrt die natürliche Ausdün-
stung flüßiger Materien; alle flüßige Körper, mit wel-
chen man den Versuch angestellt hat, nur Quecksilber und
Oele ausgenommen, haben dabey eine Verminderung er-
litten, die man keiner andern Ursache, als der Elektrici-
rät, zuschreiben konnte.

Sie verstärkt auch die Ausdünstung derjenigen flüßi-
gen Materien am meisten, welche von Natur leicht zur
Ausdünstung geneigt sind. Flüchtiger Salmiakgeist ver.
liert mehr, als Weingeist, dieser mehr als Wasser u.s.w.

Die Elektricität wirkt am stärksten auf flüßige Ma-
terien, wenn die Gefäße, worinn sie sich befinden, Lei-
ter sind. Die Ausdünstung war am stärksten,
wenn die Gefäße große Oefnungen hatten, sie nahm aber
nicht im Verhältniß der Oefnungen zu. Inzwischen be-
wirkt die Elektricität nie eine Ausdünstung durch die Zwi-
schenräume der Metalle oder des Glases.

Um diesen Grundsätzen noch mehrern Umfang zu
geben, stellte der Abt Noilet eine große Anzahl Versu-
che mit elektrisirten Haarröhren an, und fand, daß der

Dreyzehntes Capitel.

Dreyzehntes Capitel.
Von der Ausbreitung und Zertheilung flüßiger
Materien durch die Elektricität.

Wir ſind die Kenntniſſe des Gegenſtandes, der den
Inhalt dieſes Capitels ausmacht, größtentheils
dem Abt Nollet ſchuldig, welcher dieſe Materie mit
unglaublichem Fleiße und anhaltender Gedult unterſucht
hat. Jch habe hier bloß die vornehmſten Reſultate ſei-
ner Verſuche anführen können, und muß die Leſer, in Ab-
ſicht auf umſtändlichere Nachrichten, auf Nollet’s eig-
ne Schriften oder auf des D. Prieſtley Geſchichte der
Elektricität verweiſen.

Die Electricität vermehrt die natürliche Ausdün-
ſtung flüßiger Materien; alle flüßige Körper, mit wel-
chen man den Verſuch angeſtellt hat, nur Queckſilber und
Oele ausgenommen, haben dabey eine Verminderung er-
litten, die man keiner andern Urſache, als der Elektrici-
rät, zuſchreiben konnte.

Sie verſtärkt auch die Ausdünſtung derjenigen flüßi-
gen Materien am meiſten, welche von Natur leicht zur
Ausdünſtung geneigt ſind. Flüchtiger Salmiakgeiſt ver.
liert mehr, als Weingeiſt, dieſer mehr als Waſſer u.ſ.w.

Die Elektricität wirkt am ſtärkſten auf flüßige Ma-
terien, wenn die Gefäße, worinn ſie ſich befinden, Lei-
ter ſind. Die Ausdünſtung war am ſtärkſten,
wenn die Gefäße große Oefnungen hatten, ſie nahm aber
nicht im Verhältniß der Oefnungen zu. Inzwiſchen be-
wirkt die Elektricität nie eine Ausdünſtung durch die Zwi-
ſchenräume der Metalle oder des Glaſes.

Um dieſen Grundſätzen noch mehrern Umfang zu
geben, ſtellte der Abt Noilet eine große Anzahl Verſu-
che mit elektriſirten Haarröhren an, und fand, daß der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0198" n="178"/>
        <fw place="top" type="header">Dreyzehntes Capitel.</fw>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>Dreyzehntes Capitel.<lb/>
Von der Ausbreitung und Zertheilung flüßiger<lb/>
Materien durch die Elektricität.</head><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ind die Kenntni&#x017F;&#x017F;e des Gegen&#x017F;tandes, der den<lb/>
Inhalt die&#x017F;es Capitels ausmacht, größtentheils<lb/>
dem Abt Nollet &#x017F;chuldig, welcher die&#x017F;e Materie mit<lb/>
unglaublichem Fleiße und anhaltender Gedult unter&#x017F;ucht<lb/>
hat. Jch habe hier bloß die vornehm&#x017F;ten Re&#x017F;ultate &#x017F;ei-<lb/>
ner Ver&#x017F;uche anführen können, und muß die Le&#x017F;er, in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf um&#x017F;tändlichere Nachrichten, auf Nollet&#x2019;s eig-<lb/>
ne Schriften oder auf des D. Prie&#x017F;tley Ge&#x017F;chichte der<lb/>
Elektricität verwei&#x017F;en.</p>
          <p>Die Electricität vermehrt die natürliche Ausdün-<lb/>
&#x017F;tung flüßiger Materien; alle flüßige Körper, mit wel-<lb/>
chen man den Ver&#x017F;uch ange&#x017F;tellt hat, nur Queck&#x017F;ilber und<lb/>
Oele ausgenommen, haben dabey eine Verminderung er-<lb/>
litten, die man keiner andern Ur&#x017F;ache, als der Elektrici-<lb/>
rät, zu&#x017F;chreiben konnte.</p>
          <p>Sie ver&#x017F;tärkt auch die Ausdün&#x017F;tung derjenigen flüßi-<lb/>
gen Materien am mei&#x017F;ten, welche von Natur leicht zur<lb/>
Ausdün&#x017F;tung geneigt &#x017F;ind. Flüchtiger Salmiakgei&#x017F;t ver.<lb/>
liert mehr, als Weingei&#x017F;t, die&#x017F;er mehr als Wa&#x017F;&#x017F;er u.&#x017F;.w.</p>
          <p>Die Elektricität wirkt am &#x017F;tärk&#x017F;ten auf flüßige Ma-<lb/>
terien, wenn die Gefäße, worinn &#x017F;ie &#x017F;ich befinden, Lei-<lb/>
ter &#x017F;ind. Die Ausdün&#x017F;tung war am &#x017F;tärk&#x017F;ten,<lb/>
wenn die Gefäße große Oefnungen hatten, &#x017F;ie nahm aber<lb/>
nicht im Verhältniß der Oefnungen zu. Inzwi&#x017F;chen be-<lb/>
wirkt die Elektricität nie eine Ausdün&#x017F;tung durch die Zwi-<lb/>
&#x017F;chenräume der Metalle oder des Gla&#x017F;es.</p>
          <p>Um die&#x017F;en Grund&#x017F;ätzen noch mehrern Umfang zu<lb/>
geben, &#x017F;tellte der Abt Noilet eine große Anzahl Ver&#x017F;u-<lb/>
che mit elektri&#x017F;irten Haarröhren an, und fand, daß der
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0198] Dreyzehntes Capitel. Dreyzehntes Capitel. Von der Ausbreitung und Zertheilung flüßiger Materien durch die Elektricität. Wir ſind die Kenntniſſe des Gegenſtandes, der den Inhalt dieſes Capitels ausmacht, größtentheils dem Abt Nollet ſchuldig, welcher dieſe Materie mit unglaublichem Fleiße und anhaltender Gedult unterſucht hat. Jch habe hier bloß die vornehmſten Reſultate ſei- ner Verſuche anführen können, und muß die Leſer, in Ab- ſicht auf umſtändlichere Nachrichten, auf Nollet’s eig- ne Schriften oder auf des D. Prieſtley Geſchichte der Elektricität verweiſen. Die Electricität vermehrt die natürliche Ausdün- ſtung flüßiger Materien; alle flüßige Körper, mit wel- chen man den Verſuch angeſtellt hat, nur Queckſilber und Oele ausgenommen, haben dabey eine Verminderung er- litten, die man keiner andern Urſache, als der Elektrici- rät, zuſchreiben konnte. Sie verſtärkt auch die Ausdünſtung derjenigen flüßi- gen Materien am meiſten, welche von Natur leicht zur Ausdünſtung geneigt ſind. Flüchtiger Salmiakgeiſt ver. liert mehr, als Weingeiſt, dieſer mehr als Waſſer u.ſ.w. Die Elektricität wirkt am ſtärkſten auf flüßige Ma- terien, wenn die Gefäße, worinn ſie ſich befinden, Lei- ter ſind. Die Ausdünſtung war am ſtärkſten, wenn die Gefäße große Oefnungen hatten, ſie nahm aber nicht im Verhältniß der Oefnungen zu. Inzwiſchen be- wirkt die Elektricität nie eine Ausdünſtung durch die Zwi- ſchenräume der Metalle oder des Glaſes. Um dieſen Grundſätzen noch mehrern Umfang zu geben, ſtellte der Abt Noilet eine große Anzahl Verſu- che mit elektriſirten Haarröhren an, und fand, daß der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T11:17:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T11:17:52Z)
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T11:17:52Z)

Weitere Informationen:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet
  • Kustoden: nicht übernommen
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/198
Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/198>, abgerufen am 18.04.2024.